Der Schriftsteller Günter Grass ist gestorben. Wie kaum ein anderer steht er für die Unangepasstheit, für das freie Wort, für das gesellschaftliche Engagement.
Mensch muss seine Werke nicht mögen, mensch muss seine Ansichten nicht teilen. Aber er hatte Ansichten. Und hat mit diesen gesellschaftliche Debatten geprägt bzw. überhaupt ausgelöst. Auch, wenn er sich dafür anfeinden lassen musste.
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Grass
Jakob Augstein über ihn im Jahr 2012: „Ein großes Gedicht ist das nicht. Und eine brillante politische Analyse ist es auch nicht. Aber die knappen Zeilen, die Günter Grass unter der Überschrift "Was gesagt werden muss" veröffentlicht hat, werden einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: "Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden." Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen. Ein überfälliges Gespräch hat begonnen.“
Evelyn Hecht-Galinski, auch im Jahr 2012, zum selben Sachverhalt:
„Ist Deutschland eigentlich noch zu retten? Mir scheint, dass sich hier in unserem Land eine gefährliche, erschreckende und hoch ansteckende Krankheit verbreitet - der Virus der Duckmäuser und Nachplapperer. Hat es nicht Tradition, Dichter und Denker zu verdammen, oder sie in die Emigration zu schicken? Schrieb nicht ein großer Vorgänger von Günter Grass, nämlich Carl von Ossietzky sinngemäß, nicht wer den Dreck verursacht, sondern der, der auf den Dreck hinweist, wird verdammt.
Wurde Thomas Mann, als er endlich den Nazis widersprach und mit seiner jüdischen Frau emigrierte, nicht auch in Deutschland verleumdet? Auch er ein Literaturnobelpreisträger, dem man zuhörte und der dadurch eine besondere Gefahr darstellte. Und nun haben wir endlich wieder einen Literaturnobelpreis-Träger, dem man zuhört. Stellt er deshalb auch eine Gefahr dar? Möge er noch viele Gedichte schreiben, die uns aufrütteln und uns zum Nachdenken anregen! Schwieg er, wie viele andere Intellektuelle, nicht viel zu lange? Warum eigentlich?“
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17655
Anbei eine Hommage von Evelyn Hecht-Galinski über Günter Grass und sein gesellschaftliches Engagement:
http://sicht-vom-hochblauen.de/in-gedenken-an-guenter-grass/