Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Querfront

Für Wirbel sorgt derzeit eine Studie von Wolfgang Storz für die der IG Metall nahe stehende Otto-Brenner-Stiftung, die sich mit der deutschen „Gegen-Öffentlichkeit“ beschäftigt. Schwerpunkte sind Jürgen Elsässer/Compact, Ken Jebsen/KenFM, der Kopp-Verlag und die Montagsmahnwachen.

Sehr wahrscheinlich handelt es sich um eine Auftragsarbeit mit dem Ziel, diese negativ darzustellen.

Dummerweise von jemandem erstellt, der bislang kaum eine Ahnung von dieser Gegen-Öffentlichkeit hatte, die ihm völlig fremd ist und in die er sich nicht hinein versetzen kann. Der offensichtlich nur wenig von den neuen Medien versteht und extrem schlampig und oberflächlich gearbeitet hat. Also auch sehr leicht auch für den Laien durchschaubar.

Dass die Staatsmedien das mehr oder weniger 1:1 wieder gegeben haben, spricht genauso für deren oberflächliches und tendenziöses Arbeiten.

Die Erkenntnis ist nicht neu, sei aber gerne wiederholt: früher wurde mensch von halbwegs intelligenten Menschen auf halbwegs intelligente Art und Weise verarscht. Heute wird er von dummen Menschen für dumm verkauft.

Hier ist die "Studie":

https://www.otto-brenner-shop.de/publikationen/obs-arbeitspapiere/shop/obs-arbeitspapier-nr-18-querfront-karriere-eines-politisch-publizistischen-netzwerks.html

Auch dokumentiert von den „Nachdenkseiten“:

http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/150816-20150812-AP18-querfront.pdf

Die Otto-Brenner-Stiftung bietet einen kleinen Überblick dazu und dem medialen Echo:

https://www.otto-brenner-stiftung.de/otto-brenner-stiftung/aktuelles/querfront-karriere-eines-politisch-publizistischen-netzwerks.html

Unter anderem gibt es die Pressemitteilung der Otto-Brenner-Stiftung, in der das Werk abwechselnd als „Recherche-Studie“, „Kurz-Studie“ oder als „Studie“ bezeichnet wird. Die Staatsmedien haben es meistens als „Studie“ vorgestellt. Eine Studie von der renommierten Otto-Brenner-Stiftung – da muss ja was dran sein.

Mittlerweile scheint es dem Autoren so peinlich zu sein, dass er es lediglich als „Arbeitspapier“ bezeichnet.

So oder so – es ist dermaßen daneben, dass es nicht mal als Diskussionsgrundlage taugt.

Extremer Reichtum unterwandert die Demokratie

Die OECD (https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_f%C3%BCr_wirtschaftliche_Zusammenarbeit_und_Entwicklung) hat eine Studie erstellt, wonach die meisten Industrieländer kein besonderes Interesse an einer adäquaten Besteuerung reicherer Menschen und Konzerne haben:

„In den meisten Industrieländern sind die Steuerbehörden offenbar nicht angemessen auf die Prüfung von Wohlhabenden eingerichtet. Zu diesem Schluss kommt die OECD in einer vergleichenden Studie - und mahnt die Steuerbehörden, ihrer reichen Klientel aufmerksamer auf die Finger zu schauen als bislang.

Die Industrieländerorganisation untersucht regelmäßig die Steuerverwaltungen ihrer Mitglieder. Die nun erschienene Studie "Tax Administration 2015" ist bereits die sechste derartige Publikation, sie vergleicht dabei sowohl die Strukturen als auch die Effektivität der Steuerbehörden in 56 Ländern.

Bereits in der Vorgängerstudie von 2009 war die steuerliche Behandlung von Reichen einer der untersuchten Aspekte - verbunden mit einem konkreten Ratschlag für die Steuerbehörden. In der nun erschienenen Studie ziehen die Autoren allerdings ein ernüchtertes Fazit über die Umsetzung: "Obwohl die Zahl und der Wohlstand der Reichen in den vergangenen Jahren offensichtlich deutlich gewachsen ist, haben nur relativ wenige Steuerbehörden spezielle Abteilungen für sie eingerichtet, wie es in der Studie von 2009 empfohlen wurde."

Konkret hatten nur 17, also rund ein Drittel der 56 untersuchten Länder eigene Abteilungen in den Steuerbehörden eingerichtet - Deutschland gehört nicht dazu. Und nur in fünf Staaten seien jene Abteilungen auch gut ausgestattet: Australien, Indonesien, Großbritannien, die USA - und ausgerechnet Griechenland. Das Krisenland hat eine entsprechende Abteilung demnach im Laufe des Jahrs 2013 eingerichtet.

Taxi Teheran

Zur Zeit läuft der Film „Taxi Teheran“ in den Kinos und der Wurm hat ihn sich zusammen mit Hans Has angesehen.

http://www.taxi.weltkino.de/#home

„Jafar Panahi ist einer der besten iranischen Regisseure, gilt aber bei seiner klerikal-puritanischen Regierung so wenig wie der sprichwörtliche Prophet im eigenen Land. Man hat ihn gemaßregelt, eingesperrt, nicht ausreisen lassen, diverse Betätigungsverbote über ihn verhängt. Nötig gewesen wären alle diese Kunstförderungsmaßnahmen aus dem Züchtigungsarsenal der tough love eigentlich nicht gewesen; ein Melancholiker mit vor keinem satirischen Detail versagenden Blick war er zuvor auch schon.

In „Taxi“ lädt er sich während knapp achtzig Minuten ausgesucht unlösbare Probleme seiner leidenden Heimat in den Wagen, die nach ein paar Kreuzungen dann stets tatsächlich komplett ungelöst wieder aussteigen müssen, um weiteren Sorgen Platz zu machen: Mitläuferstumpfsinn, frauenfeindliches Erbrecht, Kleinkriminalität, Armut, Aberglauben und die Rechtsunsicherheit nicht nur der Opposition treten auf und ab. Die kleine Nichte des Autors darf schließlich zusammenfassend davon erzählen, welche Stoffe, Themen und Erzählhaltungen nach Auskunft ihrer Lehrerin aus dem schulischen Filmunterricht auf keine iranische Kinoverbreitungslizenz hoffen dürfen – nämlich alle, die unter die Generalklausel gegen „sordid realism“ fallen, wie das Verbotene in den englischen Untertiteln bei der Berlinale-Wettbewerbsvorführung von „Taxi“ heißt oder wie die deutschen sagen: „Schwarzmalerei“.“

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/jafar-panahis-taxi-wahrheit-als-mitfahrer-13413962.html

Ein Abgrund von Landesverrat

Der Generalbundesanwalt wurde vom Justizminister in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Dies ist bislang der Höhepunkt der Affäre um netzpolitik.org.

Wenn mensch fragt, was da eigentlich los war, wird er in den meisten Fällen folgende Antworten zu hören bekommen:

- ungerechtfertigterweise wurde gegen Blogger der Vorwurf des Landesverrats erhoben

- bei Regierung, Behörden und Spitzenbeamten geht’s zu wie bei Hempels unterm Sofa

- ein durchgeknallter Staatsanwalt, der den Justizminister zu seiner Entlassung genötigt hat

Mehr oder weniger ist das Thema erledigt, den „einfachen“ Menschen hat das ohnehin nur am Rande interessiert.

Das Thema ist aber nicht ganz „ohne“ und verzweigt sich in mehreren Punkten. Der Wurm möchte die zwei wichtigsten Punkte vorweg nehmen:

- bei Regierung, Behörden und Spitzenbeamten geht’s zu wie bei Hempels unterm Sofa

- trotz aller handwerklicher Fehler handelte es sich um einen rational nachvollziehbaren Versuch des Staates, kritische Geister mundtot zu machen

Lust am Töten

Aufregung um einen getöteten Löwen in Simbabwe:

„Die Aufregung erscheint umso nachvollziehbarer, weil Löwe Cecil keineswegs auf die vermeintlich ehrenhafte Weise erlegt wurde, wie sie aus Geschichten von Ernest Hemingway bekannt ist. Die Jäger lockten das 13 Jahre alte Tier, nach Angaben des Hwange Nationalparks in Simbabwe eine Ikone seiner Art, vielmehr zunächst aus der geschützten Zone des Parks. Daraufhin schoss Walter P. es erst einmal mit Pfeil und Bogen an.  

Erst 40 Stunden später, so heißt es, sei die Raubkatze danach von ihren Verfolgern erneut aufgespürt und mit einem Schuss getötet worden. Daraufhin entfernten die Jäger Cecils Kopf sowie sein Fell von seinem Körper. Und sie versuchten offenbar noch vergeblich, ein GPS-Gerät, das der Löwe am Hals trug, zu zerstören.“

http://www.manager-magazin.de/politik/artikel/loewe-cecil-afrikas-milliardengeschaeft-mit-der-grosswildjagd-a-1045883.html