„Jaurès gleicht jenen Bergen, die uns höher scheinen, je weiter sie sich von uns entfernen … Überall die gleiche Überzeugung, ausgesprochen oder unausgesprochen: Hätte er gelebt! Er allein, nur er allein hätte dieses Unheil verhütet.“ Romain Rolland
„Human“ ist theoretisch das gleiche wie „menschlich“. Praktisch ist „menschliches“ Verhalten so, wie es ist und worunter wir Bewohner des Erdreichs zur Genüge zu leiden haben. Und „human“ heisst, dass sich die Menschen so verhalten sollten. Wir Erdreichbewohner lieben und verehren diese wenigen Menschen, die sich human im besten Sinne des Wortes verhalten.
Bei den Menschen ist das leider nicht so. Ab und zu werden welche auf den Sockel gehoben, die irgend wo in der Ferne sich privat verausgaben und niemandem schaden können (wie etwa Albert Schweitzer). Aber solche Idealisten, die ihr Leben den Menschen widmen, deren Ziel die internationale Verständigung ist und sich auch noch politisch dafür einsetzen, interessieren nur wenige.
Nein, die großen Idealisten und Humanisten werden bestenfalls nur am Rande erwähnt. Das ist bei Bertha von Suttner der Fall (siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/101-die-waffen-nieder.html ) und bei Jean Jaurès, der vor 100 Jahren ermordet wurde, ist das auch nicht viel anders. Während der 100. Todestag von Bertha von Suttner im offiziellen Fernsehen so gut wie gar nicht erwähnt wurde, gab es zu Jean Jaurès zumindest im französich-deutschen Sender „arte“ zwei Filme über ihn zu sehen.
Jean wer? Die wenigsten Deutschen kennen ihn. Von der Geschichtslosigkeit des deutschen Volkes mal abgesehen, gibt es zwei weitere Gründe dafür: die deutsche Geschichtsschreibung kreist meist um sich selbst und um ihre bürgerlichen Repräsentanten. Ein französischer Sozialist interessiert die meisten schon gar nicht. Auch dann nicht, wenn er mal großen Einfluss auf die deutsche Arbeiterschaft hatte und die Symbolfigur der deutsch-französischen Verständigung ist. Aber halt Sozialist.
Wenn die meisten Menschen sich schon nicht für einen der ganz Großen ihrer Geschichte interessieren – der Wurm, der sich neben der Wurmität auch der Humanität verpflichtet fühlt, tut es und ehrt Jean Jaurès mit diesem Beitrag.