Triumph und Tragik des Fritz Bauer

„In der letzten Woche ist der Spielfilm „Im Labyrinth des Schweigens“ des deutsch-italienischen Regisseurs Giulio Ricciarelli in deutschen Kinos angelaufen. Er setzt sich mit der Vorgeschichte des ersten Auschwitzprozesses vor einem deutschen Gericht auseinander, der Anfang der 1960er Jahre in Frankfurt am Main stattfand …

Ricciarellis Film hält sich weitgehend an die historischen Fakten, baut sie jedoch geschickt in eine fiktive Handlung ein. Dadurch wird jüngeren Zuschauern, für die nicht nur Auschwitz, sondern auch die 50er und 60er Jahre der Bundesrepublik Geschichte sind, ein lebendiger Zugang in diese Zeit ermöglicht. Das Filmteam hat die Prozessakten studiert und sich sowohl von dem letzten noch lebenden Staatsanwalt des Teams von Fritz Bauer wie von Historikern beraten lassen.

Daher ist der Film in allen wesentlichen Fragen authentisch und historisch korrekt. Auf einige Übertreibungen, wie die wilden Alpträume, in denen Radmann Mengele in finsteren Kellerräumen jagt, hätte verzichtet werden können.

Der Film geht der Frage nicht nach, wie es zum Nationalsozialismus und einer derartigen Brutalisierung von Menschen kommen konnte. Die Existenz des Nazi-Regimes, von Auschwitz, Rassismus und Vernichtungskrieg wird nicht hinterfragt, sondern als gegeben genommen. Der Film beschränkt sich auf die Fragen der individuellen Schuld und der Möglichkeit, als Individuum als Antwort auf Auschwitz das Richtige zu tun, wie es einer der Protagonisten im Film ausdrückt.“

https://www.wsws.org/de/articles/2014/11/12/laby-n12.html

http://upig.de/micro/im-labyrinth-des-schweigens.html

 

Der Film zeigt auch, dass sich kaum einer mit ernsthaften Themen auseinander setzen wollte, vor allem nicht mit negativen Sachen: es war die Zeit des „Wirtschaftswunders“. Die Filme jener Zeit waren an Belanglosigkeit kaum zu überbieten und die Menschen flüchteten ins Privatleben.

Die Vergangenheit war schrecklich. An der waren ein paar Nazis schuld, denen in den „Nürnberger Prozessen“ der Prozess gemacht wurde und ansonsten sollte ein „Schlussstrich“ unter diese Vergangenheit gezogen werden.

Das hieß allerdings: „Die Mörder sind unter uns“ (wie der erste deutsche Nachkriegsfilm hieß) – seitens der deutschen Justiz, die von alten „Seilschaften“ durchsetzt war, gab es keinerlei Interesse an einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während der Nazi-Zeit. Dagegen kämpfte vor allem einer an: der Generalstaatsanwalt von Braunschweig und später Frankfurt, Fritz Bauer. 

http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%BCrnberger_Prozesse

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_M%C3%B6rder_sind_unter_uns

 

Gert Voss

Die Rolle des Fritz Bauer im Film spielt der mittlerweile verstorbene Gert Voss. Gert Voss hat nur selten in Filmen mitgespielt; deshalb wird ihn die ganz große Masse nicht kennen. Seine Persönlichkeit entfalten konnte er so richtig im Theater.

Er wurde sechsmal zum deutschsprachigen „Schauspieler des Jahres“ gewählt und die „Times“ kürte ihn 1995 zum besten Schauspieler Europas.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Voss

 

Der Wurm hatte die große Freude, ihn mehrfach im Theater erleben zu dürfen. Für seine Leistung erhielt er meistens keinen Schlussapplaus, sondern tosenden Jubel.

Hier ein Link zum (subjektiv ausgewählten) „Best of“, unter anderem als Shylock in „Der Kaufmann von Venedig“:

https://www.youtube.com/watch?v=NXLK7PKbnEs

https://www.youtube.com/results?search_query=gert+voss+best+of

 

Kaiserreich

Fritz Bauer kam 1903 in Stuttgart zur Welt. Sein Vater führte ein Geschäft in der Textil- und Bekleidungsbranche. Irmtrud Wojak schreibt in „Fritz Bauer 1903-1968“: „In Stuttgart lebte die Familie Ludwig Bauers ziemlich säkularisiert und assimiliert; man war nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde und ging auch an den hohen Feiertagen nicht in die Synagoge.“

„Jedenfalls waren die Bauers eine typische deutsch-jüdische Kleinfamilie … Ludwig und Ella Bauer erzogen ihre Kinder ebenso national wie autoritär, eben im Geiste jener vaterländischen Gesinnung des Wilhelminismus, der damals die deutsche Bürgergesellschaft beseelte. Die viel zitierten ‚deutschen Tugenden‘ Anstand, Fleiß, Pünktlichkeit standen im Erziehungsprogramm an oberster Stelle, und nicht selten herrsche Kasernenhofton. Unvergesslich blieben dem jungen Fritz die strengen Regeln, die ihm bei Tisch eingebläut wurden. Vor den Folgen solcher geradezu soldatischen Disziplinierung, die sich nach dem Abitur in der Militärzeit fortsetzte, warnte Fritz Bauer später ganz bewusst und sah darin eine der Wurzeln inhumanen Denkens und Handelns.“

http://books.google.de/books?id=4nb9R699vtUC&pg=PA16&lpg=PA16&dq=fritz+bauer+weltanschauung+grundgesetz&source=bl&ots=O3X4xpJa29&sig=rpKdLhnvZiOfTC7UceB8ConsL18&hl=de&sa=X&ei=2cVpVJPLB4ScPNKOgcgH&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=fritz%20bauer%20weltanschauung%20grundgesetz&f=false

 

Da gibt es ein folgsames, begeisterungsfähiges Kind, das von niemandem irgend etwas Böses will  - eigentlich ein Traum für alle Eltern. Jedoch nicht zu dieser Zeit. Auch, wenn das zu Tuende noch so blödsinnig sein mag, hat das Kind zu gehorchen. Es wird auf ihm herum gehackt, es wird „fertig“ gemacht.

Fritz Bauer muss darunter sehr gelitten haben. Auch wegen der „Trennungslinien“, die es zu einigen seiner Mitschüler gab, weil er jüdischer Abstammung war.

Irmtrud Wojak zitiert ihn: „Damals (im Alter von 6 oder 7 Jahren) wollte ich Polizist werden, weil man ihm mit dem Säbel nichts anhaben konnte. Aber es ging doch noch einiges mehr in meinem Kopfe herum. Die Polizisten sind dazu da, daß niemandem Unrecht geschieht, und ich hatte das Gefühl, mir geschehe Unrecht.“

„Als Elfjähriger beantwortete er die Frage, was er einmal werden möchte, mit der Zeichnung eines Firmenschildes, auf dem als Beruf ‚Oberstaatsanwalt‘ stand, in seiner damaligen Vorstellung ein ‚besserer Rechtsanwalt‘, der ganz im Gegensatz zu der gewöhnlich autoritären Auffassung nicht der ‚Anwalt irgendwelcher Staatsräson‘, ‚sondern des Rechts der Menschen und ihre sozialen Existenz gegen private und staatliche Willkür‘ sein sollte.“

Dann kam 1914 der 1. Weltkrieg: „Während des Krieges war ich in unserer Schule und ich war sicherlich einer der nationalen jungen Männer, ganz genau so, wie es damals im Zuge der Zeit lag.“

Der damals 44jährige Vater zog als Freiwilliger in den Krieg. Nicht untypisch für das damalige jüdische Bürgertum, das zum größten Teil deutsch-national gesinnt war.

Umso härter traf die deutschen Juden die „Judenzählung“ von 1916, die den Antisemitismus in der Reichsführung deutlich machte, der danach noch einmal an Fahrt aufnahm. Aus „Wikipedia“:

„Die „Judenzählung“ (auch: „Judenstatistik“; amtlicher Titel: „Nachweisung der beim Heere befindlichen wehrpflichtigen Juden“ zum Stichtag 1. November 1916 war eine staatlich angeordnete statistische Erhebung zum Anteil der Juden an allen Soldaten des deutschen Heeres im Ersten Weltkrieg. Sie sollte auch die Zahlen der kriegstauglichen, an der Front dienenden, verlegten, unabkömmlich gemeldeten, zurückgestellten und gefallenen jüdischen Wehrpflichtigen ermitteln.

Der Erlass des preußischen Kriegsministers Adolf Wild von Hohenborn vom 11. Oktober 1916 reagierte auf den im deutschen Offizierskorps verbreiteten Antisemitismus und die von antisemitischen Verbänden, Parteien und Medien damals verstärkte Propaganda, Juden seien „Drückeberger“, die sich dem Waffendienst an der Front mit allen möglichen Ausreden entzögen und davon unverhältnismäßig oft befreit würden.

Die Ergebnisse der Erhebung wurden bis Kriegsende geheim gehalten. Das verstärkte die Ressentiments gegen jüdische Kriegsteilnehmer erheblich. Erlass und Geheimhaltung seines Resultats galten den Betroffenen und Kritikern des Regierungskurses als Diskriminierung der jüdischen Minderheit, Parteinahme für die Antisemiten und Scheitern aller liberalen Integrationsbemühungen im Kaiserreich mit weitreichenden Folgen.

1922 ergab eine genaue Untersuchung, dass mit 17,3 Prozent anteilig ebenso viele deutsche Juden wie Nichtjuden zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, obwohl aus Alters- und Berufsgründen nur 15,6 Prozent der Juden wehrpflichtig gewesen waren. 77 Prozent von ihnen hatten an Fronteinsätzen teilgenommen. Sie stellten damit proportional fast ebenso viele Frontsoldaten wie die Nichtjuden.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Judenz%C3%A4hlung

 

Ein etwas älterer Mitschüler (Fred Uhlmann) schrieb später zum plötzlichen Kriegsende, was typisch für die meisten seiner Generation gewesen sein dürfte: „Schock, Entsetzen und einen wilden und heftigen Zorn gegen die Regierung, den Kaiser und die ganze ältere Generation, Eltern wie Lehrer, die uns nach unserem Empfinden Lügen erzählt hatten und für den Krieg verantwortlich waren. Wie mein Glaube an die Religion war nun auch mein Glaube an die Wahrheit und Ehrlichkeit erschüttert.“

 

Weimarer Republik

Fred Uhlmann zum Schulunterricht: „Niemand zu Hause oder in der Schule erwähnte jemals die Arbeiterklasse oder die Bedingungen, unter denen sie lebte. Wir wußten alles über Griechenland und Rom, über Plato und Sophokles, Horaz und Vergil, aber in unserem Lehrbuch tauchten die Millionen von Männern, die in diesem Krieg so mutig gelitten hatten und zu Hunderttausenden für uns alle gestorben waren, nicht auf. Als wir nach der Revolution einen Schülerrat wählten, stand ich bei einer Versammlung auf und machte den Vorschlag, daß wir endlich etwas über unsere Verfassung erfahren müßten und auch etwas über Karl Marx, über den alle sprachen. Die Lehrer schauten mich amüsiert und ironisch lächelnd an und einige sogar, so schien es, verächtlich.“

Der 15jährige Fritz Bauer war begierig darauf, die Revolution in Stuttgart zu sehen und drängte seinen Vater, mit ihm die Königsstraße auf und ab zu gehen. Einen Tag später ging er mit seinen Mitschülern. Doch zu aller Enttäuschung war da nichts Besonderes: „Ich war tiefungücklich, daß die deutsche Revolution, wie üblich, im Saale stattfand.“

Zwar dankte der württembergische König ab, aber in Militär, Beamtenschaft und Justiz änderte sich überhaupt nichts.

Zur SPD führten ihn mit der Zeit mehrere Faktoren:

- ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft wurde mit Berthold Heymann 1918 Minister in Württemberg (zuerst Kultus-, dann Innenminister) – also wurde zum ersten Mal überhaupt ein Jude Minister in Deutschland

- ausgiebiges Lesen von Literatur, vor allem „Die Wandlung“ von Ernst Toller und „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ von Johann Wolfgang von Goethe. Fritz Bauer: „vor mir sah ich eine fruchtbare Kameradschaft tätiger Genossen im Dienste der Forderung des Tages“. Maßgeblichen Einfluss hatten auch die Werke von Gustav Radbruch. Irmtrud Wojak: „Die neue Geistesverfassung, an die Radbruch dachte, betonte ‚sowohl den Wert des Einzelnen, der Persönlichkeit mit den Parolen von Freiheit und Gleichheit, als auch den Gedanken der Gemeinschaft und Kultur‘“

- persönliche Bekanntschaft mit Kurt Schumacher, dem späteren Vorsitzenden der SPD

http://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Heymann

http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Toller

http://www.grin.com/de/e-book/32373/zu-ernst-tollers-drama-die-wandlung

http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Meisters_Wanderjahre

http://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Radbruch

http://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schumacher

 

Fritz Bauer sah die soziale Ungleichheit der Gesellschaft und wollte Frieden und Versöhnung, „also auch einen neuen, gerechteren Staat, eine gerechtere Gesellschaft, eine deutsche Republik und Demokratie“.

Auf der anderen Seite wurde völlig wahrheitswidrig behauptet, dass „Marxisten, Pazifisten und Juden“ diejenigen waren, „die einer unbesiegten Armee den Dolchstoß versetzt und die Ehre der Nation verraten haben“ … „Von jetzt an nahm die Volksverhetzung durch die am 1. September 1917 gegründete Deutsche Vaterlandspartei ihren freien Lauf: Das Volk müsse sich aufbäumen gegen den ‚Reichstag der Judenwahlen‘, der ihm einen ‚Judenfrieden‘ und die Demokratie bescheren wolle.“

„‘Nie war die antisemitische Leidenschaft in Deutschland wütender als in den Jahren 1919 bis 1923‘, behauptete Golo Mann vor dem jüdischen Weltkongress (1966). Bereits am Anfang der Weimarer Republik gab es  etwa 400 völkische Organisationen und 700 antisemitische Zeitschriften. Während die Nationalversammlung die Weimarer Verfassung schuf und die Parteien der Regierungskoalition um eine festere Fundierung des neuen Staates rangen, organisierten die völkischen Führer eine große antiparlamentarische und antisemitische Massenbewegung.“

1921 machte Fritz Bauer sein Abitur und studierte Rechtswissenschaften zuerst in Heidelberg, dann in München, Tübingen und wieder Heidelberg. Er bekam Antisemitismus auch am eigenen Leibe zu spüren und war entsetzt über die politischen Morde, die am Anfang der Republik standen. Die prominentesten Opfer waren Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Kurt Eisner, Hugo Haase, Matthias Erzberger und Walther Rathenau.

Vor allem die Ermordung Walther Rathenaus (1922) erschütterte Fritz Bauer, weil sie auch zeigte, wie gefährdet die Weimarer Demokratie war. Zusammen mit weiteren verzweifelten Freunden, die meinten, etwas tun zu müssen, schrieb er einen Brief an Thomas Mann:

„Wir wußten, Thomas Mann gehörte damals noch oder wurde zugerechnet der deutschen Rechten, aber wir hatten das Gefühl, ein Mann wie Thomas Mann, den wir über alles liebten und der unsere Jugend bestimmt hat seit den Tagen des Tonio Kröger, daß Thomas Mann nicht schweigen kann und nicht schweigen darf. Und es war einfach unser Gefühl, Thomas Mann wird jetzt auf unserer Seite stehen. Und wir bekamen eine Antwort, ich vergesse sie nie, es war ein Brief von Thomas Mann … Und der Inhalt war: Wir hätten Recht, er stünde auf unserer Seite, wenn wir aber von ihm verlangten, daß er jetzt in München spreche, so sei er überfordert, er werde aber demnächst sprechen, und das war dann seine Rede über die deutsche Republik.“

Aus „Wikipedia“:

"Thomas Mann erklärte, dass die Demokratie – anders als ihre Gegner behaupteten – zur deutschen Kultur und Tradition besser passe als Wilhelminismus und „sentimentaler Obskurantismus“. Insbesondere das freundliche und bescheidene öffentliche Auftreten des Reichspräsidenten Friedrich Ebert habe ihn davon überzeugt, dass Demokratie eine deutschere Sache sei als „imperiale Gala-Oper“. Absicht der Rede war, vor allem die studentische Jugend zu ermuntern, ihren Widerstand gegen die Republik aufzugeben. Auch wenn die Rede im national-konservativen Denken verankert war, unterstrich Thomas Mann mit ihr sein Engagement gegen völkisch-antisemitische Umtriebe und für die Humanität, für „deutsche Menschlichkeit“. 

Thomas Manns Bekenntnis zur Republik entsprang keinem inneren Sinneswandel, sondern war äußerer Anlässe geschuldet. Nach über 300 politischen Morden in den zurückliegenden drei Jahren fühlte er eine persönliche Schuld an dem verbreiteten öffentlichen Schweigen angesichts von „ekelhaften und hirnverbrannten Mordtaten“. Walther Rathenaus Ermordung am 24. Juni 1922 hatte Mann als „schweren Choc“ bezeichnet.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Von_deutscher_Republik

 

Und hier ist die Rede:

http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/ghi_pol_MannRepublic_ger.pdf

 

Nach einer Analyse des Privatdozenten Emil Julius Gumbel für das Reichsjustizministerium  waren von 304 vorsätzlichen Tötungen links stehender Personen 22 gesühnt worden, denen 282 ungesühnte Todesfälle gegenüber standen. Deutlicher konnte nicht aufgezeigt werden, wo die Justiz stand.

Fritz Bauer schloss sich dem Republikanischen Richterbund an, der etwa 500 Mitglieder hatte, während der konservative und national-liberale Richterbund etwa 12.000 Mitglieder zählte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Republikanischer_Richterbund

 

„In einem Aufsatz empfahl Fritz Bauer später die Lektüre dieser Zeitschrift („Die Justiz“) mit dem Hinweis, dass die ‚Nazijustiz‘ schließlich nicht erst 1933 begonnen habe: ‚Undemokratische, autoritäre, antisemitische Urteile hat es schon vorher in beträchtlicher Zahl gegeben.‘ In der Zeitschrift, fuhr er fort, könne man einiges über die ‚Legalisierung des politischen Mords‘ lesen: ‚Wir erfahren von den Prozessen gegen die Linke und die Mitte sowie von den sogenannten ‚Prozessen‘ gegen Hitler und seine Spießgesellen. Die Zeitschrift warnt immer wieder vor einer Überschätzung der technischen Jurisprudenz und einer Unterschätzung der menschlichen Seite der Rechtspflege. Sie wünscht sich nicht äußerliche Korrektheit, sondern ‚Dienst an der Pflege von Menschengut‘. In dem Mangel an gebildeten, gerechten Menschen, an Menschlichkeit, liege eine große Gefahr.‘“

Fritz Bauer promovierte bei Karl Geiler, der nach dem 2. Weltkrieg der erste Ministerpräsident des neuen Bundeslandes Hessen werden sollte. Er wurde dem Landgericht Stuttgart zugeteilt und wurde 1930 der jüngste Amtsrichter Deutschlands.

Er war auch politisch aktiv, diskutierte viel mit Kurt Schumacher und wurde schließlich stellvertretender Vorsitzender des „Reichsbanners“ in Stuttgart. Aus „Wikipedia“:

„Rechte und nationale Kampfbünde, wie der „Stahlhelm“ oder die SA sowie der KPD-nahe Rote Frontkämpferbund, hatten den politischen Kampf immer weiter radikalisiert. Zunächst gründeten sich eine Reihe von lokalen sozialdemokratischen Selbstschutzorganisationen. Auf diesen aufbauend wurde als Reaktion auf die rechten (Hitlerputsch) und linken (Hamburger Aufstand) Umsturzversuche von 1923 am 22. Februar 1924 von Mitgliedern der SPD, der Deutschen Zentrumspartei, der Deutschen Demokratischen Partei sowie Gewerkschaftern in Magdeburg das Reichsbanner gegründet. Allerdings überwog der Anteil der Sozialdemokraten in der Mitgliedschaft deutlich. Schätzungen gehen von bis zu 90 Prozent aus.

Das Reichsbanner war ein Veteranenverband, in dem Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges ihre Kriegserfahrungen mit ihrem Eintreten für die Republik verbanden. Seine Hauptaufgabe sah das Reichsbanner somit in der Verteidigung der Weimarer Republik gegen Feinde aus den nationalsozialistischen, monarchistischen und kommunistischen Lagern. Otto Hörsing bezeichnete das Reichsbanner 1931 als „überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern“. Dabei verstand sich das Reichsbanner als Hüter des Erbes der demokratischen Tradition der Revolution von 1848 und der verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold

 

Exil

Bereits im März 1933 wurden etwa 2.000 Funktionäre der KPD und der SPD als „Schutzhäftlinge“ ins Konzentrationslager auf dem Heuberg gebracht, darunter Kurt Schumacher und Fritz Bauer.

http://de.wikipedia.org/wiki/Lager_Heuberg#Nutzung_in_der_Zeit_der_NS-Diktatur

 

Es handelte sich nicht um ein Vernichtungslager, die es erst viele Jahre später geben sollte, ansonsten ging es dort aber genau so zu, wie mensch sich das vorstellt: derbe Lebensbedingungen und unzählige Schikanemaßnahmen.

Fritz Bauer hatte noch Glück und wurde nach 8 Monaten wieder entlassen. Aus dem Staatsdienst entlassen, arbeitete er im väterlichen Geschäft. Im Mai 1935 wurde seinem Vater „im Namen des Führers und Reichskanzlers“ das vom ehemaligen Reichspräsidenten von Hindenburg gestiftete „Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer“  durch den Stuttgarter Polizeipräsidenten verliehen.

Fritz Bauer traute jedoch dem Frieden nicht und lebte immer in der Gefahr, von der Gestapo verhaftet zu werden. Seine Eltern wollte er allerdings nicht allein lassen. Als in Stuttgart ein Strafverfahren gegen ihn eingeleitet wurde, blieb ihm keine andere Wahl als die Flucht.

Als „Textilkaufmann“ reiste er Ende 1935 zu seiner Schwester Margot, die seit 1934 mit ihrem Mann in Kopenhagen lebte. Bei der Abreise im Stuttgarter Bahnhof verabschiedete ihn sein Freund Carlo Schmid. Fritz Bauer schrieb später „Ich habe Deine optimistischen Worte, die Du damals sprachst, in manchen schweren Jahren nicht vergessen. Ich habe sie oft im Ausland weitererzählt, sie haben anderen und mir Kraft gegeben und Mut gemacht. Sie haben den Glauben an ein anderes Deutschland aufrechterhalten.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Carlo_Schmid

 

In Dänemark wurde er nach einigen Komplikationen als politischer Flüchtling anerkannt und erhielt eine Aufenthaltsgenehmigung. Gut und schön, die konnte aber jederzeit wieder zurück gezogen werden und Arbeit hatte er deshalb auch noch nicht. Im November 1937 erhielt er endlich eine Arbeitsgenehmigung und arbeitete als Journalist.

Er bemühte sich, nach Übersee, hauptsächlich in die USA zu gelangen, was aber immer schwieriger und aussichtsloser wurde. Als im Juli 1938 die internationale Flüchtlingskonferenz in Èvian ihr jämmerliches Ergebnis präsentierte, war auch dieser Weg verschlossen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Konferenz_von_%C3%89vian

http://www.wsws.org/de/articles/2003/06/flc-j05.html

 

„Trotz aller Bedrängung fühlte sich Fritz Bauer indessen nicht unwohl in Dänemark. Er lernte in Kopenhagen mehrere junge, nach dem Krieg führende dänische Sozialdemokraten kennen, zum Beispiel die späteren Ministerpräsidenten Jens Otto Krag und Viggo Kampmann“ sowie den späteren Außenminister Per Haekkerup und Finanzminister Henry Grünbaum.

Nachdem die Lage für seine Eltern unhaltbar geworden war, schafften sie es als eine der Letzten, Ende 1939 nach Dänemark auszureisen – ihr Sohn konnte die dänischen Behörden davon überzeugen, seinen Eltern eine Aufenthalts-Genehmigung zu geben. „Ich bekam die Genehmigung, und andere bekamen sie auch. Denn plötzlich hatte die dänische Regierung gemerkt, daß wir nicht übertrieben.“

Im Mai 1940 besetzte Deutschland Dänemark und im September wurde Fritz Bauer als einer von 127 deutschen Emigranten festgenommen und in ein Lager gesteckt. Immerhin ein dänisches Lager. 42 der Emigranten hatten das Pech, nach Deutschland abgeschoben zu werden. Fritz Bauer wurde im Dezember 1940 entlassen. „Er selbst vermutete im Nachhineien: auf Fürsprache des Nationalbankpräsidenten Prof. Carl Valdemar Bramsnaes und des Volkswirtschaftlers der Universität Aarhus, Professor Jorgen Petersen“.

http://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%A4nemark_unter_deutscher_Besatzung

 

„Den Deutschen war damals viel daran gelegen, sich die Sympathien der dänischen Intelligenz zu erhalten. Bei Ausbruch des russischen Krieges wurde ich kurz wieder verhaftet. Dann lebte ich vorzugsweise illegal.“ Und weiter: „Die Dänen selbst waren – zumal nach dem 9. April – sehr freundlich. Vorher war ihnen die politische Reichweite des Nazismus ziemlich unklar geblieben. Im allgemeinen konnte man sich auf die Solidarität der Dänen verlassen und hat das auch in der Praxis getan.“

Und: „Jedenfalls war er in der ganzen Zeit der deutschen Besetzung durchweg auf seine dänischen Freunde angewiesen, die sich allesamt als unbedingt zuverlässig erwiesen.“

„Zum Nachteil der jüdischen und politischen Emigranten entwickelte sich ab 1942 ein Machtkampf um die deutsche ‚Aufsichtsverwaltung‘ zwischen Wehrmachtführung, die ein hartes Militärregime wollte, dem Auswärtigen Amt, das versuchte, seinen Einfluss auf das einzige besetzte Gebiet, das ihm unterstand, zu behalten, sowie dem Reichssicherheitshauptamt, das mit der ‚Lösung der Judenfrage‘ auch in Dänemark beginnen wollte“.

"Bereits am Ende des Jahres 1942 bemerkten die Dänen und mit ihnen auch die Emigranten und Gefährdeten im Untergrund, dass sich die Besatzungsverhältnisse offenbar von Grund auf verändern würden.“

Anfang Oktober 1943 war es dann so weit. Allerdings stieß die „Endlösung“ in Dänemark weitest gehend ins Leere. Gründe waren die Warnungen des  deutschen Diplomaten Georg Ferdinand Duckwitz und eine beispiellose Solidarität der dänischen Gesellschaft.

Irmtrud Wojak zitiert Hermann Weiß: „Im Gegensatz zur offiziellen Zurückhaltung standen die Proteste dänischer Standesorganisationen, der Kirchen und Universitäten, des Obersten Gerichtshofes und der Polizei … Ein bezeichnendes Beispiel dänischer Solidarität lieferten die Studenten der Universität Kopenhagen, die mit Streikandrohungen beim Senat durchsetzten, daß die Universität bis zum 10. Oktober geschlossen wurde, damit sie sich in großer Zahl an der Fluchthilfe für die Juden beteiligen konnten … Den Dänen war es kurzzeitig sogar möglich, leerstehende Schulen und ähnliche geeignete Gebäude zu Quartieren für geflüchtete Juden umzufunktionieren. Über die zentrale Bettenvergabe der Kopenhagener Krankenhäuser wurden zahlreiche Juden auf die dortigen Hospitäler verteilt“.

„Wikipedia“: „7000 der 8000 dänischen Juden und manche jüdische deutsche Flüchtlinge konnten in einer Nachtaktion über den Öresund, das Kattegat und die dänische Ostseeinsel Bornholm nach Schweden geschmuggelt werden. Dänische Fischer spielten eine zentrale Rolle bei der Organisation der Flucht über das Meer in das sichere Schweden. Polizei und Küstenschutz der Dänen schauten bewusst weg.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Rettung_der_d%C3%A4nischen_Juden

http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ferdinand_Duckwitz

 

Auch Fritz Bauer und seine Familie gehörten zu diesen Geretteten. Schweden hatte in den 1930ern noch eine restriktive Ausländerpolitik, gerade gegenüber Juden. Das änderte sich erst langsam nach der „Reichskristallnacht“ 1938 und der Besetzung Dänemarks und Norwegens 1940.

Die restriktive schwedische Politik bekam unter anderem Herbert Wehner zu spüren: „Ein Jahr nach seiner Ankunft (1941/42) verhaftete ihn die schwedische Geheimpolizei, er wurde mehrfach verurteilt und in Gefängnisse und Lager gesperrt.“

Zum Glück für Fritz Bauer hatte sich die schwedische Politik geändert und wenige Wochen nach seiner Flucht aus Dänemark wurde er als Stipendiat am Sozialwissenschaftlichen Institut in Stockholm angenommen. In Stockholm lebten zu dieser Zeit ca. 120 teilweise prominente Sozialdemokraten, zu denen er Kontakt aufnahm. Dazu zählten Willy Brandt und der spätere österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky.

Exilanten sind meistens zerstritten. Das war hier nicht anders und der auf Harmonie und Gerechtigkeit fixierte Fritz Bauer litt unter den Intrigen wohl nicht wenig.

Nach dem Krieg, im Juni 1945, kehrte er nach Kopenhagen zurück, wo er Redakteur der „Deutschen Nachrichten. Zeitung für deutsche Flüchtlinge in Dänemark“ wurde, die immerhin eine Auflage von 20.000 Stück pro Woche erreichte. In riesigen Lagern waren 200.000 bis 250.000 deutsche Flüchtlinge aus Ost- und Westpreußen untergebracht, für die diese Zeitung gedacht war.

Die „Deutschen Nachrichten“ sollten auch Aufklärungsarbeit betreiben, denn die Mehrheit der Flüchtlinge dachte noch nazistisch: „Oft rennt man gegen eine Mauer, insbesondere sitzt der Glaube an den deutschen ‚Herrenmenschen‘ tief“.

Hier ein Buchauszug von Karl-Georg Mix : „Deutsche Flüchtlinge in Dänemark 1945-1949“. Die „Deutschen Nachrichten“ werden im Kapitel 16.2 ab Seite 190 erwähnt:

http://books.google.de/books?id=OM8qpZNByxcC&pg=PA194&lpg=PA194&dq=deutsche+nachrichten+zeitung+f%C3%BCr+deutsche+fl%C3%BCchtlinge+in+d%C3%A4nemark&source=bl&ots=dD_oyN-0Um&sig=jsWu6N2pcqSJX3ZlRTRmGAjZ3fU&hl=de&sa=X&ei=QEdmVIuGLojUOaDsgKgB&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=deutsche%20nachrichten%20zeitung%20f%C3%BCr%20deutsche%20fl%C3%BCchtlinge%20in%20d%C3%A4nemark&f=false

 

„Wikipedia“: „Das wieder souveräne Dänemark wollte die Flüchtlinge nach Deutschland abschieben, stieß damit aber auf massiven Widerstand der Alliierten. Erst 1949 verabschiedete der Koldinger Bürgermeister die letzten Heimatvertriebenen auf dem dortigen Bahnhof.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%BCchtlingslager_Oksb%C3%B8l

 

Jedoch waren die Intrigen bei den Exilanten und der Zeitung noch schlimmer als schon in Schweden und Fritz Bauer wurde bei seinem früheren Freund Kurt Schumacher, der im März 1944 aus dem KZ Dachau entlassen worden war und mittlerweile als unangefochtene Autorität in der SPD galt, als „Kommunist“ denunziert.

 

Widerstand

Die Emigranten waren nach dem Krieg in Deutschland nicht willkommen. Das musste schon Peter Lorre erfahren, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/89-der-verlorene.html

Eine Fahrt nach Stuttgart wurde erst mal von den US-Behörden abgelehnt, eine Anstellung im von der CDU beherrschten Württemberg nicht möglich. Schließlich konnte Fritz Bauer im Sommer 1948 wieder deutschen Boden betreten. Und wird gleich straffällig.

Womit bereitet mensch einem Schwaben, der seit über 12 Jahren außer Landes war, die größte Freude? Mit „Spätzle und Sauerkraut. Ich habe sie seit 12 Jahren vermißt!“ „Um mein schwäbisches Heimweh zu lindern“, hat er sogar die Speisekarte des Lokals geklaut, sich aber nicht erwischen lassen.

Nach längerem Ringen hatte es schließlich geklappt und er wurde im April 1949 Landgerichtsdirektor in Braunschweig und wohnte dort zur Untermiete ausgerechnet in der Adolfstraße.

Im August 1950 wurde er Generalstaatsanwalt und 1952 sollte er durch den Remer-Prozess selbst international berühmt werden.

Hier ein Teil der Vorgeschichte mit einem Urteil des Landgerichts München I zum ehemaligen SS-Standartenführer Walter Huppenkothen: „Im April 1951 wurde er mit der Begründung vom Vorwurf der Beihilfe zum Mord freigesprochen, dass die Widerstandskämpfer nach damaligem NS-Recht den Tatbestand des Hoch- und Landesverrats erfüllt hätten.“

"Seine (Remers) Äußerungen bildeten den Höhepunkt einer seit Längerem in Gang befindlichen politischen und juristischen Diskreditierung des Widerstands, der nach weit verbreiteter Auffassung durch kein Recht legitimiert gewesen war.“

Aus „Wikipedia“:

"Der Remer-Prozess war ein Gerichtsverfahren vor der Dritten Großen Strafkammer des Braunschweiger Landgerichts im März 1952 gegen den ehemaligen Generalmajor Otto Ernst Remer wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener. Es erregte in Westdeutschland große Aufmerksamkeit, weil darin posthum die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 rehabilitiert wurden. Der Witwe des Attentäters Claus Graf Stauffenberg z. B. war bis zu diesem Prozess von der Bundesrepublik die Offizierswitwenrente verweigert worden …

Bei der Braunschweiger Staatsanwaltschaft wollte der zuständige Oberstaatsanwalt Erich Günther Topf, einst Mitglied der NSDAP und SA-Rottenführer, die Klage zunächst nicht annehmen. Sie habe "keine Aussicht auf einen sicheren Erfolg". Der leitende Staatsanwalt Fritz Bauer intervenierte, versuchte Topf zu überzeugen, erteilte ihm schließlich Weisung - und sorgte für Topfs Versetzung nach Lüneburg. Fritz Bauer selbst vertrat die Anklage gegen Remer wegen übler Nachrede in Tateinheit mit Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener …

Dieser Prozess, der im März 1952 stattfand, erregte große öffentliche Aufmerksamkeit und war nach Einschätzung des Juristen Rudolf Wassermann der „bedeutendste Prozess mit politischem Hintergrund seit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und vor dem Frankfurter Auschwitz-Prozess“. Er war von Bauer ganz bewusst als ein politisches Signal gedacht. „Angeklagt war das NS-Regime. Indem Bauer für die Widerstandskämpfer des 20. Juli den ihnen gebührenden Respekt einforderte, zwang er das Gericht, das NS-Regime als Unrechtsstaat zu verwerfen.“ Es ging in diesem Prozess also um eine endgültige Entkräftung der Vorwürfe des Hochverrats und des Eidbruches, der die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 eben gerade von soldatischer Seite traf … 

Dieses Urteil, das durch das enorme Aufgebot der Medien ins Land hinausgetragen wurde, sorgte dafür, „daß der einwöchige […] ‚Remer-Prozeß‘ zu einem öffentlichen Lehrstück wurde, ja zu einem normativen Akt, der entscheidende Grundlagen für die Verankerung des 20. Juli 1944 im Geschichtsbewußtsein der Bundesrepublik schuf“.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Remer-Prozess

 

Heute ist diese Ansicht selbstverständlich und gehört sogar zur Staatsräson des Landes. Ohne das große Engagement Fritz Bauers wäre es das noch lange nicht gewesen – wenn überhaupt.

1956 wurde er auf Initiative des Ministerpräsidenten Georg August Zinn in das Amt des hessischen Generalstaatsanwalts mit Sitz in Frankfurt am Main berufen.

 

Eichmann

Durch den Remer-Prozess war Fritz Bauer auch international bekannt geworden. „Dadurch war wohl auch der jüdische Emigrant Lothar Hermann in Buenos Aires auf ihn aufmerksam geworden“. 1957 „musste Hermann zu seinem Schrecken feststellen, dass seine Tochter sich ausgerechnet mit Klaus Eichmann, dem Sohn des ehemaligen SS-Obersturmbannführers, angefreundet hatte. Daraufhin brachte er durch einen Brief an den hessischen Generalstaatsanwalt die Suche nach Eichmann 1957 wieder ins Rollen.“

Da Fritz Bauer den deutschen Behörden misstraute, gab er seine Informationen an den israelischen Geheimdienst weiter, der Eichmann 1960 aus Argentinien entführte und ihm in Israel den Prozess machte.

Aus „Wikipedia“:

„Otto Adolf Eichmann (* 19. März 1906 in Solingen; † 31. Mai 1962 in Ramla bei Tel Aviv, Israel) war ein deutscher SS-Obersturmbannführer und während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges in Deutschland als Leiter des für die Organisation der Vertreibung und Deportation der Juden zuständigen Eichmannreferats des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in Berlin zentral mitverantwortlich für die Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen Menschen im weitgehend von Deutschland besetzten Europa. Im Mai 1960 wurde er von israelischen Agenten in Argentinien entführt und anschließend nach Israel gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Er wurde zum Tode verurteilt und im Mai 1962 hingerichtet.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Eichmann

 

Aus der gleichen Quelle: „Mit Hilfe des Sterzinger Pfarrers Johann Corradini gelangte er über die österreichische Grenze nach Südtirol, wo er im Franziskanerkloster Bozen untergebracht wurde. Im Jahre 1950 hatte er genug Ersparnisse zusammen, um mit Hilfe deutsch-katholischer Kreise um den österreichischen Bischof Alois Hudal im Vatikan über Italien entlang der sogenannten Rattenlinie nach Argentinien auszuwandern. Eichmann gab sich als Ricardo Klement aus. Dieser Name stand auch in seinem Flüchtlingspass des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf.“

 

Zur Rattenlinie:

„Rattenlinien (englisch rat lines) war die von US-amerikanischen Geheimdienst- und Militärkreisen geprägte Bezeichnung für Fluchtrouten führender Vertreter des NS-Regimes, Angehöriger der SS und der Ustascha nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Aufgrund einer aktiven Beteiligung hochrangiger Vertreter der katholischen Kirche an den Fluchtrouten trugen sie bis zur Beteiligung des US-amerikanischen Geheimdienstes den Namen „Klosterrouten“.

Die Fluchtrouten führten über Italien (meist Südtirol und Rom) nach Südamerika und dort hauptsächlich nach Argentinien, aber auch in Länder Arabiens. Über diese Routen gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg einer großen Zahl von NS-Tätern, Faschisten und Kollaborateuren aus verschiedenen europäischen Ländern, einer gerichtlichen Anklage und Bestrafung zu entgehen.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinien

http://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article124863191/Fluchthilfe-fuer-Nazis-vom-Vatikan-und-US-Agenten.html

 

Zum Eichmann-Prozess:

„Der Eichmann-Prozess, seine Zitate und Bilder läuteten eine Wende in der deutschen Vergangenheitsbetrachtung ein, führte zu neuem Interesse und zum Ende der bis dahin vorherrschenden deutschen Vergessenheit in Bezug auf die Judenvernichtung.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Eichmann-Prozess

 

Dieser Prozess war aber auch wichtig für die überlebenden Opfer und die israelische Gesellschaft. Ohne Fritz Bauer, der die israelische Regierung bzw. den israelischen Geheimdienst dazu gedrängt hatte, wäre es wohl nicht zu diesem Prozess gekommen.

 

Der große Auschwitz-Prozess 1963-1965

Aus „Wikipedia“:

„Es war nicht einfach, die Auschwitzprozesse in Frankfurt zu konzentrieren. Die damalige Justiz und Staatsanwaltschaft hätte lieber viele kleinere Einzelprozesse geführt. Erst der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer – Sozialdemokrat und 1933 in Haft genommen – sowie der Generalsekretär des Internationalen Auschwitzkomitees Hermann Langbein erreichten 1959 die Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), das Landgericht Frankfurt am Main für die „Untersuchung und Entscheidung“ in der Strafsache gegen Auschwitz-Personal zu bestimmen (Gerichtsstandsbestimmung nach § 13a Strafprozessordnung).

Um den Auschwitzprozess zu ermöglichen, bedurfte es dabei keiner spektakulären Geheimdienstaktionen wie beim Eichmann-Prozess (1961/62). Vielmehr standen akribische Recherche und das Durchhaltevermögen derer im Vordergrund, die diesen Prozess ins Rollen bringen wollten. Denn es war nicht von vornherein selbstverständlich, dass dieser Prozess überhaupt zustande käme. Eine zentrale Figur war sicher Fritz Bauer. Der hessische Generalstaatsanwalt war während des Prozesses zwar nicht im Sitzungssaal aktiv beteiligt, aber als der oberste Strafverfolger des Landes Hessen nahm er Einfluss auf die Arbeit der ihm nachgeordneten Staatsanwaltschaft b. Landgericht Frankfurt am Main …

Am 20. Dezember 1963 wurde im Frankfurter Rathaus Römer (Saal der Stadtverordneten) und später im Bürgerhaus Gallus der größte Strafprozess der deutschen Nachkriegsgeschichte durchgeführt.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Auschwitzprozesse

 

„Darüber hinaus gab Bauer wissenschaftliche Gutachten in Auftrag, die die geradezu unvorstellbaren Vorgänge in Auschwitz vor ihrem historischen und politischen Hintergrund analysieren sollten. Denn Bauer war vor allem aufgrund seiner Erfahrung mit den NS-Prozessen zu der Einsicht gelangt, dass man in Deutschland zu wenig von der Zeitgeschichte wusste. Sein Ziel war es, die Bedingungen zu klären, unter denen die Täter handelten … Die Gutachter hatten demnach zu untersuchen, wie der nationalsozialistische Machtapparat funktionierte, wie totalitäre Herrschaft in der Alltagspraxis ausgeübt wurde, welche geistige Mentalität bei den Mitgliedern der SS herrschte oder welche besonderen Züge der nationalsozialistische Antisemitismus aufwies.“

"Norbert Frei hat auf die besondere Bedeutung des Frankfurter Verfahrens und seiner Gerichtsgutachten hingewiesen. In der Zeitgeschichte sei kein anderer Fall bekannt, wo Gerichtsgutachten, wie sie auf Initiative Bauers erstellt wurden, ‚von vergleichbar lang anhaltender Wirkung geblieben wären‘.“

„Der Frankfurter Auschwitz-Prozess stellte nicht zuletzt durch die Fülle der Zeugenbefragungen und überhaupt durch seinen Verlauf einen Wendepunkt in der Nachkriegsjustiz dar, einen gleichermaßen beispielgebenden Neuansatz.“

Nach einer Idee von Fritz Bauer wurde noch während des Prozesses eine Ausstellung über das Vernichtungslager Auschwitz in der Frankfurter Paulskirche eröffnet, die Tausende Besucher zählte.

„Festzuhalten ist, dass die Mehrheit der Deutschen sich nicht sonderlich für den Prozess interessierte. Ganz anders die Intellektuellen. Der Prozess war der Wendepunkt in der literarischen Beschäftigung mit Auschwitz. Auf diese Tiefenwirkung hatte Fritz Bauer gehofft, wann immer er Schriftsteller zur Teilnahme am Prozessgeschehen ermunterte.“

Der Verleger Siegfried Unseld bat um Materialien für seinen Schriftsteller Peter Weiss. Fritz Bauers Antwort lautete „Es soll an nichts fehlen. Ich werde jetzt dafür sorgen, daß die in Ihrem Brief genannten Dokumente, Abbildungen usw. so schnell als möglich Ihnen zugehen.Sie und Peter Weiss ‚belästigen‘ mich in keiner Weise; die Staatsanwaltschaft kennt ihre vorrangige Verpflichtung gegenüber Dichtern und Denkern!“

Hier ist der Link zum Ergebnis:

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ermittlung

 

Eng in Kontakt stand Fritz Bauer auch mit den zu der Zeit in Frankfurt lehrenden Philosophen Max Horkheimer und Theodor W. Adorno: „Die Interpretationsansätze, die Horkheimer, Adorno und Bauer in den fünfziger und sechziger Jahren entwickelten, waren geprägt von der Erfahrung der Verfolgung und des Exils, aber auch dem Verschont-Sein von dem ihnen zugedachten Schicksal. In seinen Notizen 1950 bis 1969 hielt Horkheimer unter dem Stichwort ‚Nach Auschwitz‘ fest: ‚Wir jüdischen Intellektuellen, die dem Martertod unter Hitler entronnen sind, haben nur eine einzige Aufgabe, daran mitzuwirken, daß das Entsetzliche nicht wiederkehrt, nicht vergessen wird.‘ Das war gewiss Fritz Bauer aus dem Herzen gesprochen, der die Zurückweisung einer erforderlichen Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit immer wieder zu spüren bekam. Die Suche nach politischen und psychologischen Erklärungsansätzen für die NS-Verbrechen  bestimmte das Leben dieser Remigranten …“

http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Horkheimer

http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_W._Adorno

 

Der Ulmer Einsatzgruppen-Prozess von 1958 hatte überhaupt ins Bewusstsein gebracht, dass es Massenverbrechen gegeben hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_Einsatzgruppen-Prozess

 

„Der Auschwitz-Prozess hat der deutschen Bevölkerung den Ablauf des Völkermords an den europäischen Juden in allen schrecklichen Details vor Augen geführt – niemand kann dies mehr leugnen.“

Da hat Irmtrud Wojak zwar Recht, allerdings unterschlägt sie einige Opfergruppen: Zigeuner, Homosexuelle, polnische und russische Intellektuelle sowie politische Häftlinge, hauptsächlich Kommunisten.

„Auch wenn die rechtlichen Folgen des Auschwitzprozesses bei weitem nicht den Hoffnungen entsprachen, die viele Opfer und die Initiatoren des Prozesses sich gemacht hatten, hatte er doch das geistige Klima der Bundesrepublik entscheidend verändert. Die ungeschminkte Wahrheit über die Vernichtungslager, die durch ihn ans Licht kam, brachte viele, vor allem junge Menschen dazu, immer wieder nachzufragen, wie es zu diesen ungeheuerlichen Verbrechen kommen konnte. Was waren die wirklichen Ursachen für den Nationalsozialismus? Weshalb konnte er siegen?

Warum war der Widerstand gegen ihn so schwach? Weshalb hat die bürgerliche Demokratie der Weimarer Republik so kläglich versagt? Warum hat die Arbeiterklasse, die über mächtige Organisationen, die Gewerkschaften, die Sozialdemokratische und die Kommunistische Partei verfügte, Hitler an die Macht kommen lassen?"

https://www.wsws.org/de/articles/2013/12/21/ausc-d21.html

 

„Der erste Auschwitz-Prozeß war das Resultat der strafverfolgerischen Energie von Fritz Bauer. Doch das Resultat des Prozesses war auch ein Paradox. Er erhielt, wie Martin Walser schrieb, "eine Bedeutung, die mit dem Rechtsgeschäft nichts mehr zu tun hat. Geschichtsforschung läuft mit, Enthüllung, moralische und politische Aufklärung einer Bevölkerung, die offenbar auf keinem anderen Wege zur Anerkennung des Geschehenen zu bringen war".“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45997485.html

 

Hier die Doku „Auschwitz vor Gericht“:

https://www.youtube.com/watch?v=dPklBRAIlgI

 

Euthanasie

Aus „Wikipedia“:

„Die Aktion T4 ist eine erst nach 1945 gebräuchlich gewordene Bezeichnung für die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen von 1940 bis 1941 während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland. Neben rassenhygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung herangezogen worden. Gleichzeitig mit ersten kirchlichen Protesten wurden die Tötungen nach „Leerung“ ganzer Anstaltsteile von „Heil- und Pflegeanstalten“ (vor 1934 gewöhnliche Bezeichnung: „Irrenanstalt“) seit 1942 nicht mehr zentral, sondern weniger offensichtlich, dezentral fortgesetzt. T4 ist eine Abkürzung für die Adresse der Zentraldienststelle T4 Tiergartenstr. 4 in Berlin … 

Im Oktober 1939 ermächtigte schließlich Hitler mit einem auf den 1. September 1939, den Tag des Kriegsbeginns, zurückdatierten Schreiben den Leiter der KdF Bouhler und Karl Brandt, Begleitarzt Hitlers, als medizinischem Ansprechpartner mit der organisatorischen Durchführung der als „Euthanasie“ bezeichneten Tötung von „lebensunwertem Leben“. Das Schreiben auf Hitlers privatem Briefpapier hat folgenden Wortlaut:

„Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“

Dieses Ermächtigungsschreiben hatte keine Rechtsgültigkeit, ein solcher Erlass hätte von Hitler und Herbert Linden gegengezeichnet, auf offiziellem Papier gedruckt und im Reichsgesetzblatt publiziert werden müssen. Es gab jedoch auch Rechtsprofessoren, die einen Führererlass als unmittelbar geltendes Recht sahen, darunter Theodor Maunz. Ein auf das Originaldokument gesetzter Randvermerk des Reichsjustizministers Franz Gürtner belegt, dass der Befehl 1940 von Bouhler dem Reichsjustizministerium übergeben worden ist.

Da die Kanzlei des Führers im Zusammenhang mit den beschlossenen Maßnahmen nicht öffentlich in Erscheinung treten sollte, wurde eine halbstaatliche Sonderverwaltung gebildet, die formal dem Hauptamt II der KdF, geleitet von Viktor Brack, unterstellt wurde und seit April 1940 in einer Villa in der Berliner Tiergartenstraße 4 untergebracht war und durch den Reichsschatzmeister der NSDAP finanziert wurde …

Nach Ansicht des Historikers Götz Aly war der öffentliche Protest von Clemens August Graf von Galen der entscheidende Anstoß für Hitler, die Aktion vorläufig einzustellen, jedoch nicht der alleinige Grund. Die deutliche Stellungnahme hoher kirchlicher Würdenträger gegen die Patiententötung hätte insbesondere unter den katholischen Gläubigen gewirkt. Der Bruch der Geheimhaltung und die Beunruhigung der Bevölkerung wurden mit Besorgnis registriert, zumal die Ausweitung des Krieges unmittelbar bevorstand. … 

1965 leitete Fritz Bauer ein Ermittlungsverfahren gegen sechzehn hochrangige Juristen ein, die am 23./24. April 1941 an einer Besprechung in Berlin teilgenommen hatten. Dort hatten sie offiziell von der Tötung Geisteskranker erfahren und danach widerspruchslos die Anordnung befolgt, Strafanzeigen unbearbeitet ans Reichsjustizministerium abzugeben. Die Voruntersuchungen wurden 1970 eingestellt.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_T4

 

Irmtrud Wojak: „Als die Tötungsaktionen zu Protesten führten, bemühte sich Reichsjustizminister Dr. Franz Gürtner, eine gesetzliche Legitimation zu schaffen, steckte aber zurück, nachdem er die Kopie des „Führerbefehls“ gesehen hatte. Wenige Monate später, am 23./24. April 1941, ließ sich die Führungsmannschaft der deutschen Justiz, Oberlandesgerichtspräsidenten und Generalstaatsanwälte, im Berliner „Haus der Flieger“ widerspruchslos auf die Geheimhaltung und reibungslose Durchführung  der Euthanasie-Aktionen einschwören … Einer der Hauptakteure war Professor Dr. Heyde, der zusammen mit Viktor Brack den Anwesenden das Tötungsprogramm vorstellte.“

1959 stellte sich Werner Heyde den Behörden in Frankfurt. Aus „Wikipedia“:

"Schon rasch nach seiner Verhaftung stellte sich heraus, dass etliche Juristen und Mediziner in Schleswig-Holstein Kenntnis von der Identität Fritz Sawades mit dem per Haftbefehl gesuchten Werner Heyde hatten: So hatte der ehemalige Kieler Professor für Neurologie und Psychiatrie, Hans-Gerhard Creutzfeldt, im Dezember 1954 den Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichts in Schleswig schriftlich auf die Identität aufmerksam gemacht. Der Gerichtspräsident reichte Creutzfeldt das Schreiben zurück, ohne gegen Heyde vorzugehen. Auch Creutzfeldt unterließ es, seine Kenntnisse den Fahndungsbehörden mitzuteilen. 1961 konnte ein Untersuchungsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags 18 Spitzenbeamten und Personen des öffentlichen Lebens diese Kenntnis nachweisen. Der Kreis derer, die von entsprechenden Gerüchten wussten, dürfte weitaus größer gewesen sein: Zu sehr klafften die Legende vom „einfachen Nervenarzt Dr. Sawade“ und Heydes Kenntnisse und Fähigkeiten auseinander. Parallel zur Arbeit des Untersuchungsausschusses wurden gegen mehrere von Heydes Mitwissern Ermittlungsverfahren wegen Begünstigung eingeleitet, die aber in keinem Fall zu strafrechtlichen Konsequenzen führten.

Die Ermittlungen gegen Heyde übernahm die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft unter Fritz Bauer. Bis Mai 1962 wurde eine umfangreiche Anklageschrift erstellt, die die Aktion T4 rekonstruierte und später eine wichtige Grundlage der historischen Forschung zur NS-Euthanasie wurde. Heyde wurde angeklagt, „heimtückisch, grausam und mit Überlegung mindestens 100.000 Menschen getötet zu haben“. Die Eröffnung des Prozesses gegen Werner Heyde und die Mitangeklagten Gerhard Bohne, Hans Hefelmann und Friedrich Tillmann vor dem Limburger Landgericht war für den 18. Februar 1964 angesetzt. Dem Prozess entzog sich Heyde, indem er sich am 13. Februar 1964 im Zuchthaus Butzbach das Leben nahm.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Heyde

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46163172.html

 

„Eigentlich sollte der Euthanasie-Prozess zur größten öffentlichen Abrechnung mit dem nationalsozialistischen Regime werden. Über 80.000 Seiten Prozessakten waren zusammengetragen und über 300 Zeugen geladen worden … Und jetzt diese Bilanz: zwei Selbstmorde, zwei Einstellungen wegen Verhandlungsunfähigkeit, und der fünfte Beschuldigte weiterhin unbehelligt in Ghana. Die Anklageschrift sei wohl nur ein Werk der Zeitgeschichte geworden, meinte Fritz Bauer auf einer Pressekonferenz. Offenbar habe eine ‚stillschweigende Übereinkunft‘ bestanden, dass der Prozess nicht stattfinden solle.

Dennoch waren die Vorbereitungen nicht umsonst … Für Fritz Bauer zählte, dass die westdeutsche Justiz auch die Spitzen der NS-Justiz dokumentarisch zur Rechenschaft zog. Allein schon die in der Anklage enthaltene Feststellung, dass der Hitler-‚Erlass‘ vom 1. September 1939 die NS-Euthanasie niemals zu gesetzlichen Aktionen gemacht hatte, war ein bedeutsamer Vorgang. Das Schweigen der Juristen, die an Schlegelbergers Konferenz vom April 1941 teilgenommen hatten und sich verpflichten ließen, musste demnach als Zustimmung zum Massenmord gewertet werden. Die Strafjustiz der Bundesrepublik hatte den allgemeinen Konsens über die Gültigkeit der menschenverachtenden Machtausübung in der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend zerstört. Allein das Wissen, dass die Opfer systematisch ausgewählt worden waren, machte diesen Prozess historisch notwendig.“

Die Predigt des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen, vom August 1941 wurde bereits erwähnt. Hier sind Ausschnitte daraus:

„Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe den Invaliden, die im Produktionsprozess ihre Kraft, ihre gesunden Knochen eingesetzt, geopfert und eingebüßt haben! Wenn man die unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unseren braven Soldaten, die als schwer Kriegsverletzte, als Krüppel, als Invalide in die Heimat zurückkehren.

Wenn einmal zugegeben wird, dass Menschen das Recht haben, unproduktive Mitmenschen zu töten, und wenn es jetzt zunächst auch nur arme, wehrlose Geisteskranke trifft, dann ist grundsätzlich der Mord an allen unproduktiven Menschen, also an den unheilbar Kranken, den arbeitsunfähigen Krüppeln, den Invaliden der Arbeit und des Krieges, dann ist der Mord an uns allen, wenn wir alt und altersschwach und damit unproduktiv werden, freigegeben. Dann braucht nur irgendein Geheimerlass anzuordnen, dass das bei den Geisteskranken erprobte Verfahren auf andere Unproduktive auszudehnen ist, dass es auch bei den unheilbar Lungenkranken, bei den Altersschwachen, bei den Arbeitsinvaliden, bei den schwer kriegsverletzten Soldaten anzuwenden ist.

Dann ist keiner von uns seines Lebens mehr sicher. Irgendeine Kommission kann ihn auf die Liste der Unproduktiven setzen, die nach ihrem Urteil lebensunwert geworden sind. Und keine Polizei wird ihn schützen und kein Gericht seine Ermordung ahnden und den Mörder der verdienten Strafe übergeben. Wer kann dann noch Vertrauen haben zu einem Arzt? Vielleicht meldet er den Kranken als unproduktiv und erhält die Anweisung, ihn zu töten? Es ist nicht auszudenken, welche Verwilderung der Sitten, welch allgemeines gegenseitiges Misstrauen bis in die Familien hineingetragen wird, wenn diese furchtbare Lehre geduldet, angenommen und befolgt wird.“

http://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/texte/599.html

 

Zu den Wirkungen seiner Predigten schreibt „Wikipedia“:

„Die Predigten wurden – zumeist durch Abschreiben mit der Schreibmaschine – zunächst innerhalb katholischer Kleingruppen in ganz Deutschland verbreitet, erreichten aber sehr bald über Arbeitsstätten und Luftschutzkeller eine breitere Öffentlichkeit. Insbesondere die vom Bischof sprachlich lediglich im Konjunktiv als mögliche Konsequenz dargestellte Tötung von Kriegsinvaliden wurde als Tatsachenbehauptung aufgenommen und verschärfte die Wirkung der Predigten beträchtlich. Da die Machthaber zu der Einschätzung gelangten, dass ihre Versuche einer Geheimhaltung der Tötung von Kranken gescheitert waren, weiterer Widerstand der Kirchen zu befürchten stand und die „Euthanasie“ sich als in weiten Teilen der Bevölkerung nicht konsensfähig erwies, wurde die Aktion T4 unterbrochen und erst ein Jahr später in weniger auffälliger Form fortgesetzt.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_August_Graf_von_Galen

 

„Papst Johannes Paul II. hat sich in seiner Amtszeit intensiv für die Seligsprechung von Kardinal von Galen eingesetzt. Auch in einigen seiner Ansprachen und Predigten während seines Deutschlandbesuches im Jahr 1987 kam sein großes Interesse am Leben und Wirken des "Löwen von Münster" zum Ausdruck. "kirchensite" dokumentiert jene Passagen, in denen er vom Kardinal spricht.“

http://kirchensite.de/index.php?myELEMENT=100939

 

Wer glaubt, Reliquienkult sei mittelalterlicher Mummenschanz, möge lesen, was mit den Überresten des 1946 Verstorbenen passiert ist:

„Im Zuge des Seligsprechungsverfahrens wurde das Grab Galens im Sommer 2005 geöffnet und Reliquien entnommen, die nach der Seligsprechung in einer Reihe von Kirchen zur Verehrung niedergelegt wurden.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_August_Graf_von_Galen

 

In obigem Artikel sind einige der Reliquien, also Teile seines Skeletts, zu sehen.

Zu Johannes Paul II und dem Reliquienkult siehe auch http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/94-heiliger-bimbam.html

 

Tragik

„Innerhalb der bundesdeutschen Justiz der Nachkriegszeit war Bauer wegen seines Engagements umstritten. Er selbst soll einmal gesagt haben: „In der Justiz lebe ich wie im Exil.“ Ebenfalls überliefert ist der Satz: „Wenn ich mein [Dienst-]Zimmer verlasse, betrete ich feindliches Ausland.“

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Bauer

 

Kein Wunder: ein großer Teil der deutschen Justiz war nach dem Krieg mit alten Nazis bzw. rechts stehenden Juristen durchsetzt  und der größte Teil der Bevölkerung wollte von der alten Zeit nichts hören. Auch diejenigen, die den Nazis fern standen, wollten nichts davon wissen und einen „Schlussstrich“ gezogen sehen.

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45142611.html

 

Fritz Bauer wurde an zahlreichen Stellen von Politik und Justiz behindert. Von der Bevölkerung wurde er aufs Übelste beschimpft. Persönlich, schriftlich, telefonisch. Selbst diesen energiereichen Menschen machte das alles müde und depressiv. Das, was er im Verlauf der Prozesse gehört und erlebt hat, machte ihn auch nicht glücklicher. „Ich komme gerade aus der Hölle“ haben manche Vorträge von ihm in der Zeit des Auschwitz-Prozesses begonnen.

Auszüge eines Kommentar des „Tagesspiegel“ aus dem Jahr 2008 zum 50jährigen Bestehen der „Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen“ in Ludwigsburg:

"Kurzum: Von einer umfassenden Ermittlung der bis 1958 ungeahndet gebliebenen NS-Verbrechen kann keine Rede sein.

Dass diese von der Politik auch gar nicht gewollt wurde, dafür gibt es ein untrügliches Zeichen: die Ausstattung der Zentralen Stelle. Für die Vorermittlung aller ungeahndet gebliebenen NS-Verbrechen wurden ihr 1959 aus jedem Bundesland ein Richter oder Staatsanwalt zugeteilt. Insgesamt also elf. Mit dem übrigen Personal erreichte die Zentrale Stelle so noch nicht einmal 10 Prozent des Personalbestandes der Birthler-Behörde. Und weil ein längerer Verbleib in Ludwigsburg nicht unbedingt laufbahnfördernd war, blieb der Zentralen Stelle nur ein hauchdünner Bestand von mit der Materie durch langjährige Erfahrung vertrauten Juristen.

Da die Zentrale Stelle keine Staatsanwaltschaft ist, hat sie nur beschränkte Ermittlungsmöglichkeiten. Verhaftungen oder Durchsuchungen kann sie nicht veranlassen, Zeugen müssen vor ihr nicht aussagen, und Anklage kann sie nicht erheben. Sie muss die vorermittelten Sachen an eine Staatsanwaltschaft abgeben, so dass die Vorteile einer Zentralisierung der Verfolgung von NS-Verfahren zu einem guten Teil wieder verloren gehen. Und die Unterstützung von Politik, Justiz und Polizei hielt sich in engen Grenzen. So berichtete der Staatsanwalt Gerhard Pauli über die „geringe Begeisterung“ der Bundesregierung für die NS-Verfahren, über Staatsanwaltschaften, die sich „mit allen denkbaren prozessualen Mitteln“ dagegen wehrten, Verfahren von der Zentralen Stelle zu übernehmen, und über massive Behinderungen durch die Polizei.

Exemplarisch für den Einfluss der Exekutive und der Staatsanwaltschaften auf die Arbeit der Zentralen Stelle ist die Geschichte einer Liste mit bis dahin unverfolgten NS-Verbrechen, die die niederländische Regierung auf Ersuchen der Bundesrepublik 1967 übermittelte. Auf dem Dienstweg über Bonn und Stuttgart wurde die Liste zuerst ein wenig gekürzt: Die Namen aller Richter und Staatsanwälte, die für einige hundert Todesurteile gegen Holländer verantwortlich waren, wurden aus der Liste entfernt. Mit der Verfolgung der übrigen von der Zentralen Stelle vorermittelten Fälle ließ sich die Justiz Zeit. Der erste und bisher einzige Verdächtige dieser Liste kam 36 Jahre später vor Gericht. Das Verfahren endete – nicht überraschend – mit dessen Verhandlungsunfähigkeit.

Und auch der Gesetzgeber kam der Zentralstelle in die Quere. 1958 ging man noch davon aus, dass Mord (und damit die letzten NS-Verbrechen) 1965 verjähren würde. Als das nicht geschah, drohte die Zentrale Stelle zum Dauerbrenner zu werden, der eine nicht unbeträchtliche Eigendynamik entwickelte. Als der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ein Vorermittlungsverfahren gegen den damaligen Kanzleramtschef Hans Globke einleitete, die Auschwitzprozesse initiierte und sich sogar erdreistete, ehemalige Generalstaatsanwälte wegen Strafvereitelung der Euthanasietötungen anzuklagen, da kam 1968 eine kleine Gesetzesänderung, die viele Mordgehilfen, vor allem aber die Schreibtischtäter, de facto amnestierte. Das Berliner Verfahren gegen ehemalige Bedienstete des Reichssicherheitshauptamts brach dadurch zusammen und mit ihm viele von der Zentralstelle in die Wege geleitete Verfahren.“

http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/ns-verbrechen-das-wunder-von-ludwigsburg/1378410.html

 

Das erwähnte Vorermittlungsverfahren gegen Hans Globke wurde Fritz Bauer entzogen und verlief erwartungsgemäß im Sande. Sollte jemand Hans Globke nicht kennen: Er war „in der Zeit des Nationalsozialismus Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze und von 1953 bis 1963 unter Bundeskanzler Konrad Adenauer Chef des Bundeskanzleramts.“

Also nach Adenauer der wichtigste Mann im Staate.

http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Globke

 

Aus dem Film „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ über Helmut Kohl im Jahre 1962 (ab ca. Minute 40):

„Der also den Fritz Bauer ziemlich rüde angegangen ist, es sei noch viel zu wenig Zeit vergangen für ein Urteil über den Nationalsozialismus“

https://www.youtube.com/watch?v=YI54LB-w4nY

 

Das im „Tagesspiegel“-Kommentar erwähnte „da kam 1968 eine kleine Gesetzesänderung, die viele Mordgehilfen, vor allem aber die Schreibtischtäter, de facto amnestierte“, kommt gegen Ende des Films vor.

Das hat ihn nicht gerade glücklich gemacht, genauso wenig wie die 1968 verabschiedeten Notstandsgesetze.

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Notstandsgesetze

https://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/deutsche_politik/studentenbewegung/notstandsgesetze.jsp

http://www.humanistische-union.de/nc/wir_ueber_uns/geschichte/geschichtedetail/back/geschichte/article/ungehorsam-und-widerstand-in-geschichte-und-gegenwart/

Am 1. Juli 1968 starb Fritz Bauer mit dem Bewusstsein, dass er nicht das erreicht hat, was er hatte erreichen wollen.

 

Humanität

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

Diesen Spruch aus dem Anfang des Grundgesetzes ließ Fritz Bauer an „seinen“ Gerichten in Braunschweig und Frankfurt anbringen. Einmalig und schon beinahe eine Provokation der Justiz zu seiner Zeit. Und auch heute noch recht ungewöhnlich.

Aus dem „Braunschweig-Spiegel“ von 2012:

„Auf der Südseite des Domplatzes am Gebäude der Braunschweiger Staatsanwaltschaft befindet sich in großer Höhe an der Westfassade eine Skulptur. Passend zum Gebäude handelt es sich dabei um die Justitia, das Sinnbild der Gerechtigkeit. Angebracht wurde diese Skulptur 1956 anlässlich der Fertigstellung dieses Neubaus der Staatsanwaltschaft …

Auffallend ist die untypische Darstellung der Gerechtigkeitsgöttin. Die aus getriebenen Kupfer gefertigte Figur trägt keine Augenbinde und hat weder Schwert noch Waage in den Händen. Sie selbst stellt aber die Waage dar und hält in den Händen zwei Menschen.

Fritz Bauer, dem zu Ehren der Platz vor der Staatsanwaltschaft in Zukunft seinen Namen tragen soll, ließ diese für eine humane Justizauffassung stehende Skulptur am Gebäude der Staatsanwaltschaft anbringen.“

http://www.braunschweig-spiegel.de/index.php?option=com_content&view=article&id=2907:fritz-bauer-ehrungendie-justitia&catid=66:politik-kategorie-kultur

 

Im Artikel ist das Bild dieser Justitia zu sehen. Ob sie einem gefällt oder nicht – sie ist völlig ungewöhnlich. Fritz Bauer schreibt über sie:

"Die ‚Justitia‘ ist nicht schön, sagen einige Braunschweiger. Sie meinen ihre äußere Schönheit. Es gibt aber auch die innere Schönheit derer, die um Wahrheit, Gerechtigkeit, Menschenliebe bemüht sind. Die ‚Justitia‘ am Gebäude der Staatsanwaltschaft, die einen harten und herben Beruf hat, ist kein pin-up-girl, das sich als Miss Braunschweig um den Titel einer Schönheitskönigin bewirbt.

Die ‚Justitia‘ Kampmanns ist – heraldischen Darstellungen vergleichbar – stilisiert, sie ist leicht archaisierend. Sie betont damit ihren überzeitlichen und ewigen, ‚archetypischen‘ Charakter. Die Idee der Gerechtigkeit ist älter als alle Klassik und Neuklassik.

Der Künstler hat ihr Schwert und Binde genommen. Der Richter, wie wir ihn heute sehen, ist Schlichter, nicht Henker. Die Todesstrafe ist abgeschafft. Der Richter soll auch den Knoten entwirren, ihn nicht wie Alexander zerhauen. Vor allem aber erwächst Ansehen und Autorität der Rechtspflege aus der Weisheit des Richterspruchs, nicht aus dem entlehnten Instrumentarium staatlicher Gewalt. Sie ist auch kein blinder und seelenloser Automat. Sie sieht die Wirklichkeit und hilft im sozialen Rechtsstaat, den das Grundgesetz gebietet, den Kleinen und Schwachen, den Mühseligen und Beladenen. Die Zweideutigkeit der Augenbinde haben schon verflossene Zeiten erkannt. In einer Ausgabe der Bambergischen Peinlichen Halsgerichtsordnung von 1580 sind die Augen der schlechten Richter verbunden, und in einer Illustration zu Sebastian Brants ‚Narrenschiff‘ legt der Narr einer monumentalen ‚Justitia‘ mit Schwert und Waage die Binde an.

Kampmanns ‚Justitia‘ bedarf keiner mechanischen Waage, sie ist keine Gewürzkrämerin. Sie selber ist als Waage gesehen und gestaltet und im Gleichgewicht. Mit ihren Händen wiegt sie nicht Sachen und Taten, sondern Täter und Menschen, die – gemessen an ihrer Größe, der Übermenschlichkeit von Recht und Gerechtigkeit – winzige Kreaturen sind und allesamt – Ankläger und Angeklagter, Zeuge und Sachverständiger – leicht, zu leicht befunden werden.

Man hat der modernen Kunst – vielfach zu Unrecht – vorgeworfen, sie erschöpfe sich im Formalen und in bloßer Artistik. Der Vorwurf kann keinesfalls die ‚Justitia‘ Braunschweigs treffen; dem Künstler ging es um eine wesentliche Aussage, um eine Erkenntnis und ein Bekenntnis.“

http://www.braunschweig-spiegel.de/images/stories/2012/07/pdf/justitia.pdf

 

Fritz Bauer war von Anfang an (1961) bei der „Humanistischen Union“ dabei. Volkmar Braunbehrens zu deren Anfängen:

Der Gründungsaufruf der Humanistischen Union (HU) ist geprägt vom Pathos der Aufklärungstradition, formuliert aber ebenso deutlich politische Forderungen. "Die Erlösung des Denkens aus der Vormundschaft der Theologie, die Befreiung des Menschen aus den Fesseln obrigkeitsstaatlicher und klerikaler Bindungen, die Verkündung der Menschenrechte und Menschenpflichten, der Ausbau von Erziehungs-, Bildungs- und Fürsorgeeinrichtungen, die allen Bürgern offenstehen, die Entfaltung einer freien Wissenschaft, Presse, Literatur und Kunst - dies alles sind nicht Entartungen, sondern Grundbedingungen des Lebens in einer zivilisierten Gesellschaft." Als zentrale Forderung zeichnete sich eine rigorose Trennung von Staat und Kirche ab. "Die im Grundgesetz der Deutschen Bundesrepublik verankerten Rechte der freien Persönlichkeitsentfaltung, der Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit, der freien Meinungsäußerung, Information und Forschung sind längst durch eine christlich-konfessionalistische Regierungspraxis ausgehöhlt, wenn nicht außer Kraft gesetzt." Dies war keineswegs als Kampfansage gegen die beherrschenden christlichen Kirchen gedacht, sondern aus der "Überzeugung, daß nur die Freiheit, zwischen sehr verschiedenen Weltdeutungen und Existenzweisen wählen zu können, ein menschenwürdiges Dasein möglich macht."

Man sollte aus heutiger Sicht nicht unterschätzen, dass in den fünfziger und frühen sechziger Jahren die Schicht der liberalen oder linken Intelligenz klein und ohne großen Einfluss war, dass es in allen kulturellen Bereichen noch ein ausgeprägtes Duckmäusertum gab, und die öffentliche (oder veröffentlichte) Meinung von zwei zentralen verinnerlichten Instanzen geprägt war: einem weitreichend zugestandenen Einfluss der Kirchen und einem aggressiven und unreflektierten Antikommunismus. Einen Autor wie Brecht in der Schule zu lesen, war undenkbar in einer Zeit, als der Außenminister Brentano sogar im Bundestag gegen eben diesen Brecht auf der Bühne wettern konnte. Und in den Schulen war es gängige Praxis, den Unterricht in der "christlichen Konfessionsschule" mit einem Schulgebet zu beginnen. Dass man mit mangelhaften Leistungen im Hauptfach (!) Religion sogar "sitzenbleiben" konnte, habe ich selbst erfahren müssen.

Eine Organisation zu gründen, die nicht nur im kulturellen Bereich, sondern vor allem in den Bildungseinrichtungen eine klare Front bezog und nicht nur durch Veranstaltungen mit prominenten Rednern einen Gegenkurs propagierte, sondern auch zur Gegenwehr ermunterte und öffentliche Unterstützung versprach, die darüber hinaus mit (zunächst aussichtslosen) Musterprozessen die Diskussion anheizte, indem sie die inneren Widersprüche dieses Staatswesens aufdeckte, eine Organisation zu gründen, die versteckten Einzelkämpfern ein öffentliches Forum bot und eine Phalanx von nicht einfach zur Seite zu drängenden einflussreichen Persönlichkeiten wirkungsvoll versammelte, - eine solche Organisation zu gründen, war in diesen durchaus noch finsteren Zeiten ein ermutigendes Zeichen der Auflehnung“.

http://www.humanistische-union.de/nc/wir_ueber_uns/geschichte/geschichtedetail/back/geschichte/article/aus-den-anfaengen-der-hu-persoenliche-erfahrungen/

 

Die Ziele:

„Die Humanistische Union ist eine unabhängige Bürgerrechtsorganisation. Seit unserer Gründung 1961 setzen wir uns für den Schutz und die Durchsetzung der Menschen- und Bürgerrechte ein.

Im Mittelpunkt steht für uns die Achtung der Menschenwürde. Wir engagieren uns für das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und wenden uns gegen jede unverhältnismäßige Einschränkung dieses Rechts durch Staat, Wirtschaft oder Kirchen.

Eine größtmögliche Verwirklichung von Menschenrechten und Freiheit ist an Bedingungen gebunden. Dazu gehören Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Anerkennung gesellschaftlicher Vielfalt.

Demokratische Teilhabe muss auch jenseits von Parteien und Wahlen gewährleistet sein. Es reicht nicht, wenn Rechte nur auf dem Papier stehen. In einer pluralistischen Gesellschaft müssen auch radikale Meinungsäußerungen möglich sein.“

http://www.humanistische-union.de/wir_ueber_uns/

 

Der „Spiegel“ schreibt über sie im Jahre 1967:

„Zusammengefunden haben sie sich in der "Humanistischen Union" (HU), einem der merkwürdigsten Vereine Nachkriegsdeutschlands. Den einen erscheint diese Union als Freidenker-Zirkel, anderen als überspannter Intellektuellen-Klub; die Humanisten selbst fühlen sich, vereint, als Speerspitze der Demokratie, mit dem im Prospekt ausgewiesenen Ziel, "in unserem Land endlich die Demokratie heimisch zu machen" …

Der atheistische Ruch hängt der Union an seit ihrer Gründung durch den damals noch beim Sonderprogramm des Bayerischen Rundfunks beschäftigten Schriftsteller Dr. Gerhard Szczesny. Sie sollte zunächst eine Art Sammelstelle für Geschädigte sein, die "aufgrund ihrer Nicht-Zugehörigkeit zu einer der beiden christlichen Kirchen berufliche und soziale Nachteile erlitten haben"; und sie sollte Praktiken bei der weltanschaulich gebundenen Verleihung von Posten "durchleuchten".

Szczesny, der bald darauf -- im Dezember 1961 -- in Unfrieden aus dem Bayerischen Rundfunk schied, hatte 1958 bereits ein vielbeachtetes antiklerikales Buch ("Die Zukunft des Unglaubens") veröffentlicht. Darin wehrte er sich dagegen, daß "der Nichtchrist in der heutigen Gesellschaft "wie ein Dieb in der Nacht" wandeln müsse. Der Ostpreuße gründete 1962 den Szczesny Verlag in München, dessen Programm sich durch provokatorisch-reformerische Titel empfiehlt ("Warum ich kein Christ bin", "Der aufgeklärte Eros").

Seit 1963 dehnte die HU ihre Ziele auf den "allgemeinen Schutz der Grundrechte" aus (Geschäftsführer Rainer Haun). In Vorträgen, Diskussionen und Demonstrationen engagierten sich die organisierten Humanisten für die Gemeinschaftsschule wie für eine Justizreform, die Ehescheidungen erleichtern, Homosexuelle und Uneheliche zu gleichberechtigten Mitgliedern der Gesellschaft machen soll.

Sie veranstalteten Seminare über sexuelle Aufklärung und brachten Dramen auf ihre "Lesebühne", die wegen allzu provokatorischen -- oder auch unausgegorenen -- Inhalts ins Repertoire keiner anderen deutschen Bühne aufgenommen wurden.

Sie kämpften gegen Zensur von Literatur und Film; so mit der umfänglich dokumentierten "Warnung vor der "Aktion Saubere Leinwand". Zu den geglückten HU-Aktionen zählt Geschäftsführer Haun, "daß Weigand aus dem Irrenhaus wieder herausgekommen ist".“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46252036.html

 

Damals wurden also schon unbequeme Menschen aus dem Verkehr gezogen bzw. gleich ins Irrenhaus gesteckt. Siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/117-diebstahl-ungeheuren-ausmasses.html . Im angesprochenen Fall handelt es sich um Günter Weigand, der das Geschehene folgendermaßen schildert:

„Zur Veranschaulichung meines Motivs stelle ich zwei Erfahrungen voran, die ich 1962 und 1983 machte. Damals war ich in Münster praktisch schutzlos brutaler Verfolgung durch nazistische Staatsanwälte ausgeliefert, die mich verleumdeten, gemeingefährlich geisteskrank zu sein, und meine lebenslange Zwangsunterbringung in einem Irrenhaus gemeinsam mit dem korrupten Oberbürgermeister hartnäckig betrieben. Ihnen mißfiel sehr, daß ich den sehr dubiosen Gewalttod eines prominenten Rechtsanwalts aufklären helfen wollte, der der Juniorpartner in der Sozietät des OB war und als hochwahrscheinliches Opfer eines Mordes zynisch als »ein sonnenklarer Fall von Freitod« hingestellt worden ist - quasi mafiawürdig.“

http://www.humanistische-union.de/nc/publikationen/vorgaenge/online_artikel/online_artikel_detail/browse/14/back/nach-autoren/article/vom-sinn-und-widersinn-des-geheimhaltens/

 

Die „Humanistische Union“ stiftet alle ein bis zwei Jahre den „Fritz-Bauer-Preis“:

„Als Fritz Bauer 1968 verstarb, war man sich in der Humanistischen Union recht schnell einig, dass der ständigen Erinnerung an diesen in jeder Hinsicht Ausnahme-Juristen, dem Mitbegründer der Humanistischen Union, ein Denkmal ständiger Erinnerung gesetzt werden müsse. Dies tat man mit dem nach ihm benannten Preis. Ich zitiere aus der Begründung des Fritz-Bauer-Preises:

Zum Gedenken an ihr Gründungs- und Vorstandsmitglied Fritz Bauer, Generalstaatsanwalt in Hessen von 1955 bis 1968, stiftet die Humanistische Union einen Preis für besondere Verdienste um die Demokratisierung, Liberalisierung und Humanisierung der Rechtsordnung in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Preis wird alljährlich an Persönlichkeiten oder Institutionen verliehen, die sich im Sinne der Überzeugungen Fritz Bauer's und der Bestrebungen der Humanistischen Union in allgemeiner Weise oder auf einen besonderen Gebiet darum bemüht haben, der Gerechtigkeit und Menschlichkeit in unserer Gesetzgebung, Rechtssprechung und im Strafvollzug Geltung zu verschaffen …

Dem soll die Arbeit der HU und deren jährliche Verleihung des Fritz-Bauer-Preis dienen: dass nicht mehr der traurige Satz Fritz Bauers gelte: "In der Justiz lebe ich wie im Exil"; und dass Ausnahme-Juristen wie der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer zahlreiche Nachfolger beim 'Kampf ums Grundgesetz' (J. Seifert) haben werden, ob sie nun Juristen seien oder nicht; Menschen, die nicht vergessen haben, dass die Grundrechte unseres Grundgesetzes eine bewusste Misstrauenserklärung gegen staatliche und private Übermacht sind.

Den Geehrten des Fritz Bauer Preises wird als äußerem Zeichen eine Medaille überreicht mit dem Konterfei Fritz Bauers auf der einen und einem Satz Fritz Bauers auf der anderen Seite, der jedem, der mit Menschen zu tun hat, ständige Begleitung sein sollte: "Gesetze sind nicht auf Pergament, sondern auf empfindliche Menschenhaut geschrieben."Diese Arbeit soll gleichzeitig helfen, dass ewig Gestrige wie der frühere Ministerpräsident des Landes Filbinger, der heute noch seine von ihm auf den Weg gebrachten Todesurteile zum Ende des Weltkrieges mit der notwendigen Rettung von vier Millionen Ostflüchtlingen rechtfertigt und es sich als Verdienst anrechnet, dass einem seiner überlebenden Opfer die Flucht gelangt, - dass solche Gestrige auch Gestrige bleiben!“

http://www.humanistische-union.de/nc/veranstaltungen/buergerrechtspreise/fritz_bauer_preis/geschichte_und_hintergruende/geschichte_details/back/geschichte-und-hintergruende/article/der-fritz-bauer-preis-der-humanistischen-union/

 

„Mit dem Preis würdigt die Humanistische Union herausragende Verdienste von Frauen und Männern im Streit für eine gerechtere und menschlichere Gesellschaft. Die Reihe der prominenten Preisträger, darunter Gustav Heinemann (1970),  Peggy Parnass (1980), Lieselotte Funcke (1990), Erwin Fischer (1993), Regine Hildebrandt (2000) oder Susanne von Paczensky (2004), zeichnet Zivilcourage und unbequemes Eintreten für Gerechtigkeit und Menschlichkeit aus.“

http://www.humanistische-union.de/veranstaltungen/buergerrechtspreise/

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz-Bauer-Preis

 

Beim letzten Preisträger 2014 handelt es sich übrigens um Edward Snowden, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/23-big-brother-is-watching-you.html

 

Triumph

Trotz aller Niedergeschlagenheit, die Fritz Bauer zu Ende seines Lebens empfand und dem Gefühl, gescheitert zu sein: rückblickend lässt sich sagen, dass er überragende Auswirkungen auf die deutsche Gesellschaft hatte.

Ohne seine Energie und seinen Durchhaltewillen wären die heutigen Kenntnisse über Auschwitz und weitere Konzentrationslager sowie Euthanasie im 3. Reich bei weitem nicht so detailliert und zahlreich.

Die heutige Anschauung zum Thema Widerstand im 3. Reich wäre ohne ihn deutlich später gekommen. Nicht auszuschließen, dass sie ohne ihn auch ganz anders wäre.

Entscheidend war für ihn der Begriff der „Reue“. An Strafgefangenen sollte nicht Rache geübt werden („wegsperren“), sondern es sollte erforscht werden, aus welchen Gründen sie ihre Untaten begangen hatten und wie sie nach der Haft wieder in die Gesellschaft integriert werden können. Dass er Strafgefangene mitunter als „Meine Kameraden“ ansprach, sorgte für äußersten Unmut auf konservativer Seite:

„Fritz Bauer, 54, hessischer Generalstaatsanwalt, der seit Jahren für eine "soziale Behandlung" der Strafgefangenen plädiert, war Gegenstand einer Anfrage des hessischen CDU-Landtagsabgeordneten und Landgerichtsrats Dr. Wilhelm Fay, 45, an die hessische Landesregierung. Fay fragte, ob die Landesregierung es billige, daß Generalstaatsanwalt Dr. Bauer gelegentlich eines Konzerts in der Strafanstalt Butzbach die Zuchthäusler mit "Meine Kameraden" angeredet hat.“

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41120770.html

 

Von allen Angeklagten in allen Nazi-Prozessen hat übrigens kein einziger seine Taten bereut – weder im Gerichtssaal noch „inoffiziell“, auch nicht nach Ende der Prozesse.

„Auch Fritz Bauer hatte sich stark für die Bildung und Resozialisierung von Häftlingen eingesetzt, nicht selten sogar individuelle Bewährungshilfe geleistet. 1957 gründete er den Verein „Die Freizeit e.V.“ … Wenn seine stets knappe Zeit es erlaubte, nahm Fritz Bauer auch an den durch den Kreis finanzierten Theateraufführungen teil.“

Diesen Verein gibt es heute noch. Aus dessen Homepage:

„Namensgeber des Vereins ist Dr. Fritz Bauer, der von 1956 bis zu seinem Tode 1968 Generalstaatsanwalt in Hessen war. Wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus wurde er aus dem Staatsdienst entlassen und inhaftiert.

Diese Erfahrung, aber auch seine zutiefst humanitäre und sozialkritische Haltung brachten ihn dazu, sich als Generalstaatsanwalt nicht nur für die strafrechtliche Aufarbeitung der Greueltaten des Nationalsozialismus, sondern auch für die Verbesserung des Justizvollzugs einzusetzen – und ganz besonders für die Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft.

Eine Folge dieses Engagements war die Gründung eines Fördervereins, aus dem nach dem Tod von Fritz Bauer das gemeinnützige Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. als Vorläufer der heutigen Einrichtung hervorging.“

http://www.bwb-berufsbildung.de/ueber_uns.html

 

Und:

„Das Berufsbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. hat eine mehr als 50jährige Geschichte.

1957

Als Verein Die Freizeit e.V. vom Hessischen Generalstaatsanwalt Dr. Fritz Bauer gegründet, widmet sich der Verein zunächst der „Resozialisierung der Insassen hessischer Vollzugsanstalten durch Mitwirkung bei der Gestaltung ihrer Freizeit“. Nach dem Tod von Fritz Bauer ändert sich der Name des Vereins und lautet fortan Gefangenenbildungswerk Dr. Fritz Bauer e.V. (GBW).“

http://www.bwb-berufsbildung.de/geschichte.html

 

Während Gefängnisse in anderen Bundesländern meistens einfach „Justizvollzugsanstalt“ (mit dem entsprechenden Ortsnamen) heissen, sind die Bezeichnungen in Hessen etwas freundlicher gestaltet. So verbirgt sich hinter dem „Fritz-Bauer-Haus“ in Darmstadt keine Freizeiteinrichtung, sondern tatsächlich die dortige Justizvollzugsanstalt:

„Wir geben den Gefangenen etwas mit für die Zeit nach der Entlassung.

Durch gezielte, qualifizierte Ausbildung und schulische Förderung, sowie durch soziale Beratung bereiten wir die Gefangenen auf ein straffreies und verantwortliches Leben in Freiheit vor …

Die Idee eines menschenwürdigen Strafvollzuges spiegelt sich in Lage und Architektur des Fritz-Bauer-Hauses wider. Zwischen den Mauern - so offen wie möglich, so sicher wie nötig.

Wir sorgen dafür, das trotz der Begrenzungen durch die Haft den Gefangenen die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung bleibt …

Die Anstalt trägt den Namen des früheren Hessischen Generalstaatsanwaltes Dr. Fritz Bauer. Er steht für einen humanen Strafvollzug, in dem jederzeit die Grundsätze des demokratischen Rechtsstaates beachtet werden.

Dem fühlen wir uns verpflichtet.“

http://www.jva-darmstadt.justiz.hessen.de/irj/JVA_Darmstadt_Internet?cid=92e5e6532c0ecad5fbe8f682023dc613

 

„Ziviler Ungehorsam“ und ständiges In-Frage-Stellen der Autoritäten, Leben für die Demokratie und Humanität hat er gelebt wie kein zweiter. Auch, dass früher geächtete „Randgruppen“, die niemandem etwas zu Leide getan hatten, wie Homosexuelle, allein erziehende Mütter oder Atheisten, heutzutage als „normale“ Menschen gelten – dazu hat Fritz Bauer seinen Beitrag geleistet.

Ohne ihn hätte es auch keinen Eichmann-Prozess gegeben – ein für den jungen Staat Israel wie die gesamte Welt wichtiger Moment.

Auch in zahlreichen Aufsätzen, Vorträgen und Diskussionen hat Fritz Bauer die Menschen, vor allem die Jugend, für seine Ideen zu begeistern versucht. Das zeigt die Sendung „Heute Abend Kellerclub“ aus dem Jahre 1964: https://www.youtube.com/watch?v=72XO8-zrJe8

 

Ein großer Mensch, ein großer Humanist, der das Beste für die Menschen gewollt hat.

Zu erwähnen ist auch, dass  er Atheist war. Deshalb zu erwähnen, weil es zur Propaganda so ziemlich aller Religiösen gehört, dass es so etwas wie „Moral“ nur bei ihnen gibt. Diejenigen, die nicht an Gott glauben, wären egoistisch und auf ihr eigenes Wohl bedacht.

Unter anderem Fritz Bauer und die „Humanistische Union“ zeigen, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. So ziemlich jede humane Errungenschaft in der Geschichte der Menschheit ist gegen den ausdrücklichen Willen der Religiösen zustande gekommen.

 

Gedenken

Nicht für möglich zu halten: Fritz Bauer geriet nach seinem Tod 1968 schnell in Vergessenheit. Die „Humanistische Union“ war eine der Wenigen, die sein Andenken hoch hielt.

Irmtrud Wojak schreibt in ihrer Biographie von 2009, dass „in einem 1994 herausgegebenen Sammelband ausgearbeiteter Rundfunkbeiträge über Frankfurter Kulturschaffende, Schriftsteller, Politiker, Wissenschaftler“ der Name Fritz Bauer nicht auftaucht. Erst 2004 zählt er dann doch zu den „großen Frankfurtern“. „Allerdings ist zugleich die Anmerkung nachzulesen, dass der Generalstaatsanwalt weder zu seinen Lebzeiten noch nach seinem allzu frühen Tod auch nur eine Auszeichnung durch die Stadt Frankfurt entgegennehmen durfte: keine Ehrenbürgerschaft, keine Ehrenplakette, keinen Goethe-Preis.“

„Eine Auszeichnung besonderer Art wurde Fritz Bauer schließlich doch noch zuteil: die nach dem bayerischen Volksdichter benannte Ludwig-Thoma-Medaille für Zivilcourage der Stadt München – am 30. April 1968.“

„Jedenfalls war es erst jüngst ein Stadtrat von der Partei „Die Grünen“, Michael Kienzle, der in Stuttgart den Vorschlag machte, eine Straße nach Fritz Bauer zu benennen. Der Erfolg war ein „Fritz-Bauer-Weg“; der entsprechende Wegweiser wurde aus Anlass des hundertsten Geburtstags tatsächlich aufgestellt.“

Irgend wie erinnert das an die Kaiser-Augustus-Gedächtnis-Kloake aus „Das Leben des Brian“.

Zum Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart schreibt Irmtrud Wojak: „In die neue Lehranstalt gingen Fritz Bauer, Berthold, Alexander und Claus von Stauffenberg, Eugen Gerstenmaier und andere, deren Namen man jetzt, auf der Website des nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebauten Gymnasiums, nachlesen kann – allerdings wird Bauer dort nicht erwähnt.“

All dieses ist völlig unverständlich. Walter Fabian hatte noch 1968 in „Gewerkschaftliche Monatshefte“ geschrieben „Ein Kämpfer für Recht, Gerechtigkeit und Menschlichkeit, dessen wirkliche Bedeutung erst in späteren Jahren gewürdigt werden wird“.

Mittlerweile wird es auch gewürdigt.

In Braunschweig wurde ein Platz nach ihm benannt und die Stadt gedenkt seiner auf ihrer Homepage:

„Der Platz vor dem Eingang der Generalstaatsanwaltschaft, südlich an den Domplatz angrenzend, heißt künftig Fritz-Bauer-Platz. Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann hat am 11. September 2012 das Straßenschild enthüllt.“

http://www.braunschweig.de/tourismus/ueber-braunschweig/sehenswuerdigkeiten/blik/personen/fritz_bauer.html

 

Und einen rührigen Fritz-Bauer-Freundeskreis gibt es dort:

http://www.forum-bioethik.de/FBd1.html

 

In Stuttgart gibt es seit 2010 nun doch die Fritz-Bauer-Straße:

„In Stuttgart-Sillenbuch ist im vergangenen Jahr die Treitschkestraße in Fritz-Bauer-Straße umbenannt worden. Heinrich von Treitschke gilt als ein Vordenker des Antisemitismus. Laut einer Umfrage hätten 80 Prozent der Anwohner lieber den alten Straßennamen behalten.“

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nazianklaeger-fritz-bauer-einmalig-wie-alles-menschliche.51c51314-a3ae-4787-9aa1-d63182ed5b9f.html

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.stuttgart-sillenbuch-treitschkestrasse-wird-umbenannt.cc646082-6982-4d6e-8455-6aa21f913738.html

 

Und sogar seine ehemalige Schule erinnert sich an ihn. Jetzt aber so richtig. Unter anderem ist dort zu lesen:

„Eröffnung Fritz-Bauer-Gedenkort im Ebelu, 11.3.2013

Am Ende ihres Vortrags regte Herta Däubler-Gmelin, Ehrengast des Abends, an, einen Fritz-Bauer-Preis ins Leben zu rufen. „Damit könnte das Ebelu Schülerinnen und Schüler auszeichnen, die sich in besonderer Weise für andere Schülerinnen und Schüler oder die Zivilgesellschaft engagieren“, sagte die ehemalige Bundesministerin der Justiz anlässlich des Fritz-Bauer-Abends, an dem die von Schülern der KS II konzipierte und in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte verwirklichten Ausstellung „Fritz Bauer – Jurist aus Leidenschaft“ am Ebelu eröffnet und ein Erinnerungsort eingeweiht wurde:

"Wir können aus der Erde keinen Himmel machen, aber jeder von uns kann etwas tun, dass sie nicht zur Hölle wird." Dieses Zitat ziert seit einigen Wochen den Treppenabgang der Schule. Bauer (1903 bis 1968) hatte 1921 sein Abitur am Ebelu gemacht. Neben vielen anderen Verdiensten, hat sich der große Juristst als einer der Ersten für eine Rehabilitierung der Widerstandskämpfer vom 20. Juli eingesetzt.“

http://www.ebelu.de/index.php?id=549

http://www.ebelu.de/fileadmin/user_upload/Fritz_Bauer_Artikel_Spengler.pdf

 

Es gab Ausstellungen in Braunschweig und Frankfurt :

http://www.staatsanwaltschaften.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=31001&article_id=106904&_psmand=165

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/ausstellung-ueber-fritz-bauer-der-welt-die-augen-fuer-auschwitz-geoeffnet-12907690.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

 

„Bauer ist auf der Frankfurter Treppe verewigt. Seit 2012 trägt der Große Veranstaltungssaal des Amtsgerichts Stuttgart die Bezeichnung Fritz-Bauer-Saal“

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Bauer

 

Seit 1995 gibt es das Fritz-Bauer-Institut zur Geschichte und Wirkung des Holocaust in Frankfurt am Main:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Bauer_Institut

http://www.fritz-bauer-institut.de/

 

Es gibt ein Theaterstück mit ihm als Hauptfigur:

http://www.schauspielbuehnen.de/spielstaetten/altes-schauspielhaus/stuecke-im-alten-schauspielhaus/theaterstuecke/stueck/alles-was-recht-ist.html#jump

 

Robert Neumann hat ihn verewigt in „Der Tatbestand oder Der gute Glaube der Deutschen“ genau so wie Alexander Kluge in "48 Geschichten für Fritz Bauer":

http://www.deutschlandfunk.de/alexander-kluge-48-geschichten-fuer-fritz-bauer.700.de.html?dram:article_id=276296

 

Das Fernsehen hat ihn „entdeckt“ in „ZDF History“ und „Planet Wissen“

https://www.youtube.com/watch?v=c7dY9PEFmj4

http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/drittes_reich/auschwitz/portraet.jsp

 

Der Dokumentarfilm „Fritz Bauer – Tod auf Raten“, der zuerst in den Kinos gezeigt wurde, wurde erstellt und jetzt der Film „Im Labyrinth des Schweigens“, der letzte Woche in den Kinos anlief:

www.fritz-bauer-film.de

https://www.youtube.com/watch?v=YI54LB-w4nY

http://upig.de/micro/im-labyrinth-des-schweigens.html

 

„Der Film sei ein "absolutes Muss" für alle, die ein Interesse an gutem und zeitgeschichtlichem Kino hätten, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas im Deutschlandradio Kultur …

Fritz Bauer sei ein gutes Vorbild für den juristischen Nachwuchs, meinte Maas. Aus diesem Grund habe er auch den "Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte" gestiftet, der im kommenden Jahr zum ersten Mal vergeben werden soll. Er richte sich an junge Juristinnen und Juristen, die sich in ihren Arbeiten den "Lebensthemen" von Bauer widmeten:

"Das würden wir gerne auszeichnen. Und auch deutlich machen, dass wir das für wichtig halten: Dass die Geschichte der deutschen Justiz auch dauerhaft im Bewusstsein derer bleibt, die zukünftig diese Justiz bilden werden."“

http://www.deutschlandradiokultur.de/fritz-bauer-film-ein-absolutes-muss.1008.de.html?dram:article_id=302339

 

Interessant ist noch eine Podiumsdiskussion vom Januar 1967 mit dem Thema „Radikalismus in der Demokratie“ unter anderem mit Ralf Dahrendorf und Gerd Bucerius:

https://www.youtube.com/watch?v=ZIBVWzoOMKo

 

Die Diskussion fand in Hamburg vor ca. 2.000 interessierten Zuhörern statt. Mensch versuche sich bloß mal vorzustellen, wie viele Zuhörer es heute geben würde und wie groß das Interesse dafür wäre.

 

Persönliches

Fritz Bauer erzählte wenig über sich. Weder über seine Gegenwart noch seine Vergangenheit. Das wird wohl daran gelegen haben, dass dieses Thema ihn nicht sonderlich interessierte.

Was auch immer spekuliert worden sein mag: es war nicht wichtig für ihn und ist somit auch nicht wichtig für den Wurm.

Da die meisten Menschen ausschließlich an sich selbst interessiert sind und ihre Gespräche um die Banalitäten des Tages kreisen, können sie es nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die sich nicht für diese Banalitäten interessieren. Vielleicht noch brav zuhören, aber selbst nicht davon erzählen. Weil es sie nicht beschäftigt. Da ist etwas passiert, ist erledigt und gut ist. Das können die Wenigsten verstehen.

Genau so, wie sie es nicht verstehen, dass die Gedanken eines solchen Menschen nicht um sich selbst kreisen, sondern um das Wohl eines ganzen Landes und der ganzen Menschheit.

So einem ist es auch völlig fremd, in der Kommunikation zu taktieren. Wenn man (von Blödsinn mal abgesehen) mit ihm über alles reden kann – was soll er mit jemandem anfangen, der sich in Anspielungen ergeht, A sagt, aber B meint oder irgend einen Unfug daher redet, einfach damit geredet ist. Kein Wunder, wenn der ansonsten geduldige Fritz Bauer da mal ruppig wird.

Ein konsequenter Mensch wie Fritz Bauer macht in seinem Leben keine Halbheiten: wenn es einen Partner gibt, der die gleichen Interessen und Gedanken hat wie er – gut. Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Bevor so einer in seinem Privatleben „Kompromisse“ schließt, bleibt er lieber für sich allein.

Die Begeisterung für die Lektüre in der Jugendzeit und im Erwachsenen-Leben wie „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ machen deutlich, wie er sich selbst sieht und wie er seine Mitmenschen gerne hätte: starke Individuen, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen.

Das steht nicht im Widerspruch zur Aversion des „Kompromisse schließen“: das Individuum, das sich in den Dienst der Gemeinschaft stellt, denkt nicht egoistisch. Da braucht mensch keine Kompromisse zu schließen, da ja alle sowieso auf das Wohl der Gemeinschaft fixiert sind. Es gibt keine Unterschiede bezüglich Alter, Geschlecht, Nation, Glaube oder sonstige äußerliche Unterschiede. Es gibt für ihn nur Menschen. Kompromisse schließen heisst für ihn, egoistischen Interessen anderer nachzugeben.

Von Kurt Tucholsky stammt folgender Satz: „Nichts ist schwerer und erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und zu sagen: Nein!“

Für Fritz Bauer war das alles andere als schwer, sondern pure Selbstverständlichkeit.

Als Kind wurde ihm von seiner Mutter die „Goldene Regel“ beigebracht, die bei ihm tiefen Eindruck hinterließ: „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu“. Anders ausgedrückt: behandle andere Menschen so, wie du selbst gern behandelt werden möchtest. Er hat sich zeit seines Lebens daran gehalten.

Er war einer der besten Menschen, die je auf Erden gewandelt sind. Dass er zu seiner Zeit der wahrscheinlich meist- und bestgehasste Mensch in Deutschland war, ist bezeichnend für die Menschen und speziell die Menschen in Deutschland. Zumindest in jener Zeit.

Zum Schluss Irmtrud Wojak über Fritz Bauers „Pflicht zum Ungehorsam“:

„Immer wieder sollte in Erinnerung gebracht werden, das es – nicht erst im Unrechtsregime, sondern auch im demokratischen Staat – das Recht und die Pflicht eines jeden ist, Widerstand zu leisten, wenn Unrecht geschieht oder gar die Würde des Menschen verletzt wird. Bauer sah darin keine Gewissensfrage, vielmehr die Verantwortung des Einzelnen in einem auf Achtung der Menschenrechte gründenden Staat, in dem ‚Gläubiger des Rechts‘ nicht nur der Staat, sondern auch der Bürger gegenüber seinem Mitbürger ist.“

 

Nachtrag

Andreas  Wald von "CV Films" hat dem Wurm dankenswerterweise noch ein paar interessante Links geschickt. Hier sind sie:

 

3. a. Begründung für das Prädikat einstimmig "besonders wertvoll: http://www.fritz-bauer-film.de/filmbewertungsstelle.pdf 
     b. sowie für die Auszeichnung als "Films des Monats" der dt. Filmbewertungsstelle: http://www.fritz-bauer-film.de/fbw.pdf

4. Analyse des Films in der Autorenschaft des Leiters der German Departments Nordamerikas, Prof. Dr. Stephen Jaeger, die in der Zeitschrift der nordamerikanischen Germanistik-Fachbareiche, der Colloquia Germanica (Ausgabe 43., Heft 3, 2013) sowie als Separatum (zur Bewerbung der 43. Ausgabe eben) unter dem Titel: Between Tragedy und Heroism: Staging the west German past in llona Ziok's "Fritz Bauer - Tod auf Raten" erschienen ist. Hier der Link zu der Printausgabe auf Englisch: http://www.narr-shop.de/index.php/colloquia-germanica-10016.html.  Und hier die deutsche Übersetzung auf der Universitätsseite des Autors:  http://home.cc.umanitoba.ca/~jaeger/Jaeger,%20Zwischen%20Tragik%20und%20Heldentum,%20Fritz%20Bauer%20in%20Tod%20auf%20Raten.pdf.

5. Wirkung des Films, Stand 7.2012:

6. Hier die fahrende Ausstellung zum Bauerrs Prozess Prozess um den 20. Juli 1944, den s.g. Remer-Prozess: http://www.staatsanwaltschaften.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=31001&article_id=106904&_psmand=165

7. Ein TV-Bericht über die Ausstellung des Ebelu Gymnasiums zum privaten Fritz Bauer: http://youtu.be/xE-PwEszF7U

8. Hier ein Beitrag zum Film mit Klaus-Maria Brandauer: http://www.youtube.com/watch?v=iGHmLFLfdFA

9. Doch inzwischen ist eine Theatershow in Paris dazugekommen: http://www.104.fr/programmation/evenement.html?evenement=227 

10. und ein Fritz-Bauer-Zimmer in einem Hotel in Frankfurt a.M., die zu der Goldmann 25Hours-Kette gehört, hier die PR-Meldung dazu:

Fritz Bauer - einer der stillen Helden im Goldman 25Hours.
http://www.journal-frankfurt.de/journal_news/Panorama-2/Ardi-Goldman-lud-zum-Heldenabend-Aber-Vorsicht-Es-koennte-Ihr-Leben-veraendern-18476.html?newsletter_id=1411

11. Vortrag des Generalstaatsanwalts von Braunschweig zu Fritz Bauer: http://www.zjs-online.com/dat/artikel/2014_5_849.pdf - übrigens befindet sich die Generalstaatsanwaltschaft nun am Fritz-Bauer-Platz, ja wurde vor zwei Jahren umbenannt:-)

12. Beitrag des Generalstaatsanwalts des Landes Brandenburg und des dienstältesten Staatsanwalts Deutschlands, Prof. Dr. Erardo C. Rautenberg: "Die Demontage des Generalstaatsanwalts Dr. Fritz Bauer - Nicht nur eine Kritik der Biographie von Ronen Steinke", über die Internet-Seite seiner Behörde abrufbar, mit freundlicher Genehmigung des Nomos-Verlages:
http://www.gsta.brandenburg.de/media_fast/4140/NJ_9_2014_Beitrag_Rautenberg.pdf.  Erschienen ist die Kritik in dem September-Heft der Zeitschrift Neue Justiz: http://www.neue-justiz.nomos.de/archiv/2014/heft-9/

13. Kurt Nelhiebel: http://softatelegraph.wordpress.com/
Herr Nelhiebel ist auch in unserem Film. Er war Berichterstatter im Auschwitzprozess, ist ein Friedenspreisträger und anerkannter Autor, Ex-Chefredakteur von Radio Bremen.

14. Kulturexpress: Wenn man im http://www.kulturexpress.de/wpo/ unter Suche FRITZ BAUER eingibt, kommen 50 Artikel.
Und zu der FB-Ausstellung in Ffm sind folgende fünf Artikel erschienen, die eine Einheit bilden:
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/heimspiel/3203-fritz-bauer-der-staatsanwalt-ns-verbrechen-vor-gericht
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/heimspiel/3204-ein-kleiner-und-ein-grosser-rufmord
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/heimspiel/3205-eine-polizeiakte-als-einzige-quelle
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/heimspiel/3206-der-politische-kopf-fritz-bauer
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/heimspiel/3207-aufrecht-mutig-mit-Zivilcourage


Ferner dies: Konstanze Weinberg zu Kurt Nelhiebels Korrespondenz mit dem FB Institut und dem Jüdischen Museum Ffm über die FB-Ausstellung:
http://www.kulturexpress.de/wpo/index.php/lust-und-leben/3635-briefe-zu-einer-ausstellung.