Ansichten eines Regenwurms

Mit dem Regenwurm ist es so eine Sache. Meist nimmt ihn keiner wahr und ernst nehmen tut ihn kaum jemand. Und doch: meist ist er da und oft auch wichtig. Ein eigenes Leben hat er allemal, wenn auch überwiegend unter der Erde - da wühlt und gräbt er sich durch alles durch und kommt mit allem in Kontakt, was es da so gibt im Wurzelbereich und drunterhinaus. Was dahin gerät - und das meiste kommt früher oder später mal da an - betrifft ihn und seine Freunde. Ab und zu kommt Rupert (so der Name des Regenwurms) an die Erdoberfläche, um zu sehen, was die da oben schon wieder alles treiben. Und gibt Kunde davon seinen staunenden Kumpels im Erdreich und jenen über der Erde, die sich für ihn interessieren.

Weltenende

„Wenn jemand zu mir kommt und nicht seinen Vater und die Mutter, Weib und Kinder, Brüder und Schwestern haßt, dazu aber auch seine eigene Seele, der kann nicht mein Jünger sein.“

„Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater, und die Tochter mit ihrer Mutter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.  Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“

„Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu schleudern, und wie wollte ich, es wäre schon entzündet! Aber ich habe eine Taufe zu bestehen, und wie drängt es mich, bis sie vollbracht ist!  Meinet ihr, daß ich gekommen sei, Frieden zu spenden auf Erden? Nein, ich sage euch, sondern eher Zwietracht.“

„Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet die sieben Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde!“

Vor 20 Jahren setzten Mitglieder der japanischen Sekte Aum Shinriky (Aum (sprich: Om) Höchste Wahrheit) während des morgendlichen Berufsverkehrs  in fünf U-Bahnzügen in Tokio das tödliche Nervengift Sarin frei. Jeder Zug wurde von einem Mann bestiegen, der zwei oder drei kleine, in Zeitungspapier eingewickelte Plastikbeutel mit sich führte, diese zu einem vereinbarten Zeitpunkt auspackte, auf den Boden legte und mit der geschliffenen Spitze eines Regenschirms durchbohrte. In den Zügen selbst, auf den Stationen, an denen sie hielten, und an den Ausgängen begannen die Passagiere zu husten und zu würgen, wurden von Krämpfen geschüttelt und brachen zusammen. Elf Menschen wurden getötet, nahezu fünftausend wurden verletzt.

Wäre es Aum gelungen, eine reinere Form des Gases zu produzieren, hätte die Zahl der Todesopfer durch diesen einen Anschlag in die Hunderttausende gehen können. Die Täter, die das Nervengas freisetzten, verstanden sich als Beauftragte ihres Gurus Shoko Asahara, als Vollstrecker seines allumfassenden Plans, die Menschheit zu erlösen.

Anbei eine Dokumentation über Aum und den Anschlag:

 

 

Würde es sich bei den Tätern um Bewohner des Erdreichs handeln, würde der Wurm sie als verrückt oder als durchgeknallt bezeichnen. Da es sich aber um Menschen handelt, würde der Wurm sie als normal bezeichnen. Weder ihr Denken noch ihr Tun fallen aus deren Rahmen. Jeremias Juchtenkäfer von der Arbeitsgruppe REA (Religiöses, Esoterisches, Abstruses) weiss ein Lied davon zu singen. 

Der Apotheker danach

Mensch stelle sich mal vor, er hätte eine Krankheit. Eine, die sich in sehr, sehr heftigen Kopfschmerzen auswirkt und die mehrere qualvolle Tage dauern kann.

Das Gute daran ist, dass diese Kopfschmerzen „nur“ ab und zu auftreten und dass die Anzeichen das Stunden bis Tage vorher ankündigen.

Und die Lösung des Problems ist ganz einfach: bei auftretenden Anzeichen nimmt mensch die entsprechende Tablette und hat sich die entsprechenden Kopfschmerzen erspart.

Ganz so einfach ist das jetzt allerdings nicht, denn wir befinden uns im Mittelalter, in der es eine unheilige Allianz zwischen Katholischer Kirche und Ärzteschaft gibt. Für die Religiösen, denen ein Großteil des Medizin-Wesens untersteht, sind Kopfschmerzen der Wille Gottes und dürfen nicht behandelt werden. Wer räumlich oder sonstwie von den Religiösen abhängig ist, ist dazu verdammt, die kommenden Kopfschmerzen auszuhalten.

Es gibt aber noch die Möglichkeit, einen nicht-religiösen Arzt aufzusuchen und um ein Rezept zu bitten. Arzt und Patient kennen die Krankheit und so ist das kein Problem. Allerdings bekommt der Patient nur eine einzige Tablette für den aktuellen Fall. Da der Arzt durch die Beratung bzw. das bloße Rezept-Ausstellen gutes Geld verdient, weigert er sich (und das machen alle Ärzte so), dem Patienten eine kleine Vorratspackung zu verschreiben oder eine Art „Dauer-Rezept“ zu geben, das der Patient bei Bedarf bei der Apotheke vorzeigen kann und dann seine Tablette bekommt (die übrigens keine nennenswerten Nebenwirkungen hat).

Diese Praxis ist nicht ideal, weil sie unnötig Zeit kostet (mensch braucht die Tablette ja recht hurtig), der Arzt nur ungern und unwirsch kurzfristige Termine gibt und, wenn er schlecht drauf ist, einem auch noch Vorwürfe wg. der Krankheit macht. Wenn mensch selbst krank ist, er sich um eines der erkrankten Kinder oder Pflege bedürftigen Menschen kümmern muss, oder einen oder mehrere wichtige Termine hat, ist das alles andere als schön.

Große Freude! Der Kaiser weist den besonders konservativen Landesherrn an, dass das so nicht weiter geht, dass der Patient sich den Gang zum Arzt sparen und die Tablette gleich in der Apotheke holen kann. Das ist ein großer Vorteil, aber er muss persönlich zum Apotheker und mit diesem ein Beratungs-Gespräch führen (noch mal: es handelt sich um ein ungefährliches Präparat) und bekommt eine einzige Tablette ausgehändigt. Dass der Patient diese Tablette vor den Augen des Apothekers einnehmen muss, konnte nur mit großer Mühe von den Ratgebern des Landesherrn verhindert werden. Ein kleiner Vorrat darf nicht angelegt werden.

Wer jetzt drüber schmunzelt, wie inhuman es im Mittelalter zugegangen ist, dem sei geschrieben: Mittelalter ist heute. So oder so ähnlich ging bzw. geht es zu mit der „Pille danach“, die seit der letzten Woche rezeptfrei gekauft werden darf.

Teile und Herrsche

„Das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann. Unser Hauptinteresse war sicherzustellen, dass dieser Fall nicht eintritt …

 

Die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Ozeane und im Weltall ist die Grundlage unserer Macht. Der beste Weg, eine feindliche Flotte zu besiegen ist zu verhindern, dass diese gebaut wird. Der Weg, den die Briten gegangen sind, um sicherzustellen, dass keine europäische Macht die Flotte bauen konnte, ist, dass die Europäer einander bekämpften. Die Politik, die ich empfehlen würde, ist die, die Ronald Reagan angewendet hat, im Iran und Irak (Iran-Irak-Krieg 1980-88). Er finanzierte beide Seiten, sodass sie gegeneinander kämpften und nicht gegen uns. Es war zynisch, bestimmt nicht moralisch, aber es funktionierte …

 

Die Urangst der USA ist, dass deutsches Kapital und deutsche Technologien sich mit russischen Rohstoffen und russischer Arbeitskraft verbinden – eine einzigartige Kombination, vor der die USA seit Jahrhunderten eine Höllenangst haben.“

 

 

 

 

Vor einer Woche wurde ein Teil des Vortrages, den George Friedman bei „The Chicago Council on Global Affairs“ hielt, mit deutschen Untertiteln versehen und auf YouTube hochgeladen (der ganze Original-Vortrag stand bereits Anfang Februar im Netz).

Hier der gesamte Vortrag und die korrekte Übersetzung des Ausschnittes (die Untertitelung des Videos ist nicht ganz korrekt):

https://www.youtube.com/watch?v=QeLu_yyz3tc

http://www.nachdenkseiten.de/?p=25405#more-25405

 

Während die deutschen Staatsmedien den Vortrag verschweigen, herrscht bei den freien Medien und deren Nutzern helle Empörung.

Denn der Vortrag bringt das auf den Punkt, was alle, die es wissen wollten, wussten oder zumindest ahnten: zum Wohl der USA werden Deutschland und Russland aufeinander gehetzt. Gerade im aktuellen Fall der Ukraine-Krise. Wer genau dieses vorher behauptete, lief Gefahr, als „Verschwörungs-Theoretiker“ dargestellt zu werden. Jetzt kann er sich auf George Friedman berufen.

Die Schöne und das Tier

„Nach dem Bucherfolg kommt der Filmerfolg: Besonders in Deutschland erfreut sich «Fifty Shades of Grey» großer Beliebtheit. Nur in Großbritannien und Irland war das Drama ähnlich erfolgreich wie in Deutschland. 485.000 neue Besucher sorgten am Wochenende wieder dafür, dass «Fifty Shades of Grey» die Spitzenposition in den Kino-Charts verteidigt. In der Summe lockte der Film bereits 3,32 Millionen Zuschauer in deutsche Kinos. International steht die Romanadaption kurz davor, die 500 Millionen Dollar-Hürde zu nehmen.“

http://www.quotenmeter.de/n/76665/sex-sells-fifty-shades-of-grey-laesst-weiterhin-die-kassen-klingeln

 

Allein im deutschen Sprachraum wurden die 3 Teile der Buchreihe „Fifty Shades of Grey“ (50 Schattierungen von Grau, wobei Grau bzw. Grey der Name des „Helden“ der Geschichte ist) 5,7 Millionen mal gekauft.

http://de.wikipedia.org/wiki/Shades_of_Grey

 

Nun ist etwas, das von vielen Menschen gesehen oder gelesen wird, nicht automatisch gut. Aber es sagt etwas über den Zustand der Gesellschaft aus. Etwas widerwillig ging der Wurm mit dem Film-Experten Hans Has und dem Experten für menschliche Sexualität, Hugo Hamster, ins Kino, um sich sein eigenes Bild zu machen.

Schandfleck des Jahres

Vorletzte Woche, am 20. Februar, war (wie jedes Jahr seit 2009) der „Tag der sozialen Gerechtigkeit“. „Kleiner Kalender“ schreibt dazu Folgendes:

„Am 20. Februar findet der Tag der sozialen Gerechtigkeit statt. Es handelt sich dabei um einen Aktionstag, der 2009 von den Vereinten Nationen (UNO) eingeführt wurde. Der Tag soll an das Leitbild der sozialen Gerechtigkeit in Gemeinschaften erinnern. Die Verteilung der Güter entspricht dort den vorherrschenden ethischen Prinzipien.

In Deutschland wird soziale Gerechtigkeit als ideelles Ziel angesehen. Der Sozialstaatsgedanke leitet sich dabei aus Artikel 20, Absatz 1 Grundgesetz ab, in dem es um das Bestreben der Sozialpolitik geht. Dem Bürger soll dadurch eine existenzsichernde Teilhabe an den materiellen und geistigen Gütern der Gemeinschaft garantiert werden. Vor allem soll eine Mindestsicherheit zur Führung eines selbst bestimmten Lebens in Würde und Selbstachtung gewährleistet sein.

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus 2011, befindet sich Deutschland im Bereich der sozialen Gerechtigkeit beim OECD-Vergleich nur im Mittelfeld. Besonders kritisiert wurden die starke soziale Benachteiligung im Bildungssystem, die hohe Kinderarmut und eine unzureichende Förderung von Langzeitarbeitslosen.“