Technokratie

https://www.youtube.com/watch?v=DNbhrUnHDwA

 

Schon wieder ein Rücktritt wg. Sex-Skandal. Diesmal hat es die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, getroffen.

Für den Wurm ist dies Teil einer Kampagne, um traditionelle Werte mitsamt ihren Institutionen, zumindest stark einzudämmen.

Der neue Gott heisst „Technokratie“. Wer möchte, kann auch das Wort „Wissenschafts-Diktatur“ verwenden. Die großen politischen Themen der letzten Jahre (Migration, Klima-Hysterie, Corona-Politik), zielen darauf ab, alte Werte zu zerstören und Technokratie durchzusetzen.

 

Gunnar Kaiser in einem Vortrag aus dem Jahr 2021 (24. Minute):

„Dieses Zitat stammt von dem Präsidenten-Berater Zbigniew Brzezinski und ist 1970 geschrieben worden in seinem Buch „Between two ages: America’s Role in the Technetronic Era“ also er nennt das eben die technotronische Ära 1970. Das wäre so ähnlich etwas wie eine technokratische oder zumindest technische Ära, ein Technisches Zeitalter. Und er schreibt: „Die technotronische Ära beinhaltet das allmähliche Erscheinen einer kontrollierten Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft würde von einer Elite dominiert werden, die von traditionellen Werten ungehemmt agiert. Bald wird es möglich sein, eine nahezu kontinuierliche Überwachung über jeden Bürger zu verhängen und aktuellste komplette Datensätze, die auch die meisten persönlichen informationen über die Bürger beinhalten, zu erhalten. Diese Daten unterliegen der sofortigen Abfrage-Möglichkeit durch die Behörden“.“

https://www.youtube.com/watch?v=2IV52B7TgHs

 

Mensch bereite sich auf das Schlimmste vor.

 

Die Zerstörung der Katholischen Kirche

 

Die Katholische Kirche zerstört sich selbst, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/1301-wir-sind-irrelevant

 

Vor ein paar Wochen hat sie sich im Fall Hengsbach zum Deppen gemacht.

„In seinem Bischofsring trug er ein Stück Ruhrkohle - Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet. Umgekehrt bezeichneten ihn die Kumpel als "unser Franz". Der erste Ruhrbischof, Kardinal Franz Hengsbach, war eine der profiliertesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche Deutschlands in den Nachkriegs-Jahrzehnten. Nun machte das Bistum Essen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn öffentlich.

Hengsbach wurde am 10. September 1910 als ältestes von acht Kindern im sauerländischen Velmede geboren. Wie er empfing auch sein 17 Jahre jüngerer Bruder Paul die Priesterweihe, dem nun ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. 1953 wurde Franz Hengsbach Weihbischof in Paderborn, wo er das Seelsorgeamt leitete. An die Spitze des neu gebildeten Ruhrbistums wechselte er 1958. Nach 33 Jahren und 15 Tagen Amtszeit nahm Papst Johannes Paul II. im Februar 1991 seinen Rücktritt an. Drei Jahre zuvor hatte er ihn zum Kardinal gemacht.

Als Bischof besuchte Hengsbach immer wieder Betriebe und konfrontierte junge Theologiestudenten bei Grubenfahrten mit der Arbeitswelt. Mit den Bergleuten protestierte er gegen zu schnelle Zechenschließungen. Er hielt aber auch zu Wirtschaftsbossen intensiven Kontakt und gründete den "Initiativkreis Ruhrgebiet" mit, der neue Beschäftigungsperspektiven erarbeitete.

Hengsbach rief zudem das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat ins Leben, dem jedes Jahr die Weihnachtskollekte in allen deutschen Bistümern zufließt. 1961 wurde er Militärbischof und stellte dort mit 17 Jahren Amtszeit einen bis heute bestehenden Rekord auf. Großen Anteil hatte er auch an der deutsch-polnischen Aussöhnung. Als Polen-Seelsorger erlernte er in Kaplansjahren deren Sprache. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 60er Jahren war er am Briefwechsel zwischen deutschen und polnischen Bischöfen beteiligt.

Als Vermittler engagierte er sich auch, als 1971 Aldi-Gründer Theo Albrecht entführt worden war.

Wenige Monate nach seinem Rücktritt unterzog sich Hengsbach einer Darm-OP. Diese verlief zunächst gut, doch dann verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Der Kardinal starb am 24. Juni 1991. Er wurde im Essener Dom beigesetzt.“

https://www.domradio.de/person/franz-hengsbach

 

„In Essen ist die Statue des früheren Bischofs Franz Hengsbach entfernt worden. Das Ruhrbistum hatte vorige Woche Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal bekannt gemacht. Die Abbauarbeiten begannen am Montag und dauerten eine Stunde.

Das sagte ein Sprecher der Diözese. Das Domkapitel hatte erst am Freitag in einer Sondersitzung die Entfernung der Skulptur am Essener Dom beschlossen.

Unterdessen teilte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mit, dass sich nach der der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe weitere Betroffene gemeldet hätten. "Aber ich weiß noch nicht, wie viele", sagte er am Sonntagabend in der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde". Auch der Bistumssprecher nannte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) keine konkreten Zahlen.

Hengsbach (1910-1991) wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen. Bekannt geworden waren die Vorwürfe im Bistum Essen 2011 und 2022. Die Veröffentlichung vor einigen Tagen führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche.

Die Statue der Münsteraner Bildhauerin Silke Rehberg war erst im Oktober 2011 von Overbeck enthüllt worden. Das Domkapitel sprach sich laut Dompropst Thomas Zander dafür aus, statt der Skulptur einen Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs zu schaffen. Das Domkapitel ist Hausherr des Domes und des umgebenden Platzes.

Rehberg bedauerte den Abbau der Skulptur als voreilig. Das Domkapitel habe auf Druck eine einsame Entscheidung getroffen, in die sie leider nicht einbezogen worden sei, sagte sie am Montag auf Anfrage der KNA.

Zunächst hätte eine breite Diskussion darüber stattfinden sollen, wie man mit der Figur weiter hätte umgehen können. "Aus den Augen, aus dem Sinn" sei dagegen ein "sehr schwaches Zeichen". Rehberg hatte vorige Woche vorgeschlagen, die Statue auf den Kopf zu stellen, da sich auch das Bild von Hengsbach ins Gegenteil verkehrt habe.

Rehberg will nach eigenen Worten aber keine rechtlichen Schritte gegen den Abbau der Statue ergreifen. Diese hätte zwar nicht ohne ihre Zustimmung verändert werden dürfen. Ihre Urheberrechte umfassten aber nicht das Wegräumen der Figur.

Hengsbach wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen. Bekannt geworden waren die Vorwürfe im Bistum Essen 2011 und 2022. Die Veröffentlichung vor einigen Tagen führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche.“

https://www.domradio.de/artikel/statue-von-kardinal-hengsbach-essen-entfernt

 

Es handelt sich also um einen verdienstvollen Menschen, dem vorgeworfen wird, in den Jahren 1954 und 1967 „sexuelle Übergriffe“ gegenüber jungen Frauen begangen zu haben. Also vor 69 bw. 56 Jahren.

Vor Gericht wären beide Fälle schon längst verjährt und Franz Hengsbach kann sich gegen die Vorwürfe nicht wehren. Unabhängig davon, ob die Vorwürfe stimmen oder nicht – so ziemlich jede Organisation hätte in diesen Fällen nach so langer Zeit gesagt „habt’s mich gern“. Und hätte dafür gesorgt, dass eines ihrer Idole nicht in den Dreck gezogen wird.

 

Die Zerstörung der Evangelischen Kirche

 

Durch ihre bedingungslose Anpassung an den Zeitgeist zerstört sich auch die Evangelische Kirche, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/1325-gott-und-die-cdu-sind-queer-und-durchgeknallt

 

Diesmal der Rücktritt von Annette Kurschus, der nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre. Hier der Rücktritt im Wortlaut:

„Die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Kirche in Deutschland sind seit Jahren der Mittelpunkt meines Lebens. Nicht nur meine Tage, auch mein ganzes Denken und Handeln sind davon bestimmt. Daran hat sich nichts geändert.

Doch in den letzten Tagen haben sich Ereignisse überschlagen. Aus einem zunächst rein lokalen und regionalen Vorgang wurde ein Fall von bundesweiter Bedeutung. Inzwischen hat sich die Lage derart zugespitzt, dass es für mich nur eine Konsequenz gibt, um Schaden von meiner Kirche abzuwenden: Ich trete von beiden kirchlichen Leitungsämtern zurück.

In der Sache bin ich mit mir im Reinen. Ich habe zu jeder Zeit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Seit mehr als einer Woche wird in der Öffentlichkeit ein Konflikt geschürt. Ein Konflikt zwischen Betroffenen von sexualisierter Gewalt und mir als Amtsträgerin. Diesen Konflikt möchte ich schon deshalb auf keinen Fall austragen, weil das die Erfolge gefährden könnte, die wir in der Aufarbeitung und Bekämpfung sexualisierter Gewalt gemeinsam mit Betroffenen in vielen Jahren errungen haben. Und die es weiterhin zu erringen gilt. Für die Menschen, die hier an der Arbeit sind, stehe ich. Ihnen will ich nicht mit Schlagzeilen durch einen Verbleib im Amt schaden.

Der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein und meine westfälische Landeskirche setzen sich seit Anfang dieses Jahres mit Verdachtsfällen sexualisierter Gewalt auseinander, die zum Teil Jahrzehnte zurückliegen. Die Verantwortlichen arbeiten mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln daran, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Dabei werden die Betroffenen durch die Kirche intensiv unterstützt.

Der Verdacht richtet sich gegen einen Mann, mit dessen Familie ich lange befreundet war. Nie stand ich zu ihm in einem Dienstverhältnis, auch nicht zu meiner Zeit als Pfarrerin und Superintendentin im Kirchenkreis Siegen. Ich wünschte, ich wäre vor 25 Jahren bereits so aufmerksam, geschult und sensibel für Verhaltensmuster gewesen, die mich heute alarmieren würden. Ich habe allein die Homosexualität und die eheliche Untreue des Beschuldigten wahrgenommen.

Mein aufrichtiges Bemühen darum, Persönlichkeitsrechte zu schützen – auch beschuldigte Menschen und deren Familien sind und bleiben Personen mit Rechten! -, wird als mangelnde Transparenz kritisiert. Als der Versuch, meine eigene Haut zu retten oder mein kirchliches Amt zu schützen. Das ist umso bitterer, als es mir niemals – und das betone ich ausdrücklich! - niemals darum ging, mich aus der eigenen Verantwortung zu stehlen, wichtige Fakten zurückzuhalten, Sachverhalte zu vertuschen oder gar einen Beschuldigten zu decken.

Inzwischen hat die Frage nach meiner Glaubwürdigkeit öffentlich eine derartige Eigendynamik entfaltet, dass eine absurde und schädliche Verschiebung eingetreten ist: Statt um die Betroffenen und deren Schutz geht es seit Tagen ausschließlich um meine Person. Das muss endlich aufhören. Es zieht die Aufmerksamkeit ab von den Betroffenen und von der Aufklärung des Unrechts, das ihnen angetan wurde. Um diese Aufklärung geht es. Diese Aufklärung gehört in den Fokus.

In aller evangelischen Freiheit zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen pointiert Stellung zu nehmen, theologisch auch Unbequemes klar beim Namen zu nennen: All das wird mir durch die aktuelle Entwicklung künftig nicht mehr so möglich sein, wie es die Ämter einer Ratsvorsitzenden und einer westfälischen Präses verlangen und wie es mir selbst am Herzen liegt.

Deshalb - und nur deshalb! - trete ich heute mit sofortiger Wirkung von den Ämtern der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen zurück.

Dieser Schritt fällt mir nicht leicht. Ich habe ihn reiflich geprüft. Es ist eine schwerwiegende Entscheidung, nicht zuletzt für mich persönlich. Gern hätte ich mir noch mehr Zeit dafür gelassen. Aber in unserer westfälischen Kirche steht Ende dieser Woche die Tagung der Landessynode an. Da muss für die weiteren Planungen Klarheit herrschen.

Sie wissen: Ich habe die Aufgaben in beiden Ämtern mit Leidenschaft und Herzblut wahrgenommen. Aus dem Evangelium heraus meine Stimme zu erheben für diejenigen, die sonst wenig zu Wort kommen: Dafür schlägt mein Herz.

In beiden Ämtern liegt eine große Verantwortung, beide sind mit einem hohen Maß an öffentlicher Wirksamkeit verknüpft.

Der Dienst, der hier zu tun ist, lebt nicht allein von dem Vertrauen, das einzelne Menschen in mich setzen. Er setzt ein öffentliches Vertrauen in meine Person voraus. Dieses Vertrauen hat Schaden genommen. Und zwar ausgerechnet in dem Bereich, den ich beim Amtsantritt ausdrücklich zu meiner „Chefinnensache“ gemacht habe.

Menschen, denen im Raum unserer evangelischen Kirche durch sexualisierte Gewalt schlimmes Unrecht angetan wurde, uneingeschränkte Aufklärung und Aufarbeitung dieses Unrechts zuzusichern: Das war meine erklärte Absicht. Mit den starken Möglichkeiten meiner Führungsposition alles zu tun, was strukturell solches Unrecht verhindern kann: Das war mein Ansinnen. Um diese Absicht, um dieses Ansinnen geht es unserer Kirche. Unbedingt. Dafür werde ich auch weiter einstehen.

Ich weiß, dass viele Menschen enttäuscht sind über meine Entscheidung.

Vor allem in meiner westfälischen Landeskirche: Gemeindeglieder, Kolleginnen und Kollegen, Mitarbeitende, Mitglieder der westfälischen Kirchenleitung.

Mich haben persönliche Vertrauensbekundungen erreicht, die mich tief berühren. Danke dafür! Viele haben mich gebeten, im Präsesamt meiner Landeskirche zu bleiben. Es geht nicht.

Die Enttäuschten wissen: Ich kann meinen Dienst nicht wirksam tun, wenn meine Aufrichtigkeit öffentlich angezweifelt und infrage gestellt wird.

Mit Gott und mir selbst bin ich im Reinen, und so gehe ich sehr traurig, aber getrost und aufrecht.“

https://www.ekd.de/ruecktritt-annette-kurschus-81672.htm

 

Die Zerstörung der christlichen Kirchen

 

Dagmar Henn: „Schon seit langem schaffen es in Deutschland beide großen Kirchen eigentlich nur noch mit einem in die Schlagzeilen – mit Skandalen. Vorzugshalber irgendwie sexuellen. Was schon schräg ist, wenn man daran denkt, was deutsche Politiker alles folgenlos anstellen.

Es ist irgendwie eigenartig. Da tritt also die nächste Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche Deutschlands zurück, und wieder geht es um einen Missbrauchsvorwurf. Nicht, dass sie selbst missbraucht haben soll, sondern, dass sie vor über zwanzig Jahren einen möglichen Missbrauchsfall nicht gemeldet habe.

Inzwischen sind ja die Begriffe Kirche und Missbrauch geradezu fest miteinander verdrahtet, wenn auch im evangelischen Bereich etwas weniger deutlich als im katholischen. Und ja, unzweifelhaft, da ist etwas, es gab viele Fälle; die Frage ist nur, warum, und die andere Frage ist, welche Folgen haben diese Veröffentlichungen, und lässt sich dahinter womöglich sogar eine Absicht vermuten?

Klar muss man auf der einen Seite sagen, dass das Thema deutlich stärker beachtet wird, als das einmal der Fall war. Die Aufmerksamkeit der Gesellschaft verändert sich. Es gibt allerdings einen schrägen Ton dabei, der den Verdacht einer Absicht verstärkt.

Missbrauch ist eine Handlung, die gewisse Voraussetzungen hat. Das sind Nähe, denn ohne Kontakt ist er schwer möglich, Vertrauen und ein Statusgefälle. Nicht überall, nicht an jedem Ort ist eine Handlung möglich, die man als Missbrauch klassifizieren würde, und es ist ja gerade das angenommene Vertrauen, das einen Missbrauch etwa innerhalb der Kirche oder innerhalb der Jugendhilfe so schwerwiegend macht. Es ist gerade die Verletzung des Vertrauens.

Sicher spielt im katholischen Bereich auch die eigenartige Selektion eine Rolle, die durch das Zölibat vorgenommen wird. Und dennoch bleibt die gesamte Betrachtung nach mittlerweile zwanzig Jahren (2002 war der große Missbrauchsskandal im katholischen Bistum von Boston) immer noch auf der Ebene des Skandals stehen. Im Falle jedes anderen Vergehens würde man zumindest ansatzweise statistische Relationen finden. Zumindest versuchen, herauszufinden, wie viele in einem solchen Umfeld, gleich, ob evangelisch oder katholisch, involvierte Jugendliche tatsächlich Opfer eines Missbrauchsfalls sind. Jeder zehnte? Jeder hundertste? Es gibt diese Zahlen nach wie vor nicht. Und die gesamte Debatte bewegt sich nach wie vor vor allem auf der Ebene einer Forderung nach Bestrafung, und weit weniger auf der Ebene einer Forderung nach Maßnahmen, die das Problem kontrollieren helfen.

Eine absurde Überlegung? Nein, denn eine Ahndung von Handlungen in der Vergangenheit hilft selbst den Opfern nur begrenzt, ändert aber nichts an der Möglichkeit neuer Vorfälle. Praktisch betrachtet sind Vorwarnmechanismen und Supervisionsstrukturen sinnvoller. Die erste Voraussetzung dafür, tatsächlich eine Veränderung bei diesem Problem selbst herbeizuführen, ist allerdings, wahrzunehmen, dass Vertrauensbeziehungen einer bestimmten Tiefe immer die Gefahr eines Missbrauchs mit sich bringen, so wie es keine Liebesbeziehung ohne Risiko gibt.

Genau das ist der Punkt, der umgangen, ja, geradezu sorgfältig vermieden wird. Und das ist genau der Punkt, der eine Absicht vermuten lässt. Warum? Weil eine gesellschaftliche Debatte zu einem bestimmten Thema sich normalerweise entwickelt, verändert, und von einem ersten Moment der Wahrnehmung hin zu einer praktischen Lösung bewegt. Seit Boston hat sich aber im gesamten Komplex Kirche/Missbrauch nicht viel bewegt; mal kommt da ein Skandal hoch, mal dort, es gibt Beschuldigungen, je nach Sachlage auch einmal Strafprozesse, aber es findet kein Schritt zur Lösung statt. Dabei gibt es schlicht nur zwei Möglichkeiten – entweder, man findet praktische Schritte, die die Wahrscheinlichkeit eines Übergriffs verringern, oder man verzichtet auf die Art des Vertrauensverhältnisses, das den Missbrauch ermöglicht.

Es wäre interessant, zu wissen, wie stark der Einfluss dieser Missbrauchsskandale auf die Entwicklung von Religiösität in Deutschland war. Leider war diese Frage nicht Teil der sehr umfassenden Befragung, die die EKD jüngst veröffentlicht hat. Logisch, weil diese Befragung schließlich im eigenen Interesse durchgeführt wurde, und eher dem Schema folgte, ob das angebotene Produkt noch interessiert, und falls nein, ob und wie man das Produkt ändern solle. Der Frage sozialer Beziehungen widmet sich diese Umfrage nur im Zusammenhang mit ehrenamtlicher Tätigkeit.

Die Befragung stellte fest, dass im Herbst 2022 noch 48 Prozent der Deutschen einer der beiden großen christlichen Kirchen angehörten (und noch einmal neun Prozent irgendwelchen anderen christlichen oder nicht-christlichen Religionen), es aber absehbar ist, dass die Konfessionslosen, die derzeit 43 Prozent der Bevölkerung stellen, schon 2024 die Mehrheit bilden.

Dabei ist selbst bei den noch vorhandenen traditionell an die Kirchen Gebundenen das spezifische Wissen nicht sehr ausgeprägt, obwohl die Vertrauenswerte für die Institution Kirche zumindest für die EKD noch ziemlich gut sind, und bei den eigenen Anhängern die der Bundesregierung übertreffen (die allerdings seit dem Befragungszeitraum viel verloren haben dürfte). Hochschulen und Universitäten waren jedoch die Institution, die am meisten Vertrauen genossen.

Ein Detail, das sofort "die Wissenschaft" in Erinnerung ruft. Oder den deutschen Ethikrat, dieses Gremium des Grauens. Womit wir bei folgender Feststellung wären: Die Kirchen wurden in ihrer Funktion als Quelle moralischer Orientierung schlicht ersetzt. Das ist keine Vermutung, sondern die konkrete Erfahrung, die man bei den Corona-Maßnahmen machen konnte. Und das Ergebnis war nicht weniger päpstlich im Sinne einer selbsternannten Unfehlbarkeit, aber womöglich unbarmherziger.

Es ist eben nicht so, dass die sich säkularisierende Gesellschaft tatsächlich in einer freien Debatte ihre eigenen moralischen Grundsätze findet. Es gibt Interessen, die dafür sorgen, dass die Leerstelle der moralischen Autorität besetzt wird. Die Neubesetzung ist jedoch, schon allein, weil es noch kein jahrhundertealtes Organisationseigeninteresse gibt, politisch weitaus dienstbarer, als es die alten Autoritäten waren. Der Ethikrat ist wie eine Kirche, von der nur noch die Inquisition übrig geblieben ist.

Andere Funktionen bleiben leer oder werden schwerer erreichbar. Wenn man einmal den Idealfall annimmt, unterscheidet sich ein Gespräch mit dem örtlich zuständigen Seelsorger nicht wesentlich von dem mit einem Therapeuten. Nur, dass das, was im Falle der traditionellen Struktur jederzeit erreichbar war, jetzt einen mehrmonatigen Prozess voraussetzt, eine Bewilligung der Krankenkasse, und die sehr personenabhängige Beziehung im einen wie im anderen Fall scheitern kann.

Übrigens sind therapeutische Beziehungen ebenso von Missbrauch gefährdet wie religiöse. Aber weil es dabei nicht um Mitglieder einer alten, früher zumindest sehr mächtigen Organisation geht, werden diese Fälle als einzelne Vorfälle wahrgenommen und nicht als Verantwortung des gesamten Berufsstands.

Das, was aber tatsächlich passiert, was auf die gesamte Gesellschaft Auswirkungen hat, ist, dass Vertrauensbeziehungen, die außerhalb von Familie und Paarbeziehung eine gewisse Intensität haben, mehr und mehr verschwinden. So, wie dann auch jene kollektiven Strukturen verschwinden, die um derartige Beziehungen herum wachsen. Selbst die "schwächeren" Gruppenstrukturen (ich setze jetzt einfach voraus, dass die Binnenkontakte eines Sportvereins schwächer sind als die einer Kirchengemeinde) sind dabei, sich aufzulösen.

Es geht teilweise noch weiter. Schon in Kindergärten werden die Gruppenstrukturen aufgelöst. Damit entfällt ein wichtiger Teil des sozialen Lernens, nämlich miteinander auch bei Konflikten umgehen zu können. Ich erinnere mich noch daran, wie sehr die Lehrer in den Grundschulen meiner Töchter über Kinder stöhnten, die nicht im Kindergarten waren und daher die nicht ganz unbedeutenden Schritte, sich nach einem Streit wieder zu versöhnen, nie erlernt hatten.

Die Geschichte der christlichen Kirchen ist voller Auseinandersetzungen um Fragen, die heute die wenigsten überhaupt nachvollziehen können. Die Umfrage der EKD hat aus gutem Grund nicht nachgefragt, ob ihre Gläubigen Luthers Rechtfertigungslehre erklären können, auch wenn das der Punkt war, von dem dann endlose Religionskriege ausgingen. Aber so irrwitzig viele der Auseinandersetzungen waren, es war ihnen eine Ernsthaftigkeit zu eigen, die man Truppen wie dem Ethikrat nicht zu Gute halten kann. Die präzise Sprache, die lange die deutsche Philosophie kennzeichnete, war ein Produkt der weltweit einzigartigen unmittelbaren Konkurrenz zweier Staatskirchen, verteilt auf 34 Königreiche und Fürstentümer, jedes mit eigenen Lehrstühlen und Bischöfen. Es war ein Ringen um die Wahrheit, auch bei Hegel, Feuerbach und Marx. Die Art und Weise, wie sich die deutsche Gesellschaft säkularisiert, und welche Surrogate die moralische Instanz bieten sollen, ist inzwischen weit davon entfernt.

Es gibt aber Begriffe, die sich ohne dieses ernsthafte Ringen nicht erschließen. Vergebung, beispielsweise. Es gibt eine säkulare Variante, die sich in der Sicht verkörpert, dass jeder Mensch lern- und veränderungsfähig ist, doch diese säkulare Variante hat wiederum soziale Erfahrungen zur Voraussetzung, die nicht als Einzelner gemacht werden. Weder bei Corona noch aktuell in der Reaktion auf die Bombardierung von Gaza trifft die zügellose Inhumanität, die politisch vorgelebt wird, auf einen moralischen Widerstand der Gesellschaft, der stark genug ist, das Handeln zu verändern.

Das Nachdenken über die moralischen Grundlagen des eigenen Handelns ist etwas, was man nur im Gespräch erlernen kann, und es braucht Vertrauen, damit dieses Gespräch stattfinden kann. Jede spätere Erwägung, jede Entscheidung, die man alleine trifft, ist eine innere Reinszenierung eines solchen Gesprächs. Man erlernt es nicht anhand von Fragen, die einen nicht berühren. Es ist diese Art des Kontakts, die persönliche Reife ermöglicht. In der Regel braucht es dafür ein starkes, bindendes gemeinsames Interesse. Es ist genau die beiderseitige Offenheit, die die Gefahr des Missbrauchs erwachsen lässt. Aber ohne sie ist eine humanistische Haltung, gleich, ob man sie jetzt religiös oder säkular begründet, unerreichbar.

Das, was an der Institution Kirche in beiden Geschmacksrichtungen stört, ist nicht ihre "offizielle" Seite, die Großkonzerne, die mit ihren Sozialverbänden jeweils eine halbe Million beschäftigen und jederzeit gern ihre Zustimmung zur bestehenden Gesellschaft bekunden. Was daran stört, ist, dass diese Zustimmung nie vollständig war, dass es immer auch Gegenströmungen gab, dass sich letztlich eben die verschiedensten Teile der Gesellschaft irgendwie wiederspiegelten. Man könnte fast behaupten, die Kirche in der DDR war durch zu große Nachsicht der dortigen Regierung derart erfolgreich im Dienste des Westens, dass dieser selbst danach beschlossen hat, auf keinen Fall das Risiko einzugehen, dass es ihm ähnlich ergehen könnte, und diesem Tier die Zähne zu ziehen. Die "alte" EKD jedenfalls, die mit den lila Halstüchern, hätte nicht derart widerspruchsfrei dieser Kriegsbegeisterung zugestimmt.

Wenn man Religionen auf einen zentralen Kernteil eindampfen wollte, auf das, was sie zur Gesellschaft beitragen können, dann ist es eine Botschaft der Gleichheit als Bestandteil eines größeren Ganzen. Schon dieser Gedanke der Gleichheit ist zuviel, kollidiert bereits mit dem extremistischen Ego-Kult, der nötig ist, um den extremen Abstand zwischen Reich und Arm zu verhüllen. Denn die wahre, abgrundtiefe Obszönität, die die kleine Truppe von Milliardären darstellt, kann nur verdeckt werden, indem man sie zu einer von vielen Varianten eines übergeschnappten Egoismus macht, und die eigentlichen Fragen des menschlichen Seins, wie die, was von der eigenen Existenz übrig bleibt, völlig negiert.

Wie weit diese Fragen inzwischen in die Ferne gerückt sind, zeigte sich im Corona-Wahn. Denn sowohl die nicht nur individuelle, sondern gemeinsame Fürsorge für die Kinder als auch der Respekt vor den Alten ergibt sich genau von diesem Punkt aus, von der Wahrnehmung der eigenen Endlichkeit, und das ganze Maßnahmenpaket, mit seiner völligen Entmündigung der Bewohner von Pflegeheimen wie der betonten Kinderquälerei wirkte wie eine kulturelle Inszenierung einer mittleren Generation, die sich ihrer gesellschaftlichen Aufgabe verweigert und im Interesse ihres eigenen Wohlbefindens ihre Vergangenheit wie ihre Zukunft negiert. Warum sollte man sich wundern, wenn eine Gesellschaft, die ihre eigenen Kinder nicht nur wie Feinde behandelt, sondern auch zu Feinden erklärt hat, außerstande ist, die inhumanen Folgen oberflächlicher politischer Phrasen wie von "europäischen Werten" wahrzunehmen?

Der Rücktritt von Margot Käßmann wirkt im Rückblick wie ein politischer Putsch, der den Widerstand gegen die neoliberale Politik von dieser Seite eingeebnet hat. Gleiches gilt für den katholischen Teil, der über die Mißbrauchsskandale noch weitaus mehr abbekommen hat. Wenn jetzt die nächste Person in der EKD entfernt wird, muss man deshalb fragen, ob das wirklich etwas mit einem Vorfall zu tun hat, der über zwanzig Jahre zurückliegt, oder ob andere Absichten dahinter stehen. Nachdem die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD ergeben haben, dass sie noch mehr Vertrauen genießt als die katholische Konkurrenz, wird man das ganz einfach überprüfen können. Dann wird nämlich bald der nächste Skandal folgen. Ich würde einen Finanzskandal vorschlagen, zur Abwechslung.“

https://freedert.online/meinung/187604-kirchen-skandale-und-kult-ego/

 

Selektion unter Wissenschaftlern

 

Zur Technokratie gehört auch das Wahrheits-Ministerium. Inoffiziell ist das zwar schon ein Teil des politisch-medialen Komplexes, aber es gibt immer noch Schlupflöcher, um „unerwünschte“ Informationen zu verbreiten bzw. diese zu konsumieren.

 

Christian Drosten hat vor ein paar Wochen den Ausschluss unerwünschter Experten gefordert.

 

„Der Chefvirologe der Charité fordert offenbar die Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit im Interesse der Gesundheitspolitik. Das aber ist verfassungswidrig, meint Gunnar Schupelius.

Mitte Oktober sprachen Wissenschaftler beim „World Health Summit“ in der Charité darüber, wie man künftig der Verbreitung gefährlicher Viren begegnen könne. Mit dabei war Prof. Christian Drosten, der Institutsdirektor für Virologie an der Berliner Charité. Er beschwerte sich über die Zunahme der Desinformation im Internet, die bereits während der Corona-Jahre für Verwirrung gesorgt habe und appellierte an Medien und Wissenschaftler, falsche Informationen richtigzustellen, berichtet das Ärzteblatt. Wörtlich sagte er: „Wir müssen die wissenschaftlichen Institutionen auffordern, eine Selektion unter Wissenschaftlern zu treffen, die wirklich Experten sind.“

Das klingt erst einmal nicht verkehrt: Natürlich müssen falsche Informationen richtiggestellt werden, selbstverständlich brauchen wir Experten, die sich wirklich auskennen.

Die Frage ist nur, wer darüber entscheidet. Würde Drosten es gerne selbst tun? Das könnte man annehmen, denn der Virologe scheint sich für nahezu unfehlbar zu halten. Vor einem Jahr sagte er in einem Interview mit der „Zeit“ bezüglich der Corona-Maßnahmen: „Aber was hat man in Deutschland denn am Ende falsch entschieden?“ Und fügte hinzu: „Mir fällt wenig ein.“

Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Deutschland sehr viel falsch gemacht hatte, und zwar auf die Empfehlungen von Drosten hin, der zu den einflussreichsten Ratgebern der Bundesregierung und der Ministerpräsidenten bei der Bekämpfung der Pandemie gehörte.

Von März 2020 bis Mai 2022 warnte er im Nachrichtendienst Twitter ununterbrochen vor dem Zusammenbruch der Intensivstationen, immer höheren Corona-Wellen und immer mehr Toten.

Spätestens im Frühjahr 2023 entpuppten sich viele seiner Behauptungen als falsch. Da belegten die Vergleichszahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat, dass die Übersterblichkeit in den Jahren 2020 bis 2022 ausgerechnet in Schweden am niedrigsten lag, also in dem einzigen Land, das keinen Lockdown verhängt und noch nicht einmal eine Maskenpflicht angeordnet hatte.

Drosten hatte den schwedischen Weg vehement abgelehnt und behauptet: „Schweden wird am Ende bei denselben Maßnahmen (gemeint: der Lockdown) landen (…), nur viel später und mit viel mehr Toten.“. Das war eine von vielen Fehleinschätzungen, die Drosten nie korrigierte.

Er nimmt für sich selbst eine wissenschaftliche Autorität in Anspruch, die er anderen abspricht. Er beschwert sich über angeblich falsche Informationen anderer und sollte sich doch lieber an die eigene Nase fassen.

Wissenschaft lebt vom Wettstreit der Erkenntnisse, also von der Meinungsfreiheit. Die will Drosten im Interesse der Gesundheitspolitik offenbar einschränken, anders kann man seine Äußerungen nicht verstehen. Das aber ist, um es klar zu sagen, verfassungswidrig.“

https://www.bz-berlin.de/meinung/kolumne/kolumne-mein-aerger/das-seltsame-verhaeltnis-des-herrn-drosten-zur-meinungsfreiheit

 

Technokratie - Der Gott, der keiner ist

 

Gunnar Kaiser im Juli 2019:

https://www.youtube.com/watch?v=GDoqSWMQ51g

 

„Auf einer endlichen Welt gibt es kein unendliches Wachstum. Die Ressourcen auf der Erde sind begrenzt und deswegen wäre es unfair, wenn wir alles aufbrauchen und die nachkommenden Generationen nichts mehr haben. Aber wer ist schon so altruistisch und verzichtet auf einen Langstreckenflug mit dem Diesel-Kreuzfahrtschiff, nur damit die ungeborenen Plagen irgendwelcher Latte Macchiato Mütter dann den Kölner Dom in zwölf Jahren nicht mit dem Ruderboot besichtigen müssen

Das große Problem ist ja, dass der Mensch so gierig und profit-geil ist. Aber so profit-geil und kapitalistisch eingestellt sind die Menschen ja erst seit es das Geld gibt. Was wäre denn dann, nur mal so als Vorschlag, wenn wir den Menschen einfach das Geld wegnehmen würden? Ich meine, das sind doch eh nur Zahlen am Computer oder wertlose Papiere. Stellt euch doch mal eine Welt ohne Geld vor: dann könnte niemand mehr über seine Verhältnisse leben und das heißt eigentlich über unsere Verhältnisse.

Denn wir haben keinen Planeten B. In dieser Welt gäbe es dann kein normales Geld mehr, kein Bargeld wie wir es kennen, sondern der Staat gibt eine Art Energie-Währung aus, sagen wir den Klima- Euro. Der Staat misst, wie viel Energie bei der Herstellung von diesem oder jenem Produkt aufgewendet wurde und so viel kostet es dann auch.

Also der Staat legt da die Preise fest. Jeder Mensch bekommt dann am Monats-Anfang vom Staat ein gewisses Energie-Kontingent zugeteilt, sozusagen als bedingungsloses Grund-Energie-Einkommen und wenn das aufgebraucht ist, ja, dann kannst du eben nichts mehr konsumieren in dem Monat, weil du ja sonst über deine Energie-Verhältnisse leben würdest. Das ist mal wirklich nachhaltig, wenn zentral-staatlich sichergestellt ist, dass du gar nicht mehr verbrauchen kannst als dir zusteht …

geht es heute tatsächlich um die Technokratie-Bewegung, wie sie in den 1930er Jahren entwickelt wurde. Das ist jetzt heute mal der Kern des Ganzen, denn sehr viel, was wir derzeit an nationaler und internationaler Politik sehen, läuft darauf zu. Die Bewegungen und die Agenden und die Entwicklungen, die auch in den Medien immer wieder auftauchen, ja, die haben schon alle eine gewisse Theorie zur Grundlage, und zwar die der Technokratie. Mit Technokratie ist jetzt hier nicht die Herrschaft der Smartphones gemeint, sondern eine Regierungsform, in der Experten, also Wissenschaftler, Ingenieure, andere naturwissenschaftlich oder technisch fähige Personen anstelle der gewählten Politiker die eigentlichen Entscheidungen treffen, also eine Herrschaft der Sachverständigen. Überall, wo Gesellschaften vor größeren Umbrüchen oder Krisen stehen oder auch nur zu stehen meinen, weil ihnen ein Schreckgespenst vor Augen geführt wird. Also bei Wirtschaftskrisen, technologischen Herausforderungen, Unruhen, eminenten Gefahren wie Terrorismus, bei Ausnahmezuständen. Da gab und gibt es Bestrebungen, den langsamen demokratischen Prozessen durch nicht- demokratische Regulierungen zu umgehen.

Der amerikanische Autor Patrick Wood hat darüber ein paar interessante Bücher geschrieben. Zum Beispiel „Technocracy Rising – The Trojan Horse of global Transformation“. Darin zeichnet er die Geschichte der Technokratie-Bewegung der letzten 100 Jahre nach; und um das besser zu verstehen, muss man sich, glaube ich, eins vergegenwärtigen: bestimmte Menschen glauben tatsächlich, dass ihre Berufung darin besteht, die ganze Welt zu leiten und zu verwalten. Weil es von alleine nicht passieren wird, weil die Gesellschaft selber zu dumm und zu träge ist. Und diese Auserwählten glauben, dass es ihre Aufgabe ist, die notwendigen Schritte einzuleiten. Und dadurch verringert sich natürlich die Bedeutung der Parteien, der demokratischen Willensbildung und von politischen Entscheidungs-Prozessen.

Konkret bedeutet das, dass ein technokratischer Staat von nicht gewählten Gremien, Ausschüssen, Kommissionen regiert wird; die Gesellschaft wird nach dem Vorbild eines Unternehmens gemanagt und dann gibt es dafür auch die nötigen wissenschaftlichen, ja, Management-Techniken. Technokraten glauben, dass sie die Gesellschaft durch die Anwendung der wissenschaftlichen Methode so gestalten können, wie sie zum Beispiel in der Physik angewendet wurde. Gemanagt wird dann über kurz oder lang alles, denn der Technokrat sieht die gesamte Gesellschaft wie ein Uhrwerk oder eine Maschine und ein guter Ingenieur muss natürlich sich um jedes kleine Detail kümmern, damit die Maschine läuft. Dann wird eben bestimmt, wie lange der Arbeitstag zu sein hat, wie lange man im Leben arbeiten darf, welche Lebensmittel man essen darf und welche nicht, was gesund ist und was nicht, wer was ins Internet schreiben darf, welche wörter bäh sind, welche Videos man hochladen darf, wie und wo die Leute wohnen sollen, ob es in Innenstädten überhaupt noch Autos gibt und vieles mehr. Der Phantasie des Gesellschafts-Klempners sind da ja keine Grenzen gesetzt.

Man sieht immer dann, dass man es mit einem Technokraten zu tun hat, wenn Sachzwänge vorgeschoben werden um die vermeintlich langsamen demokratischen Prozesse zu umgehen. Sachzwänge können dann eine befürchtete Gefahr wie der Klimawandel oder Krieg oder Massenarbeitslosigkeit sein, ein unmittelbar drohender wirtschaftlicher oder sozialer Zusammenbruch -  der ist dann aber nur durch die Herrschaft einer technischen Elite zu überwinden; oder der Sachzwang ist ein zu erreichendes Gut für das Gemeinwohl also zum Beispiel mehr Wohlstand und Wachstum oder Gleichheit.

Aber man sieht schon, dass man mit der Bedrohung die Leute schneller mobilisieren kann. Technokratische Grundideen haben wir natürlich vor allem in der utopischen Literatur der Renaissance, also bei Thomas Morus, bei Campanella oder bei dem Früh-Sozialisten Henri de Saint-Simon. Auch der Soziologe Thorstein Veblen war ein Vertreter der Idee, dass die Gesellschaft, die sich selbst überlassen ist, in Chaos ausarten muss und dass ein freier Markt anarchisch und irrational ist, weswegen dann letztlich ein „Sowjet der Techniker“, wie er das nannte, die Leitung und die vernünftige Planung übernehmen muss.

Die Technokratie-Bewegung selber, die wurde dann schließlich von Howard Scott und King Hubbert begründet. Die beiden haben 1931 die „Technology Incorporated“ ins Leben gerufen, wo sie gesagt haben, dass das Preis-System, also das auf dem Freien Markt, sich nach Angebot und Nachfrage die Preise bilden, durch ein System ersetzt werden soll, dass darauf basiert, wieviel Energie für die Produktion bestimmter Waren eben benötigt wird. Das ist nämlich, meint Patrick Wood, das größte Bestreben der Technokraten seit Bestehen der Bewegung ist heute: die Kontrolle von Energie. Eigentlich bedeutet das natürlich: die Kontrolle von Menschen.

Howard Scott beschrieb 1934 in „Technocracy Study Course“, der Bibel der Technokratischen Bewegung, was man nun genau tun muss, um eine Herrschaft der Sachverständigen zu installieren. Man muss in einem Staat oder gleich auf der ganzen Welt rund um die Uhr den gesamten Netto-Umsatz an Energie messen. Man muss messen, wieviel Energie produziert wird und wie viel verbraucht wurde und dann für einen Ausgleich sorgen. Und dafür muss man alle Produkte und Dienstleistungen nach ihrem Energiewert beziffern und registrieren, also wie energie-intensiv sie sind. Und dann muss man halt nur noch für jeden einzelnen Menschen bestimmen, wie viel Energie er schon verbraucht hat und wie viel er noch verbrauchen darf. Wenn wir heutzutage sehen, wie prominent solche Maßnahmen wie Emissions-Handel, Personal Carbon Trading, CO2-Steuern und so weiter In der aktuellen Politik sind - allesamt planwirtschaftliche Maßnahmen -, die vor allem global die beste Wirkung entfalten können, dann kann man sich schon fragen, ob die Technokratie-Bewegung wirklich so sehr in der Versenkung verschwunden ist

Da hört man ja heutzutage nicht mehr so viel davon, während das in den 70er Jahren von Leuten wie Schelsky, Marcuse, Habermas oder Hermann Lübbe durchaus rege diskutiert wurde. „Wikipedia“ schreibt dazu: Spätestens Ende der 1980er Jahre kam die wissenschaftliche Technokratiedebatte in Deutschland jedoch zum erliegen“. Patrick Wood beschreibt in seinem Buch sehr ausführlich, dass die Technokratie-Bewegung alles andere als eine vergessene Randnotiz der Politischen Philosophie ist. Er sagt, der unbekannte große Player auf dem Markt der politischen Ideologien ist nicht der Kommunismus, der Sozialismus oder der Faschismus - es ist die Technokratie und Wood zeigt, welche Kommissionen und Vereinigungen das Ziel der Technokratie seit fast 100 Jahren auf ihre Weise verfolgen.

Zbigniew Brzezinski zum Beispiel, der Berater von US-Präsident Jimmy Carter, der fand die Ideen in den 70er Jahren ziemlich beeindruckend. Und heute sind es vor allem Stichworte wie „nachhaltige Entwicklung“, „Green Economy“ der „Green New Deal“, auch „globale Erwärmung“, „Klimawandel“, „Agenda 21“, „Agenda 2030“, das „Global Smart Grid“, die Zinspolitik der Zentralbanken, auch die Überwachungs-Maßnahmen, die „Smart Cities“ - alles planwirtschaftliche Elemente von Global Governance, die auf großen Konferenzen und Welt-Gipfeln beschlossen werden, wo neben den gewählten VolksvertreterInnen vor allem private Akteure wie NGOs, Privat-Unternehmen, Think Tanks oder Expertengruppen ein Mitspracherecht über unsere Zukunft haben.

Aber alles dreht sich um Energie. Eine Steuer auf Energie ist im Grunde genommen die ultimative Steuer auf Leben und die ultimative Kontrolle. Verkauft wird sie natürlich als das ultimative Geschenk an das Gemeinwohl; denn wer viel verbraucht von Ressourcen, die doch allen gehören, vor allem unseren Kindern, der soll eben auch viel bezahlen. Alles andere wäre ungerecht. Der Grundgedanke dahinter ist der: In einer endlichen Welt kann es kein unendliches Wachstum geben. Und eben auch die Ressourcen sind auf der Erde ja sehr begrenzt und deswegen wäre es unfair, wenn wir alle Ressourcen aufbrauchen und unsere nachkommenden Generationen dann nichts mehr haben. Aber eben niemand ist von alleine so altruistisch.

Also müssen Experten alle Ressourcen auf der Erde zählen und eben jedem sein Kontingent zuteilen. Auch die CEOs der Konzerne müssen wir natürlich einfach mal bei ihrem Menschsein erwischen; dann können die Konzerne nämlich nicht mehr mir-nichts-dir-nichts einfach Ressourcen verschwenden, also Aluminium, Gold, Lithium, Öl, Wasser und so weiter.

Die Grund-Ressource ist aber wie gesagt die Energie. Und diese Experten-Kaste darf dann auch bestimmen, wieviel Energie wir noch für die nachkommenden Generationen übrig lassen … Wenn man davon ausgeht, dass die Menschheit noch ruhig bis zur Explosion der Sonne weiter fortbestehen soll, dann während das eben noch ein paar Milliarden Generationen, für die wir jetzt hier sparen müssten und dann müssen wir uns eigentlich alle sofort umbringen.

Eine globale Herrschaft ungewählter Experten, die jedem Individuum auf der Welt einen Satz an erlaubter Energie zumisst, freilich zugunsten des Klimas und des Planeten und des Gemeinwohls, die Ablösung von Geld durch staatlich verteilte Energie-Zertifikate, was soll schon groß schiefgehen.

Also in der Praxis könnte das in den Zirkel der Macht allerdings so funktionieren: zuerst wird entschieden, was überhaupt das Ziel sein soll und dann wird eine Gruppe von Wissenschaftlern mit Hilfe von staatlichen oder durch NGOs finanzierten Institutionen beauftragt, dieses Ziel und die Schritte, die zu diesem Ziel führen sollen, zu rechtfertigen. Sozusagen vor der Öffentlichkeit, ja dass man eben da hingehen muss man eben eh schon hingehen wollte. Und dann kann man auf die Forschungs-Ergebnisse verweisen. Man kann sagen, die Wissenschaft ist sich ja einig und unter Achselzucken sagen „ja, was sollen wir tun, wir haben keine andere Wahl es wäre Wahnsinn, der Wissenschaftlich nicht zu vertrauen“.

In China ist die Technokratie übrigens schon sehr weit fortgeschritten, auch wegen des konfuzianischen Erbes. Viel mehr als ein kommunistisches System ist es eher eine technokratische Diktatur. Patrick Woods schreibt, dass Technokratie Eigentumsrechte verabscheut den Kapitalismus abschaffen will, Politiker und traditionelle politische Strukturen hasst und eine Utopie haben will, wenn nur endlich die Ingenieure und Techniker die Gesellschaft führen dürfen.

Das ultimative Ziel ist aber immer eine wissenschaftliche Diktatur. Und die wird erreicht, indem die Wirtschafts-Strukturen der Welt von der marktwirtschaftlichen Wirtschaft des Kapitalismus zu einer wissenschaftlichen Diktatur auf Grundlage eben dieser Kohlenstoff-basierten Rationierung, eines Rationierungs-Systems verändert wird.

In dieser Welt gibt es dann, wie gesagt, kein Bargeld mehr, sondern der Staat gibt eben eine Art Energie-Geld aus und der Staat bestimmt dadurch alle Preise. Der Staat muss wirklich messen, wie viel Energie bei der Herstellung dieses Produkt oder dieser Dienstleistung aufgewendet wurde und dann kostet es auch so viel. Und jeder Mensch bekommt dann eben dieses Energie-Kontingent zugeteilt, bedingungsloses Energie Grundeinkommen, und wenn das aufgebraucht, ist dann kannst du nichts mehr machen in dem Monat, weil du eben ja so nicht über deine Verhältnisse leben darfst. Nachhaltiger geht‘s ja nun kaum. Wenn zentralstaatlich alles sichergestellt ist, dass du eben gar nicht mehr verbrauchen kannst als dir zusteht. Und wenn du dann im Monat weniger ausgegeben hast als dir zur Verfügung gestellt wurde, dann kannst du das aber auch nicht sparen, für den nächsten Monat aufheben, sondern deine Energie-Bilanz oder deine Gutschrift, die verfällt. Die Menschen werden dann nicht mehr in der Lage sein, individuell zu sparen, Kapital aufzubauen, zu wirtschaften, zu erfinden und Wohlstand zu schaffen - sie werden nur noch in ihren klimaverträglichen Grenzen leben dürfen, aber das dafür nachhaltig.

Manche Menschen erschreckt dieses Szenario so sehr, dass sie niemals grün wählen können und dann fragt man sich, warum die Anderen das nicht so sehr erschreckt, warum sehen sie das nicht? Haben wir nicht aus der Geschichte gelernt, von wegen zentralisierter Machtfülle, staatlicher Kontrolle und der Propaganda zugunsten totalitärer Regime? Einer Propaganda, die die Massen für sich vereinnahmt haben wir nicht „1984“ und „Brave new World“ gelesen, wollen wir wieder wie die Schafe in die nächste Diktatur hineinlaufen?

Ich denke aber, dass diese Gefahr nicht allen gleich vor Augen steht. Wir werden von der uns am bedrohlichsten scheinenden Angst am stärksten motiviert, das ist die Condition humaine.

Die Menschen nun, die keine Angst vor einem nächsten Totalitarismus, der von deutschem Boden aus geht haben, haben noch mehr Angst vor den Zerstörungen der Umwelt durch den menschengemachten Klimawandel. Sie mögen sich ja entweder sagen „ach, was du da als totalitäre Gefahr durch die Technokratie an die Wand malst, das ist doch Hysterie, alles übertrieben oder eine Verschwörungs-Theorie, so weit wird es schon nicht kommen“. Vielleicht haben sie insgesamt auch mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und die moralische Integrität von Politikern und denken „heutzutage kann doch niemand mehr so viel Macht missbrauchen und niemand wird doch so gemein sein, Wissenschaftler für seine Zwecke zu bestechen, das geht doch gar nicht. Gut, außer Trump und Erdogan und Putin und wenn die AfD an die Macht kommt“. Oder diese Menschen sagen „ja, gut, okay, vielleicht hast du Recht, vielleicht wird es so weit kommen und ganz ungefährlich ist es ja nicht, kann sein. Aber was will man denn machen? Wenn wir nicht in zwölf Jahren krasse Schritte unternehmen … das steht eh fest, das habe ich im Fernsehen gesehen, und die Wissenschaft ist sich einig, die Wissenschaft sagt es, wir stehen vor dem Abgrund und wenn wir nichts unternehmen, sind wir morgen einen Schritt weiter.“

Was soll's dann also ja wenn man sich das noch einmal vor Augen geführt hat: schlimmer als eine globale Diktatur à la „1984“ ist dann doch, dass überall die Eisbären steigen und die Meeresspiegel aussterben – okay, ich sollte das vielleicht nicht so sehr ins Lächerliche ziehen, denn den Leuten steht diese Gefahr ja nicht ohne Grund vor Augen. Also, es gibt Menschen, denen das Bild einer unbewohnbaren Erde so stark vor dem inneren Auge steht, dass sie sogar die Gefahr einer Öko-Diktatur eingehen würden

Denn besser in einem ewigen „1984“ zu leben, als dass die Erde eine verödete Steppe mit marodierenden Klima-Flüchtlingen ist. Und es dann mehr Plastik-Inseln auf den Weltmeeren gibt als Gunnar Kaiser Bücher hat. Vielleicht versklavt uns die technokratische „1984“-Öko-Diktatur - dann sorgt sie aber wenigstens dafür, dass die Delphine nicht an CO2-Vergiftung sterben und jede Biene und jeder Schmetterling und jeder Vogel auf dieser Welt weiß: der „Große Bruder“ wird sich für sie einsetzen.

Vielleicht ist das so: Die Einen haben Angst vor „1984“ die Anderen vor „The Day after Tomorrow“ und die Angst der Einen sorgt dafür, dass die Angst der Anderen wahr werden könnte. Aber welche Angst ist die richtige?“

 

 

Gunnar Kaiser hat in einem Vortrag vom September 2021 die Technokratie ausführlicher erläutert und darin das anfangs erwähnte Zitat von Zbigniew Brzezinski gebracht:

https://www.youtube.com/watch?v=2IV52B7TgHs

 

Mietbare Zwerge

 

Rezo und Konsorten

 

Aus einem Beitrag des Wurms vom Juni 2019:

„„Ein Statement von 90+ Youtubern

Dies ist ein offener Brief. Ein Statement. Von einem großen Teil der Youtuber-Szene.

Am Wochenende sind die EU-Wahlen und es ist wichtig wählen zu gehen. Aber es ist genauso wichtig, eine rationale Entscheidung bei der Wahl zu treffen, die im Einklang mit Logik und Wissenschaft steht.

Es gibt viele wichtige politische Themen, aber nach der Risiko-Hierarchie hat die potentielle Zerstörung unseres Planeten offensichtlich die höchste Priorität. Jedes andere Thema muss sich hinten anstellen.

Die irreversible Zerstörung unseres Planeten ist leider kein abstraktes Szenario sondern das berechenbare Ergebnis der aktuellen Politik. Das behaupten nicht wir, sondern das ist der unfassbar große Konsens in der Wissenschaft. Die Experten sagen deutlich, dass der Kurs von CDU/CSU und SPD drastisch falsch ist und uns in ein Szenario führt, in dem die Erde unaufhaltsam immer wärmer wird, egal was wir tun. In dieser Welt sterben nicht nur viele Tierarten aus, sondern auch viele Menschen. Für die Überlebenden nehmen Krankheiten zu, Billionen wirtschaftliche Schäden entstehen und es werden hunderte Millionen Flüchtlinge kommen, die nicht für ein paar Jahre sondern für immer in anderen Ländern untergebracht werden müssen.

Darin ist sich die Wissenschaft sicher. Hier geht es nicht um einzelne Expertenmeinungen, denn die kann man immer finden. Nein, es ist ein überwältigender Konsens unter Wissenschaftlern, der sich auf unzählige unabhängige Studien und Untersuchungen stützt.

Wer diesen Konsens leugnet, so wie die AfD, oder nicht danach handelt, wie die aktuelle Regierung, hat nichts in der Führung eines aufgeklärten Landes zu suchen.

Vielleicht ist Unwissenheit der Grund für dieses Fehlverhalten, vielleicht haben sie nicht die Stärke oder den Anstand, Wissenschaft und Realität über das Geld und den Einfluss der Großkonzerne und Lobbys zu stellen. In jedem Fall müssen wir dafür sorgen, dass Parteien einen Anreiz haben, im Sinne der Wissenschaft zu handeln. Und der offensichtliche Anreiz, den wir schaffen können, ist, dass sie bei den Wahlen Stimmen verlieren. Denn nur dann hätten sie einen Grund, ihr Verhalten zu verändern.

Daher bitten wir alle: Wählt nicht die CDU/CSU, wählt nicht die SPD. Wählt auch keine andere Partei, die so wenig im Sinne von Logik und der Wissenschaft handelt und nach dem wissenschaftlichen Konsens mit ihrem Kurs unsere Zukunft zerstört. Und wählt schon gar nicht die AfD, die diesen Konsens sogar leugnet.

Hier geht es nicht um verschiedene legitime politische Meinungen. Es geht um die unwiderlegbare Notwendigkeit, alles dafür zu tun, den Kurs so schnell wie möglich drastisch zu verändern. Das fordern über 26.000 deutschsprachige Wissenschaftler. Das fordert der Weltklimarat, der die tausenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen sichtet und zusammenfasst. Und wir stellen uns auf die Seite der Experten. Denn wenn wir die nächsten Jahre auf diesem Kurs bleiben, haben wir vielleicht keine Chance mehr, die Zerstörung aufzuhalten.

Zuletzt, liebe Politiker: Natürlich habt ihr jetzt die Möglichkeit, uns wieder zu diskreditieren. Ihr könnt uns vorwerfen, dass wir ja sowieso keinen Plan haben, wovon wir reden. Dass wir lügen. Dass wir an Fake-Kampagnen teilnehmen. Instrumentalisiert sind. Dass wir gekauft und bezahlt sind und so weiter. All diese respektlosen Techniken habt ihr bereits dieses Jahr gegen uns, gegen eure eigene Bevölkerung eingesetzt.

Und wir sprechen für sehr viele Bürgerinnen und Bürger, wenn wir sagen:

Ihr habt euch damit keine Freunde gemacht.

Liste der Unterzeichner:

Julien Bam, DagiBee, Vik, Emrah, Anni the Duck, Mirellativegal, Oğuz Yılmaz, Fynn Kliemann, Rezo, Tim Jacken, Toni Pirosa, DeChangeman, Rick (SpaceFrogs), Steven (SpaceFrogs), Aaron Troschke, Greeen, Katja Krasavice, Malwanne, Luca Concrafter, Unge, Jana Nell, Alexi Bexi, Alycia Marie, Diana zur Löwen, Marti Fischer, Jodie Calussi, Mii Mii, Julia Beautx, CrispyRob, Simon Will, Rewi, Taddl, Trymacs, Phil Laude, Izzi, Nia, Fräulein Chaos, Heider, Soja (SophieDoesRandomStuff), Gordon (Vegan ist ungesund), Aljosha (Vegan ist ungesund), Jonas (Simplicissimus), David (Simplicissimus), Tilo Jung, OpenMind, Kiko, Gong Bao, Sturmwaffel, Barbara Sofie, Hendrik Rettkowski, David Hain, Fabian Siegismund, Ambre Vallet, LeFloid, Naomi Jon, Klengan, Kayla Shyx, Luna F. Darko, dyzzy, Nhi, Marius (Angeschrien), Sonny Loops, Ischtar Isik, Jonas Ems, Paul (Ultralativ), Fynn (Ultralativ), Danergy, Lenny (Lennyficate), 2Bough, Domino Kati, Marie (Snukieful), EasyAlex, Kelly, GermanLetsPlay, Maxim Markov, Alexander Straub, Jolina Mennen, Firegoden, Keanusworld, Doktor Whatson, Silvi Rockstar, Vincent Lee, Krancrafter, MrTrashpack, Tomary, Masterjam, BinaBianca, Kupferfuchs, Philip Steuer, JF not Kennedy, Mizeb, Ralph Ruthe“

https://www.youtube.com/watch?v=Xpg84NjCr9c

 

… Stattdessen werden die Gutmenschen und Öko-Aktivisten einheimische Forderungen stellen. Ausgerechnet also diejenigen, die sich am klimaschädlichsten verhalten, werden dem Rest der Bevölkerung vorschreiben, wie sie zu leben haben, was sie zu essen haben, wie sie ihren Konsum einschränken müssen und zusätzliche Steuern wg. Klima zu zahlen haben.

Und das in einem Land, das (derzeit!) für nicht mehr als 2% aller Emissionen weltweit verantwortlich zeichnet. Anders ausgedrückt: dem Klima ist es völlig egal, was in Deutschland konsumiert wird oder nicht.

Das hindert die fanatisierten quasi-religiösen, völlig irrationalen Gutmenschen und Öko-Aktivisten nicht, dem Rest der Bevölkerung mit dem allerbesten Gewissen ihren Willen aufzuzwingen.

Ist ja angeblich für einen guten Zweck.“

https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/637-auf-dem-weg-in-die-oeko-diktatur

 

Richard David Precht

 

Aus einem Beitrag des Wurms vom Dezember 2020:

„Jens Berger: „„Wir dürfen denken, was wir wollen, aber als Staatsbürger haben wir zu funktionieren“ – dieses Zitat stammt von Richard David Precht. Der Pin-Up-Philosoph der deutschen Talkshow-Prominenz hat kein Verständnis für jegliche Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung. An Regeln habe man sich zu halten. Punkt. Einem guten Staatsbürger stünde es nicht frei, diese zu interpretieren. Hört auf, selbständig zu denken, Eure Regierung weiß am besten, was gut für Euch ist. Aussagen wie diese könnten auch von chinesischen oder nordkoreanischen Staatsphilosophen stammen. Erstaunlich, dass derartige Äußerungen heute unwidersprochen bleiben. Haben wir nichts aus unserer Geschichte gelernt? …

Für Richard David Precht wäre ich deshalb wohl ein schlechter Staatsbürger. Für ihn ist die rote Ampel nämlich ein Lackmustest für unsere Gesellschaft und nur wer derartige Regeln blind befolgt, ohne sie zu hinterfragen, ist für ihn ein guter Staatsbürger.

„Wenn Sie nachts durch die Stadt fahren und da ist eine rote Ampel. Dann können Sie sich ja auch sagen, diese Ampel, die macht überhaupt keinen Sinn. Da ist kein anderes Auto, da ist kein Fußgänger. Trotzdem nötigt der Staat ihnen ab, an einer roten Ampel zu halten; einfach weil sie ein guter Staatsbürger sind, der hat sich an die Regeln zu halten und es steht ihm nicht frei, diese Regeln zu interpretieren. Persönlich können Sie denken, die Ampel ist sinnlos. Das können Sie auch Ihrer Frau oder Ihren Freunden sagen. Sie müssen sich aber an die Regeln halten und es ist erschreckend, dass wir ungefähr 15% der Bevölkerung haben, die das immer noch nicht verstanden haben.“

Precht hat Angst vor Mitmenschen, die „immer noch nicht verstanden haben“, dass man sich an Regeln ohne „Wenn“ und „Aber“ zu halten hat. Mir machen Menschen Angst, die aus blindem Gehorsam heraus jeglichen Rest von Aufsässigkeit in sich unterdrücken. Und noch mehr Angst machen mit staatstragende Philosophen, die diese Form des blinden Gehorsams als eine Art kategorischen Imperativ für unsere Gesellschaft formulieren.

Prechts Zitate stammen aus einem Interview, in dem es um die Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung ging. Sein Fazit: „Wir dürfen über Corona denken, was wir wollen, aber als Staatsbürger haben wir zu funktionieren“. Wer also Kritik an den Maßnahmen übt, ist für Precht ein dysfunktionaler Staatsbürger. Derartige Argumentationen kennt man eigentlich nur aus totalitären Regimen, die den Staatsbürger nicht als kritisch denkendes Individuum, sondern als funktionalen Teil eines Kollektivs begreifen.

https://www.nachdenkseiten.de/?p=68101

 

Es hört sich so an, als wolle Richard David Precht die totale Diktatur, um vermeintlich gute Ziele durchsetzen zu können. Die Andersdenkenden können ja anders denken, müssen aber als Staatsbürger „funktionieren“.

Nun stammt Richard David Precht aus einer Generation, die sich sehr damit beschäftigt hat, wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte – genau so, genau durch solche Leute wie ihn. In ihren eigenen Augen wollten die Nationalsozialisten ja auch das für sie „Gute“ durchsetzen (wie überhaupt die allermeisten übelsten Diktaturen religiöser oder politischer Art). Was wurde nicht alles in erzieherische Maßnahmen gelegt, um ein „nie wieder!“ in den Köpfen der Menschen gelangen zu lassen. Als eines von vielen Beispielen sei „Die Welle“ genannt. Ob als Buch, Theater-Stück, Fernseh- oder Kinofilm.

Entweder wurde Richard David Precht beim Menschsein erwischt oder er ist ein übler Vordenker und Vorbereiter des Totalitarismus.

In modernen Zeiten wird die üble Diktatur nicht von finsteren Gesellen mit kriminellen Methoden vorbereitet, sondern von Menschen, die sich so auszudrücken verstehen, dass ihnen auch interessierte Laien folgen können, die ihre Verdienste haben und die so ziemlich jede Mutter gerne zum Schwiegersohn gehabt hätten.“

https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/718-beim-menschsein-erwischt

 

Mai Thi Nguyen-Kim

 

Gunnar Kaiser im Oktober 2020:

https://www.youtube.com/watch?v=EGJ1jcuDS_I

 

Gunnar Kaiser spielt mehrfach auf das Bundesverdienstkreuz an, das Mai Thi Nguyen-Kim erhalten hat, siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/707-vorsicht-traeger-des-bundesverdienstkreuzes

 

Ab der 7. Minute: „Mai Thi hat letzte Woche ein Video veröffentlicht, in dem es darum geht, dass bestimmte Wissenschaftler kein öffentliches Gehör haben sollten. Ja, zu viele Stimmen in den Medien würden die Öffentlichkeit nur verwirren; deswegen brauche es ein Qualitäts-Siegel, also im Grunde genommen eine Zulassungs-Beschränkung, wer sprechen darf und wer nicht, wer als Experte angehört wird und wer nicht; wer in den Medien vorkommt und wer nicht. Sie macht das allein fest an Professor Sucharit Bhakdi, den sie als den Antichristen der Wissenschaft ausgemacht hat.

Ich werde mit wachsender Reichweite dieses Kanals auch zunehmend vorsichtiger, wem ich diese Reichweite schenke. Manche Aussagen oder Desinformationen möchte man einfach nicht wiederholen, selbst um sie zu debunken, einfach um diesen Ideen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Aber da das Buch „Corona Fehlalarm“, Entschuldigung, „Corona Fehlalarm?“, nur ‘ne ganz offene Frage, „Spiegel“-Bestseller ist und damit ohnehin sehr viel Aufmerksamkeit bekommt, möchte ich die Gelegenheit nutzen und die Aufmerksamkeit auf die Uni Kiel lenken, die etwas getan hat, das ich mir von viel mehr Experten wünschen würde. Und zwar, nach denen die beiden Anfang August den „Kieler Nachrichten“ ein Interview über ihr Buch gaben, reagierte die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit zwei Stellungnahmen, in denen sie sich von ihrer eigenen Professorin distanzierten. Eine im Namen der Hochschul-Lehrerinnen und Hochschul-Lehrer der Medizinischen Fakultät, unterzeichnet unter anderem vom Dekan der Fakultät und eine weitere der Fachschaft Medizin. Die widersprechen entschieden den unbelegten und im Gegensatz zu seriösen internationalen wissenschaftlichen Erkenntnissen stehenden Behauptungen von Frau Professor Reiss und Herrn Professor Bhakdi. Was die Kieler Mediziner hier tun ist das, was man auch innerhalb der wissenschaftlichen Community tun würde: fehlerhafte Veröffentlichungen werden zurückgezogen und/oder richtiggestellt.

Doch außerhalb der wissenschaftlichen Community gibt es solche Regeln nicht. Weil Meinungsfreiheit. Also, ich hab‘ nichts gegen Meinungsfreiheit - einige meiner besten Freunde haben Meinungsfreiheit -, geht mir noch nicht in den Kopf, warum innerhalb der Wissenschaft jede noch so kleine Ungenauigkeit fünfmal hinterfragt wird und alles wasserfest belegt werden muss; aber wenn Professoren diese Bubble verlassen und an die breite Öffentlichkeit treten - das wird dann nicht mehr kontrolliert und überprüft, denn hier gilt die Meinungsfreiheit. Also shout-out an die Uni Kiel, die sich von ihren eigenen Professoren distanziert hat.

Von der Uni Mainz, also Bhakdis Alma Mater – er war vor seinem Ruhestand Professor für Mikrobiologie an der Uniklinik Mainz-, habe ich nur diese Stellungnahme gefunden … Das war noch im März, da ging es um seine Aussagen in Videos. „Selbstverständlich hat Herr Bhakdi als Bürger das Recht, seine eigene Meinung zu vertreten“. Nur, dass er halt als Bürger sehr wahrscheinlich keinen Bestseller geschrieben hätte, sondern eben nur als Professor. „Diese ist jedoch in keiner Weise, darauf legen wir Wert, mit der Universitätsmedizin Mainz abgestimmt“. Da ich das als eine sehr schwache Distanzierung empfinde, habe ich bei der Uni Mainz noch einmal nachgefragt

Ja, „distanzieren Sie sich!“, sie hat sogar nachgefragt. maiLab, ohne wissenschaftliche Expertise in diesen Feldern, setzt Unis unter Druck, fragt nach „warum haben Sie diese Leute noch nicht exkommuniziert, warum haben Sie sich noch nicht distanziert?“

Die Uni Mainz erklärte daraufhin, dass „die Universitäts-Leitung oder der Vorstand der Universitätsmedizin grundsätzlich nicht die wissenschaftlichen Aussagen ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommentiert“, was in den meisten Fällen auch nur richtig so ist. Aber in manchen Fällen gehört es meiner Meinung nach zu der Verantwortung von wissenschaftlichen Institutionen, auch Stellung zu beziehen zum Beispiel, wenn Falsch-Informationen ein Massen-Publikum erreichen. Immerhin arbeitet die Uni Mainz derzeit an einer deutlichen und sachlich fundierten Distanzierung. Das ist gut und wichtig.

Mai Thi feiert die Distanzierung der Unis Kiel und Mainz von Bhakdi und von Karin Reiss. Sie feiert aber nicht die Freiheit von Forschung und Lehre, sondern das Abschwören, das Canceln, das Distanzieren. Aber ohne jegliche Belege. Das ist extrem unwissenschaftlich: distanzieren als die neue Wissenschaftlichkeit

Ich würde mir eher wünschen, dass sie die Thesen unvoreingenommen kritisch analysieren und dann entkräften, wenn es etwas zu entkräften gibt. Aber wo wird dann etwas richtig gestellt? Nein, es wird sich nur distanziert. Auch in diesen Briefen, die von drei Leuten unterschrieben worden sind.

Ist die Wissenschaft denn eine Demokratie? Wo ist denn die „überwältigende Zahl“? Ich bitte auch hier um Belege. Aber warum werden denn hier nur Bhakdi und Reiss als Kritiker angeführt, aber nicht all die anderen, die Verfasser der Great Barrington-Erklärung zum Beispiel, Martin Kulldorf, Professor der Medizin an der Harvard University, Sunetra Gupta, Professorin für Epidemiologie an der Oxford University, Jay Bhattacharya, Professor an der Stanford University Medical School oder John Ioannidis, die Mikrobiologin Marita Gismondo, der Virologe Pablo Goldschmidt, der Mikrobiologe Martin Haditsch, der Toxikologe Stefan Hockertz, der Epidemiologe Gérard Krause, der Chemiker und Biophysiker Michael Levitt, Nobelpreisträger, die Virologin Karin Mölling, der Epidemiologe Michael Osterholm, die Epidemiologin Angela Spelsberg, der Infektiologe Pietro Vernazza, der Epidemiologe Knut Wittkowski und und und. Wo sind die denn alle, sind das auch alles Spinner und Wirrköpfe?

In dem Buch von Bhakdi und Reiss gibt es Quellen-Angaben. In diesem Brief, auch in dem Video von maiLab, keinerlei Belege. Und das sei jetzt Wissenschaft: Leute auf den Scheiterhaufen zu werfen. Bhakdi und Reiss setzen sich dem Sturm in den Medien aus und Mai Thi freut sich noch, dass die Uni Kiel sich von ihnen distanziert. Wissenschaft lebt aber vom Dissens, nicht vom Konsens und dieser allgemeine Konsens, von dem hier gesprochen wird, der ist eine reine Behauptung. Wenn Mai Thi ein Problem mit der Meinungsvielfalt, mit der Meinungsfreiheit hat – ja, was sagt uns das? Man kann Bhakdi und Reiss eben nicht so einfach canceln und das ähnelt einem religiösen Wahn: es gibt Abtrünnige, es gibt Ketzer, die müssen exkommuniziert werden.

Aber es ist ja doch längst nicht unmöglich, die Aussagen eines Bhakdi weiterhin wissenschaftlich zu prüfen, nur weil sie jetzt aus ihrer Bubble raus sind. Bhakdis Thesen sind falsifizierbar, die können immer noch geprüft werden, sie sind mit Belegen versehen. Jeder könnte es analysieren und unvoreingenommen eben entkräften.

Ohne seinen Experten-Status - ehemaliger Professor der Uni Mainz - hätte Bhakdi überhaupt nicht den Einfluss, den er hat. Und wir Journalisten müssen besser darin werden, vernünftigen Stimmen mehr Aufmerksamkeit zu geben, denn wenn jetzt ‘ne Uni ‘ne Stellungnahme raus bringt, aber es keiner liest, dann sitzen die Experten in Fernseh-Shows oder mit „Spiegel“-Bestsellern am längeren Hebel. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Ja, wie ist denn der Track-Record von Sucharid Bhakdi, was BSE oder die Vogelgrippe angeht oder der von Wodarg, was die Schweinegrippe angeht und vergleichen wir damit Christian Drostens Erfolgs-Bilanz: wer ist denn hier der Experte?

Wissenschaftliche Erkenntnisse setzen sich nun mal aus vielen kleinen Puzzle-Teilen zusammen. Es braucht in der Regel viele verschiedene Studien, viele verschiedene Forschungs-Gruppen und viele, viele Jahre, bis sich ein konsistentes Bild zusammensetzt.

Ja, viele kleine Puzzle-Teile über viele Jahre und dann erst gibt es ein konsistentes Bild. Ja, das ist anstrengend und es ist gut, dass es nicht einzelne Autoritäten gibt, die ihre Meinung einfach so durchsetzen können. Tja, aber leider gibt es die.

Das Preview ist jetzt leider kein perfekter Kontroll-Prozess. Es werden, wie gesagt, bessere und leider auch schlechtere Studien veröffentlicht. Nur: nach der Veröffentlichung geht der wissenschaftliche kritische Diskurs ja auch noch weiter. Es kommt zum Beispiel vor, dass Antwort-Artikel von Fachkollegen, die irgendeiner Veröffentlichung sachlich widersprechen, im selben Journal veröffentlicht werden. Also mit einem harten aber sachlichen Diskurs wird in der Wissenschaft viel offener umgegangen als anderswo, was eben zur Qualitäts-Sicherung beiträgt.

Genau das passiert ja bei Corona bei der Handhabung der Pandemie eben nicht. Man bekommt den Eindruck, Drosten und Wieder sind quasi die Gesamt-Datenlage. Ja, wir brauchen viele Puzzle-Teile, möglichst viele Studien auch alternative Sichtweisen andere Studien.

Aber wenn Experten es mal nicht so genau nehmen mit der Sachlichkeit …

Mai Thi belegt mit keinem Wort, welche Aussagen von Bhakdi, von Reiss in dem Buch wissenschaftlich unhaltbar sind. Belege: Fehlanzeige.

Dann kann das großen Schaden anrichten.

Ja, man erinnere sich nur an die gegenläufigen Aussagen eines Christian Drosten etwa zum PCR-Test oder zu den Masken. Da können wir doch Fragen stellen und wir sollten auch die Frage stellen: Wo können denn Experten am meisten Schaden anrichten? Wenn man sie aufs Tapet hebt, wenn man nur sie anhört, wenn man Gegenstimmen nicht zu Wort kommen lässt oder Kritik an diesen Experten als Spinnerei diffamiert und vor allem wenn man direktes politisches Handeln aus ihren Thesen ableitet. Wer entscheidet denn, wer verquer ist? Eine Chemikerin, eine Wissenschafts-Journalistin, die mit einem Pharma-Lobbyisten verheiratet ist, die Fakten-Finder-Journalisten? Und wer wählt die dann aus und wer bezahlt die?

Während sich absurde Ideen in der Wissenschaft nur schwer durchsetzen, ist es in den Medien ‘ne ganz andere Geschichte. Medien lieben alles, was aus der Reihe tanzt. Große Bühne für schwarze Schafe.

Ja, es gibt schwarze Schafe in den Medien. Aber warum kommt dann ein Bhakdi nicht mehr vor? Mit wenigen Ausnahmen wie jetzt im MDR? Warum werden seine Videos gelöscht? Warum werden die Interviews mit Wodarg gelöscht wie auf meinem Kanal? Es ist genau andersrum: Bhakdi war in den Medien, als er „seriös“ war, als „schwarzes Schaf“ ist er es eben nicht mehr.

Wissenschaft beruht nicht auf Vertrauen, sondern auf Hinterfragen, auf Kontrolle und Überprüfung. Das ist das, was Wissenschaft so verlässlich macht.

Nun, Angela Merkel sagt, wir sollen offiziellen Mitteilungen glauben, nicht sie hinterfragen. Lothar Wieler sagt „diese Maßnahmen dürfen niemals hinterfragt werden“. Mai Thi fordert nun das Hinterfragen als wissenschaftlich. Ist sie jetzt eine Corona-Skeptikerin? Und was die Kontrolle angeht: ja, wo sind dann die Kontroll-Experimente des RKI, wo ist denn die Baseline-Studie?

Nicht nur Extremfälle wie Reiss oder Bhakdi schaden der wissenschaftlichen Aufklärung, denn letztendlich richten Medien, ja, so ein bisschen Random Spotlights auf einzelne Experten und die große Mehrheit der Wissenschaftler, zum Beispiel die große Mehrheit der Virologen traut sich ja gar nicht in die Öffentlichkeit. Oder sind gar nicht sichtbar. Dadurch haben einzelne Experten sehr viel Einfluss.

Und wo ist denn ein Bhakdi in den Fernseh-Shows? Ja, wo sind denn die Kritiker in den großen Talk-Runden? Sie sagt „die große Mehrheit der Wissenschaftler traut sich nicht“ - aber warum traut sie sich denn nicht? Angst kann es ja wohl kaum sein, wenn man sogar ein Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt, wenn man auf Linie ist. Und warum weiß man dann überhaupt, wie die Mehrheit denkt, wenn die Mehrheit sich gar nicht traut? Nein, die Mehrheit traut sich vielleicht deswegen nicht, weil sie sonst gecancelt wird, wenn sie eine ähnliche Haltung wie Bhakdi einnimmt.

Andererseits ist es auch gut, dass eben nicht einzelne Autoritäten ihre Meinung durchsetzen können, sondern dass nur die Gesamt-Datenlage überzeugt und dass verschiedene Ergebnisse auch konsistent zusammenpassen müssen, damit ein wissenschaftlicher Konsens entsteht.

Ja, wessen Expertise wird denn derzeit stärker als unhinterfragbar verkauft und direkt in staatliches Handeln übersetzt? Die von Drosten oder die von Bhakdi? Und wo ist dann eher die Gefahr für die Unkorrumpiertheit der Wissenschaft?

Der Philosoph Hans Albert hatte in der Wissenschafts-Theorie den Begriff des Fallibilismus geprägt, also das Eingeständnis grundsätzlicher Irrtums-Möglichkeit bei jeglicher Erkenntnis, eben gerade auch bei wissenschaftlicher Erkenntnis. Es gibt angesichts der Fehlbarkeit der Wissenschaftler nur einen Ausweg: die ständige kritische Überprüfung aller Theorien, Positionen und Meinungen,

Deshalb ist es so wichtig, dass dieses kritische Qualitäts-Management, was innerhalb der wissenschaftlichen Community betrieben wird, auch in der Wissenschafts-Kommunikation an die breite Bevölkerung greift.

Geschieht das? Bei wem geschieht das, bei wem geschieht das nicht? Wer hinterfragt Drosten, wer überprüft dort, wer kontrolliert Wieler? Dieses Qualitäts-Management passiert ja eben gerade nicht. Und: wer legt die Kriterien fest, wer kontrolliert das, wer kontrolliert die Kontrolleure? Das sind alles Probleme, die Mai Thi überhaupt nicht anspricht. Und wer entscheidet, was die Falsch-Information sind? Wie lange haben den Falsch-Informationen schon kursiert und wurden für wahr gehalten? Ja, dass Masken eben funktionieren oder nicht funktionieren, dass der PCR-Test valide sei oder Rauchen unbedenklich oder Zucker-Konsum unbedenklich oder Radioaktivität? Es gab immer wieder eine riesige zahl wissenschaftlicher Irrtümer.

Wichtig ist eben, dass der Anspruch an Falsifizierbarkeit erfüllt ist. Bhakdis Buch ist gespickt mit Quellen, die die jeweiligen Behauptungen belegen - das kann man übrigens von Mai This Video nicht gerade behaupten.

Das Problem ist klar: Wer entscheidet denn, was die richtige Meinung ist, wenn Menschen eben sowieso nicht zu 100% sachlich sind, wie Mai Thi sagt, dann sollten Journalisten eben entscheiden. Ja Laien kann man das ja nicht zumuten.

So lange in der Wissenschafts-Kommunikation nicht dieselben Standards an Sachlichkeit und Verlässlichkeit gelten wie in der Wissenschaft selbst, bringen mehr Wissenschaftler in den Medien nicht mehr Aufklärung, sondern mehr Verwirrung. Das ist mir jedenfalls erst durch Corona so richtig klar geworden. Mir ist noch nicht so ganz klar, wie so ‘ne Qualitäts-Kontrolle in der Wissenschafts-Kommunikation sinnvoll geregelt aussehen könnte.

Mai Thi sagt, wir brauchen weniger Wissenschaftler in den Medien, wir brauchen weniger Stimmen. Mehr Stimmen führt nur zu mehr Verwirrung. Meinungsvielfalt - wer braucht das überhaupt noch? Daher brauchen wir ein Qualitäts-Siegel, eine Zulassung, wer sprechen darf und wer nicht, einen Wissenschafts-TÜV, sozusagen.

Vielleicht könnte man eine Art Qualitäts-Siegel einführen oder so was wie ‘ne Zulassung für Wissenschafts-Kommunikatoren. Vielleicht habt ihr Ideen für Regeln, schreibt sie in die Kommentare.

Eine Beschränkung dessen, was überhaupt kommuniziert wird in den Medien. Eigentlich ist es auch nur ein Autoritäts-Argument: man soll eben vertrauen auf die Expertise derer, die das Siegel verleihen. Nicht auf Argumente, auf Vernunft, auf Experimente, auf empirische Belege, auf kritische Urteilskraft. Vertraut den staatlich zugelassenen Experten, die eben die Experten anerkennen und allen anderen den Mund verbieten

Und so ein Siegel ist eben auch nur der Anfang. Erst werden kritische Stimmen ignoriert, dann bekommen sie das staatliche Siegel nicht und dann, tja, die Konsequenzen auf lange Sicht: Forscher werden nicht mehr angestellt, verlieren ihren Posten, Wissenschaftlern werden Doktortitel aberkannt, Ärzten die Approbation entzogen und so weiter. Man wird unerwünscht zur persona non grata. In der Sowjetunion nannte man die nicht erwünschten Erkenntnisse bourgeoise Pseudo-Wissenschaft. Ich bin gespannt, wann dieser Begriff wieder auftauchen wird. Ja, und ebenfalls weiter gedacht: brauchen wir denn dann nicht auch Qualitäts-Siegel in allen anderen Bereichen, für Wissenschafts-Journalismus etwa? Wir bräuchten eine staatliche Stelle, die entscheidet, wer überhaupt Wissenschafts-Journalist sein darf, wer Wissenschaft vermitteln soll und wer nicht. Und wer es trotzdem tut, der wird abgestraft.

Wenn es so einen TÜV für Wissenschafts-Journalismus gäbe: In einer gerechten Welt, würde Mai Thi dieses Siegel nicht bekommen. Denn sie behauptet zwar für sich absolute wissenschaftliche Seriosität, aber sie erfüllt diesen Anspruch überhaupt nicht. Sie liefert kein einziges Fakten-Argument, nur Meinungen und Behauptungen. In den Quellen unter ihrem Video sind, was Bhakdi und Reiss angeht, nur vier sogenannte Faktenchecks angegeben also wo sich Journalisten daran gemacht haben, die Expertise eines renommierten Wissenschaftlers zu beurteilen in dessen Fällen sie nicht einmal studiert haben. Und das Herausdrängen dieser einzelnen Stimmen, das Mai Thi hier anpreist, beruht also auf einem absoluten Fehlen von Argumenten, von Belegen und auf dem alleinigen Bezug, auf die Urteile von ausgewählten Wissenschafts-Journalisten. Diese Faktenchecks, die sie da angibt, sind nicht einmal besonders ergiebig: sie sind einseitig, sie sind voreingenommen, sie erfüllen selber nicht einmal wissenschaftliche Standards, das ist alles sehr dünn. An der Uni würde man wegen Unwissenschaftlichkeit, unwissenschaftlichem Arbeiten hochkant rausgeschmissen werden, wenn man mit solchen Quellen käme.

Wissenschaft sieht anders aus. Wollen wir denn so auch in Zukunft bei allen anderen gesellschaftlichen Herausforderungen vorgehen? Kritische Stimmen ausgrenzen auf Grundlage von nichts? Und das ist äußerst manipulativ, was Mai Thi hier macht. Das grenzt in diesem Ausmaß geradezu an Demagogie, eine Demagogie, die nun auch mit dem Bundesverdienstkreuz geadelt wird. Und immer daran denken: bei all dem geht es nicht, ging es nie um die öffentliche Gesundheit.

Mai This Video dient allein dem Herstellen von Eindeutigkeit, der Vereindeutigung der Welt, im Vereinseitigen. Das ist ein Nicht-Aushalten von Widerspruch, einer Reduzierung von Komplexität, ein Ablehnen von Streit - das ist geradezu fundamentalistisch. Der Islam-Wissenschaftler Thomas Bauer schreibt „Wer Eindeutigkeit erstrebt, wird darauf beharren, dass es stets nur eine einzige Wahrheit geben kann und dass diese Wahrheit auch eindeutig erkennbar ist. Eine perspektivische und damit nicht eindeutige Sichtweise auf die Welt wird abgelehnt. Vielfalt, Komplexität und Pluralität wird häufig nicht mehr als Bereicherung empfunden“.

Bei diesem Prozess hin zu einer Vereinseitigung in Richtung Wissenschafts-Diktatur stirbt aber der demokratische Staat ab und bleibt lediglich als leere Hülse zurück. Julien Benda hat geschrieben: „Darin besteht der Wert der Wissenschaft. In der unbestechlichen kritischen Methode, nicht in ihrem Gebrauch, den die Menschen von der Wissenschaft machen. der beschert ihnen je nach ihrer Moralität (also der der Menschen) ein Mehr an Freiheit oder ein Mehr an Elend“. Ob wir ein Mehr an Freiheit oder ein Mehr an Elend gewinnen, liegt also nicht an der Wissenschaft, sondern allein an uns, an unserem kritischen Geist und an unserer ständigen Selbstüberwachung und Selbstüberprüfung.

In Ray Bradburys historischem Roman „Fahrenheit 451“ heißt es: „Will man verhindern dass es politisch Missvergnügte gibt (heute würde man sagen „Wutbürger“, „Empörte“, „Covidioten“, also will man das verhindern). dann sorge man dafür, dass der Mensch nicht beide Seiten einer Frage kennen lerne, nur eine“.

Mai Thi arbeitet mit großem Elan und sehr wirkungsvoll daran, dass wir nur noch diese eine Seite der Frage zur Kenntnis nehmen dürfen. Geehrt wird sie dafür mit dem Bundesverdienstkreuz.“

 

Harald Lesch

 

Gunnar Kaiser im September 2021:

https://www.youtube.com/watch?v=KWq3nXt7hPU

 

Ab der 3. Minute: „Einer der Propagandisten dieses schleichenden Übergangs zur Wissenschafts Diktatur ist der Wissenschafts-Journalist und Fernseh-Moderator Harald Lesch. Er sagt, est sei uns abhanden gekommen, das urteilte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau, es sei uns abhanden gekommen, etwas anzuerkennen, womit wir nicht verhandeln können. Hierbei handelt es sich um eine typische Formulierung aus dem Wörterbuch des Technokraten, „womit wir nicht verhandeln können“. Sach-Gesetzlichkeiten werden behauptet und ins Feld geführt, um das Regierungs-Handeln als unverhandelbar, also als alternativlos zu legitimieren.

Die bloße Behauptungen der Objektivität des Faktischen dient dabei schon zur Einschüchterung des Zweifelnden. Der Zweifelnde, der offensichtlich nicht willens oder nicht in der Lage ist, die Wirklichkeit anzuerkennen. Die Wirklichkeit, das Faktische, und worin dieses Faktische genau besteht, ob es die Gefährlichkeit des Virus ist, die Unausweichlichkeit tödlicher Mutanten oder die Unveränderbarkeit dritter und vierter Wellen und auf welchen Studien und Erkenntnisse man sich darauf zu berufen habe, das lässt Lesch offen. Auf die Spezialisten soll man hören, das habe man so oder so zu tun, wer immer diese Spezialisten sind, ja wer immer die auswählt und wer immer bestimmt, welche Fachbereiche sie repräsentieren und welche nicht. Lesch tut nicht nur so, als wäre sich die Epidemiologie einig und als hätte die Wissenschaft herausgefunden, dass nur Lockdowns die einzig richtige Antwort auf die Pandemie sind - zeigt mir bitte die Studien, auf die sich da die Politik beruft -, sondern auch als bestünden die Wissenschaften nur aus der Naturwissenschaft und es seien ihre Leit-Disziplinen die Biologie, die Virologie und die Epidemiologie. Diese erkenntnisse der Spezialisten etwa aus dem Bereich der Soziologie, Rechtswissenschaften, Politikwissenschaft, Psychologie oder Philosophie die werden offenbar als unmaßgeblich verworfen, weil sie spekulativ sind oder sie werden ignoriert. Und nicht einmal die große Menge an Medizinern, die die Schädlichkeit der Maßnahmen anprangern, wird gehört in dieser Wissenschafts-Diktatur. Und so kann Lesch eben fragen „warum hört ihr nicht auf eure Spezialisten - dafür bezahlt uns die Gesellschaft doch.“

So kann man es auch ausdrücken - aber die Gesellschaft, wenn man so will, bezahlt eben auch Psychologen und Philosophen. Sie bezahlt sogar, wenn man so will, Intellektuelle, Schauspieler und YouTube-Schwurbler. Dass eine Gesellschaft für bestimmte Meinungen bezahlt, bedeutet nicht, dass diese wahr sind und ihr eine Handlungsweise vorgeben müssten, zumal eine Gesellschaft, die nur einseitige und einmütige Spezialisten die Ihren nennt, sicherlich nicht als offene Gesellschaft bezeichnet werden kann. Ja, was für eine schöne neue Welt, wenn jeder von der Gesellschaft bezahlte Spezialist der Politik Anweisungen geben dürfte, wohin sie zu steuern hätte. Wozu dann überhaupt noch demokratische Wahlen, wenn doch die bezahlten Spezialisten viel besser angeben können, was wahr und gut und somit politisch geboten ist.

Ließen sich die Langsamkeit und Unvorhersehbarkeit demokratischer Prozesse auf diese Weise nicht geschickt umgehen? Den Politikern, die Leschs Meinung nach keine ausreichend harte Maßnahmen verhängen, denen wirft er vor, sie hätten sich von der Wissenschaft abgekehrt. Dass selbst die, was die Effektivität der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen angeht, gelinde gesagt skeptisch sind, das kümmert Harald Lesch nicht. Seine behauptete Abkehr einiger Politiker von der Wissenschaft hat zum einen zur Prämisse, dass die Wissenschaft in der Lage sei, normative Aussagen zu treffen, was einer Hybris ihres Anspruchs gleichkäme, den die meisten Wissenschaftler ja selber empört zurückweisen würden. Zum Anderen liegt ihr die Vorstellung zugrunde, dass Wissenschaft und Politik so eng miteinander verwoben sein sollten, ja wie einstmals Religion und Politik. Es sollte auch jetzt, wo die Wissenschaft einen quasi-religiösen Status zu erreichen scheint mit dem jegliches Regierungs-Handeln den Anschein reiner Objektivität und Unantastbarkeit erhält.

Es sollte auch jetzt wieder in Erinnerung gebracht werden, dass es gute Gründe für eine Säkularisierung der politischen Sphäre gab. Für Lesch aber sind wissenschaftliche und politische Sphäre nicht nur zu einem untrennbaren, ja politisch-scientistischen Komplex verbunden; die Spezialisten, also die Hohepriester, sind auch noch seine Propheten und sie kommen directement aus dem Reich der Tatsachen. „Wir kommen aus dem Reich der Tatsachen“, sagt Lesch von sich und den Seinen und wir sagen, was der Fall . Und dann kommt jemand und sagt „nein, das ist nicht der Fall“ – „da kann man sich nur noch heulend zurückziehen“, so Harald Lesch.

„Das Reich der Tatsachen“, das ist wie das Reich Gottes eine Sphäre, der die Propheten entstammen, die zwar nicht gewählt wurden, aber doch kraft höherer Einsicht zu deuten und vorzugeben bestellt sind. Sollte das Volk nicht seiner Einsicht folgen und sich von Gott Wissenschaft abkehren, dann zieht sich der Spezialisten-Prophet klagend über die mangelnde Einsicht der Ungläubigen zurück. Der Prophet Elija ließ zur Lösung dieses Problems übrigens 450 Gegen-Propheten töten. So weit wird es mit Prophet Harald doch hoffentlich nicht kommen.

Beim „Reich der Tatsachen“ handelt es sich wahrlich um einen äußerst verräterischen Ausdruck. „Reich der Tatsachen“ - das stellt diejenigen, die Dissens üben und andere Werte wie Freiheit, Selbstbestimmung, Privatsphäre und vieles andere mehr in die Waagschale werfen, das stellt sie in die Ecke der Phantasten und Spinner. Das Wort vom „Reich der Tatsachen“ als die Heimat derer, die durch diese Herkunft zu herrschen berechtigt sein, da stellt in diesem Zusammenhang nicht weniger als eine Absage an den Pluralismus einer Demokratie dar. Die Schraube der Entpolitisierung der Demokratie, ja die so unterschiedliche Denker wie Hannah Arendt und Carl Schmitt als Effekt der modernen Technik befürchteten, diese Schraube bekommt hier noch einen weiteren Dreh verpasst. Nun, das „Reich der Tatsachen“ - wie so oft ist es auch dieses Mal, wie selbst Angela Merkel zugibt, die Reaktion auf die vorgestellte Bedrohung keine rein wissenschaftliche, sondern eine politische Entscheidung.

Sie entstammt nicht nur dem „Reich der Tatsachen“. Eine politische Entscheidung kann und sollte sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren. Natürlich, die sind wichtig. Dabei sollte sie aber weder die Vielfalt (auch der wissenschaftlichen Diskurse) außer Acht lassen noch sich rein hinter Sachzwänge zurückziehen. Helmut Schelsky Warnung von der Entsubstantialisierung der Demokratie im technischen Zeitalter, in der gar niemand mehr herrscht, sondern nur noch eine Maschine bedient wird, die Maschine des technisch Möglichen, diese Warnung muss wieder ernst genommen werden, weil sonst nicht mehr das Volk der Souverän ist, sondern eben die Technik, die Sachzwänge oder eben die Wissenschaft oder was man dafür hält.

Das Volk als Souverän anzuerkennen und zu verteidigen heißt aber, die vielfältigen Bedürfnisse und Wertvorstellungen der Individuen in Anschlag zu bringen und im Verlauf der politischen Entscheidungs-Findung miteinander zu vermitteln. Das Volk als Souverän anzuerkennen und zu verteidigen, die Demokratie zu verteidigen, heißt aber die vielfältigen Bedürfnisse und Wertvorstellungen der Menschen in Anschlag zu bringen und im Verlauf der politischen Entscheidungs-Findung miteinander zu vermitteln. Und dass das geschieht, hat zur Voraussetzung, dass ein offener und freier Diskurs stattfinden kann.

Er besteht nicht nur aus den Beiträgen sorgfältig ausgewählter Spezialisten, sondern aus all den Argumenten, Haltungen und Einstellungen, aus denen sich eine öffentliche Meinung über Vermittlungs-Prozesse unabhängiger Medien bilden kann. Und diese öffentliche Meinung kann sich dann in öffentlichen Protesten und Demonstrationen niederschlagen, wenn sie das Gefühl hat, dass die Politik wichtige Aspekte des menschlichen Zusammenlebens sträflich ignoriert. Ja, aber diejenigen, die die Angemessenheit dieser politischen Entscheidung hinterfragen und die die Maßnahmen angesichts der ebenso absehbaren wie horrenden Folgen kritisieren, denen ruft Lesch entgegen „es wird zu viel gemeckert und zu wenig auch mal ausgehalten“.

„Aushalten“, das ist nun die Devise, neben dem „auf die Spezialisten hören“, nicht etwa „ihnen zuhören“, sondern „auf sie hören“, ihre Worte eben nicht abwägen, selber denken und urteilen, sondern auf jemanden hören, also ihm gehorchen. Neben dem und der dankbaren Pflicht-Treue des guten Staatsbürgers, der die Anordnung des wohlwollenden Fürsorge- und Vorsorgestaats zu befolgen haben und seine Meinungen zu den Verhältnissen höchstens privat äußern sollte, wie Richard David Precht sagt, ist also jetzt das Aushalten die nächste von oben ergehende Parole, mit der der Übergang in die neue Normalität ohne große Widerstände geschafft werden soll.

Aushalten soll das achtjährige Kind, das sechs bis acht Stunden täglich eine Maske tragen muss. Aushalten soll es, wenn es regelmäßig der Beschämung, der Angst vor der Isolation aufgesetzt wird, weil es sich testen lassen muss. Aushalten sollen die Alten, dass man ihre letzten Lebensjahre so unwürdig gestaltet, dass sie ihre Liebsten nicht mehr sehen und umarmen dürfen. Aushalten soll der Bürger, dass er in einem Staat lebt, der immer tiefer in sein Privatleben hinein spioniert und seine Bewegungs-Profile zur Kontakt-Verfolgung nutzt. Was anderes steht ihm nicht zu als Aushalten.

Wer all das, all die Kadavergehorsams-Appelle, Nibelungentreue-Schwüre und Aushalte-Parolen, wer das als brandgefährlich kritisiert, der muss sich unter Verweis auf das „Es kann ja jeder sagen, was er mag, er muss halt nur mit den Konsequenzen rechnen“, in die Ecke der Schmutzfinken stellen lassen. Und wie lange? Wie lange sollen wir das denn noch aushalten? Nur noch zwei Wochen oder doch erst, bis alle geimpft sind oder bis, um es mit Donald Rumsfeld zu sagen, der einmal auf die Frage, wann denn der Krieg gegen den Terror endet, antwortete „Bis sich jeder Bürger sicher fühlt“. Gehorchen, Befolgen, Aushalten: in dieser unheiligen Trinität schlägt sich die Technokratiesierung der Politik auf den Bürger nieder. Dieses Programm ist nicht weniger als eine Erziehung zur Unmündigkeit. Und darin liegt auch die Antwort auf die Frage die derzeit sträflich ignoriert wird: Aushalten zu welchem Preis?

Denn entgegenstellen können wir dem Ganzen nur eine Rückbesinnung auf die Eigen-Gesetzlichkeiten nicht der Sachen oder der Technik, sondern des genuin Menschlichen. In dieser Sphäre gilt, was jeder von uns intuitiv weiß. Nicht nur das, was wissenschaftlich messbar ist, ist wertvoll und maßgeblich. Unsere Werte und Ideale speisen sich aus einer anderen Dimension als der der positivistischen Naturwissenschaften und der bloß instrumentellen Vernunft. Es ist nicht weniger als eine Rückbesinnung auf die Substanz der Demokratie, deren Handlungs-Fähigkeit sich aus der Pluralität der Werte und Meinungen ergibt und die ein Menschenbild zur Voraussetzung hat, dass Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und nicht zuletzt die Fähigkeit zur Mündigkeit zur condition humaine zählt.“

 

Jan Böhmermann

 

Aus einem Beitrag des Wurms vom September 2021:

„Boris Reitschuster: „Der vom ZDF via Gebühren finanzierte Fernsehmacher Jan Böhmermann entlarvt einmal mehr seine antidemokratische, ja totalitäre Gesinnung, die typisch ist für viele Aktivisten wie ihn: Wer andere Meinungen hat als sie, den wollen sie aus dem Diskurs ausschließen, den diffamieren sie mit dem Totschlagargument „Menschenfeindlichkeit“. Im konkreten Fall hat der durch seine Systemtreue auffallende Entertainer seinen TV-Kollegen Markus Lanz vom ZDF heftig kritisiert. Lanz würde Gäste einladen, deren Meinungen „durchtränkt von Menschenfeindlichkeit“ seien.

„Ich frage mich, wieso einige Leute bei Dir sitzen“, sagte Böhmermann zu Lanz auf einer Podiumsdiskussion der Wochenzeitung „Die Zeit“. Gemeint waren damit die Wissenschaftler Hendrik Streeck und Alexander Kekulé – ihres Zeichens Professoren für Virologie, die zwar vor heftiger Kritik an der Regierung à la Bhakdi und Wodarg zurückschrecken, aber sich immerhin gelegentlich kritisch äußern. „Wo man fachlich sagt, das ist keine gute Sache“, so Böhmermann zu den Aussagen der beiden Wissenschaftler. Was nicht zuletzt auch deshalb überraschend ist, weil bisher nicht bekannt ist, dass der Fernsehmann eine Ausbildung als Virologe hätte. Umso erstaunlicher, dass er sich anmaßt zu urteilen, welche Aussagen „eine gute Sache sind“.

In dem Auftritt kulminieren der Größenwahn und die Arroganz, die beide für Böhmermann und viele seiner Mitstreiter so typisch sind. Regelrecht trunken vom Glauben an die eigene Überlegenheit und den Besitz der Wahrheit verlieren sie jeden Bezug zur Realität – von Bodenständigkeit gar nicht zu reden. Lanz konterte Böhmermanns Aussage „Wo man fachlich sagt, das ist keine gute Sache“ denn auch treffend: „Wer sagt das?“ Die Antwort des selbsternannten „Universalgelehrten“ vom ZDF fiel kleinlaut aus: „Leute, die Ahnung davon haben.“ Kekulé, so Böhmermann, sei ein Mikrobiologe, der noch nichts publiziert habe. Auch von Böhmermann sind mir keine Publikationen zum Thema Virologie bekannt. Für seine Behauptung, die Aussagen von Streeck und Kekulé seien „durchtränkt von Menschenfeindlichkeit“, nannte der „Komiker“ keine Belege. Zuvor hatte er noch angekündigt, er werde seinen Vorwurf „diplomatisch“ formulieren. Wenn „durchtränkt von Menschenfeindlichkeit“ diplomatisch sein soll – was wäre dann bei Böhmermann Klartext?

Der TV-Mann entlarvte sich sodann noch weiter. Er sagte, er frage sich, warum man Menschen eine Bühne biete, „die eine Meinung vertreten, die man nur deswegen veröffentlicht, weil man sagt, man muss auch die andere Seite sehen“. Weil dies das Wesensmerkmal einer Demokratie ist. Und nicht irgendwelche Fernseh-Komiker oder wer auch immer entscheiden können, welche Meinung es wert ist, geäußert zu werden und welche nicht. Denn wenn sich irgendjemand so eine Entscheidung ganz pauschal und generell zubilligt, ist es aus mit Demokratie und Pluralismus, und man landet im totalitären Denken …

https://reitschuster.de/post/boehmermann-durchtraenkt-von-menschenfeindlichkeit/

 

… Der Totalitarismus der Gutmenschen und Pseudo-Linken, der die Ausgrenzung von Andersdenkenden fordert, ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Wenn dem nicht sehr bald sehr entschieden Widerstand entgegen gebracht wird, wird aus den Resten von Demokratie und Meinungsfreiheit nicht einmal ein Rest übrig bleiben.“

https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/756-durchtraenkt-von-menschenfeindlichkeit

 

Fazit

 

Es ist noch nicht zu spät. Aber der Wurm hat kaum noch Hoffnung; zu sehr geht der Weg der Menschheit in Richtung Technokratie.

Und mit zu großer Begeisterung glauben und machen die Menschen alles, was ihnen von oben gesagt wird.

Sie geben den Rest ihrer geistigen Freiheit auf und sind noch glücklich dabei.

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

18. November – Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider

„Es ist unmoralisch, diese Frage zu stellen.“ - Im neuen Wochenkommentar geht es heute um den neuen roten Shooting-Star, Andreas „Robin Hood“ Babler. Es geht um Fortschritte bei der geplanten Einschränkung der Meinungsfreiheit und natürlich um unseren Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel!

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aabbtqa80nl9ns935r1b/

 

Scholz: "Das schaffen wir nie wieder ab."

https://www.youtube.com/watch?v=DfYZydMnkdk

 

ARD und ZDF vs. Javier Milei

https://www.youtube.com/watch?v=d2DNAkuMPKI

 

Kriegssüchtig / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 126

https://www.youtube.com/watch?v=i_gACt64TJg

 

Sturm im Wasserglas

https://www.youtube.com/watch?v=V9p_kxsTz5s

 

HallMack  Türkiye, Döner mit Alles

https://www.frei3.de/post/c969c6f5-f42f-4b60-bc3d-0e22bebc9ae9