Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Selbstjustiz

Jochen Duwe: „Selbstjustiz, Lynchjustiz, Faustrecht: Es gibt viele Namen für den Vorgang, bei dem Menschen das Recht in die eigene Hand nehmen. Was für drastische Ausmaße das annehmen kann, zeigt der aktuelle Fall aus Bremen Nord: Eine Gruppe von etwa zehn Menschen versammelte sich vor der Wohnung eines 50-Jährigen und schlug ihn so heftig zusammen, dass er aufgrund einer Hirnblutung zeitweise in Lebensgefahr schwebte. Die Gruppe glaubte, den Mann in einem Fernsehbeitrag des kommerziellen Senders RTL erkannt zu haben. In dem Beitrag ging es um einen potentiellen Pädophilen.“

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/wissen/selbstjustiz-erklaerung100.html

Der arme Kerl fiel einer Verwechslung zum Opfer und hat nichts mit Pädophilie zu tun – ein klarer Fall von Lynchjustiz. Es macht durchaus Sinn, kriminelle Taten von Polizei und Justiz aufklären zu lassen.

Was aber wäre gewesen, wenn es den „Richtigen“ erwischt hätte? Wie viele Menschen würden die Tat begrüßen und aus welchen Gründen?

Auferstanden von den Toten

Der russische, aber Russland-kritische Journalist Arkadi Babtschenko wird in Kiew erschossen.

Ohne den geringsten Beweis gibt der westliche politisch-mediale Komplex der russischen Regierung die Schuld.

Dumm nur, dass Arkadi Babtschenko einen Tag nach seinem inszenierten Tod vom ukrainischen Geheimdienst äußerst lebendig vorgeführt wird.

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

Vor 100 Jahren starb die vom Wurm überaus geschätzte Helene von Druskowitz in einer Nervenheilanstalt.

Aufmerksame Leser des Wurms werden sich daran erinnern können, dass diese mehrfach im Beitrag über Percy Shelley zitiert wurde.

Unter anderem in der folgenden Passage:

„„Welcher große Dichter der Neuzeit wäre in Deutschland so wenig gekannt wie Shelley? Wird seine Weltflüchtigkeit, sein exzentrischer Idealismus auch stets ein Hinderungsgrund sein, daß Shelley irgendwo oder irgendwann populär werde, so ist der Umstand doch betrübend, daß er, Englands größter Lyriker, der ideale Dichterphilosoph, der freigeistigste und kühnste aller Engländer, selbst den hochgebildeten deutschen Leserklassen fast ein Fremder ist. Die Hauptschuld an diesem auffallenden Mangel an Interesse für den großen Dichter trägt jedoch der Umstand, daß unsere Literaturforscher denselben dem Publikum zu wenig vermittelt haben. Shelley ist von diesen in hohem Grade vernachlässigt worden. Es existiert in Deutschland keine einzige größere Arbeit über ihn. Die wenigen Kenner und Verehrer Shelley’s werden jedoch einräumen, daß wir ihm eine Würdigung schuldig sind, und in Denjenigen, die ihn noch nicht kennen, wird eine solche vielleicht den Wunsch erwecken, ihn kennen zu lernen.

In England selbst ist Shelley’s Stellung eine ganz andere. England ist zur Einsicht gekommen, was es an ihm besessen und was es an ihm verbrochen hat, ja, es wird von dem freisinnigeren Publikum vielleicht kein anderer Dichter des Landes derartig gefeiert wie Shelley.“

Helene von Druskowitz schrieb das in ihrem Buch „Percy Bysshe Shelley“ aus dem Jahr 1884.“

http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/290-ich-bin-philanthrop-demokrat-und-atheist-percy-b-shelley.html

Terra Deserta

 

Vor 400 Jahren fand der Prager Fenstersturz statt, der den 30jährigen Krieg auslöste.

Der Krieg war schon lange vorher geplant und die Bezeichnung „30jähriger Krieg“ ist willkürlich. Da sich dieser Begriff aber nun mal eingebürgert hat, belässt es der Wurm dabei.

 

Nakba

Vor 70 Jahren begann die Katastrophe (arabisch „Nakba“) mit der Staatsgründung Israels und der Vertreibung hunderttausender Palästinenser.

Wer ein Problem lösen will, muss es erst einmal verstehen und nicht auf Propaganda jedweder Art hören. Und wird in diesem Fall zur Kenntnis gelangen, dass dieses Problem nicht lösbar ist. Bei zwei Menschen würde wurm sagen, das Problem sei dann gelöst, wenn einer der beiden tot ist.

Möglicherweise gibt es doch eine Lösung, mit der ein Großteil der Probleme gelöst werden könnte. Den Willen dazu sieht der Wurm jedoch nicht.

Auf jeden Fall sollte mensch den wesentlichen Konflikt kennen. Und wissen: so lange der nicht gelöst ist, wird nichts gelöst sein.