Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Denkmal des unbekannten Soldaten

https://www.youtube.com/watch?v=Ug1bqv3ch1s

 

Im Rahmen der Oscarverleihung 2023 wurde „Im Westen nichts Neues“ mit vier Oscars ausgezeichnet. Edward Bergers Verfilmung von Erich Maria Remarques berühmtem Anti-Kriegs-Roman gewann in den Kategorien bester Internationaler Film, beste Kamera, bestes Szenenbild und beste Musik.

 

Kriege sind weltweit immer aktuell. Mit Ausnahme der Bombardierung Jugoslawiens im Jahr 1999 (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/626-die-moerder-sind-unter-uns ) gab es zumindest seit dem 2. Weltkrieg keinen Krieg in Mitteleuropa und Krieg war zu großen Teilen geächtet.

 

Aus einem früheren Beitrag des Wurms: „Nach verheerenden Kriegen besteht erst mal Bedarf nach Ruhe. So wie nach dem Schmalkaldischen Krieg und dem Augsburger Religionsfrieden Mitte des 16. Jahrhunderts. Spätestens nach zwei oder drei Generationen haben die Oberschichten wieder Lust an Beutezügen und leiten die Vorspiele zum nächsten Krieg und die entsprechende Propaganda ein.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/580-terra-deserta

 

Es ist wieder soweit.

 

Stalin

Vor 70 Jahren starb Josef Stalin, einer der größten Verbrecher der Menschheits-Geschichte.

Der Wurm konzentriert sich auf die übelsten Verbrechen in seinem eigenen Land und fragt sich, wie das alles möglich war.

 

Der Schmarrn

https://www.youtube.com/watch?v=X-XRN67oPsI

 

„Der Schwarm“ ist das teuerste Werk der deutschen Fernseh-Geschichte und wurde grandios in den Sand gesetzt:

Mit dem Inhalt der Roman-Vorlage wurde sehr frei umgegangen. Mit dem Ergebnis, dass es in der Serie politisch und gesellschaftlich sehr korrekt zugeht. Die im Buch zentrale (und scharf kritisierte) US-Politik kommt erst gar nicht vor, der mensch-gemachte Klima-Wandel wird beschworen, „die Wissenschaft" rettet die Welt, Wissenschaftler werden beim Abschied-Nehmen gezeigt, darunter zwei schwule Männer und zwei lesbische Frauen, die eine mit dunkler Hautfarbe, die andere mit heller Hautfarbe.

Die von oben diktierte Wokeness wäre so schon ärgerlich gewesen. Dem gemeinen Fernseh-Zuschauer dürfte eher missfallen haben, dass das mutmaßliche Spektakel viel langweiliger nicht hätte inszeniert werden können.

Da kommen Millionen von Menschen um oder werden um ihre Existenz gebracht, was quasi nur beiläufig dargestellt wird. In solch einem Fall würde die Politik panisch reagieren, was in der Serie überhaupt nicht vorkommt.

Die Welt der Wissenschaft wird sehr steril gezeigt: in „kalten“ Einrichtungen, gerne weit voneinander entfernt am Tisch sitzend. Die gezeigten Emotionen sind Pseudo-Emotionen; der Höhepunkt bei der einen angedeuteten Sex-Szene ist, dass am Morgen danach kurz ein nackter Männer-Arsch zu sehen ist.

Aktuell mag die Neugier überwogen haben, wie es weitergeht oder wann es endlich losgeht – bei der Wiederholung wird sich an der Einschalt-Quote zeigen, was das Publikum tatsächlich von der Serie hält: nichts.

 

Friede den Rechtschaffenen! Krieg den Belanglosen!

https://www.youtube.com/watch?v=PePm6QP7rq0

 

Es gibt Menschen, die sind zu gut für diese Welt. Clemens Arvay, der sich im Alter von 42 Jahren das Leben genommen hat, gehört dazu.

Der Wurm trauert um diesen Menschen und ist gleichzeitig zornig auf jene, die seinen Tod gar nicht mitbekommen haben, nicht wissen, wer Clemens Arvay war und denen alles egal ist, was sie nicht persönlich betrifft.

 

Molière

Leander Haußmann: „Jedes Jahrhundert hat seine Genies, die überleben. Das sind in der Regel nicht sehr viele, aber Molière gehört definitiv dazu. Er ist - nach Shakespeare - einer der ganz wesentlichen Gamechanger im Theater-Business und die Blaupause für alles, was später an Komödie passiert. Vorher gab es die Commedia dell’arte - aus heutiger Sicht mehr oder weniger ein sehr anbiederisches Theater. Es kommt ja von der Straße, und auf der Straße kann man es sich nicht erlauben, die Leute zu verstümmeln, man muss sie binden. Und dadurch kommt es zu schleimigen Übergriffen von Schauspielern dem Zuschauer gegenüber. Molière hat das abgeschafft. Er hat angefangen, sehr kritische Charakterkomödien zu entwickeln, die letzten Endes sehr erfolgreich waren, vom "Tartuffe" mal abgesehen, mit dem er große Schwierigkeiten hatte.

Bis heute ist es auch faszinierend, dass er auf der Bühne starb, in der vierten Aufführung von "Der eingebildete Kranke". Die Leute hielten das für einen Gag, als er zum Ende hin einen Blutsturz bekam. Er spielte auch noch weiter, die Leute lachten, und dann ist er auf der Bühne gestorben - nach Überlieferungen zuhause, aber in der Erinnerung vor Zuschauern. Das ist schon sehr faszinierend.

Ob Sie heute eine amerikanische Sitcom sehen oder Neil Simon oder Arnold und Bach, um auch mal ein paar Deutsche zu nennen - das ist alles letzten Endes auf Molières Mist gewachsen.“

https://www.ndr.de/kultur/buehne/Regisseur-Leander-Haussmann-ueber-die-Faszination-Moliere,moliere122.html

 

Molière starb vor 350 Jahren und ist nach wie vor im Theater lebendig.