“Gestern wurde Thaddäus Troll auf dem Steigfriedhof beerdigt. An seinem Grab spielte eine Dixieland-Band. Der Pfarrer faßte sich kurz. Cannstatter Trollinger wurde ausgeschenkt. Die Trauergäste erhielten folgenden Text:
Liebe Freunde – mein vor ein paar Tagen beendetes Leben lang hatte ich eine Aversion gegen die Zeremonien einer Beisetzung. Die routinierte Pompe funèbre; die Betretenheit der Trauergäste; der bemühte Trost des Priesters; die larmoyante Schönfärberei der Nachrufer; der rasche Transit des Krematoriums; die gewerbsmäßig geheuchelte Anteilnahme der Sargträger; die jämmerlichen Bläser, die hinter Grabsteinen getarnt ihren Zank unterbrachen, um ‚So nimm denn meine Hände‘ zu tuten; der Motor der Pflicht, der die meisten Anwesenden in schlechtsitzende, eingemottete Trauerkleidung gezwängt und zum Friedhof getrieben hatte – das alles löste aus, daß ich mich mit der kalauernden Begründung: ‚Der kommt ja auch nicht zu der meinigen‘ vor Beisetzungen drückte. Um die heutige Beerdigung komme ich mit dem besten Willen nicht herum.“
Dies der Beginn des „Nachruf zu Lebzeiten“ von Thaddäus Troll. Seine Beerdigung fand tatsächlich wie gewünscht im Jahre 1980 statt.
Trotzdem die meisten Menschen weder Ironie noch Hintergründiges verstehen, gibt es doch einige Wenige, die sich daran erfreuen können. Vor allem dann, wenn die Ironie angekündigt ist. Etwa im Kabarett oder in der Glosse in der Zeitung. Wenn gesagt wird „jetzt wird’s ironisch“, dann besteht wenigstens die Möglichkeit, dass es verstanden wird.
Wir Bewohner des Erdreichs verehren Thaddäus Troll als Meister des Sprachwitzes und der Ironie und denken an ihn gerade in diesen Tagen, an denen er 100 Jahre alt geworden wäre.