Krieg ist Frieden

https://www.youtube.com/watch?v=zC1__Njby8I

 

Viel perverser geht es nicht mehr: Die NATO erhält den Westfälischen Friedenspreis. Kein Wunder – die Jury bestand vornehmlich aus Kriegshetzern.

Unmittelbar davor gingen der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels sowie der Friedens-Nobelpreis an Menschen, die Hass und Hetze verbreiten, die sich für Krieg oder gewaltsame Regime-Wechsel aussprechen.

Das geht schon seit Jahren so: Kriege werden vorbereitet oder verlängert. Auch und gerade medial. Kriegerische Personen und Institutionen werden mit Friedens-Preisen geehrt.

Krieg ist Frieden.

 

 Westfälischer Friedenspreis

 

Florian Rötzer: „Ich muss gestehen, bislang habe ich den von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Lippe und Westfalen (WWL) seit 1998 anlässlich des 350. Jahrestages des Westfälischen Friedensschlusses alle zwei Jahre verliehenen „Internationalen Preis des Westfälischen Friedens“ nicht wahrgenommen. Ausgezeichnet wird damit „besonderes Engagement für nachhaltigen Frieden und internationale Verständigung“. Dotiert ist der Preis mit 100.000 Euro. Und dieses Jahr erhält ihn die Nato, vertreten durch ihren Generalsekretär Mark Rutte.

Warum sollte ein Militärbündnis, das sich zwar als Verteidigungsbündnis darstellt, das aber durchaus Angriffskriege geführt hat, dessen Mitglieder sich an Kriegen beteiligt haben, das aktuell eine Kriegspartei mit Waffen und anderem unterstützt und sich massiv aufrüstet, einen Friedenspreis erhalten? Mit der Nato wird auch gleich den Vereinigten Staaten der Friedenspreis gewidmet, die ihr Verteidigungsministerium angemessen in Kriegsministerium umgetauft haben, gerade eine Armada vor Venezuela und Kolumbien aufbieten oder den Iran bombardieren. Betont wird denn auch auch die „transatlantische Zusammenarbeit“. Von der Türkei brauchen wir gar nicht reden, die die Opposition unterdrückt und Teile Syriens okkupiert. Selbst wenn man der Meinung ist, dass ein Militärbündnis durch Abschreckung und Bedrohung das Ausbrechen eines Kriegs verhindert oder sich auch in der Ukraine, am Hindukusch oder vor China verteidigt, ist das kaum als aktiver Einsatz für die Herstellung und Bewahrung von Frieden zu sehen.

Die Entscheidung der Wirtschaftlichen Gesellschaft erinnert an die des Friedensnobelpreiskomitees, das mit Machado, die eine militärische Intervention der USA in Venezuela fordert und die auf Verdacht hin erfolgte Ermordung von Bootsbesatzungen billigt, weil damit angeblich Leben gerettet wird. Und sie erinnert auch daran, dass uns seit Jahren eingeredet wird, dass nur „Stärke“ zu Frieden führt oder dass Waffen Menschenleben retten. Neuer Dreh der Wirtschaftlichen Gesellschaft ist der Slogan: „Frieden durch Zusammenhalt oder Stabilität“, gemeint ist militärischer Zusammenhalt und Frieden durch Bedrohung/Abschreckung.

„Die NATO“, sagt WWL-Vorsitzender Reinhard Zinkann, „steht seit mehr als sieben Jahrzehnten als Bündnis für eine regelbasierte Sicherheitsarchitektur, die Konflikte eindämmt, Eskalation vorbeugt und Zusammenarbeit stärkt.“ Man würdige „eine Institution, die in einer Zeit globaler Unsicherheit Verlässlichkeit schafft, Partnerschaft fördert und Frieden durch Stabilität ermöglicht“.

Als Beispiel wird die „verantwortungsvolle Unterstützung“ der Ukraine genannt – „ohne selbst Konfliktpartei zu werden“, was aber bestenfalls juristisch so sein mag, aber nicht faktisch. Oder die Friedensmission KFOR im Kosovo, wobei man vergisst, dass der ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg der Nato auf Serbien vorausging und der Kosovo unter Verletzung der serbischen Souveränität ohne Referendum der Bevölkerung als unabhängig erklärt wurde. Nicht einmal alle EU- und Nato-Mitgliedsstaaten erkennen den Kosovo als unabhängigen Staat an. Auch die Ukraine macht dies nicht. Und dann wird noch die Stabilität durch die Nato-Erweiterung um Finnland und Schweden genannt, selbstverständlich ohne zu erwähnen, dass die Osterweiterung der Nato mit einen Beitrag zum Krieg in der Ukraine geleistet hat. Schön ist auch die Formulierung: „Resilienz als Friedensbasis: Durch Mindeststandards zur Krisenfestigkeit stärkt die NATO die Stabilität der Mitgliedsstaaten und damit die Friedensfähigkeit Europas.“ Das heißt, Aufrüstungsvorschriften stärken den Frieden. Wenn das auch noch die Stabilität der Staaten stärken soll, kann man das auch so verstehen, dass ein starkes Militär Unruhen im Land verhindert.

Wenn man sich ansieht, wer in der Jury des „Friedenspreises“ sitzt, wundert sich über die Orwellschen Begründungen nicht mehr. Es geht um die Durchsetzung und Auszeichnung der Regierungs- und Nato-Politik. In der Jury u.a. mit Sigmar Gabriel, Alexander Graf Lambsdorff, Jean-Claude Juncker, Friedrich Merz, Cem Özdemir, Georg Friedrich Prinz von Preußen oder Frank-Walter Steinmeier findet sich niemand, den man irgendwie mit Friedenspolitik in Verbindung bringen könnte.

Bei der Farce spielen auch staatstreue Medienvertreter mit. Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht so einen Kommentar von Christoph Koopmann unter dem Titel „Paradox, aber richtig“.  Militärische Stärke und Friedenssicherung würden sich gegenseitig bedingen, heißt es da zur Bestätigung, was auch die Devise von Gangs, Milizen und autoritären Staaten wie Nordkorea sein könnte. Natürlich muss da Putin „mit seinem Hass auf alles Freiheitliche“ herhalten. Gegen dessen „Großmachtstreben“ wirke die Abschreckung der Nato, Letzteres könnte man genauso umgekehrt sehen. Bei der Friedensfeier stört auch Trump nicht. Der Preis soll daran erinnern, dass die Nato nicht nur eine „Waffenbruderschaft“ ist, sondern von Staaten gegründet wurde, „denen etwas an Freiheit und Demokratie“ liegt. Das liegt nicht nur in den USA oder in der Türkei im Argen. Man hätte auch einmal daran erinnern können, was die Einsätze der Nato oder einzelner Nato-Staaten im Iran, in Syrien, in Afghanistan, in Serbien, in Libyen etc. hinterlassen haben. Stabilität und Frieden eher nicht.“

https://overton-magazin.de/top-story/ohne-witz-nato-erhaelt-friedenspreis/

 

Uli Gellermann: „… Ausgerechnet der NATO - die mit ihren Kriegen von Jugoslawien bis Afghanistan ihren mörderischen Charakter bewiesen hat - einen Friedenspreis zu verleihen, dazu gehört ein gerüttelt Maß an widerlicher Unverschämtheit. In Kuratorium und Jury des Preises sitzen der Nazi-Enkel Kanzler Merz, ein Chef des Hauses Hohenzollern - ein adliger Laden, der gut im Kriege-beginnen und -verlieren war, und auch Reinhard Zinkann (Geschäftsführer Miele-Waschmaschinen). Im Zweiten Weltkrieg stellte Miele Steuereinheiten für Torpedos der deutschen Kriegsmarine her. Dabei wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. Zu den Finanziers des Preises gehört die FALKE KGaA (Socken). Deren Kapital stammt u. A. aus der Arisierung der „Strickwarenfabrik Salomon Stern“.

Das Geschmeiss traut sich was: In einer Medien-Atmosphäre, die von Kriegstüchtigkeit nur so strotzt, zieht es eine falsche Friedensfahne auf, um die blutige NATO zu tarnen. Bei Sichtung des Absenders werden die braunen Wurzeln des Friedenspreises für die NATO deutlich. Hätten die NATO-Mitglieder Großbritannien, Frankreich oder Polen ein historisches Gedächtnis, dann wüssten sie, dass mit diesem Friedenspreis die NATO als Nachfolgeorganisation der Reichswehr in Stellung gebracht wird: Der verlorene deutsche Krieg gegen Russland soll heute unter falscher Flagge gewonnen werden. Die nationalen Interessen der ehemaligen Alliierten verschwinden unter den Interessen der Rüstungsindustrie und der Vormacht jener USA, die ihren Krieg in der Ukraine zu einem siegreichen Ende führen möchte.

NATO-Operationen tragen gern den Namen „Friedenseinsätze“. Wie zum Beispiel die "Kosovo Force (KFOR)“, die nach der Zerschlagung Jugoslawiens durch die NATO die Aufräumarbeiten erledigen sollte. Wir sind Tauben, sagen die Falken, und die Wölfe erklären sich zu Lämmern. Und die Kriegseinsätze tragen den Namen „Mission“; übersetzt bedeutet das „Sendung“ und hat eine schöne religiöse Färbung, da lauert der heilige Krieg an der nächsten Ecke. Wer in die angeblich Allwissend-Maschine Google das Stichwort „Mission gegen Russland“ eingibt, bekommt automatisch eine Reihe Anmerkungen zum Ukrainekrieg. Der schönste Treffer kommt von der Bundeswehr und erzählt über „Die europäische Ausbildungsmission EUMAM UA (European Union Military Assistance Mission Ukraine)“, bingo!

Wann wird Rheinmetall den „Friedenspreis“ bekommen? Aus George Orwells Roman „1984“ stammt das Zitat „Krieg ist Frieden; Freiheit ist Sklaverei; Unwissenheit ist Stärke“. Die Medienmacher und ihre Herrscher haben Orwell gelesen und seinen Roman als Handbuch verstanden. Wir erleben seit der Zeit des Corona-Regimes eine andauernde Anwendung ihrer Kenntnisse. Der Friedenspreis für die NATO ist ein herausragendes Produkt dieser praktischen Aneignung.“

https://www.rationalgalerie.de/home/friedenspreis-fuer-rheinmetall

 

Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

 

Wie der Preis theoretisch auch immer betrachtet werden mag – praktisch handelt es sich um einen Staats-Preis. Dargestellt durch die Jury und die bei der Preis-Verleihung Anwesenden.

Aus einem Beitrag des Wurms aus dem Jahr 2022: „Sollte es in diesem Lande jemanden gegeben haben, der noch an das Gute im Kulturschaffenden geglaubt hatte, sollte das seit letzter Woche nicht mehr tun.

Auf der Frankfurter Buchmesse traf sich die geistige Elite des Landes. Wie in jedem Jahr, wurden auch diesmal Preise vergeben, die zeigen sollen, wo diese geistige Elite steht und wo sie hin will.

Die Verleihung des Deutschen Buchpreises an Kim de l'Horizon und vor allem des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Serhij Schadan stellt ein katastrophales Zeugnis der Intellektuellen dieses Landes aus – auch ob des mangelnden Protestes gegen diese Entscheidungen.“

https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/1290-hass-und-rassismus-sind-wieder-salonfaehig-spinnerei-sowieso

 

Die Propaganda

 

„Karl Schlögel ist mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In seiner Dankesrede rief der Historiker dazu auf, von den Menschen in der Ukraine zu lernen.

Der Historiker und Osteuropa-Experte Karl Schlögel ist zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Als einer der Ersten habe er vor der aggressiven Expansionspolitik des russischen Staatschefs Wladimir Putin gewarnt, heißt es in der Urkunde, die der 77-Jährige in der Frankfurter Paulskirche entgegennahm.

In seiner Dankesrede rief Schlögel die Deutschen dazu auf, von den Ukrainern zu lernen: "Sie kennen sich aus mit Verhaltenslehren des Widerstands und bringen den Europäern bei, was auf sie zukommt, wenn sie nicht endlich sich auf den Ernstfall vorbereiten."

"Die Bürger und Bürgerinnen der Ukraine lehren uns, dass das, was geschieht, nicht Ukraine-Konflikt heißt, sondern Krieg. Sie helfen uns zu verstehen, mit wem wir es zu tun haben: mit einem Regime, das die Ukraine als unabhängigen Staat vernichten will und das Europa hasst", sagte der 77-Jährige.

Er gehöre einer Generation an, "die unwahrscheinliches Glück gehabt hat, und die nun sich unerhört schwertut, Abschied zu nehmen und sich auf den Krieg in Europa und alles, was damit zusammenhängt, einzustellen", sagte Schlögel. Er habe sich nicht vorstellen können, dass Russland noch einmal zurückfallen würde "in Zeiten, die in vielem den Praktiken des Stalinismus gleichen".

In ihrer Laudatio schilderte die ukrainisch-deutsche Schriftstellerin Katja Petrowskaja, wie sie Schlögel 2022, wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine, auf einer Demo in Berlin traf, eingehüllt in eine ukrainische Flagge.

"Wir wussten: Wir sind nicht allein. Danke, dass Sie sich immer wieder zu Wort melden", so Petrowskaja. Sein Blick gen Osten sei geprägt von Sehnsucht, Neugier und "ja, dieses Wort darf ich sagen - Liebe". Grundlage seiner Arbeit sei die Offenheit: "Es geht darum, niemals ohne genaue Anschauung zu urteilen, sei es über einen Menschen oder einen Ort." Sein Verdienst sei es, "über Staatsgrenzen hinwegzuschauen, festgefahrene Vorurteile aufzulösen, sich dem Unwissen entgegenzustellen".

Kurz vor der Preisverleihung würdigte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer Schlögel als "herausragenden Historiker und Intellektuellen".

Mit Blick auf die aktuelle Lage fügte er hinzu: "Karl Schlögel hat schon sehr früh und klar auf das völkerrechtswidrige und aggressive Expansionsstreben des russischen Präsidenten hingewiesen. Er hat immer betont: Ohne eine freie Ukraine gibt es keinen Frieden in Europa. Mit seiner Expertise hat er sich in den vergangenen Jahren klar für die Unterstützung der Ukraine ausgesprochen."

Schlögel wird 1948 in Hawangen im Allgäu in eine Bauernfamilie hineingeboren. Im Klosterinternat lernt er Russisch, reist schon als Jugendlicher nach Russland und Tschechien, erlebt vor Ort den Prager Frühling. Er studiert osteuropäische Geschichte, heiratet eine russische Schriftstellerin.

Lebenslang pendelt er zwischen Ost und West, lässt den Westen hinter den Eisernen Vorhang blicken. Sein erstes Buch 1984 heißt "Moskau lesen". Eine Universitätskarriere will er lange nicht. Nach dem Mauerfall lehrt er erst in Konstanz und dann in Frankfurt/Oder.

Die Auszeichnung gehört zu den wichtigsten in der Bundesrepublik und ist mit 25.000 Euro dotiert. Seit 1950 wurden mehr als 75 Schriftsteller, Philosophinnen, Wissenschaftler und Politikerinnen geehrt. Darunter waren Albert Schweitzer, Vaclav Havel, Astrid Lindgren und Salman Rushdie. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Publizistin Anne Applebaum.“

https://www.zdfheute.de/panorama/karl-schloegel-friedenspreis-deutscher-buchhandel-100.html

 

Gewandelter Extremist

 

Jürgen Adriaans: „Karl Schlögel war einmal Wehrdienstverweigerer zur Zeit des Vietnamkrieges. Heute fordert er die Wiedereinführung des Wehrdienstes – und erhält dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Ein symbolischer Akt, der so grotesk ist, dass er schon wieder perfekt in unsere Zeit passt: Eine Epoche, in der Krieg mal wieder als Friedenspolitik und Aufrüstung als Verantwortung verkauft wird.

Wenn Karl Schlögel so aufrichtig gewesen wäre, zu sagen, er hätte damals nur seine Fahne in den Wind gehängt und den Wehrdienst verweigert, weil es „IN“ war, so hätte er jetzt nur sagen brauchen, dass er sich treu geblieben sei. Aber das tut er nicht – er verteidigt seinen Wandel …

Schlögels Kehrtwende wirkt wie eine Geste, die im gegenwärtigen intellektuellen Klima gut ankommt: Wer die Ukraine militärisch unterstützt, gilt als auf der richtigen Seite der Geschichte.

Doch wer so argumentiert, offenbart weniger ein neues Denken als ein vergessenes Gedächtnis.

Bei Karl Schlögel ist das kein Denkfehler. Das ist Strategie. Denn die intellektuelle Klasse unserer Zeit braucht Narrative, keine Widersprüche. Wer „auf der richtigen Seite“ steht, darf Logik opfern. So verwandelt sich der ehemalige Pazifist in einen „realistischen“ Kriegsbefürworter, (hier wird so mancher protestieren und sagen: „Er mag falsch liegen, aber er will doch keinen Krieg!“)

Richtig, er will keinen Krieg anzetteln! Aber er will Krieg mit Krieg bekämpfen; ist also Befürworter des „Verteidigungskrieges“, und zwar weniger zur Sicherung des Lebens und des Hab und Gutes, sondern zur Sicherung der „Würde“. Damit sind wir verdammt nahe an der braunen Logik, die wir glaubten hinter uns gelassen zu haben.

Karl Schlögel lehnt also nicht mehr den „Krieg zur Durchsetzung politischer Interessen“ ab, wie in den 70ern, sondern nur den „Angriffskrieg“. Dabei sind alle Kriege der Moderne, auch der Überfall auf Polen 1939, als Verteidigungskriege legitimiert worden.

Der ehemalige Wehrdienstverweigerer hätte heute allen Grund, seine damalige Haltung zu bekräftigen – als Mahnung, dass Frieden nicht durch Aufrüstung, sondern durch politische Vernunft, historisches Erinnern und Selbstbegrenzung verteidigt wird …

Es ist ein Symptom unserer Gegenwart: Intellektuelle erklären Kriegsvorbereitung zur Friedenspolitik, weil der politisch-industrielle Konsens es so will.

Dass er seine Fahne in die richtige Windrichtung gehängt hat, belegt nicht nur der unverdiente Preis und der schändliche Applaus auf seine Rede, sondern auch was Carsten Otte, Kulturmoderator des SWF über ihn und die Buchmesse schreibt: Die Buchautoren, die im militärischen Tarnanzug auf die Buchmesse gekommen waren, seien „ein ungewohnter, aber erhellender Anblick“ gewesen.““

https://www.pressenza.com/de/2025/10/die-geistige-korruption-des-karl-schloegel/

 

Rupert Koppold: „Ähnlich das Porträt, das die ZEIT (16.10.2025) dem Preisträger spendiert. „Ein Grundmuster dieses intellektuellen Lebens kann man also schon beim 21-jährigen Studenten entdecken: Die Anschauung, das Erleben, das Hinsehen, das sinnliche Erfassen der verschiedenen Dimensionen gehören zur Erkenntnismethode dieses Historikers …“ Aber in diesem Porträt wird auch mal kurz das erwähnt, was die meisten Jubler auslassen (oder nicht wissen?), und was auch Schlögel selbst, wenn schon nicht leugnet, dann doch gern verschweigt: Seine langen Jahre als maoistischer KPD(AO)-Funktionär. Von einer „ideologischen Irrfahrt nach 1968“ ist da die Rede, bei der auch, so die ZEIT entschuldigend, viele andere heute bekannte Personen mitgefahren wären. Bei Schlögel sei diese Phase zwar „besonders intensiv“ gewesen, aber „nie prosowjetisch, sondern chinatreu maoistisch“.

An Maos Lippen hängen und vermutlich auch die massenmörderischen Roten Khmer und deren Führer Pol Pot hofieren? Für die ZEIT ist das nicht so schlimm und wird fast schon aufgewogen durch Schlögels Kampf gegen die Sowjetunion. Und es war ja nur eine Phase, über die sich Schlögel heute selber wundert: „Es ist schwer, in diese Jahre eine Logik hineinzubringen.“ Laut ZEIT dauerten sie bis Ende der Siebziger, tatsächlich schrieb Karl Schlögel seinen Aufmacher zur Auflösung der KPD in der Roten Fahne erst am 19.3.1980. Da war Schlögel Anfang dreißig, also zu alt für Jugendsünden, und ob er zu dieser Zeit gedanklich oder nur organisatorisch aus seiner „ideologischen Irrfahrt“ ausgestiegen ist, das weiß wohl nur er selber. Die Tiefenschichten des Karl Schlögel müssten im Detail wohl noch freigelegt werden, auch wenn er sich heute selber eine „Immunisierung“ gegen Ideologien bescheinigt.

Noch einmal ein Schlögel-Zitat aus seiner Gerda-Henkel-Preis-Rede:

„Man scheut sich in unseren aufgeklärten Zeiten vom ,absolut Bösen‘ zu sprechen. Anders als in den 1930er Jahren, in denen um eine ,Theorie des Faschismus‘ gerungen wurde, steht eine Diskussion zur theoretischen Bewältigung des Putinismus aus. Das ist besonders auffällig in Deutschland, das gefordert ist, seiner ,Vergangenheitsbewältigung‘ eine Bewältigung der Gegenwart folgen zu lassen. Dies umso mehr als sich die Spuren des heutigen russischen Krieges mit denen des deutschen Krieges auf ukrainischem Territorium immer wieder überkreuzen.“

Da ist sie also wieder, und diesmal in besonders infamer Form: die Hitler-und-Putin-Gleichsetzung. In seiner die eigene Biografie anführenden Gerda-Henkel-Preisrede („Für 1968er Aktivisten wie mich war der real existierende Sozialismus der Sowjetunion, noch dazu in nächster Nähe verkörpert in der DDR, abschreckend“) klammert Schlögel seine langen maoistischen Jahre komplett aus.

Heute und in Sachen Ukraine bestätigt sich Schlögel jedoch ein Erweckungserlebnis, dessen Wortwahl wie inspiriert wirkt von der alten Ideologie-Diktion: „Es gibt den Augenblick, in dem es einem wie Schuppen von den Augen fällt, weil die Unterscheidung Täter und Opfer so klar und eindeutig ist wie die zwischen Solidarität und Verrat“ (Zitat noch einmal aus der Gerda-Henkel-Preisrede). Nein, als Meister der Zwischentöne kann Karl Schlögel eher nicht bezeichnet werden. Der Autor Hans Christoph Buch stellt sich heute, was die KPD-Jahre angeht, die Frage: „Was aber brachte weitsichtige, klar denkende Intellektuelle dazu, totalitäre Staaten zu preisen und zusammen mit Mao auch Stalin zu huldigen?“ (NZZ, 22.1.2022). Der Autor nennt auch den Namen Karl Schlögel. Buch kommt zu dem Schluss: „Die Antwort ist deprimierend, denn es war nicht die im Marxismus enthaltene Hoffnung auf Emanzipation. Es war die jakobinische Schärfe, ein mit Fanatismus gepaarter Vernichtungswillen, was sie fasziniert hat.““

https://www.nachdenkseiten.de/?p=140937

 

Hysterischer Historiker

 

Albrecht Müller zitiert einen Leserbrief von Heinz Klippert an die Frankfurter Rundschau: Es ist seltsam, dass nun schon zum zweiten Mal hintereinander eine ausgeprägt russlandkritische Person den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Wie Anne Applebaum im Jahr 2024, so ist auch Karl Schlögel einem dezidierten Schwarz-Weiß- oder Gut-Böse-Denken verhaftet, das uns der Friedenssicherung in Europa keinen Schritt näher bringen wird. Im Gegenteil.

Denn wer ohne seriöse Plausibilitätsprüfung konstatiert, dass Russland „Europa das Rückgrat brechen“ wolle, handelt nicht nur unwissenschaftlich, sondern schwört auch jedem Versuch ab, mit Russland über dessen Sicherheitsbedenken, Bedrohungsängste und Sicherheitsgarantien zu verhandeln. Trump hat in Anchorage einen bemerkenswerten Entspannungsversuch gestartet, der aber leider von der EU-Ukraine-Allianz nicht aufgegriffen und zu einer neuen Friedensinitiative ausgeformt wurde.

Schlögels Verweis auf die Propaganda, Hassbilder und Kriegshetze im russischen Staatsfernsehen ist insofern einäugig und heuchlerisch, als es derartige propagandistische Auswüchse natürlich auch in westlichen Medien, Talkshows und Parlamenten gibt (Baerbock: „Russland muss ruiniert werden“, von der Leyen u.a.: „Russland muss besiegt werden“, Feuring: „Wir brauchen Waffen, die weit in die Tiefe des russischen Raumes reichen“, Biden: „Putin muss weg“). Auch der leichtfertige Putin-Hitler-Vergleich Schlögels ist alles andere als seriös.

Ausgeblendet wird, dass Russland dem Westen nicht nur ökonomisch (BIP wie Italien), sondern auch militärisch weit unterlegen ist – selbst wenn man nur die europäischen Nato-Staaten betrachtet (Greenpeace-Studie von Anfang 2025). So gesehen ist die Verteidigungsfähigkeit Westeuropas längst gegeben. Zudem ist Russland hochgradig auf den Goodwill Chinas und der BRICS-Staaten angewiesen, der aber sofort aufhören dürfte, wenn sich Russland mit der EU anlegen würde

Daher ist es dringend an der Zeit, den Friedenspreis des deutschen Buchhandels endlich mal wieder einer Person zu verleihen, die ohne ideologische und geopolitische Scheuklappen Wege zum Frieden erforscht und der längst überfälligen Ausgestaltung einer europäischen Sicherheitsordnung nachgeht. Die anhaltenden Eskapaden und selbstherrlichen Provokationen Trumps zeigen, wie nötig das wäre.

Willy Brandt und Egon Bahr haben vorgemacht, wie Deeskalation gehen kann. Es wäre schön, wenn einer derartigen Friedens- und Entspannungspolitik im Ost-West-Verhältnis neues Leben eingehaucht würde. Denn stabilen Frieden in Europa wird es nicht gegen und auch nicht ohne, sondern nur mit Russland geben! Schlögels Russland-Dämonisierungen leisten dieser Friedensoption einen Bärendienst.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=140883

 

Jürgen Adriaans: „Schlögel ist kein naiver Mann. Er weiß, was er sagt. Und genau das macht seine Argumentation so beängstigend. Wenn ein Historiker von seinem Format behauptet, der Krieg sei „zurück nach Europa“ gekommen, dann ist das nicht Unwissen, sondern Absicht. Er kennt die Balkankriege, die NATO-Bombardierung Serbiens, die Tschetschenienkriege – auch die Armenier gehörten zumindest kulturell zu Europa. Er weiß, dass Krieg in Europa nie verschwunden war. Wenn er ihn nun erst mit dem russischen Angriff auf die Ukraine „zurückkehren“ lässt, dann verschiebt er bewusst die historische Perspektive – um eine moralische Linie zu konstruieren: Hier das Gute, dort das Böse. Das ist aber die Legitimationsbasis aller Kriege!

„Deutschland und Europa“, sagt er, „müssten endlich begreifen, dass Putins Russland einen Krieg gegen den Westen führe.“

Dass der „Westen“, also die Nato, seit Jahrzehnten gegen Russland vorrückt, hat er offensichtlich nicht bemerkt. Wer all das ausblendet, will nicht aufklären, sondern umdeuten.“

https://www.pressenza.com/de/2025/10/die-geistige-korruption-des-karl-schloegel/

 

Rupert Koppold: „„Von der Ukraine lernen, heißt furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen.“ Markige Worte, die auch von Bandera-Fans und neonazistischen Asow-Kriegern stammen könnten, ja, in denen ein bisschen das Pathos von Sportpalast-Reden nachklingt. Doch diese Worte wurden in der Frankfurter Paulskirche gesprochen, mit diesen Worten hat Karl Schlögel seine Rede als neuer Friedenspreisträger enden lassen. Wie bitte? War Schlögel am falschen Platz, hat er den falschen Preis erhalten? Nein, Schlögel steht stramm in der neuen Paulskirche-Kriegstreiber-Tradition. Den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels kann wohl nur noch erhalten, wer in Sachen Ukraine-Krieg nach Waffen ruft und sich gegen Verhandlungen stemmt. So wie Schlögels Preis-Vorgänger, der ultranationalistische Autor Serhij Zhadan („Wir müssen unseren Kindern das Wichtigste weitergeben: unsere Kultur und unsere Waffen.“) oder die Bellizistin Anne Applebaum, für die das Ende des Krieges nur als völlige Niederlage Russlands denkbar ist …

Die Hauptkompetenz dieses Mannes, der angeblich Städte und ihre Geschichte zum Sprechen bringen will, ist nicht die des genauen Hin-, sondern die des genauen Wegschauens. Das demonstriert Schlögel auch in diesem unsäglichen Kulturzeit-Beitrag. Bei den Statuen, die er sich in Lviv anschaut, fehlt zum Beispiel die größte, nämlich die des Antisemiten, Faschisten, Terroristen und Nazi-Kollaborateurs Stepan Bandera. Sie wurde 2007 aufgestellt, ist mit Sockel sieben Meter hoch, dreißig Meter in der Höhe misst der ihr zugehörige Triumphbogen. Da muss man schon sehr zielgerichtet wegschauen, um so eine Statue zu übersehen.

„Die Demontage oder die Errichtung neuer Denkmäler sagt etwas über neues Geschichtsbewusstsein, vielleicht aber auch über neue Mythenbildung“, erklärt Schlögel im Jahr 2024 selber in seiner Rede zur Verleihung des Gerda Henkel Preises, die von der Bundeszentrale für politische Bildung abgedruckt wurde. Ein Satz, der für die Ukraine sicher zutrifft, die alles Russische niederreißt und durch Patriotisch-Nationalistisches ersetzt. Das neue Geschichtsbewusstsein der Ukraine ist tatsächlich geprägt von neuer Mythenbildung. Einer neuen Mythenbildung mit alten Figuren. Nämlich Figuren wie Stepan Bandera, dem Führer der terroristischen Bewegung OUN, der von der neuen Ukraine posthum als „Held“ seines Landes ausgezeichnet wurde.

Ist der Historiker Karl Schlögel tatsächlich einverstanden mit diesem neuen Geschichtsbewusstsein der Ukraine? Auch mit dem, was Bandera gedacht und getan hat? In einem schon 2010 von der jüdischen Gemeinde Berlin publizierten Text, der den Titel „Nazikollaborateur als neuer Held der Ukraine“ trägt, schreiben Levi Salomon, Isabella Hobe und Hannes Tulatz: „Innerhalb der ersten drei Tage nach dem Einmarsch der Deutschen wurden ungefähr 7.000 Juden umgebracht. ,Volk! Das musst Du wissen, Moskowiten, Polen, Ungaren und Juden – sie sind deine Feinde. Vernichte Sie! Das musst Du wissen! Deine Führung – das ist die Führung der ukrainischen Nationalisten, die OUN. Dein Führer – Stepan Bandera‘, so lautete die Propaganda für diese Gräuel…“ Auch der Tagesspiegel schreibt noch am 5.11.2019: „Und Banderas Rolle? Dass die OUN in Lemberg maßgeblich an pogromartigen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung beteiligt war, gilt heute als unbestritten. Später ermorden die UPA-Kämpfer 80.000 Polen, darunter viele Zivilisten. Ihr Ziel: eine ethnisch homogene Ukraine.“

Eine ethnisch homogene Ukraine! „Noch in den 1930er Jahren“, so schreibt der Historiker Lutz C. Klevemann in seinem 2017 erschienenen Buch „Lemberg. Die vergessene Mitte Europas“, lebten in dieser Stadt „mehrere große Volksgruppen mit verschiedenen Kulturen: etwa 160.000 Polen, 100.000 Juden und nur 25.000 Ukrainer, außerdem Armenier und so genannte Galiziendeutsche“. Heute, nach Besetzung, Vertreibung und Massenmord, habe Lemberg sein Gedächtnis und seine Identität verloren und sei tatsächlich ethnisch homogen. Die Bürgerhäuser wirkten nun, so Klevemann, „wie Kulissen, zu deren trister Eleganz die gegenwärtigen Bewohner nicht recht passen wollen.“ Heute ist Lviv das Zentrum der Bandera-Verehrung und jener ultranationalistischen Ukraine, die ihren russischsprachigen Bürgern diese Sprache verbietet. Als Lemberg in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts mal polnisch war und gegen die Vielsprachigkeit zu Felde zog, schrieb der reisende Autor Joseph Roth: „Nationale und sprachliche Einheitlichkeit kann eine Stärke sein, nationale und sprachliche Vielfältigkeit ist es immer. In diesem Sinn ist Lemberg eine Bereicherung des polnischen Staates.“

Kleiner Exkurs mit Meldungen aus Lwiw: Am 4.8.2019 ist in einem ntv-Städtetrip zu hören: „Die Lemberger lieben es, in mancher Kneipe in der Altstadt mit merkwürdigen Überraschungen aufzuwarten. In der bekanntesten, der ,Kriyevka‘, einem Lokal im Militär-Stil, darf man auf eine Scheibe mit Putin-Gesicht schießen und wird bedient von Kellnern im Soldaten-Look.“ Und am 24.3.2022 berichtet das Handelsblatt: „Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine mehren sich in sozialen Netzwerken Fotos von an Pfählen und Masten gebundenen mutmaßlichen Plünderern und Dieben. Demnach wurden in mehreren Städten junge Männer mit heruntergelassenen Hosen fixiert. Bilder aus Lwiw (Lemberg) zeigen gefesselte Frauen an Laternenpfählen. In Lwiw findet derzeit kaum Kriegsgeschehen statt, das Plünderer ausnutzen könnten … Der Berater des ukrainischen Innenministers, Wadym Denyssenko, rechtfertigte die Aktionen. Die Polizeikräfte würden in der aktuellen Situation nicht ausreichen, sagte Denyssenko der Nachrichtenseite Strana. ,Ein Plünderer muss begreifen, dass er in jedem Fall das bekommt, was er verdient: Erst wird er an einen Mast gebunden und danach auf jeden Fall für zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt.‘“

„Über allem, was die Menschen in dieser Stadt tun, liegt eine tiefe Ernsthaftigkeit“, so hat es die Sprecherin in der „Kulturzeit“-Lemberg-Reise beobachtet. Und damit zurück zu Karl Schlögel. Er kennt natürlich die Geschichte Lembergs, er weiß auch von Pogromen, Vertreibungen und Massenmorden in den Vierziger-Jahren – aber er will es nicht mehr wissen. Schlögel legt keine historischen Schichten mehr frei, er und seine 3Sat-Reisebegleiter schütten sie zu. Nur in dieser vorgeschützten Geschichtsblindheit und dem mutwilligen Ignorieren aller Vorgeschichte kann sich der Historiker Schlögel überrascht geben, dass es zum Ukraine-Krieg gekommen ist. „Wir müssen wieder ganz von vorne beginnen, weil uns in tiefer Ratlosigkeit die Worte fehlen, um zu beschreiben, was vor unseren Augen geschieht“, so zitiert ihn die Stuttgarter Zeitung (20.10.2025).

Dafür, dass er ratlos ist und ihm die Worte fehlen, setzt Schlögel allerdings viele starke Meinungen in die Öffentlichkeit. „Drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine saß der Osteuropa-Historiker Karl Schlögel in einem Talkshow-Sessel bei Anne Will und rang nach Worten“, so schreibt Wolfgang Michal in Der Freitag (4.11.2022) und fährt fort: „Bebend vor Zorn forderte der 74-Jährige: ,Eigentlich sollten wir nicht hier sitzen, sondern – wie in Spanien 1936 – in Internationale Brigaden gehen und kämpfen.‘“ An der Seite von neofaschistischen Asow-Kämpfern in den Krieg ziehen? Indem Karl Schlögel den Ukraine-Krieg und den spanischen Bürgerkrieg auf eine Stufe stellt, unterläuft er alle wissenschaftlichen Ansprüche an seine Zunft. Er ist nun ganz klar Partei, und er fordert, ebenfalls gleich zu Kriegsbeginn (der ja eigentlich schon früher und spätestens nach dem Maidan-Putsch 2014 begonnen hat), eine von der NATO kontrollierte Flugverbotszone über ukrainischem Himmel, was zum direkten Krieg zwischen Russland und dem sogenannten Westen geführt hätte. Aber wäre so ein Krieg nicht doch mal ein Erlebnis „für die friedensgewohnte und friedensverwöhnte, in dieser Hinsicht so erlebnisarme Generation, der ich angehöre“, eine Generation, für die Krieg „nur aus Fernsehnachrichten oder Filmen bekannt war“? Soll man sich da ein „leider“ dazudenken?

Oder rumoren in Schlögels Kopf doch noch Reste von Vernunft? Er erklärt ja 2024 in seiner schon erwähnten Rede zur Verleihung des Gerda Henkel Preises: „Wir müssen Putin nicht dämonisieren“, und haut dann – es gibt jetzt kein Halten mehr! – noch einen drauf: „... denn er hat alles in den Schatten gestellt, was man nicht einmal einem Dämon zutraut.“ Man muss wohl konstatieren: Der Historiker ist zum Hysteriker geworden. Die deutschen Mainstream-Medien aber sind voll des Lobes über diesen Mann. Schlögel sei nämlich ein echter Russlandversteher, so die Stuttgarter Zeitung in ihrem Friedenspreis-Artikel, „der seit seiner Jugend alles daran gesetzt hat, den Horizont Richtung Osten zu erweitern“. Und dann wird es, in der Aufzählung schier übermenschlicher Schlögel’scher Fähigkeiten fast schon lyrisch: Der Geehrte habe „den Raum seiner Leidenschaft in seinen historischen Tiefenschichten wie in allen Ausprägungen gegenwärtiger Lebenswelten als Reisender, Wissenschaftler, Publizist durchmessen“ …

Karl Schlögel, in dem sich Ideologie, Irrtum und Propaganda verknäueln, braucht einen Feind, und er ist sich schon wieder sicher, dass er auf der richtigen Seite, genauer: auf der richtigen Seite der Front steht. „Ich möchte, dass die Leute sehen, was ich sehe“, sagt er in einem „Cicero“-Porträt. Und der ZEIT vertraut er an: „Ich habe die Gewissheit, dass ich noch einmal auf dem Bergufer bei Nischni Nowgorod stehen und über die Wolga hinüberschauen werde. Und zwar sehr bald.“ Mit und neben ihm, man muss es sich wohl so vorstellen, ukrainische Asow-Kämpfer, NATO-Verbände und vor allem deutsche Truppen. So wäre Russland, der altböse Feind, am Ende doch noch niedergezwungen, so hätte sich am Ende das Schlögel’sche Lebenswerk gerundet. Noch einmal: „Von der Ukraine lernen, heißt furchtlos und tapfer sein, vielleicht auch siegen lernen.““

https://www.nachdenkseiten.de/?p=140937

 

Tobias Riegel: „Inzwischen hat sich Schlögel bei zahlreichen Gelegenheiten als Kronzeuge der militaristischen Zeitenwende positioniert. Er muss als einer jener „Experten“ eingeordnet werden, die versuchen, die aktuelle zerstörerische Politik aus Wirtschaftskrieg, Waffenlieferungen und Aufrüstung „historisch“ zu unterfüttern. Gleichzeitig wird vonseiten vieler Militaristen aber tunlichst vermieden, sich seriös mit der ukrainischen Geschichte seit dem gewaltsamen Umsturz 2014 zu befassen.

Zitate von Schlögel folgen weiter unten. Dass er nun eine als „Friedenspreis“ betitelte Auszeichnung erhält, ist in meinen Augen absurd – einerseits. Andererseits passt der Historiker hervorragend in die ideologische Stoßrichtung, die die Jury (nicht nur) des „Friedenspreises des deutschen Buchhandels“ inzwischen eingeschlagen hat: Beispielsweise wurde der „Friedenspreis“ 2022 an Serhij Zhadan verliehen – darauf sind wir damals im Artikel „Die Russen sind ‘Unrat’: Pamphlet erhält den ‘Friedenspreis’ des Buchhandels“ eingegangen. Und 2024 erhielt die Publizistin Anne Applebaum den „Friedenspreis“, darauf sind wir damals im Artikel „Alle Friedenspreise erobert!“ eingegangen.

Diese Preisträger widersprechen meiner Meinung nach dem Gedanken eines „Friedenspreises“, aber sie fügen sich ein in die im folgenden Artikel beschriebene Sichtweise: „Kapiert es endlich: Frieden ist jetzt Krieg! Und links ist jetzt rechts!“ sowie in das schon seit langem betriebene Prinzip der „Kulturpropaganda durch Preisverleihungen“. Als solche müssen auch die in jüngerer Vergangenheit verliehenen Preise an „Correctiv“ oder an Alena Buyx oder an Sarah Bosetti bezeichnet werden. Natürlich müssen in dem Zusammenhang auch die Karlspreise für Selenski und für Ursula von der Leyen erwähnt werden. Allgemeiner wird in diesem Artikel beschrieben, wie aktuell der Eindruck erweckt werden soll, dass „anerkannte Kulturträger und Wissenschaftler“ das Anliegen der Militaristen unterstützen würden.

Die Jury urteilt nun aktuell über Schlögel: „Nach der Annexion der Krim durch Russland hat Karl Schlögel seinen und unseren Blick auf die Ukraine geschärft und sich aufrichtig mit den blinden Flecken der deutschen Wahrnehmung auseinandergesetzt.“ Als einer der Ersten habe er vor der aggressiven Expansionspolitik Wladimir Putins gewarnt. „Seine Mahnung an uns: Ohne eine freie Ukraine kann es keinen Frieden in Europa geben.“ Weitere Infos finden sich auf der Webseite des Börsenvereins.

Zur inhaltlichen Beurteilung Schlögels kann ein Gespräch des Historikers mit dem Spiegel von November 2024 unter dem Titel „Russland ist der Feind“ hilfreich sein. Dort sagt er unter anderem:

„Wir sind ja schon in einer Kriegssituation“, sagt Schlögel. „Ein Krieg fängt ja nicht von heute auf morgen an, sondern es gibt Vorstufen.“ Russland versuche, „die EU zu zerlegen“ und Fluchtbewegungen auszulösen. Acht Millionen Ukrainer seien durch den russischen Angriffskrieg vertrieben worden. „Es gibt fortwährend Versuche der Einmischung, Sabotageakte, Versuche, die politischen Parteien zu instrumentalisieren, also die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht“, sagt Schlögel. „Russland testet, wie weit es gehen kann.“

„Und deswegen finde ich die Lieferung von Waffen, die auf die Ausgangspunkte dieser Aggressionen abzielen, längst überfällig und dringend notwendig.“ Schlögel spielt damit auf die Lieferung weitreichender Waffen an.“

Da sich der „Friedenspreis“ sich auch irgendwie als „Kulturpreis“ versteht, sind die folgenden, höchst fragwürdigen Äußerungen Schlögels zur russischen Geschichte und zu „der“ russischen Kultur ebenfalls aufschlussreich:

„Schlögel äußert sich skeptisch, ob sich Russland nach der Ära Putin zu einem freiheitlichen oder reformorientierten Land entwickeln kann. Im 20. Jahrhundert seien die zivilen Kräfte und Eliten in Russland durch Revolution und Bürgerkrieg, Hungersnöte, den Stalinschen Terror und die zwei Weltkriege stark dezimiert worden. Er habe den Eindruck, dass dieser Prozess immer wieder von vorn beginne. „Dieser Eindruck, dass Russland sich im Kreise dreht und es eigentlich keinen Fortschritt gibt, der hat sich auch jetzt wieder eingestellt.“

„Auch die russische Kultur muss nach Ansicht Schlögels im neuen Kontext gesehen werden. „Man kann nicht dem Krieg zugucken und gleichzeitig sagen: Es gibt ja die große russische Kultur.“ Auch russische Kulturschaffende würden „von dem Aggressor“ eingesetzt. „Es wird furchtbar lange dauern, bis die russische Kultur nach dem Ende des Krieges sich von dieser Kontaminierung und Instrumentalisierung durch den Krieg erholen wird – wenn überhaupt.“

Fazit: Das Wirken des Preisträgers Schlögel in jüngerer Vergangenheit ist meiner Meinung nach eines Friedenspreises nicht würdig. Andererseits ist die Auswahl Schlögels innerhalb der Praxis der Kulturpropaganda durch Preisverleihungen wiederum stimmig.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=136675

 

Friedens-Nobelpreis

 

Uli Gellermann: „Das politisch undurchsichtige norwegische Komitee für den Friedensnobelpreis hat in diesem Jahr die venezolanische Politikerin Maria Corina Machado für den Preis nominiert. Was die Dame für den „Frieden“ unternommen haben soll, ist unklar. In der Begründung für die Verleihung des Preises an Machado heißt es: "Als Anführerin der Demokratiebewegung in Venezuela ist Machado eines der außergewöhnlichsten Beispiele zivilen Mutes im Lateinamerika der jüngeren Zeit".

Wer da ausgezeichnet wird, ist eine Vertreterin der venezolanischen Bourgeoisie, die ihren Preis prompt dem US-Amerikanischen Präsident Trump gewidmet hat. Die Trump-Freundin steht damit in einer Tradition jener Fraktion in Venezuela, die sich dem übermächtigen Nachbarn andient und unterordnet. Sie will die Staatsbetriebe reprivatisieren, und sie sympathisiert mit Donald Trumps Invasionsdrohungen und seinen Marineeinsätzen in der Karibik. Sie ist de facto ein Ersatz für Donald Trump, der auch auf der Liste der möglichen Preisträger stand.

Natürlich hat die Nominierung der Machado nichts mit „Frieden“ zu tun. Sie ist eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Venezuelas und verschärft die Konflikte in dem lateinamerikanischen Land …

Mal wieder wird der angebliche Friedenspreis als ideologische Waffe genutzt, wirtschaftliche und militärische Interessen der USA zu verschleiern. In Venezuela lagern die weltweit größten Ölreserven. Bekämen die USA diese Reserven in die Hand, könnten sie als Hebel für die Sanktionen gegen Russland und den Iran eingesetzt werden. Könnten die USA eine Statthalterin in Caracas einsetzen, würden sie über das venezolanische Öl verfügen.

Alfred Nobel sprach in seinem Testament von der "Verbrüderung der Nationen" und von der "Förderung des Friedensgedankens". Das aktuelle Komitee ist längst zu einem Instrument der USA geworden und wird in deren Interesse eingesetzt. Es geht den USA um die Förderung von Macht und Profit. Sie verbünden sich mit allem und jedem, um ihre Macht zu erhalten und auszubauen. Vom Krieg in Vietnam bis zum NATO-Krieg in der Ukraine: Für den Profit der Reichen gehen die USA über Leichen.“

https://www.rationalgalerie.de/home/friedensnobelpreis

 

„Die Wahrheit über den Friedensnobelpreis

In diesem Video, das exklusiv auf Deutsch auf unserem Kanal veröffentlicht wurde, hinterfragt der Pulitzer-Preisträger Glenn Greenwald die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises 2025 an María Corina Machado, die Anführerin der venezolanischen Opposition.

Doch was steckt wirklich hinter dieser Entscheidung? Ist der Friedensnobelpreis noch ein Symbol für Frieden – oder längst ein Werkzeug politischer Einflussnahme? Greenwald stellt unbequeme Fragen, deckt verborgene Zusammenhänge auf und zeigt, warum die Wahrheit hinter dieser Auszeichnung viel komplexer ist, als es scheint.“

 

https://www.youtube.com/watch?v=Q934_R2kM1o

 

Michelle Ellner: „Als ich die Schlagzeile "María Corina Machado erhält den Friedenspreis" sah, hätte ich fast über die Absurdität gelacht. Aber ich habe es nicht getan, denn es ist nichts Lustiges daran, eine Person auszuzeichnen, deren Politik so viel Leid verursacht hat. Wer weiß, wofür sie steht, erkennt, dass an ihrer Politik nichts auch nur annähernd Friedliches ist.

Wenn dies im Jahr 2025 als "Frieden" gilt, dann hat der Preis selbst jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Als Venezolanerin und US-Amerikanerin kenne ich genau, wofür Machado steht.

Sie ist das lächelnde Gesicht der Washingtoner Regimewechselmaschine, die gewandte Sprecherin für Sanktionen, Privatisierung und ausländische Interventionen, präsentiert im Gewand der Demokratie.

Machados Politik ist von Gewalt durchdrungen. Sie hat zu einer ausländischen Intervention aufgerufen und sich sogar direkt an Benjamin Netanjahu, den Kopf hinter der Vernichtung Gazas, gewandt, um unter dem Banner der "Freiheit" mit Bomben zur "Befreiung" Venezuelas beizutragen. Sie hat Sanktionen gefordert, jene stille Form der Kriegsführung, deren Auswirkungen – wie Studien in The Lancet und anderen Fachzeitschriften gezeigt haben – mehr Menschenleben gefordert haben als bewaffnete Konflikte, indem sie ganze Bevölkerungsgruppen von Medikamenten, Nahrungsmitteln und Energie abgeschnitten haben.

Machado hat ihr ganzes politisches Leben damit verbracht, Menschen zu spalten, die Souveränität Venezuelas zu untergraben und somit der Bevölkerung das Recht zu verweigern, in Würde zu leben.

Das ist die wahre Maria Corina Machado:

Sie war maßgeblich an dem Staatsstreich von 2002 beteiligt, durch den ein demokratisch gewählter Präsident kurzzeitig gestürzt wurde, und unterzeichnete das Carmona-Dekret, das die Verfassung außer Kraft setzte und über Nacht alle öffentlichen Institutionen auflöste.

Sie arbeitete Hand in Hand mit Washington, um einen Regimewechsel zu rechtfertigen, und nutzte ihren Einfluss, um eine ausländische Militärintervention für die "Befreiung" Venezuelas mit Gewalt zu fordern.

Sie bejubelte Donald Trumps Invasionsdrohungen und seine Marineeinsätze in der Karibik, eine Machtdemonstration, die unter dem Vorwand der "Bekämpfung des Drogenhandels" einen regionalen Krieg auslösen könnte. Während Trump Kriegsschiffe entsandte und Vermögenswerte einfror, stand Machado bereit, als seine lokale Stellvertreterin zu fungieren, und versprach, ihm die Souveränität Venezuelas auf dem Silbertablett zu servieren.

Sie drängte auf die US-Sanktionen, die die Wirtschaft strangulieren, obwohl sie genau wusste, wer den Preis dafür zahlen würde: die Armen, die Kranken, die Arbeiterklasse.

Sie half beim Aufbau der sogenannten "Übergangsregierung", einer von Washington unterstützten Marionettenregierung unter einem selbsternannten "Präsidenten", der Venezuelas Auslandsvermögen plünderte, während die Kinder im Land hungerten.

Sie schwört, die venezolanische Botschaft in Jerusalem wieder zu eröffnen, und stellt sich damit offen auf die Seite des Apartheidstaates, der Krankenhäuser bombardiert und dies als Selbstverteidigung bezeichnet.

Jetzt will sie das Öl, das Wasser und die Infrastruktur des Landes an private Unternehmen übergeben. Dasselbe Rezept machte Lateinamerika in den neunziger Jahren zum Laboratorium neoliberaler Misere.

Machado gehörte zu den politischen Köpfen hinter La Salida, der Oppositionskampagne von 2014, die zu eskalierenden Protesten einschließlich der sogenannten Guarimba-Taktiken aufrief. Das waren keine "friedlichen Proteste", wie die ausländische Presse behauptete, sondern organisierte Barrikaden, die das Land lahmlegen und den Sturz der Regierung erzwingen sollten. Straßen wurden mit brennendem Müll und Stacheldraht blockiert, Busse mit Arbeiter:innen wurden in Brand gesteckt, und Menschen, die verdächtigt wurden, Chavist:innen zu sein, wurden geschlagen oder getötet. Sogar Krankenwagen und Ärzt:innen wurden angegriffen.

Einige kubanische medizinische Brigaden wurden beinahe lebendig verbrannt. Öffentliche Gebäude, Lebensmitteltransporte und Schulen wurden zerstört. Ganze Stadtteile wurden durch Angst in Geiselhaft genommen, während Oppositionsführer:innen wie Machado von der Seitenlinie aus jubelten und dies als "Widerstand" bezeichneten.

Sie lobt Trumps "entschlossenes Vorgehen" gegen das, was sie als "kriminelles Unternehmen" bezeichnet, und stellt sich damit auf die Seite desselben Mannes, der unter Aufsicht der US-Einwanderungsbehörde ICE Kinder von Migrant:innen in Käfige sperrt und Familien auseinanderreißt, während venezolanische Mütter nach ihren Kindern suchen, die infolge der US-Migrationspolitik verschwunden sind.

Machado ist kein Symbol für Frieden oder Fortschritt. Sie ist Teil einer globalen Allianz zwischen Faschismus, Zionismus und Neoliberalismus, einer Achse, die Herrschaft mit der Sprache von Demokratie und Frieden rechtfertigt.

In Venezuela hat diese Allianz zu Staatsstreichen, Sanktionen und Privatisierungen geführt. In Gaza bedeutet sie Völkermord und die Auslöschung eines Volkes. Die Ideologie ist dieselbe: der Glaube, dass manche Leben entbehrlich sind, dass Souveränität verhandelbar ist und dass Gewalt als Ordnung verkauft werden kann.

Wenn Henry Kissinger einen Friedenspreis gewinnen konnte, warum dann nicht auch María Corina Machado? Vielleicht verleihen sie ihn im nächsten Jahr an die "Gaza Humanitarian Foundation" für "Mitgefühl unter Besatzung".

Jedes Mal, wenn diese Auszeichnung an Architekt:innen der Gewalt verliehen wird, die sich als Diplomat:innen tarnen, ist das ein Schlag ins Gesicht all jener, die tatsächlich für den Frieden kämpfen: palästinensische Sanitäter:innen, die Leichen aus den Trümmern bergen, Journalist:innen, die ihr Gaza ihr Leben riskieren, um die Wahrheit zu dokumentieren, und humanitäre Helfer:innen der Flottille, die mit nichts als Mut und Überzeugung auslaufen, um die Blockade zu durchbrechen und hungernden Kindern in Gaza Hilfe zu leisten.

Aber echter Frieden wird nicht in Sitzungssälen ausgehandelt oder auf Bühnen verliehen. Wahrer Frieden wird von Frauen geschaffen, die während Blockaden Netzwerke zur Lebensmittelversorgung aufbauen. Von indigenen Gemeinschaften, die Flüsse gegen Rohstoffabbau verteidigen. Von Arbeiter:innen, die sich weigern, sich durch Hunger gefügig machen zu lassen. Von venezolanischen Müttern, die sich mobilisieren, um die Rückkehr ihrer unter der US-Migrationspolitik und dem ICE verschleppten Kinder zu fordern. Und von Nationen, die Souveränität über Unterwerfung stellen. Das ist der Frieden, den Venezuela, Kuba, Palästina und alle Nationen des Globalen Südens verdienen.“

https://amerika21.de/analyse/277316/machado-frieden-bedeutung-verloren

 

Tobias Riegel: „Die Verleihung des Friedensnobelpreises an María Corina Machado ist geradezu eine Verhöhnung des ihr nun zugeschriebenen „Kampfes für die Demokratie“: Um für ihre vorrangigen politischen Ziele einzutreten (Sturz der Regierung Maduro und Privatisierung der venezolanischen Bodenschätze), ist sie vor klar anti-demokratischen Forderungen nicht zurückgeschreckt, etwa indem sie ausländische Interventionen für Venezuela forderte …

Wie gehen große deutsche Medien mit dieser Preisträgerin um? Erwartungsgemäß unseriös. So werden die hochproblematischen Seiten von Machado etwa in diesem überwiegenden Jubel-Artikel in der „Tagesschau“ nur sehr unangemessen thematisiert – immerhin gibt es dort aber den einen Absatz, in dem Machados Interventions-Forderungen überhaupt erwähnt werden.

Dagegen erfahren die Leser dieses für zahlreiche Texte beispielhaften Artikels in der FAZ von Machados problematischen Seiten überhaupt nichts. Neben den üblichen Phrasen zur „Demokratie“ (in Machados Fall besonders aufreizend) gibt es aber diese Info:

„Im Dezember wurden Machado und González mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments geehrt. Ebenfalls im vergangenen Jahr erhielt Machado den Václav-Havel-Menschenrechtspreis. Machado und González hätten sich immer furchtlos für die Demokratie und den Rechtsstaat in Venezuela eingesetzt, sagte die Vorsitzende des EU-Parlaments, Roberta Metsola, damals zur Begründung. Die Demokratie werde sich durchsetzen in Venezuela.“

Was der Aufruf zu Interventionen mit „Demokratie und Rechtsstaat“ zu tun haben soll, fragen sich die jeweiligen Jurys anscheinend schon gar nicht mehr. Wohl auch nicht, wie die Nähe, die Machado immer wieder zu extrem rechten Kreisen in Venezuela gesucht hat, mit dem hierzulande zelebrierten „Kampf gegen Rechts“ in Einklang zu bringen ist. Aber diese Logik des „Doppeldenk” kennt man ja bereits – unter anderem bezüglich des ukrainischen Asow-Regiments.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=140503

 

Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Diplomatie ist des Teufels.

 

Tobias Riegel: „Die NATO und ihr Generalsekretär Mark Rutte sollen 2026 den „Westfälischen Friedenspreis“ erhalten, wie Medien berichten. Die Jury (besetzt unter anderem mit Kanzler Merz, Cem Özdemir oder Miele-Chef Zinkann) findet sich hier, bisherige Preisträger hier. Die Begründung für die absurde Auswahl des nächsten Preisträgers findet sich unter diesem Link.

In dieser Begründung stehen viele salbungsvolle Worte zur angeblichen „kontinuierlichen Friedensarbeit der NATO” im Sinne des Erbes des Westfälischen Friedens – natürlich wird dort aber unterschlagen: Es war die NATO-Osterweiterung und die Verweigerung einer Russland einschließenden Sicherheitsarchitektur, die absolut voraussehbar (mit) zum Ukrainekrieg geführt haben. Es war die NATO, die 1999 mit der Bombardierung Jugoslawiens den Angriffskrieg ohne UN-Mandat nach Europa gebracht hat. Das sind nur zwei Fakten unter zahlreichen weiteren zum Charakter der NATO und ihrer „kontinuierlichen Friedensarbeit“, die die Ehrung durch einen „Friedenspreis“ umgehend ausschließen müssten.

Doch die Zeiten sind eben nicht so, dass inhaltliche Logik hier greifen könnte. Andrej Hunko vom BSW spielt auf X angesichts des Vorgangs auf George Orwells Roman „1984“ an: „Die Welt ist irre geworden. Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Diplomatie ist des Teufels.“

Über die harte Propaganda, die mit wohlklingenden Preisverleihungen betrieben wird, haben wir in einigen Artikeln berichtet: etwa über den Friedensnobelpreis für die Invasions-Befürworterin Machado, über die Karlspreise für Selensky und für von der Leyen, über die „Friedenspreise“ des deutschen Buchhandels für das antirussische Pamphlet von Serhij Zhadan oder kürzlich für den Historiker Karl Schlögel.

Man kann diesen Preisen inzwischen aus gutem Grund jede inhaltliche Relevanz absprechen. Aber das ändert nur wenig an ihrer Wirkung und daran, dass diese „Ehrungen“ auf großen Bühnen, die anschließend in die Mainstream-Medien und das dortige Publikum abstrahlen, mindestens kleine Mosaiksteine der Meinungsmache sind. Bei schlecht informierten Bürgern kann so z.B. der Eindruck erweckt werden, „die Kunst“ oder „die Wissenschaft“ stehe ebenfalls hinter der militaristischen Zeitenwende.

Die Praxis, Personen oder Institutionen zu ehren, die ganz offensichtlich dem (zumindest offiziell proklamierten) Geist all dieser Preise in Wort und Tat grob widersprechen – diese Praxis ist (neben der Verklärung der Preisträger) ein Akt der Verwirrung und des Vor-den-Kopf-Stoßens der Bürger: Damit wird (um bei George Orwells „1984“ zu bleiben) immer wieder dreist behauptet, Zwei plus Zwei sei gleich Fünf, Krieg sei jetzt Frieden und Unwissenheit sei Stärke. Bereits durch die sture Wiederholung sich grob widersprechender Botschaften kann die Fähigkeit zu logischen Einordnungen dauerhaft verletzt werden: Sodass irgendwann gar keine Logik mehr eingefordert wird. Um nochmal Orwell zu bemühen: Man könnte etwa den Friedenspreis für die NATO auch als ein indirektes Training in „Doppeldenk“ beschreiben.

Die wie selbstverständliche Verbindung der eigentlich unüberbrückbaren Widersprüche zwischen „Friedenspreisen“ einerseits und den Handlungen der jeweils Ausgezeichneten sind zusätzlich eine Demonstration der propagandistischen Deutungshoheit: Seht her, wir verbiegen die Begriffe, wie es uns gefällt – weil wir es können.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=141668

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider | 01.11.

Gold ist rechtsextrem! - Im neuen Wochenkommentar geht es diesmal um die überzeugenden Feiern zum Nationalfeiertag, bei denen unsere Politiker mutig in der ersten Reihe gestanden sind. Es geht darum, warum selbst Gold mittlerweile rechtsextrem ist und natürlich: um Verschwörungstheorien und Schwurbler.

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aayy7y9wws8f9vhg5bb4/

 

Einer der schwersten strategischen Fehler dieser Bundesregierung

https://www.youtube.com/watch?v=1FWAx66xAFg

 

Hasstalavista - Serdar reagiert auf Buyxxx

https://www.youtube.com/watch?v=OFcz37EwpDc

 

Simone Solga: Ein Genie wie Wadephul | Folge 189

https://www.youtube.com/watch?v=rW7OqAw9f84

 

Hallo Refo / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 206

https://www.youtube.com/watch?v=vJAWiKDdgHM

 

HallMack  Aktuelle Kamera 170 - NRW-Wahl: Aus Versehen Stimmen vertauscht

https://www.frei3.de/post/e16b0dd8-3e2e-43f6-8f0b-48d2485c3602

 

Der Hunger weltweit ist gewollte Kontrolle !!

https://www.youtube.com/watch?v=fRJPE718aiQ

 

Suche die Antifa und meine Hater !

https://www.youtube.com/watch?v=_6LpcMLgKBQ