Es beginnt noch recht nett:
Schatz, das Wetter ist wunderschön
Da leid ich's net länger zu Haus.
Heute muss man ins Grüne gehn
In den bunten Frühling hinaus!
Jeder Bursch und sein Mäderl,
Mit einem Fresspaketerl,
Sitzen heute im grünen Klee -
Schatz, ich hab' eine Idee:
Plötzlich ist’s aus mit der Idylle und wird etwas böse:
Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Wir sitzen zusamm' in der Laube
Und a jeder vergiftet a Taube
Der Frühling, der dringt bis ins innerste Mark
Beim Taubenvergiften im Park
Schatz, geh, bring das Arsen g'schwind her,
Das tut sich am besten bewähr'n.
Streu's auf a Grahambrot kreuz über quer
Und nimm's Scherzel, das fressen's so gern!
Erst verjag'mer die Spatzen,
Denn die tun'am alles verpatzen.
So a Spatz ist zu g'schwind, der frisst's Gift auf im Nu
Und das arme Tauberl schaut zu!
Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier!
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Kann's geben im Leben ein größres Plaisir,
Als das Tauben vergiften im Park?
Der Hansl geht gern mit der Mali,
Denn die Mali, die zahlt's Zyankali.
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark,
Beim Tauben vergiften im Park...
Nimm für uns was zu naschen -
In der anderen Taschen!
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
https://www.youtube.com/watch?v=B2PH3hXSA0Y
Vor 100 Jahren wurde Georg Kreisler geboren. Mensch sollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und ihn auf makabre, dadaistische oder wortwitzige Lieder reduzieren. Auch wenn sein bekanntestes Lied „Frühlingslied“ („Tauben vergiften im Park“) noch so schön sein mag – wichtig war (und ist) er durch sein politisches Engagement und die entsprechenden Lieder.