Ballade vom traurigen Clown

https://www.youtube.com/watch?v=_NBiLBjJcuo

 

Jan Böhmermann war mal lustig, auch wenn er stark an die Grenzen ging. Der Wurm hatte ihn mehrfach zitiert; je mehr Zeit verging, umso unerträglicher wurde er, siehe unter anderem http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/756-durchtraenkt-von-menschenfeindlichkeit

Bei seiner Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt haben alle Künstler ihre Shows abgesagt.

Sein Stern geht nicht unter, ist aber am Sinken.

 

Fragen, die Jan Böhmermann so stellt

 

„Die Redaktion des „Magazin Royale“, die Sendung des Komikers Jan Böhmermann, hat sich im Rahmen einer Recherche zur Berliner Zeitung und ihrem Verleger Holger Friedrich mit Fragen an uns gewandt. Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass diese Form der Fragenkataloge eher der juristischen Absicherung der anfragenden Medien dienen, als dass sie von ehrlichem Erkenntnisinteresse getrieben wären. Wir machen es daran fest, dass unsere Antworten auf bisherige Fragenkataloge zum Beispiel des Spiegels oder der FAZ ausnahmslos auszugsweise und, so finden wir, oftmals sinnentstellend wiedergegeben wurden. Im Ergebnis haben wir stets festgestellt, dass es für die entsprechende Berichterstattung über uns effektiv egal war, ob wir Fragen beantworten, oder nicht.

Das halten wir für bedauerlich, denn eine umfassende und objektive Berichterstattung, wie sie der Auftrag des ÖRR ist, entsteht so nicht. Im Sinne der Transparenz sowohl gegenüber unseren Lesern und gegenüber den Gebührenzahlern, die das „Magazin Royale“ beziehungsweise die dieses Satire-Magazin produzierende Firma Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld UE GmbH finanzieren, veröffentlichen wir daher an dieser Stelle die Fragen der Redaktion des „Magazin Royale“ sowie unsere Antworten darauf.

Die E-Mail mit der ursprünglichen Anfrage sowie den Namen des anfragenden Mitglieds der „Magazin Royale“-Redaktion veröffentlichen wir aus Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Person nicht.

Frage 1: Am 11. Oktober 2022 diskutierten Sie (gemeint ist Holger Friedrich, Verleger der Berliner Zeitung; Anm. d. Red.) zusammen mit Alexander Marguier vom Cicero mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán (siehe hier): Welchen redaktionellen Nutzen sehen Sie in solchen Begegnungen?

Zu unserem Verständnis objektiver und unabhängiger Publizistik gehört, eine Vielzahl von Stimmen zu Wort kommen zu lassen. Herr Orbán äußerte in unserem damaligen Gespräch unter anderem erstmals öffentlich die Einschätzung, der Krieg Russlands gegen die Ukraine könne nur zwischen Russland und den USA beigelegt werden. Diese, insbesondere für die ukrainische Bevölkerung schmerzhafte Wahrheit, die unter größten Opfern unter der russischen Invasion leidet, konnte so ihren Weg in den politischen und medialen Diskurs in Deutschland finden.

Frage 2: Im Mai 2023 waren Sie zu Gast bei einem Empfang in der Russischen Botschaft (siehe hier). Warum sind Sie der Einladung gefolgt?

Holger Friedrich ist an diesem Tag nacheinander drei Einladungen gefolgt: einer in die israelische Botschaft, einer U.S.-Veranstaltung der Familie Bush sowie einer in die russische Botschaft. Seine Eindrücke aller drei Termine hat er im Nachgang in der Berliner Zeitung [siehe hier] veröffentlicht.

Der offene Austausch von Argumenten, ein deutliches Bekenntnis zur Gewaltfreiheit und das Nutzen von Gesprächsmöglichkeiten zur Vermittlung dieser Positionen ist ein Privileg unserer demokratischen Gesellschaft. Wir weichen vor keinem inhaltlichen Austausch zurück, halten Gewalt zur Durchsetzung partikularer Interessen für inakzeptabel sowie die Durchsetzung von Denk- und Sprechverboten für wenig zielführend. Holger Friedrich hat die mit dieser Einladung verbundene Chance zum Austausch ergriffen und dem russischen Botschafter diesen Standpunkt mitgeteilt.

Die Berliner Zeitung war im Übrigen das einzige Medium, welches an diesem Tag bei der Veranstaltung in der russischen Botschaft vor Ort war (hier unser Bericht). Gerne haben wir in der Folge zahlreichen weiteren Medienhäusern auf deren Bitte unser Bildmaterial des Termins zur Verfügung gestellt, darunter auch dem ZDF. Der Bericht über die Anwesenheit prominenter AfD-Politiker wurde bundesweit zitiert. Der Spiegel schrieb damals: „Wäre der Artikel in der „Berliner Zeitung“ nicht erschienen, die Öffentlichkeit hätte vermutlich nie davon erfahren.“ In der AfD gab es nach dem Bekanntwerden der Teilnahme von Tino Chrupalla erbitterten Streit (Bericht hier).

Frage 3: Seit 2022 wurden fünf Journalist:innen in der Berliner Zeitung eingestellt (siehe u.a. hier), die zuvor für staatlich kontrollierte Medien in Russland gearbeitet haben. Wie gehen Sie damit um, dass mehrere Ihrer Redaktionsmitglieder zuvor bei russischen Staatsmedien beschäftigt waren? Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für Ihre Redaktion?

Die von Ihnen angesprochenen Kolleginnen und Kollegen haben zum Zeitpunkt des Angriffs Russlands auf die Ukraine entweder bereits nicht mehr für diese Medien gearbeitet oder aber ihren Arbeitsvertrag als Reaktion auf und aus Protest gegen eben diesen Angriff gekündigt. Das finden wir couragiert und richtig. Den Vorwurf einer etwaigen Kontaktschuld, wie man ihn in Ihre Frage hineinlesen kann, halten wir für abwegig. Darüber hinaus handelt es sich bei allen fünf dieser Kolleginnen und Kollegen um Profis ihres Faches, die bisher einen wertvollen Beitrag in unserer Redaktion geleistet haben und leisten.

Frage 4: Thomas Fasbender schrieb viele Jahre für die ultrarechte „Junge Freiheit“ und arbeitete bis kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine beim russischen Staatssender RT. Wie stellen Sie sicher, dass frühere Tätigkeiten Ihres Mitarbeiters die Objektivität der Berichterstattung nicht beeinflussen?

Ihre Frage impliziert, dass das reine Tätigwerden für ein Medium geeignet ist, die zukünftige Arbeit eines Journalisten zu formen. Diesen Wirkzusammenhang halten wir für konstruiert. Beiträge von Journalisten prägen im besten Fall Publikationen, nicht andersherum. Fest steht, dass Herr Fasbender einer der erfahrensten und profiliertesten Kenner aktueller geopolitischer Entwicklungen in Deutschland ist.

Ihre Feststellung ist außerdem dahingehend unpräzise, dass Herr Fasbender nicht „bei“ RT gearbeitet hat (im Sinne einer festen Anstellung), sondern dort Beiträge von ihm als freiem Autor veröffentlicht wurden. Wir legen Ihnen nahe, sich inhaltlich mit den Texten von Herrn Fasbender zu befassen, was die Frage nach seiner Objektivität erübrigen würde. Zum Beispiel mit seinem Text aus dem August 2023: „Warum ich für Russia Today gearbeitet und wieder aufgehört habe“. [siehe hier]

Dass Sie dies im Vorfeld Ihrer Anfrage augenscheinlich nicht getan haben, sondern stattdessen lediglich unpräzise auf vergangene Publikationsorte von Herrn Fasbender verweisen, halten wir für unseriös.

Frage 5: Einerseits betonen Sie, dass Sie als Verleger der Berliner Zeitung „keine Texte verhindern oder durchsetzen“ können (siehe hier), andererseits berichtete z.B. die TAZ am 12. Juli 2025 (siehe hier), dass zahlreiche Mitarbeitende Ihren Verlag verlassen haben, Mitarbeitende sollen laut dem Bericht zudem eine „zentralisierte Machtstruktur“ wahrnehmen.  Wie erklären Sie die unterschiedliche Darstellung Ihrer redaktionellen Befugnisse?

Offen gesprochen ist der von Ihnen angesprochene Artikel der taz aus journalistischer Sicht kaum ernst zu nehmen. Was der Autor dort aufführt, beruht auf behaupteten Darstellungen ehemaliger Mitarbeiter. Ein Bemühen darum, ein objektives Bild über unser Haus zu vermitteln, können wir darin nicht erkennen. Wir verweisen auf die Replik der Chefredaktion.“

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tv-medien/boehmermanns-dubiose-geschaefte-ist-auch-steuergeld-im-spiel-li.2359516

 

Geplante Ausstellung

 

„Jan Böhmermann hat in der Sendung vom Freitag die Berliner Zeitung mehrfach in die Kamera gehalten und daraus einige Zitate gebracht. Wegen der Kurzlebigkeit des TV-Geschäfts bringen wir für alle Fans und Interessierten den vollständigen Artikel, den Böhmermann in Auszügen vortrug, noch einmal im Wortlaut.

Vom 27. September bis 19. Oktober 2025 präsentieren „Jan Böhmermann & Gruppe Royale, bekannt durch das ‚ZDF Magazin Royale‘, im Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin die Ausstellung ‚Die Möglichkeit der Unvernunft‘“. Das teilt das HKW mit und will am Samstag in einer Pressekonferenz eine Vorschau auf das Programm geben. Das HKW will „als Raum für ein dreiwöchiges Kunst- und Kulturprogramm“, welches von Böhmermann „kuratiert“ werden soll, auftreten. Es soll „fünf Kanzleramts-Konzerte auf der Dachterrasse, zwei Gesprächsabende mit Jan Böhmermann und zum krönenden Abschluss ,24HKW‘ – ein 24-stündiges Live-Programm aus dem Herzen der Schwangeren Auster“ geben. Hier treten 18 Acts in 24 Stunden auf – ohne Pause! Das HKW sagt, das Programm sei „für alle, die Kunst erleben wollen, bevor sie etikettiert, editiert oder erklärt wurde“. Die „Gespräche“ wird Böhmermann mit Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Promi-Anwalt Christian Schertz führen. Schertz beantwortete bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht, ob er für den Auftritt ein Honorar erhält.

Über die Finanzierung der Ausstellung wollen die Beteiligten lieber schweigen. Allerdings ist klar, dass Böhmermann mit seinen neuen Aktivitäten nun nicht mehr nur durch die ZDF-Gebührengelder, sondern direkt mit Steuergeldern finanziert wird. Das Haus der Kulturen der Welt gehört zur Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH, die aus dem Etat des Kulturstaatsministers finanziert wird. Weimer ist Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH. Eine Sprecherin des Ministeriums behauptete in einer Antwort an Nius, die Ausstellung selbst werde nicht gesondert gefördert. Sie räumte jedoch ein, dass das HKW mit rund 57 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt finanziert werde. Der Pressesprecher des HKW wollte sich auf Anfrage der Berliner Zeitung nicht äußern und verwies auf die Pressekonferenz am Samstag. Das HKW sieht sich demnach außer Stande, die Frage, ob man Mitveranstalter sei, mit Ja oder Nein zu beantworten. Da die Ankündigung der Veranstaltung auf HKW-Briefpapier erfolgte, ist klar: Der Steuerzahler finanziert Böhmermanns Auftritte mindestens mit. Das ZDF antworte bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht auf die Frage, ob man ausschließen könne, dass auch Gebührengelder für die Show im HKW eingesetzt werden. (Update Freitag, 26.9., 9:40 Uhr: Das ZDF schreibt: „Die von Ihnen angeführte Veranstaltung im Haus der Kulturen der Welt wird weder vom ZDF veranstaltet, noch sind wir in deren Abwicklung oder Finanzierung involviert.“)

Immerhin: Die Berliner Zeitung darf all diese Fragen am Samstag stellen. Das ist nicht selbstverständlich: Böhmermanns Truppe, die alle Anfragen der Berliner Zeitung bis zum Reaktionsschluss dieser Ausgabe unbeantwortet ließ, hatte versucht, die Berliner Zeitung von der Pressekonferenz fernzuhalten. Am Donnerstag entschuldigte sich ein HKW-Sprecher für die „Verwirrung“.

Die „Verwirrung“ scheint kein Zufall zu sein: Böhmermann will offenbar seinen Kreuzzug gegen unabhängige Medien nun auch mit Steuergeldern finanzieren …“

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tv-medien/boehmermanns-dubiose-geschaefte-ist-auch-steuergeld-im-spiel-li.2359516

 

Ausladung von Chefket

 

Daniel Bax: „Jan Böhmermann knickt ein. Der Satiriker und TV-Moderator gibt dem massiven Druck nach, den vor allem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer auf ihn und das Haus der Kulturen der Welt in Berlin ausgeübt hatte. Dort hat Böhmermann am Samstag eine von ihm kuratierte Veranstaltungsreihe eröffnet. Darin will er „die politischen, gesellschaftlichen und juristischen Fragen der Gegenwart“ thematisieren. Ein für den 7. Oktober 2025 geplantes Konzert mit dem Rapper Chefket hat er am Montag kurzfristig abgesagt. Das kommt einer Kapitulation gleich.

 Kulturstaatsminister Weimer hatte seinen Unmut über den geplanten Auftritt des Rappers im Vorfeld deutlich kundgetan. Der 38-jährige Şevket Dirican alias Chefket spricht sich in seinen Songs gegen Rassismus und Antisemitismus aus und war sogar schon mit dem Goethe-Institut unterwegs. Auf den Bildern, die er auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte, trug er jüngst aber ein Sporttrikot mit der Aufschrift „Palestine“. Auf Brusthöhe waren darauf zwei kleine Embleme in den Umrissen des Staats Israel und der von ihm besetzten Gebiete in Form arabischer Kalligrafien zu sehen.

 Das allein war Weimer schon zu viel: er sieht in dem Motiv „das Existenzrecht Israels infrage“ gestellt, wie er in einem Brief an die Leitung des Hauses der Kulturen der Welt schrieb. Da nützte es nichts, dass Böhmermann auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Ausstellung eilfertig versicherte, er werde sich Weimer schnappen und mit ihm jeden „von der Bühne boxen“, der das Existenzrecht Israels leugne. Auch HKW-Intendant Bonaventure Ndikung bemühte sich, den Staatsminister zu besänftigen. Doch umsonst: Weimer versteht bei dem Thema keinen Spaß.

 Schon in seinem Brief an die Leitung hatte er unverhohlen darauf verwiesen, dass er als Leiter des HKW-Aufsichtsrats seinen Einfluss geltend mache. Die Absage des Konzerts dürfte er mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben. Nach Amtsantritt hatte er verkündet, es gelte, „die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren (…) zu weiten, anstatt sie zu verengen.“ Doch nun hat er deutlich gemacht, was er von der Kunst- und Meinungsfreiheit hält: nichts. Schon als er den Gebrauch gendergerechter Sprache in seiner Behörde untersagte, ging er nach Gutsherrenart vor. Nun schon wieder. Das spricht für ein autoritäres Amtsverständnis. Und freut besonders die AfD, die gegen die vermeintlich „linksextreme Kulturszene“ hetzt.

Die Absage des Konzerts am Haus der Kulturen der Welt fügt sich in eine ganze Reihe von vergleichbaren Ausladungen in jüngster Zeit. Denn Künstler und Intellektuelle, die Israels Unterdrückung der Palästinenser:innen und seine Kriegsführung in Gaza kritisch sehen, haben in Deutschland einen schweren Stand. Inwieweit eine Karte des Staats Israels und der von ihm völkerrechtswidrig besetzten Gebiete – des historischen Palästinas – „antisemitisch“ ist, darüber kann man streiten.

Zuletzt wurde die Linken-Parteichefin Ines ­Schwerdtner kritisiert, weil sie in Belgien einen Schal trug, auf dem eine solche Karte abgebildet und sämtliche Städte in Israel darauf mit ihren arabischen Namen aufgeführt waren. Schwerdtner entschuldigte sich dafür. Man kann in solchen Karten einen palästinensischen Anspruch auf das gesamte Gebiet sehen, der damit das Existenzrecht eines israelischen Staats negiert. Aber zwingend ist das nicht, denn auch solche Abbildungen sind für Interpretationen offen.

Zudem sind solche Karten, die das gesamte Gebiet des historischen Palästinas zeigen, auch in Israel sehr verbreitet – allerdings unter umgekehrten Vorzeichen, oft in den israelischen Nationalfarben Weiß-Blau. Die ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel etwa trug im Juli 2024 im „ZDF-Fernsehgarten“ eine Halskette mit dem Umriss des Staats Israels, das die völkerrechtswidrig besetzen Gebiete mit einschloss. Die SPD-Politikerin Franziska Giffey und der Grüne Volker Beck standen 2022 schon mal auf einer Bühne der Deutsch-Israelischen Gesellschaft unter einem Transparent mit der Botschaft „I Stand with Israel“, auf der eine Karte eines solchen Groß-Israels prangte. Berufliche Konsequenzen hatte das für sie alle nicht.

Vor diesem Hintergrund wirkt Wolfram Weimers Empörung über die Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani in Gent besonders bigott. Der war dort ausgeladen worden, weil er sich nach Meinung der Veranstalter als Chef des Israel Philharmonic ­Orchestra nicht ausreichend von Israels rechter Regierung distanziert habe. Der Rapper Chefket wird nun in Berlin ausgeladen, um Wolfram Weimer zu gefallen. Vielleicht sollte der belgische Kulturminister den Rapper Chefket jetzt nach Brüssel einladen und ein Konzert für ihn organisieren – und seine Sorge um die Kunst- und Meinungsfreiheit in Deutschland ausdrücken.“

https://taz.de/Konzert-Absage-Jan-Boehmermann-knickt-vor-Wolfram-Weimer-ein/!6112772/

 

Scheiss-Sturm über Böhmermann

 

https://www.youtube.com/watch?v=u0kSi72fTD8

 

Jan Karon: „„Egal, wie woke du bist, irgendwann werden die Harpyienschwestern kommen und dich zerfleischen“, sagte einst der kanadische Psychologe Jordan Peterson über die kanadische Autorin Margaret Atwood. Die Grande Dame des Feminismus, die mit „The Handmaid's Tale“ die #MeToo-Bewegung quasi mitgegründet hatte, sah sich 2018 einem Shitstorm ausgesetzt, weil sie es wagte, zu betonen, dass nicht jeder Vorwurf von sexueller Belästigung automatisch mit einer Lynchjustiz gleichzusetzen sei. Plötzlich war die Ikone der Unterdrückten selbst die Unterdrückerin.

Ähnliches Schicksal widerfährt nun Deutschlands prominentestem TV-Clown Jan Böhmermann, der sich immer für einen mutigen Kämpfer gegen den Rechtsruck hielt und sich entsprechend in Szene setzt. Doch jetzt beißen ihn die eigenen Truppen – und die schärfsten Zähne, die ihn zerreißen, sind die der antirassistischen schwarzen Bubble.

In der Tat dürfte es sich um eine der schlimmsten Wochen in Böhmermanns Karriere handeln: Ein seit einem Jahr akribisch geplantes Festival geriet binnen weniger Tage unter die Räder, weil alle Künstler ihre Shows absagten. Und auch das ZDF, das seine Sendung eigentlich gänzlich absetzen wollte und ein Drittel aller geplanten Sendungen strich, steht nun schlecht da.

Böhmermann, der sich im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) als Kurator einer Reihe zu „politischen, gesellschaftlichen und juristischen Fragen der Gegenwart“ inszenierte, hatte unter anderem den türkischstämmigen Rapper Chefket (Şevket Dirican) für den 7. Oktober – den Jahrestag des Hamas-Angriffs – eingeladen. Doch nachdem NIUS publik machte, dass Chefket (aber auch die ebenfalls gebuchte Rapperin Ebow) Landkarten von Palästina ohne Israel verbreiteten, Texte schrieben, die den „Zionismus“ als „Rassismus“ gleichsetzten, den palästinensischen Widerstand verherrlichten und sich mit Lina E. solidarisierten, reagierte Kulturstaatsminister Wolfram Weimer.

Der CDU-Politiker fragte öffentlich, ob das HKW wirklich Antisemiten eine Bühne bieten wolle. Böhmermann und das Haus der Kulturen der Welt lenken daraufhin ein: Ausladung, Konzert abgesagt. So weit, so gut. Doch in der progressiven Arena ist Kapitulation vor dem „falschen“ Druck eine Todsünde.

Stattdessen tobt nun die Hölle, und sie kommt ausgerechnet von der antirassistischen und pro-palästinensischen Szene, die Böhmermann eigentlich vergöttert. Die Rapperin Nura, mit ihren stattlichen 429.000 Instagram-Followern eine der einflussreichsten Stimmen der migrantischen Jugendkultur, ballert in einem viralen Video verbal direkt auf Böhmermann und seinen Podcast-Kumpel Olli Schulz los. In einem zwei Minuten langen Rant, der vor unterdrückter Wut nur so trieft, wirft sie den beiden vor, sie und andere Demonstranten als „antisemitisch“ zu diffamieren, während sie friedlich für Palästina protestierten und von der Polizei verprügelt würden.

„Warum kommt ihr nicht auf mich zu und sagt mir das ins Gesicht, anstatt in eurem Podcast über mich zu lachen?“, faucht Nura. Sie erinnert an private DMs, in denen sie Böhmermann schon mal konfrontiert hatte, und bohrt nach: Warum schweigen er und Schulz zu den 75 Jahren palästinensischen Leids, während sie bei jedem Iran- oder Türkei-Skandal sofort die Moralapostel spielen? „Du sagst zu jeder Scheiße, was du hasst. Super Text! Aber da hältst du die Schnauze.“ Das Video, das bisher 1,5 Millionen mal auf Instagram aufgerufen wurde, ist als direkte Reaktion auf die Chefket-Absage zu sehen.

Noch schärfer schlägt der Ex-Journalist Malcolm Ohanwe zu, der mit seinen 69.000 Instagram-Followern in der „black community“ eine Art moralischen Schreckschuss-Sheriff darstellt. In einer Serie von Stories, die wie ein Aufruf für einen digitalen Lynchmob wirken, postet er Clips aus ZDFneo-Sendungen, in denen Böhmermann die „N-Bombe“, also das Wort „Neger“, verwendet habe – mehrmals, ohne Grund, ohne Kontext. „Er droppt ohne Grund mehrmals die N-Bombe“, so Ohanwe. In einer Instagram-Story vom Dienstag erklärte Ohanwe: „I stand ten toes with my Sister Nura“ – auf Deutsch bedeutet das sinngemäß, dass er, der selbsternannte „Germany’s Most Famous Black Journalist Alive“, Nura vollumfänglich unterstütze.

Dazu eine weitere Retrospektive, ein Clip der einstigen ZDF-Sendung, in dem Böhmermann Schwarze als „Dekoration und Verkörperung von Brezen“ missbrauchen soll. Darin heißt es auch wiederholt: „All hail to the Laugengebäck“.

Ohanwe sieht darin einen Missbrauch von schwarzen Menschen: Ein rein weißes „bayerisches“ Team habe Ohanwe und andere „Nigger gemütlich zermatscht“. Als schwarzer Bayer fühle sich der nigriano-palästinensischstämmige Moderator „tatsächlich beleidigt“ – und Böhmermann habe sich nie entschuldigt.

Dazu postuliert Ohanwe das schöne Mantra: „Schwarze Leute sind KEIN Essen (unless it's pussy, titties, dick or ass imao).“ Man sei keine Schokolade, keine Brezen, kein Karamell. „Keep us out of your mouth, respectfully“, nimm „uns“ nicht in deinen Mund, Böhmi.

Darüber hinaus wirft Ohanwe Böhmermann vor, versucht zu haben, ihn zu Beginn seiner Karriere „sabotiert“ zu haben. Ohanwe, der nach Vorwürfen der Verharmlosung der Hamas nicht mehr beim Bayerischen Rundfunk angestellt ist, führt diesen Vorwurf jedoch nicht näher aus. Stattdessen schreibt er, er habe Zeugen, und fügt hinzu: „I been on pause but I will press play at some point“ – womit er impliziert, die genauen Informationen jederzeit preisgeben zu können.

Böhmermann steht also nun der antirassistischen und schwarzen Bubble gegenüber, die mit Influencern wie Nura und Ohanwe eine Reichweite hat, die ihm weiteren Hass auf den Hals hetzen dürfte. Es scheint etwa nur eine Frage der Zeit, bis etwa die Influencerin und Autorin Jasmina Kuhnke (besser bekannt als „Quattromilf“) auf den Anti-Böhmermann-Zug springt. Diese Szene, noch linksextremer als der ohnehin linksextreme Böhmermann, zerfleischt sich. Es ist die reinste Kannibalisierung von Identitätspolitik: Die, die gestern noch applaudiert haben, fordern heute den Kopf.

Und selbst in den linken Leitmedien, die Böhmermann sonst als Helden feiern, hagelt es Kritik an seiner „Kapitulation“. Die Frankfurter Rundschau nennt die Ausladung „total daneben“ und Weimer einen „Kulturstaatsminister, der sich einmischt, als ginge es um Opernarien statt Rap“.

Die taz sieht Böhmermann „im Stich gelassen“ und einknickend vor dem „massiven Druck“ Weimers, der die „gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart“ sabotiert. In der ZEIT urteilt Jens Balzer über eine „besorgniserregende Entscheidung“, die Chefkets Brückenbau zwischen Koran, Bibel und Holocaust-Liedern ignoriert und fadenscheinige Vorwürfe überbewertet. Sogar das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) spricht davon, dass ein „Prozess im Gang“ sei, der Böhmermanns Integrität zerfresse. Der Freitag hingegen zeigt sich bereits verzweifelt: „Das kann doch alles nicht wahr sein“, heißt es dort.

Die Linke frisst ihren eigenen Propheten – weil er vor dem „falschen“ Feind (dem konservativen Minister Weimer und dem Medium NIUS) einknickt. Der Meltdown der Selbstgerechten ist an Herrlichkeit nicht zu überbieten.

Auch die Reaktionen auf dem Dienst Bluesky sind dramatisch, wo ein virtueller Mistgabel-Mob Böhmermanns Chefket-Ausladung als ultimativen Verrat an der palästinensischen Sache hochjazzt: Bands wie Blumengarten, die eigentlich die Lücke füllen sollten, canceln postwendend ihren HKW-Auftritt in Solidarität mit Chefket. Auch Domiziana, Wa55ermann, Drunken Masters und Mine sagten ihre Auftritte ab. Die Userin Zoë Claire Miller schreibt: „Nachdem @janboehm & HKW-Berlin den Rapper Chefket wegen eines Palästina-Shirts nach NIUS-Hetze cancelten, canceln Blumengarten, die heute spielen sollten, HKW & Böhmermann. So sieht Solidarität aus!“.

Zudem wird auf BlueSky aufgerufen, online gekaufte Tickets zurückzugeben und den Sender zu boykottieren, während Nutzer wie der antirassistische Arzt Nabard Faiz den Satiriker als „räudigen Hund“ verspotten. Und auch das Timing ist besonders: Gerade erst wurde publik, dass das ZDF die „Magazin Royale“-Folgen ab 2026 von 33 auf magere 20 pro Jahr kürzt, als Kostenersparnis. Böhmermann, der sich bereits im Rahmen des Eurovision Song Contests israelsolidarisch zeigte, gibt kleinlaut in der Kommentarspalte zu: „Ich sehe und höre! Einander ist alles, was wir haben“.

Doch „einander“ gibt es in der antirassistischen Bubble nicht.

Die schönste Pointe schreibt sich derweil von selbst. Nura, die den Shitstorm gegen Böhmermann lostrat, gibt dem ZDF-Satiriker auf traurige Art recht: Vergangenes Jahr ließ sie sich mit Bobby-Vylan-Frontmann Pascal Robinson-Foster ablichten, dem britischen Punk-Rapper und vielleicht aktuell berüchtigtsten Antisemiten.

Robinson-Foster kassierte wegen seines Israel-Hasses mehrere Einreiseverbote, weil er beim Glastonbury-Festival Ausrufe wie „Death to the IDF“ skandiert. Jüngst äußerte er bei einem Auftritt in den Niederlanden Freude über Charlie Kirks Ermordung.“

https://www.nius.de/analyse/news/jan-boehmermann-nura-malcon-ohanwe-wolfram-weimer-haus-der-kulturen-antirassistsches-waterloo/0f9752ab-ecbc-42c6-b70d-305a67acccb4

 

Die Ausstellung

 

„Jan Böhmermann macht jetzt Kunst. Klingt wild – ist es auch. Zwischen „Friedhof der Milliardäre“, Kommentar-Pranger und abgesagten Konzerten. Ein Auftritt des Rappers Chefket am 7. Oktober wurde abgesagt, weil ihm Antisemitismus vorgeworfen wird – Grund ist ein T-Shirt mit der Aufschrift „Palestine“.

Cancel Culture schlägt zurück. Werden Symbole vorschnell gedeutet und Menschen deswegen gecancelt?

Mit Jan Böhmermanns Ausstellung Menschen bloßzustellen und selbst Doppelmoral zu leben, indem er einerseits die Grenzen des Sagbaren erweitern will, andererseits aber einknickt.

Was steckt hinter der Ausstellung? Ist das noch Satire – oder schon Selbstparodie?

Und warum eskalieren wir in Deutschland über T-Shirts, während anderswo Kinder sterben? Gesellschaft und Medien beschäftigen sich zu sehr mit Symbolpolitik und Cancel Culture, statt mit den eigentlichen Problemen und gemeinsamen Lösungen.“

 

https://www.youtube.com/watch?v=3CpRnCj0Dbk

 

Giovanna Winterfeldt war in der Ausstellung, die sie als „pseudo-deepen Symbolkram, der halbherzig in Szene gesetzt wurde“, bezeichnet. Besonders befremdlich fand sie (wie auch der Wurm) die Postkarten-Aktion am Ende der Ausstellung (ab der 16. Minute).

 

Ist das Satire oder kann das weg?

 

https://www.youtube.com/watch?v=Siqo96wsFlU

 

Jens Berger: „Wüsste man es nicht besser, man könnte es für eine künstlerische Performance halten, mit der die Verlogenheit in der Debatte um Cancel Culture und Meinungsfreiheit ad absurdum geführt werden soll. Die Protagonisten sind ein rabaukiger Ex-BILD-Chef, ein erzkonservativer Kulturstaatsminister und ein TV-Satiriker mit „linksliberalen“ Überzeugungen. Alle drei – so verschieden sie politisch zu verorten sind – gerieren sich gerne als Kreuzritter der Meinungsfreiheit. Das gilt jedoch nur für ihre Meinung, wie der aktuelle Fall der Ausladung des Rappers Chefket von einer Berliner Kulturveranstaltung zeigt.

Auch wenn die Quoten es nicht vermuten lassen – Jan Böhmermann gehört in Deutschland wohl zu den bekanntesten TV-Gesichtern. Seit 2013 hat der ehemalige Gagschreiber von Harald Schmidt verschiedene TV-Formate beim ZDF, mit denen er zu provozieren weiß. Schmidt selbst sagte einst über Böhmermann: „Ich wusste schon früh, dass es Böhmermann als Moderator nie schaffen würde. Aber dass er es als Krawallschachtel sehr weit bringen würde, wusste ich auch.“ Krawallschachtel trifft es gut. Böhmermann versteht es vortrefflich, seine bei Lichte betrachtet eher durchschnittlichen Fähigkeiten als Satiriker durch inszenierte Skandale wie sein „Schmähgedicht“ über den türkischen Präsidenten Erdogan zu übertünchen und in die Schlagzeilen zu kommen. Im Internet nennt man solche Menschen Trolle. Im gebührenfinanzierten Fernsehen gibt man ihnen Shows.

Politisch ist Böhmermann irgendwo zwischen taz und SPIEGEL zu verorten. „Linksliberaler“ Mainstream, der gerne nach oben buckelt und nach unten tritt – eine weiße, männliche Dunja Hayali mit Clownsnase, die in der eigenen Bubble auf X vergöttert und vor allem von den rechten Gegentrollen regelrecht verteufelt wird. Wir leben mitten im Kulturkampf und Böhmermann ist eine der Galionsfiguren des Kulturkampfs von links. Warum eben dieser Jan Böhmermann nun die Ehre hat, eine dreiwöchige Ausstellung im Berliner Haus der Kulturen der Welt (HDK) zu kuratieren, ist eine der Faszinosa dieser Tage. Mitveranstalter und wohl auch Finanzier der Böhmermann-Ausstellung ist der Bund in Gestalt des Staatsministeriums für Kultur und Medien. Warum der Steuerzahler einen Troll, der schon über den Rundfunkbeitrag laut Medienberichten mit mindestens 713.000 Euro netto pro Jahr alimentiert wird, nun auch noch querfinanziert, ist eine spannende Frage.

Aber ja. Kultur und Kunst sind frei und dürfen gerne auch provozieren. Diesen Satz könnte sicher auch Jan Böhmermann unterschreiben, auch wenn er ihn sicher anders interpretieren würde. Jan Böhmermann geriert sich schließlich gerne als Kämpfer für die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst; aber auch nur dann, wenn er der Meinung ist, dass seine Meinung und seine Kunst unterdrückt werden; also wenn er beispielsweise Erdogan als „Ziegenf****“ bezeichnet, um die Grenzen der Satire offenzulegen. Wenn es um die Meinung Andersdenkender geht, seien es Kritiker der Coronamaßnahmen oder Wähler der AfD, ist Böhmermann weniger großzügig mit seiner Definition von Meinungsfreiheit.

So gesehen ist Jan Böhmermann gewissermaßen der – je nach Sichtweise – gute oder böse Bruder im Geiste von Julian Reichelt. Reichelt war früher mal Chef der BILD, der offenbar immer wieder bei seinen weiblichen Untergebenen Berufliches mit Privatem verwechselte und dafür gefeuert wurde. #meetoo. Seitdem lebt sich Reichelt als rechter Troll mit seinem Internetmedium Nius aus. Wie Böhmermann ist er eine Krawallschachtel vor dem Herrn. Anders als Böhmermann wird er jedoch nicht von öffentlichen Geldern, sondern Medienangaben zufolge von Milliardären mit reaktionärem Weltbild finanziert. Auch Reichelt ist ein großer Freund der Meinungsfreiheit, wenn es denn nur um seine eigene Meinung geht. Für Meinungen, die er für „linksgrün versifft“ oder „woke“ hält, hat er freilich wenig Sympathie.

Halten wir also fest – die zwei Protagonisten dieses Stücks sind zwei Mediengestalten, die beide vorgeben, Kämpfer im Namen der Meinungsfreiheit zu sein, die aber nichts lieber täten, als sich gegenseitig das Recht auf Meinungsfreiheit zu verbieten. Hier der linke, da der rechte Troll und in der Mitte wir, die wir als Zuschauer des öffentlich ausgetragenen Spektakels im besten Fall unterhalten, im schlimmsten Fall nur noch genervt sind.

Vorhang auf für die bereits erwähnte Böhmermann-Ausstellung im HDK. Konzept dieser Ausstellung sind unter anderem auch verschiedene Veranstaltungen, wie Konzerte und TV-Shows – Letztere natürlich von und mit Jan Böhmermann. Das finden Reichelt und sein Medium Nius natürlich schlimm. Noch schlimmer fanden sie allerdings, dass auf einem der Konzerte ein Rapper namens Cheftek auftreten sollte. Der heißt eigentlich Sevket Dirican, ist Sohn türkischer Einwanderer und spricht sich in seinen Songs deutlich gegen Rassismus und Antisemitismus aus und war damit sogar schon für das Goethe-Institut als deutsches Kulturgut unterwegs. „Dummerweise“ ist Cheftek jedoch auch ein Kritiker des israelischen Völkermords in Gaza und postete vor sieben Wochen einen kleinen Film auf Instagram, in dem er ein Palästina-T-Shirt trug. Auf diesem Shirt ist auch eine kleine Abbildung des Staates Israel zu sehen, bei der die Städtenamen auf Arabisch geschrieben sind. Und das gilt in Deutschland – so sieht es zumindest Julian Reichelt – als Antisemitismus.

Sich nun die Frage zu stellen, was an diesem T-Shirt eigentlich antisemitisch sein soll, würde die Debatte auf eine sachliche Ebene führen und wenn es um die Grenzen der Meinungs- und Kunstfreiheit geht, wäre dieser Ansatz seltsam anachronistisch. Reichelt tat, was Trolls so tun – er ließ einen wutentbrannten „Artikel“ auf seiner Nius-Seite veröffentlichen, der Gott und der Welt und insbesondere dem jetzigen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer den Vorwurf machte, Antisemitismus mit Steuergeldern zu fördern. Natürlich ist das absurd und hätte in anderen Zeiten bestenfalls zum Fremdschämen eingeladen. Doch die anderen Zeiten sind vorbei.

Angefixt vom Rechtstroll Reichelt fühlte sich nun Wolfram Weimer bemüßigt, seinerseits die Antisemitismuskeule zu schwingen und sie Jan Böhmermann über den lichter werdenden Schädel zu ziehen. Auch Weimer gehört zu denen, die sich immer wieder als Kämpfer für Meinungsfreiheit gerieren. Zu seinem Amtsantritt verkündete er pathetisch, es gelte, „die Korridore des Sagbaren, Erkundbaren und Darstellbaren […] zu weiten, anstatt sie zu verengen“. Das gilt offenbar jedoch nicht für Rapper mit Palästina-T-Shirts.

Nun lag der Ball wieder bei Jan Böhmermann, dem mutigen „Kämpfer für Meinungsfreiheit“. Mutig ist Böhmermann aber nur, wenn es ihn nichts kostet. Und in der „linksliberalen“ Blase kostet es natürlich nichts, wenn man sich „mutig“ gegen die AfD oder andere Kritiker des „linksliberalen“ Mainstreams stellt. Das nennt sich Gratismut und Böhmermann ist wohl eher der Großmeister des Gratismuts, der die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst bei der erstbesten Gelegenheit opfert, wenn es sich denn um die Meinung der Anderen handelt. Und mit „Antisemitismusvorwürfen“ will der gute Herr Böhmermann, der ohnehin nicht viel von Kritik an Israels Kriegsführung hält, freilich nichts zu tun haben, auch wenn sie noch so gaga sind. Also machte Böhmermann das, was man als „wahrer Freund der Meinungsfreiheit“ in solchen Fällen wohl tut – er sagte das Konzert von Cheftek ab. Ist das diese Cancel Culture, von der man so viel hört? Die Begründung: „Man könne die Integrität [der Veranstaltung] nicht mehr garantieren.“ Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.

Stattfinden sollte das Konzert am 7. Oktober – eingerahmt von einem Gespräch zwischen Böhmermann und seinem Medienanwalt zum Thema „Was darf Satire“ und einem Gespräch zwischen Böhmermann und Wolfram Weimer himself. In einer Ankündigung zur Ausstellung heißt es übrigens, man wolle „Kunst erleben, bevor sie etikettiert, editiert oder erklärt wurde“. Da fragt man sich doch: Ist das alles Satire oder kann das weg?

Ich träume ja immer noch, dass nun die ganze „Affäre“ aufgeklärt wird, Jan Böhmermann sich auf die Bühne stellt und erklärt, dass die ganze Debatte um Cheftek und die Absage des Konzerts Performance-Kunst war, um der Öffentlichkeit sichtbar zu machen, wie sehr die Meinungs- und Kunstfreiheit in diesen Tagen bedroht ist und wie sehr Verteidiger des Völkermords in Gaza mit der „Antisemitismuskeule“ spielen, um missliebige Meinungen zu unterdrücken. Aber dieser Böhmermann, von dem ich träume, wäre ja tatsächlich ein Kämpfer für Meinungsfreiheit; eine Krawallschachtel zwar, aber immerhin eine Krawallschachtel, die mit ihren subversiven Aktionen den Finger in die Wunde legt. Solche Künstler gab es mal, wie z.B. den großartigen Christoph Schlingensief, der mit seiner oft geschmacklosen Aktionskunst zum Nachdenken angeregt hat. Aber Jan Böhmermann ist kein Christoph Schlingensief, sondern ein tumber Troll, der bestenfalls eine Persiflage seiner selbst ist und dann, wenn es eigentlich drauf ankommen sollte, genau die Werte mit Füßen tritt, für die er sich vermeintlich einsetzt. Ein Mann seiner Zeit, ein Mann ohne Rückgrat und Anstand. Nein, das ist keine Satire. Das kann weg.“

https://www.nachdenkseiten.de/?p=139808

 

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

 

Das Böse verlachen

- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -

 

Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider | 27.09.

Sofortiges Verbot für Jausenmesser! - Im neuen Wochenkommentar geht es diesmal um die Eröffnung des Parlamentsbetriebs nach der kurzen Sommerpause, um die wichtigen Dienstreisen unserer Regierungsspitzen in die USA und um die richtige Einordnung all dieser brisanten Ereignisse.

https://www.servustv.com/aktuelles/v/aav08pc3z8hufy8bktmf/

 

Der linkspopulistische ÖRR

https://www.youtube.com/watch?v=bvD01lLLd2M

 

Simone Solga: Merz: Totalausfall | Folge 184

https://www.youtube.com/watch?v=lZJfNcsWrJM

 

WAHREITSLÜGE / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 201

 

 

Aktuelle Kamera 163 - Pflicht zur Zuversicht

https://www.frei3.de/post/c275bb34-ecf6-47eb-8de8-7a645736193b

 

Dieses Wochenende knallt es !!

https://www.youtube.com/watch?v=T6CIadIUz-w

 

Was eine Provokation unfassbar !!

https://www.youtube.com/watch?v=eR7JotugEgk

 

Niemals aufgeben ...

https://www.youtube.com/watch?v=z4lXGcwDNwc

 

Die Welt dreht durch

https://www.youtube.com/watch?v=FinfEEyvPaY

 

Krass - Migranten wählen seit Jahren BLAU…

https://www.youtube.com/watch?v=VG1grUsIrmY