https://www.youtube.com/watch?v=pmBlwilQVsg
Jörg-Uwe Albig: „Die bürgerliche Jugend des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist empfindsam. Die gerade erwachsen gewordenen Frauen und Männer tragen sich Gedichte vor, tauschen keusche Küsse, fallen wirkungsvoll in Ohnmacht, spielen kokett mit dem Gedanken an den Freitod. 1774 erscheint ein Roman, der das Lebensgefühl dieser Generation perfekt einfängt: "Die Leiden des jungen Werthers". Das Buch über eine unglückliche Liebe stammt aus der Feder des verkrachten Juristen Johann Wolfgang Goethe, wird zu einer europäischen Sensation - und macht aus seinem Verfasser einen umjubelten Großdichter.“
„Die Suche nach dem Ich, die Rebellion gegen gesellschaftliche Schranken und eine unerfüllte Liebe - all das bietet Goethes unsterblich gewordene Jugenddichtung, die zum Kanon deutscher Literaturgeschichte gehört.
250 Jahre ist es her, dass der Briefroman des jungen Goethe auf der Leipziger Buchmesse erschien und über Nacht zum Bestseller wurde.
Werther, ein Rechtspraktikant, landet in einer Erbschaftsangelegenheit seiner Mutter im idyllischen Dörfchen Wahlheim. Dort lernt er Lotte, die älteste Tochter des verwitweten Amtmann S. kennen, die sich um ihre acht Geschwister kümmern muss. Ihre Zugewandtheit und Fürsorglichkeit berühren ihn tief. Er, der auf der Suche nach einem Lebenssinn ist, schwankend zwischen übergroßem Lebensverdruss und überbordender Lebensfreude, entdeckt in der jungen Frau all das, was ihm zum Glücklichsein fehlt. Aber Lotte ist Albert versprochen, einem gut situierten, redlichen Geschäftsmann. Der Versuch einer schwärmerischen Menage á trois misslingt. Werther flieht, verdingt sich als Angestellter an einem Fürstenhof und verzweifelt an der Enge des bürgerlichen Daseins und der Unerfüllbarkeit seiner Liebe.
Das Aufbegehren des Ichs gegen die Schranken von Herkunft und Tradition und die unbändige Kraft der im Roman geschilderten Gefühle lösten nach der Veröffentlichung v.a. beim jungen Publikum eine wahre Lesesucht aus. Shitstorm und Heiligsprechung folgten prompt.“
https://www.nationaltheater-weimar.de/de/programm/stueck-detail.php?SID=3328