„Mit einem Schlag wurden am Dienstagmittag mehr als 2.700 Mitglieder der Terror-Miliz Hisbollah im Libanon verwundet – und das durch präparierte Pager. Wie ist das möglich und was passiert bei solchen Missionen in Geheimdiensten? Fragen, die wir nun klären werden mit dem Friedensforscher und Experten für Nachrichtendienste, Erich Schmidt-Eenboom.
„Was der israelische Auslandsnachrichtendienst da geleistet hat, war eine sehr erfolgreiche, technisch komplizierte Operation“, sagte Schmidt-Eenboom. Eine solche Aktion müsse von langer Hand vorbereitet werden, könne aber in kurzer Zeit durchgeführt werden. Der taiwanesische Hersteller der Pager habe jede Verantwortung von sich gewiesen, eine ungarische Leasingfirma stehe im Verdacht, die Geräte manipuliert zu haben. Schmidt-Eenboom vermutet daher, dass die Manipulation auf ungarischem Boden stattgefunden hat.
Der Friedensforscher zog Parallelen zu früheren Mossad-Operationen wie der Manipulation von Steuerungselementen in der iranischen Urananreicherungsanlage im Jahr 2010, die in Luxemburg von israelischen und amerikanischen Spezialisten manipuliert worden seien.
Hassan Nasrallah, der Chef der Hisbollah, hatte seine Kämpfer vor einigen Monaten davor gewarnt, Smartphones zu benutzen, da diese abgehört und verfolgt werden könnten. Stattdessen setzte die Hisbollah auf Pager, die nun explodierten. „Der israelische Auslandsnachrichtendienst macht natürlich ständig so etwas wie eine Schwachstellen-Analyse der Hisbollah“, erklärte Schmidt-Eenboom. Der Mossad habe die Verwundbarkeit der Pager erkannt und ausgenutzt.
Psychologisch sei die Explosion der Pager ein schwerer Schlag für die Hisbollah. Die Kämpfer würden nun alle Kommunikationsgeräte vernichten und müssten auf anfällige Handys oder Satellitentelefone zurückgreifen. „Im Augenblick ist natürlich die gesamte militärische Kommunikation der Hisbollah total am Boden“, so Schmidt-Eenboom. Er gehe davon aus, dass der Iran der Hisbollah in Kürze militärische Funkgeräte schicken werde, um die Kommunikationsstrukturen wiederherzustellen.
Abschließend betonte Schmidt-Eenboom, dass die Hisbollah und der Iran nun nicht mehr umhin kämen, massiv Vergeltung zu üben. Dies könne in Form von neuen Raketenlieferungen oder Kommandoaktionen gegen israelische Einrichtungen weltweit geschehen. „Die israelische Flugabwehr kann viel abwehren, aber nicht alles“, warnte er.
Die komplexe und technisch anspruchsvolle Operation des Mossad, die auf den Erfahrungen früherer Einsätze aufbaue, könne daher weitreichende Folgen für die Stabilität in der Region haben.“
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