Es beginnt noch recht nett:
Schatz, das Wetter ist wunderschön
Da leid ich's net länger zu Haus.
Heute muss man ins Grüne gehn
In den bunten Frühling hinaus!
Jeder Bursch und sein Mäderl,
Mit einem Fresspaketerl,
Sitzen heute im grünen Klee -
Schatz, ich hab' eine Idee:
Plötzlich ist’s aus mit der Idylle und wird etwas böse:
Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Wir sitzen zusamm' in der Laube
Und a jeder vergiftet a Taube
Der Frühling, der dringt bis ins innerste Mark
Beim Taubenvergiften im Park
Schatz, geh, bring das Arsen g'schwind her,
Das tut sich am besten bewähr'n.
Streu's auf a Grahambrot kreuz über quer
Und nimm's Scherzel, das fressen's so gern!
Erst verjag'mer die Spatzen,
Denn die tun'am alles verpatzen.
So a Spatz ist zu g'schwind, der frisst's Gift auf im Nu
Und das arme Tauberl schaut zu!
Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier!
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
Kann's geben im Leben ein größres Plaisir,
Als das Tauben vergiften im Park?
Der Hansl geht gern mit der Mali,
Denn die Mali, die zahlt's Zyankali.
Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark,
Beim Tauben vergiften im Park...
Nimm für uns was zu naschen -
In der anderen Taschen!
Geh' ma Tauben vergiften im Park!
https://www.youtube.com/watch?v=B2PH3hXSA0Y
Vor 100 Jahren wurde Georg Kreisler geboren. Mensch sollte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen und ihn auf makabre, dadaistische oder wortwitzige Lieder reduzieren. Auch wenn sein bekanntestes Lied „Frühlingslied“ („Tauben vergiften im Park“) noch so schön sein mag – wichtig war (und ist) er durch sein politisches Engagement und die entsprechenden Lieder.
Hier erstmal ein kurzer Überblick:
Der Humanist mit den bösen Liedern – Georg Kreisler zum 100. (bis zum 15.07.2023)
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/liederlounge/liederlounge-georg-kreisler-100.html
Georg Kreisler: Ein Narr gibt Antwort (1980)
https://www.youtube.com/watch?v=hdHNfAPRZBI
Aus seinem Leben
Aus „Wikipedia“: „Georg Kreisler wurde als Sohn des jüdischen Rechtsanwaltes Siegfried Kreisler (1884–1970) und dessen Frau Hilda (1895–1942) im Wiener Sanatorium Hera geboren. Er war das einzige Kind seiner Eltern, aber es gab viel Verwandtschaft: Sein Vater war Rechtsanwalt mit Kanzlei in der Burggasse 58 und hatte zehn Geschwister, seine Mutter vier. Er besuchte das Gymnasium Kandlgasse in Wien-Neubau und begann als Siebenjähriger mit der Musikausbildung am Klavier, später kamen Geige und Musiktheorie hinzu.
1938, nach dem „Anschluss Österreichs“, waren auch österreichische Juden den Repressalien gemäß den Rassengesetzen des Nationalsozialismus ausgesetzt. Im April 1938 wurde er mit den anderen jüdischen Schülern ausgeschlossen. Kreisler berichtete, beim Verlassen des Gymnasiums Kandlgasse bildeten die christlichen Mitschüler ein Spalier und beschimpften, bespuckten und schlugen ihre jüdischen Mitschüler. Es gelang seinem Vater, noch rechtzeitig Ausreisepapiere zu erlangen und unter Verlust fast des gesamten Vermögens mit der Familie über Genua und Marseille in die USA zu emigrieren. Auf der Überfahrt fand Georg Kreisler einen Schachpartner in Bugsy Siegel, der als Schiffbrüchiger aufgenommen worden war.
In Hollywood unterstützte ihn sein Vetter, der erfolgreiche Drehbuchautor Walter Reisch, finanziell und vermittelte Kontakte zum Filmgeschäft. Kreisler wurde mit einer Vielzahl deutsch-jüdischer Exilanten bekannt, die ebenfalls im Filmgeschäft unterzukommen suchten, allerdings kein Englisch sprachen. Mit 19 heiratete er Philine (* 25. 2. 1925 – 25. 9. 2005), die Tochter des Kabarettisten und Komponisten Friedrich Hollaender, trennte sich jedoch bald wieder von ihr. (Sohn Thomas Kreisler 1942–2006) Arnold Schoenberg versuchte, ihn an der University of California, Los Angeles unterzubringen, wo er aber abgelehnt wurde, da er keine Matura vorweisen konnte.
Kreisler wurde 1943 US-amerikanischer Staatsbürger und gleich darauf für den Zweiten Weltkrieg zur US-Armee eingezogen. Nach einer Ausbildung zum Verhörspezialisten in Camp Ritchie wurde er nach England verlegt und war in Yeovil und Devizes stationiert, wo er in Veranstaltungen, die er teilweise zusammen mit Marcel Prawy vorbereitete, Soldaten der D-Day-Truppen unterhielt. Als Soldat war er unmittelbar nach Kriegsende in Deutschland als Übersetzer tätig, verhörte Julius Streicher und begegnete Hermann Göring sowie Ernst Kaltenbrunner.
In die USA zurückgekehrt, war er in Hollywood beim Film beschäftigt und arbeitete dort unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen. Chaplin pfiff ihm die Filmmusik für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris vor, die Kreisler auf Notenpapier schrieb und dann zu Hanns Eisler brachte, der die Orchestrierung besorgte. Auch war es Kreislers Klavierspiel, das aufgenommen wurde, wenn man Chaplin am Klavier sah. Da sein Erfolg insgesamt nur mäßig war, zog er im Oktober 1946 nach New York um.
Während seiner dort verbrachten Zeit trat er als Unterhalter in Nachtclubs auf und ging als Interpret eigener, in englischer Sprache verfasster Lieder auf Tournee durch die USA. Drei dort 1947 aufgenommene Schallplatten sind nicht erschienen, weil die Verantwortlichen der Produktionsfirma die teils morbiden oder makabren Lieder für „unamerikanisch“ hielten. Für Titel wie Please Shoot Your Husband oder My psychoanalyst is an idiot war die Zeit noch nicht reif. Der mangelnde Erfolg seiner vielfältig geäußerten Kulturkritik zog sich von da an durch Kreislers gesamte künstlerische Laufbahn. Er selbst sah das als typische Ignoranz der Zeitgenossen gegenüber der Satire. Erst im Jahr 2005 kamen die verloren geglaubten Aufnahmen aus dem Jahr 1947 auf einer CD als Beilage zu seiner Biografie heraus. 1950 bekam er ein Angebot, in der New Yorker Monkey Bar zu singen, und trat dort allabendlich auf.
Im Jahr 1956 hoffte er auf mehr Erfolg in Europa, ging zurück nach Wien und traf dort unter anderem mit Hans Weigel, Gerhard Bronner, Peter Wehle und Helmut Qualtinger zusammen. In der Marietta-Bar in der Wiener Innenstadt trat er erstmals mit deutschsprachigen Chansons auf und wurde zeitweise Mitglied des Namenlosen Ensembles um Bronner, Wehle und Qualtinger. Er musste allerdings die Erfahrung machen, dass das Publikum von Liedern wie Tauben vergiften keineswegs nur begeistert war. Eine Zeitlang durften seine Lieder im Österreichischen Rundfunk nicht gesendet werden.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Kreisler
Sofern nicht anders angegeben, stammen die angegebenen Zitate aus dem Buch „Georg Kreisler gibt es gar nicht – Die Biographie“ von Hans-Juergen Fink und Michael Seufert.
Nicht vom Himmel gefallen
„Bei diesem Ferienaufenthalt (1936) tritt Kreisler zum ersten Mal mit lustigen Liedern vor Publikum auf. Und begleitet sich selbst am Klavier. Er singt auswendig, zum Beispiel den sprachlich vertrackten „Überzieher“ von Otto Reutter („Schau ich weg von dem Fleck, ist der Überzieher weg“), einen damals zehn Jahre alten Schlager mit knapp 120 zungenbrecherischen Textzeilen und das „Fiakerlied“. Das sind seine größten Erfolge im Ferienlager.“
Vor allem in den 1920er Jahren gab es im deutschsprachigen Raum sehr viele dadaistische Lieder mit viel Wortwitz. Der Wurm erinnert gerne an Joachim Fest, der über seinen Vater schrieb: „…Zum Ende einer Gesangsrunde präsentierte er mit Vorliebe Kurfürstendamm-Chansons, die etwa, wie ich mich erinnern kann, die Behauptung unvergeßlich machten, daß „mein Papagei keine harten Eier frißt“, ein andermal die Frage stellten, was, um Himmels willen, der Mayer am Himalaya treibe oder, noch ein andermal, eine Freundin namens Titine besangen, von der ihr Liebhaber, wohl nicht zuletzt des Reimes wegen, kühn behauptete, daß sie in seinem „Lebenskuchen“ nichts Geringeres als die „Rosine“ sei.“
http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/255-glanz-und-elend-des-buergertums.html
Anfänge in der US-Armee
„Am 30. November 1942 bekommt er seinen Gestellungsbefehl …
Kreisler wird einer Spezialeinheit zugeteilt, die sich auf das Verhören deutscher Kriegsgefangener vorbereiten soll. Ein Jahr verbringt er hier. Das Camp hat eher den Charakter einer Universität mit fröhlichem Studentenleben statt hartem Soldatendasein. Camp Ritchie ist ein Tummelplatz von Exildeutschen, von denen viele nach dem Krieg prominente Künstler oder einflussreiche Publizisten und Politiker werden. Kreisler trifft den aus Fürth stammenden späteren US Außenminister Henry Kissinger. „Der machte schon damals auf mich einen verschlagenen Eindruck, sehr deutsch, sehr gewissenhaft, sehr unscheinbar. Der Schriftsteller Stefan Heym sitzt meist grimmig in einer Ecke. Er sammelt in Camp Ritchie Material für seinen Roman Der bittere Lorbeer. Der spätere Bestsellerautor und Journalist Hans Habe ist dort, er ist durch Beziehungen inzwischen Offizier geworden und hält Distanz zu den gemeinen Soldaten. Kreisler kommt mit dem Schauspieler und nachmaligen Hollywood Agenten Walter Kohner und mit dem Schauspieler Peter Beauvais zusammen, mit dem er 1944 in Frankreich Kriegsgefangene verhören wird. Der in Berlin geborene, später sehr erfolgreiche New Yorker Modedesigner John Weitz macht Dienst in Camp Ritchie, ebenso wie Prinz Gaetano von Bourbon Parma, der Bruder der österreichischen Ex-Kaiserin Zita …
Am liebsten verbringt er seine Zeit in der Recreation Hall, dort sitzt Marcel Ritter Frydmann von Prawy aus Wien am Klavier. Ein promovierter Jurist, Privatsekretär des Opernstars Jan Kiepura und nach dem Krieg Chefdramaturg an der Wiener Staatsoper.“
Deutsche in Gefangenschaft
„Im Dezember wird er nach Compiègne in Marsch gesetzt, weg von Paris in die Provinz, wo 1918 die Deutschen die bedingungslose Kapitulation unterschreiben mussten. Zehn Kilometer vom geschichtlichen Ort entfernt wird er gemeinsam mit zwei Offizieren und zwei Unteroffizieren in einem Dorf einquartiert. Eine Französin putzt das Haus und kocht den Amerikanern das Abendessen. Oberhalb des Dorfes auf einem Berg liegt ein großes Gefangenenlager, 50.000 deutsche Soldaten werden von 500 Amerikanern, Franzosen und Russen bewacht …
Andererseits erlebt Kreisler, wie straff sich die Deutschen auch in der Gefangenschaft an ihr militärisches Reglement halten, Offiziere werden gegrüßt, Soldaten nehmen Haltung an. Es gibt sogar ein Militärgericht. Interne Zuträger berichten den Amerikanern, was in den Zelten vor sich geht, dass es Verhandlungen und Urteile gegen Soldaten gibt, die gegen Befehl und Gehorsam verstoßen haben. Der Krieg ist für sie zwar zu Ende, aber trotzdem spielen sie ihr Soldatenleben weiter. Den Amerikanern sind diese Verrücktheiten recht. Fassungslos ist Kreisler, dass die Soldaten die Siegesmeldungen der Alliierten für feindliche Propaganda halten. Die Ardennen-Offensive Mitte Dezember ist zusammengebrochen, schon im Dezember haben die Amerikaner Aachen als erste deutsche Stadt erobert, doch viele der Gefangenen sind noch immer Nazis und weiter vom „Endsieg“ überzeugt.
Wie bei den Deutschen ist auch bei den Amerikanern die Stimmung oft gereizt. „Mit meinen Kollegen verband mich nichts, Sie waren stramm, pflichtbewusst, humorlos und deutscher als die Deutschen. Die waren alle bierernst, und ich war einer, der immer Witze gemacht hat, eine schreckliche Atmosphäre. Das einzig Positive: Wir haben immer gut gegessen, unsere französische Köchin war hervorragend.“
Plündernde US-Soldaten
„Im Frühjahr 1945 wird die Spezialeinheit nach Wiesbaden verlegt, wo Kreisler dann am 8. Mai die Kapitulation Nazideutschlands erlebt. Als Dienstsitz beziehen sie das Haus des in Hessen bekannten Schmetterlingsforschers und Ohrenarztes Prof. Dr. Arnold Pagenstecher. Dessen Familie ist geflüchtet und hat eine mit Antiquitäten, kostbaren Büchern, Meißner Porzellan, Gemälden und Kupferstichen reichlich bestückte Villa zurückgelassen. „Wir sind da eingefallen wie die Vandalen. Die schönsten Sachen standen da. Alles wurde eingepackt, in große Pakete und in Kisten, und mit der Army-Post in die USA verschickt.“ Drei Jahre später trifft Kreisler in New York auf der Straße einen Kameraden und fragt ihn, was er denn so mache. Der sagt: „Gut geht’s. Ich lebe von Pagenstecher.“ Kreisler selbst ist das peinlich. „Ich war mal wieder zu blöd, um da mitzumachen.““
Alle unschuldig
„Kreisler verhört seinen ersten General. Im Privatleben ein Mediziner aus Kassel, der ihm unaufgefordert eine Aufstellung aller Kliniken des Landkreises übergibt. Wertloses Zeug, wie Kreisler findet, aber ein Hinweis darauf, dass jetzt alle versuchen werden, mit den Siegern zu kooperieren, um ihre Haut zu retten …
Der prominenteste Häftling, den Kreisler im Gefängnis von Wiesbaden vernimmt, ist Julius Streicher, der Chef der antisemitischen Hetzpostille Der Stürmer, deren Motto lautete: „Die Juden sind unser Unglück.“ Er erlebt einen gefürchteten, Nationalsozialisten als armseliges Würstchen und fragt sich, ob das derselbe Sadist ist, der sich so gern als Herrenmensch mit Peitsche hat fotografieren lassen. Um einen Selbstmord zu verhindern, hat man ihm Gürtel und Hosenträger abgenommen, er muss deshalb seine Hose mit der Hand festhalten. Seine Füße stecken in Holzpantinen. Kreisler fragt: „Wie heißen Sie?“ Lange Pause, der 60-Jährige scheint verwirrt, oder schauspielert er? „Julius Streicher.“ Frage: „Was machen Sie von Beruf?“ Wieder eine lange Pause, dann: „Volksschullehrer“. Frage: „War da nicht noch etwas?“ Eine noch längere Pause, dann: „Gauleiter.“ Kreisler kommt zum Ergebnis, dass sein Gefangener tatsächlich vertrottelt ist. Zum Schluss bedankt sich Streicher: „Sie waren ja nett zu mir. Aber die Juden haben mir sehr zugesetzt!“ Kreisler antwortet: „Na, vielleicht haben Sie angefangen." Im Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg wird Streicher zum Tode verurteilt und gehängt. Als ihm die Schlinge um den Hals gelegt wird, ruft er: „Heil Hitler!“ …
Nach Kriegsende wird die Einheit nach Oberursel verlegt. Hier kommt Kreisler mit Nazigrößen wie Hermann Göring, Ernst Kaltenbrunner und Otto Skorzeny zusammen. Skorzeny, Diplomingenieur aus Wien, ist ein Nazi der ersten Stunde. 1938 ist er an der Zerstörung mehrerer Synagogen beteiligt, er kämpft mit der SS-Division „Das Reich“ in Frankreich und Russland und arbeitet als Gruppenleiter im Reichssicherheitshauptamt. Ein eitler Aufschneider, der sich 1944 als Befreier des italienischen Diktators Mussolini feiern lässt, obwohl diese Mission seinetwegen fast gescheitert wäre. Im Verhör weist er jede Verantwortung für Gräueltaten zurück. Alles nur Befehle. Genauso wie der Massenmörder Kaltenbrunner, der sich ebenfalls für unschuldig erklärt. Er wird in Nürnberg hingerichtet. Skorzeny wird im sogenannten „Dachau-Prozess“ freigesprochen. Vor der deutschen Justiz flüchtet er 1948 aus dem Gefängnis in Darmstadt nach Spanien.
„Es gab einige von uns, die diese alten Verbrecher, denen jedes Unrechtsbewusstsein abging, verprügelten oder bedrohten oder ihnen die Betten wegnahmen oder sie hungern ließen. Man kann das verstehen und diese elenden Schurken taten mir nicht leid. Aber ich selbst konnte mich nie dazu bringen, etwas dergleichen anzuordnen, obwohl das damals in meiner Macht stand. Jeder, ganz egal, welche Funktion er innehatte, behauptete, gegen das Naziregime gewesen zu sein, Juden gerettet zu haben und dergleichen mehr. Mutig war keiner. Diese Leute, die das Blut von Millionen Menschen vergossen hatten, waren ein ganz jämmerlicher Haufen.“
Selbst Hermann Göring beruft sich auf Adolf Hitler, dem Befehl des „Führers“ habe sich niemand entziehen können. Kreisler und ein Kamerad begleiten den ehemaligen Reichsmarschall, der ziemlich abgemagert ist, bei dem halbstündigen Hofgang zwischen den Befragungen. Göring ist überhaupt nicht niedergeschlagen oder eingeschüchtert, er ist witzig und hält lange Reden. „Ja, was glauben sie? Ich habe nichts damit zu tun gehabt. KZ? Das war gar nicht mein Bereich. Das war alles streng voneinander abgegrenzt.“ Offenbar ist er überzeugt, mit den Amerikanern ein Geschäft machen zu können. Es fallen Sätze wie: „Das Gescheiteste wäre doch, wenn Ihr mit uns gegen die Russen kämpfen würdet.“ Die Kollegen von der Aufklärung machen in der Tat Andeutungen, dass die verbündeten Sowjets wirklich die Feinde der Zukunft werden könnten.
Wie seine Kameraden der Sonderabteilung soll auch Kreisler zur Vorbereitung der Kriegsverbrecherprozesse nach Nürnberg, sie sollen die Verhöre weiterführen und später als Dolmetscher arbeiten. Doch dazu hat er nun gar keine Lust, für ihn ist der Krieg zu Ende. Er möchte so schnell wie möglich zurück nach Hollywood. Nach Hause? Wo sein Zuhause ist, da ist er sich nicht sicher. Aber auf keinen Fall ist die Army seine Heimat.“
Kein Lametta
„Es spricht sich herum, dass es einen komischen Pianisten gibt, einen richtig guten Entertainer. Und so bekommt Kreisler eines Tages die Einladung, bei einem Abendessen von zwanzig hohen Generalstabsoffizieren aufzutreten. Er fährt mit einem Chauffeur ins Hauptquartier nach Frankfurt. Dort angekommen, soll er vorweg in der Küche mit dem anderen Personal essen. Er weigert sich. „Wenn ich nachher bei denen spielen soll, dann will ich auch mit denen am Tisch essen.“
Ein Adjutant, der gerade in die Küche kommt, regelt die Sache. Kreisler nimmt am Tisch der Generalstäbler Platz, unter ihnen der Oberbefehlshaber der US Truppen in Europa, Dwight D. Eisenhower. Es wird eine quälende Mahlzeit. Die hoch dekorierten Offiziere und dazwischen Kreisler ohne jedes Rangabzeichen. Er ist immerhin Korporal, hat aber niemanden gefunden, der ihm die zwei Streifen an die Uniform näht. Er wird ein wenig wie ein Außerirdischer angesehen. Als er mit ein paar Witzen zur Unterhaltung beitragen will, erntet er Schweigen. „Ich saß also am Rand dabei und habe mich nicht mehr getraut, etwas zu sagen. Die Herren hatten einen anderen Humor. Sie lachten über den Krieg in Japan, der damals noch im Gange war und natürlich vor allem über die dummen Franzosen und dummen Deutschen.“
Mit seinem Auftritt am Klavier und seinen frechen Texten hat er in dieser Runde nicht das richtige Publikum. Die Songs der Revue Out Of This World waren von den GIs bejubelt worden. Hier gibt es nur ein mattes Lächeln. Eisenhower bedankt sich anschließend bei den merkwürdigen „Mr Kreisler“ ohne Rangabzeichen und Orden. Er habe den Vortrag sehr genossen, sagt der Oberbefehlshaber. Chrysler guckt ungläubig und darf sich zurückziehen.“
Zusammenarbeit mit Charlie Chaplin und Hanns Eisler
„… Nach diesem Intermezzo verschafft ihm der Kollege einen Job bei Charlie Chaplin. Der arbeitet gerade an seinem Film Monsieur Verdoux, der Geschichte des im Börsenkrach 1929 arbeitslos gewordenen kleinen Bankangestellten, der seine gelähmte Frau und seinen Sohn als mörderischer Heiratsschwindler ernährt. Mit allem Charme bringt er reiche Witwen um ihr Vermögen und befördert sie dann ins Jenseits.
Am 3. Juni 1946 beginnen die Dreharbeiten. Georg Kreisler wird engagiert, um Chaplins musikalische Ideen zu Papier zu bringen. Charles Chaplin pfeift ihm die Melodien vor und Kreisler notiert sie auf Notenpapier. Wenn er nicht schnell genug ist, bleibt Chaplin freundlich und pfeift langsamer. Kreisler: „Ich war 23 Jahre alt und machte bestimmt viele Fehler, aber er ließ mich das nie fühlen.“
Mit seinen Aufzeichnungen setzt Kreisler sich in sein Auto und fährt eine Stunde lang auf der Küstenstraße nach Malibu, damals ein Dorf, direkt am Pazifik. Dort wohnt der Komponist Hanns Eisler, der als Sozialist und Jude 1933 vor den Nazis geflüchtet ist und seit 1938 in den USA lebt. Schon seit Jahren arbeitet er mit seinem Freund Bert Brecht zusammen und jetzt also mit Chaplin. Kreisler spielt Chaplins Musik am Klavier vor, und nach wenigen Minuten sind die Begegnungen jeweils zu Ende. Später feilt Eisler an den Melodien herum und instrumentiert sie für das Filmorchester. Er arbeitet schnell. Wenn Kreisler neue Melodien bringt, kann er die überarbeiteten Kompositionen wieder mitnehmen. Fünf-, sechsmal geht das so. Warum später im Filmabspann Eislers Name nicht genannt wird, kann er sich nicht erklären, offenbar hatte es Spannungen zwischen den beiden großen Künstlern gegeben.
Charlie Chaplin hat das Drehbuch geschrieben, er ist Produzent und führt die Regie. Natürlich spielt er auch die Hauptrolle des charmanten Mörders. Der setzt sich zweimal im Film ans Klavier, um die Herzen seiner nächsten Opfer zu erobern. Er sitzt an einer Klavierattrappe, Kreisler ganz in seiner Nähe, sodass er ihn beobachten kann, und spielt die Melodie synchron mit Chaplins Handbewegungen. Das klappt perfekt, denn Chaplin ist hochmusikalisch.
Kreisler schwärmt noch heute von der Geduld und der Freundlichkeit des großen Künstlers. Normalerweise herrschen in den Hollywood-Filmateliers Hektik und ein rüder Ton - Zeit ist Geld, jede Minute kostet 1000 Dollar. Militärischer Drill ist an der Tagesordnung. Wer unpünktlich ist, wird gefeuert - mit Zustimmung der Gewerkschaften. Die Hauptdarsteller sind bestens präpariert zwei Minuten vor der Aufnahme zur Stelle. Nebendarsteller warten schweigend am Rande des Sets, bis sie gerufen werden. Wer zur Toilette muss, fragt den Aufnahmeleiter um Erlaubnis.
Ganz anders bei Chaplin, der ändert Dialoge und Kameraeinstellungen und berät sich mit seinen Leuten. Den Schauspielern zeigt er mehrmals, wie er sich die Szene vorstellt. In einer Mittagspause setzt sich Georg Kreisler ans Klavier und spielt. Beleuchter, Kameraleute, Maskenbildner, Skriptgirl, Bühnenarbeiter, die nach und nach vom Essen kommen, stellen sich um ihn herum und lauschen. Als er gerade den „Hummelflug“ von Rimsky Korsakoff spielt, erscheint Chaplin. Die Mannschaft will auseinander spritzen und an ihre Plätze laufen. Doch Chaplin legt den Finger auf die Lippen und lässt Kreisler weiterspielen. Als er zu Ende ist, applaudieren alle, auch Chaplin.
Der Star erweist sich auch als Produzent großzügig. Während der Dreharbeiten fällt eines Tages ein großer Scheinwerfer von der Decke und trifft ausgerechnet Chaplin an der Schulter. Die hundert Leute im Atelier sind wie versteinert. Allen ist klar, die Arbeiten müssen unterbrochen werden, alle sind einstweilen ihre Jobs los. Es dauert vier Wochen, bis die verletzte Schulter ausgeheilt ist. Aber Chaplin kündigt keinem Einzigen und zahlt die Gehälter weiter. Auch Georg Kreisler darf sich jede Woche seinen Scheck abholen. „Chaplin war die Ausnahmeerscheinung eines reichen Mannes, dem sein Geld nicht heilig war.““
Angebot von John Ringling
„In der Monkey Bar gibt es dagegen immer neue Verlockungen. Seine Kollegin Marian Paige hat Vergnügen daran, junge Frauen, die auf der Suche nach einem Abenteuer sind, in das Lokal zu schleppen und abzuwarten, wie Kreisler reagiert. Eines Tages kommt ein Mädchen, das im Zirkus Barnum & Bailey & Ringling arbeitet. Das ist der größte Zirkus der Welt mit 6.000 Angestellten und zahllosen Tieren Drei Monate gastiert er im Madison Square Garden, es wird gleichzeitig in drei Manegen gespielt. Kreisler darf hinter die Kulissen gucken und ist fasziniert. Das Mädchen reitet auf Elefanten und Kamelen, streut Blumen und tanzt. Er bewundert das Zusammenleben der Zirkusleute. Sie haben Spaß an der Arbeit, lachen und weinen gemeinsam und leben wie eine große Familie. Das Mädchen setzt alles daran, dass Kreisler mitkommt, als der Zirkus ins Winterlager nach Sarasota aufbricht. Chef John Ringling ist sofort bereit, ihn mitzunehmen: „Du kannst in der Musikkapelle spielen oder wir ziehen dir ein Clownskostüm an und du wirst Bühnenarbeiter, hältst Leitern, bringst Requisiten und zwischendurch schlägst du Purzelbäume oder machst irgendeinen Blödsinn.“ Wohnung und Essen sind frei, dazu fünfzig Dollar Taschengeld pro Monat. Kreisler denkt an Mary, an seine Schulden, an die erhoffte Karriere in New York und sagt ab. „Ich ließ das Mädchen fahren, kehrte in die Monkey Bar zurück und blieb brav. Es tut mir heute noch leid.““
Man ist Staatsfeind, und trotzdem kein Verbrecher
„Auch diese Ablehnung trifft Kreisler an einem ganz wunden Punkt. Er träumt, seit ihm seine Klavierlehrerin Hilde Stern das prophezeite, immer wieder von einer Karriere, fest angestellt am Theater – als Dirigent, als musikalischer Leiter, als Dramaturg, als Regisseur, als Autor. „Das zieht sich durch mein ganzes Leben. Lieder schreiben, ja, gut. Schon in New York bin ich mit einem fertigen Stück ans Theater gegangen, das nie gespielt wurde. Ich habe immer gehofft, von einem Theater engagiert zu werden. Fest. Irgendwo angestellt zu sein. Ich bin ja vielseitig. Ich hätte ein Orchester dirigieren können, ich hätte inszenieren können, ich hätte mitspielen können. Jedes Theater in der Welt hätte mich laufend anstellen können. Ich hätte viel lieber Theater gemacht als Kabarett“. Er unternimmt mehrere Anläufe, sich mit einem eigenen Theater selbstständig zu machen - in Wien, später in Berlin. Nie wird etwas daraus. Noch mehr wurmt ihn, dass weniger kantige Kollegen immer wieder gern in gute Positionen gerufen werden. Dass manche hofiert werden, dass ihnen Unterstützung zuteil wird, die man ihm immer verweigert. Kreisler wird, erst recht nach seinen Chansonabend-Erfolgen, in eine Schublade gesteckt, auf die man wechselweise „Kabarett“, „Chanson“ oder „Schwarzer Humor“ schreiben kann.
Kreisler macht drei Vorurteile hinter der notorischen Ignoranz vieler Theaterleute aus: „Sie sagen: Er ist ein Kabarettist, und Kabarettisten können kein ernstes Theater machen. Zweitens, er ist schwierig mit seinen Texten, er greift an, macht sich unbeliebt bei Politikern … Und drittens ist er noch dazu Jude.“ Und Antisemitismus, sagt er, hängt nicht davon ab, wie viele Juden man hat. „Man braucht keine Juden, um Antisemit zu sein. Wer evangelisch oder katholisch ist, dafür interessiert sich kein Mensch. Das weiß man gar nicht. Aber man weiß sofort, wer Jude ist.““
Staatsfeind in Österreich
„… 1972 … kehrt nach Wien zurück, obwohl es hier kein Betätigungsfeld für ihn gibt. Seine Abende laufen überall in Deutschland und in der deutschsprachigen Schweiz, nie in Wien. Vergeblich bietet er fast allen Wiener Theatern seine Chansonabende und Stücke an. Auch Funk, Fernsehen und Verlage bleiben desinteressiert. Bis heute, sagt er, erreichen ihn nur abwegige Angebote aus Wien. „Beispielsweise soll ich im Fernsehen in der Sendung Kochstammtisch mein Lieblingsessen kochen oder einen Artikel schreiben, welche drei Gegenstände ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.“
Kreisler unternimmt noch einmal einen Versuch, in Wien ein eigenes Theater aufzumachen. Er will dort kleine musikalische Komödien spielen, mit höchstens sechs Personen und zwei Klavieren als Begleitung. Er ist sogar bereit, ohne staatliche oder städtische Subventionen auszukommen. Er hat aber nicht mit den bürokratischen Widerständen gerechnet, die einem unliebsamen Künstler in den Weg gelegt werden, wenn der sich selbstständig zu machen droht. Ohne Staat geht nämlich gar nichts. Bauvorschriften, Sicherheitsvorschriften, feuerpolizeiliche Verordnungen - am Ende gibt Kreisler auf und fühlt immer stärker: Auch das Experiment Wien ist gescheitert, und zwar endgültig.“
„Die alten, bösen Lieder - ein Erinnerungsbuch erscheint 1989. Nach einem Jahr meldet sich Kreisler beim Verlag und fragt, wo denn die Abrechnung über die verkauften Bücher bleibe. Ja, das müsse man erst einmal prüfen. Monate vergehen, Kreisler schreibt Mahnbriefe. Endlich kommt ein Anruf aus Wien: Ja, hört er da, das sei eine peinliche Geschichte. Da habe es doch im Frühjahr diesen Wasserschaden gegeben. Der ganze Lagerraum des Ueberreuter Verlag sei überschwemmt gewesen, und leider, leider seien die Alten bösen Lieder-Bücher dem Wasser zum Opfer gefallen. Ungläubig fragt Kreisler nach, ob denn auch andere Bücher davon betroffen seien. Ja, aber leider seien alle Kreisler Bücher verdorben. Gerade mal zehn Exemplare seien gerettet worden, die könne er haben.
Für Kreisler steht fest, wer hinter dieser Überschwemmung steht, wer da im Hintergrund die Fäden gezogen hat. Wer die einflussreichen Leute kennt, die einen Verlag zum Umdenken veranlassen können. Das habe mit einer Besonderheit auf dem österreichischen Buchmarkt zu tun: Alle heimischen Verlage werden vom Staat subventioniert. Und es soll vorkommen, dass mit dem Entzug der Zuschüsse gedroht wird, wenn ein bestimmtes Buch ungewünschten Wirbel zu machen droht.“
„In einem offenen Brief schrieb Georg Kreisler im Jahre 1996 an die politischen Repräsentanten Österreichs und Wiens, er wünsche zu seinen runden Geburtstagen keine Glückwünsche mehr zu erhalten. Warum?
„Aber auf keinen Fall bin ich Österreicher, denn im Jahre 1945, nach Kriegsende, wurden die Österreicher, die 1938 Deutsche geworden waren, automatisch wieder Österreicher, aber diesmal nur diejenigen, die die Nazizeit mitgemacht hatten. Wer unter Lebensgefahr ins Ausland geflüchtet wurde, also auch ich, bekam seine österreichische Staatsbürgerschaft nicht mehr zurück. Zweitens aber, und das ist vielleicht noch wichtiger, kann ich nicht im Interesse der Republik Österreich sein, weil sich die Republik Österreich in den über vierzig Jahren, seit ich nach Europa zurückgekehrt bin, noch nie um mich geschert hat. Kein subventioniertes Theater, kein subventionierter Verlag, kein Funk, kein Fernsehen, keinerlei Schauspiel-, Musik- oder sonstige Schule, keine österreichische kulturelle Organisation hat mich je um Mitarbeit gebeten. Und wenn man mich manchmal vorübergehend engagieren, ein Buch von mir publizieren oder ein Fernsehprogramm mit mir veranstalten will, treten sofort diverse Leute auf den Plan, die es verhindern wollen und meistens auch können, sicher zu ihrer Freude, aber nicht zu meinem Leid, denn mir geht es unter solchen Umständen besser, wenn ich nicht nach Österreich komme. Glücklicherweise hat man mir nie die Chance gegeben, Sehnsucht nach Österreich zu haben."
Der offene Brief schließt mit einer Bitte: „Und ich möchte dieser Heuchelei, die nur meinen Tod abwartet, um mich posthum zum Österreicher ernennen zu können, keinen Vorschub leisten. Noch bin ich am Leben, noch kann ich mich dagegen wehren. Deshalb ersuche ich Sie heute höflichst, meinen Namen von den entsprechenden Listen entfernen zu lassen und in Ihrer offiziellen Funktion von weiteren Geburtstagswünschen abzusehen."“
Georg Kreisler und sein Werk
Heile und unheile Welt
„Er hat Erfolg, weil er bei kritischeren Geistern einen Nerv trifft: das Unbehagen an dieser Möchtegernidylle.“
„Aus der Sicht von Kreisler sind seine makabren Lieder, die die heile Welt in Frage stellen, die Fortsetzung der langen Tradition, in der jeder echte Künstler steht. Er kenne keinen einzigen ernstzunehmenden Dichter, der positive Dinge zu Papier bringt. „Denn Tatsache ist doch, dass seit undenklichen Zeiten den Normalbürgern eine heile Welt vorgelogen wird und dass jeder Künstler bald erkennt, dass die Welt nicht heil ist. Da aber die Kunst der Wahrheit verpflichtet ist, wird der Künstler praktisch gezwungen, das Negative, das Makabre, das Grausame darzustellen.““
„„Wer mir ‚Schwarzen Humor‘ andichten will, sieht nicht, dass ich die Wirklichkeit beschreibe.““
Gute und schlechte Kabarettisten
„In einem Interview mit der Weltwoche sagt Kreisler später, dass ein Kabarettist ja von Natur aus aggressiv sein, unsere Gesellschaft, unsere Politik In Frage stellen muss und dass das Fernsehen das nicht gern hat. „Die Leute, die dort das Sagen haben, die wollen eigentlich eine Alibi-Kritik haben, aber keine ernsthafte Kritik. Nun, welcher Kabarettist macht Alibi-Kritik? Der schlechte Kabarettist! Folglich haben wir schlechte Kabarettisten im Fernsehen. Gute kommen nicht hinein.““
Immer links gewesen
„In einem Interview für das Buch Das böse Wien erklärte er 1973. „Politische Lieder zu schreiben war damals ein bissl verpönt. Protest war nur möglich in einer verschleierten, verhaltenen Form. Man hat sich in Wien über das goldene Wiener Herz lustig gemacht, man hat Schlager parodiert, indem man makabre Lieder als Schlager getarnt hat. Echte politische Aussagen wurden erst möglich, als echte politische Handlungen stattfanden.“
Auch reine Unterhaltungskunst, sagt Kreisler, sei ja sehr politisch. Sie gaukle uns eine heile Welt vor und „will uns weismachen, dass in unserer Welt alles in Ordnung ist und ist somit genauso politisch wie, sagen wir, ein aggressives Kabarettprogramm. Leute wie Peter Alexander sind Politiker.“
Seinen eigenen politischen Standort beschreibt Kreisler in dem Interview so: „Ich bin immer links gewesen, ich bin immer ein Protestler gewesen, ich war immer gegen die kapitalistische Gesellschaft, gegen das kapitalistische Leistungsdenken und die Schablonen, die im Rahmen dieses Systems geschaffen werden. Natürlich ist ‚Taubenvergiften‘ nicht mehr aktuell, wenn mittlerweile Urwälder entlaubt werden. Man kann nicht mehr makabren, schwarzen Humor machen - das würde der Zeit nicht mehr entsprechen.“
Einer politischen Partei hat er sich nie verpflichtet gefühlt, seit er in seiner New Yorker Zeit die Engstirnigkeit und Moskauhörigkeit der linientreuen Kommunisten erlebt hat. Kreisler sagt von sich, dass er Anarchist ist - aber „bitte Anarchismus nicht zu verwechseln mit Chaos, mit Bomben in Kaffeehäusern … Er bedeutet, dass kein Mensch Macht über andere Menschen haben sollte. Hier warne ich auch davor, Macht mit Autorität zu verwechseln. Mein Schneider hat Autorität, was meine Anzüge betrifft, aber er hat keine Macht über mich. Unter Anarchismus verstehe ich zum Beispiel die Dezentralisierung, also ein Leben in kleinen Kommunen, in kleineren Gesellschaften, wo der Mensch sich noch verwirklichen kann. Anstatt dass er in der Großstadt eine Anonymität bleibt und vereinsamt … Eine Gesellschaft, die gerecht ist und human und in der vor allem einmal die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden.“
Kreisler ist viel zu sehr Künstler, als dass er eine bewusste politische Einflussnahme auf sein Schaffen zulassen würde …
Er kämpft jenseits von Parteiprogrammen und sozialistischen Utopien für seine Freiräume, für seine Möglichkeit zu träumen, und was ihm dabei im Weg steht, das greift er an, entlarvt es, spießt es auf, macht es lächerlich. Bürokratie, Globalisierung, Regulierung, Normierung. Jedes Denken und Handeln, das die Bedürfnisse der Menschen ignoriert, ist für ihn inhuman. Humanität aber ist für ihn die oberste Richtschnur allen Handelns. In einem Brief-Interview schreibt er: „Nicht nur meine Satiren, sondern fast alles, was ich schreibe, hat mit Humanität zu tun, im Gegensatz zur fortschreitenden Abschaffung der Humanität durch die Politik und die Gesetze des Marktes. Zur Humanität gehören die Toleranz, die Rücksichtnahme und vor allem die Liebe, mit der Menschen miteinander umgehen.“ Und schreibt zum selben Thema: „Gerade einem Kabarettisten sollte nichts Menschliches fremd sein, nur Unmenschliches“ …
Kreisler äußert - in den Zeiten der allgemeinen Terroristenjagd keine Selbstverständlichkeit mehr - Respekt für die Geisteshaltung von Ulrike Meinhof, die als brillante Journalistin mit guten Zukunftsaussichten auf die militante Seite der Bewegung übergelaufen ist.
Kreisler definiert in einem Interview 1998 rückblickend Militanz für sich selbst allerdings ganz anders als die Gewaltbefürworter der RAF: „Auch die Frage, wie militant ich gewesen bin, kann ich kaum beantworten, denn da müsste man zuerst definieren, was man unter Militanz versteht. Das Mitmarschieren in einer Demonstration ist ja nicht besonders gefährlich oder militant. Wenn man unter ‚militant‘ versteht, dass man immer für seine Überzeugungen eintritt, auch wenn sie einem beruflich oder karrieremäßig schaden, dann bin ich einer der militantesten Menschen, die ich kenne. Was ich mir schon geschadet habe und immer noch schade, das macht mir sobald keiner nach. Aber ich muss hinzufügen, dass ich mir das gar nicht hoch anrechne.“ Sein Credo wird bleiben: „Man macht nur mit, wenn man mitmacht.“ Kreisler hat beschlossen, nicht mitzumachen.“
Kreisleriana
Es folgen einige Lieder von Georg Kreisler, um zu zeigen, was tatsächlich in ihm steckt. Der Wurm erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – mensch suche selbst nach Liedern und Texten von Georg Kreisler und möge dabei überrascht werden.
Unheimelige Weihnacht
Weihnachten ist eine schöne Zeit
https://www.youtube.com/watch?v=9Ww_6taTTss
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
denn es wird gefeiert weit und breit,
bitte alle mit mir singen:
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
insbesondre,wenn es tüchtig schneit,
durch die Flocken klingen Glocken -
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Mutter kriegt Toilettenseife,
die sie zum Toilettenwaschen braucht.
Vater kriegt eine neue Pfeife,
weil er schon seit Jahren nicht mehr raucht. Ja,
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
wie man sich zu Weihnachten doch freut:
Sternchen kleben,Geld ausgeben,
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Ich bekomm viel schöne Bücher,
leider sind es jene Bücher,
die ich schon gelesen und gehaßt.
Tante kriegt zwei Seidenblusen,
wobei ihr von beiden Blusen
weder eine noch die andre paßt.
Oma kriegt die Samowaren,
die sie selbst vor zwanzig Jahren
irgendwem gegeben hat,zurück.
Onkel kriegt zehn Taschentücher.
Taschentücher braucht er sicher,
er hat eine Taschentuchfabrik. Ja,
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
drüber gibt es sicher keinen Streit:
Goschen halten,Hände falten,
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Zwar es geht nicht jedermann zur Mette,
denn Weihnachten gibts anderes zu tun untertags.
Dafür kauft dann jeder eine nette
Kerze und ein Engelchen aus Plastik oder Wachs.
Und am Weihnachtsabend,wie erquicklich:
man speist mit den Verwandten,die man's ganze Jahr vermied.
Nach dem Essen fühlt man sich so glücklich,
weil man die Verwandten dann ein Jahr lang nicht mehr sieht.
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
das ist wirklich keine Neuigkeit!
Nicht verschnaufen,weiter kaufen,
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Weihnachten ist eine schöne Zeit;
wenigstens das sagen alle Leut'!
Sind wir ehrlich: einmal jährlich
Weihnachten ist eine schöne Zeit.
Gib uns Frieden,Fest des Friedens,
gib uns Liebe,liebes Fest,
gib,daß man statt Platitüden
uns die Wahrheit sehen läßt!
Gib uns Weisheit und Verständnis,
laß uns nicht beim Lügen lachen,
und verleih uns die Erkenntnis,
wie aus Menschen Menschen machen!
Laß uns nicht beim Geben sparen,
laß uns nicht in Zorn entbrennen.
Gib,daß wir in Zukunftsjahren
endlich ehrlich sagen können:
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
Weihnachten ist eine schöne Zeit,
freut uns auch nicht,was wir kriegen,
macht uns Freude,was wir bringen.
Geben wir auch, weil wir müssen,
einmal wird es uns gelingen,
daß wir geben,weil wir wollen:
dann laßt uns zusammen singen:
Weihnachten ist eine schöne Zeit!
Der Weihnachtsmann auf der Reeperbahn
https://www.youtube.com/watch?v=ExL0VGffPqE
Mutter war Dirne und Vater war Dieb
und Jim machte Dienst auf einem Kutter,
also wurde ich wie Mutter.
Einmal sprach Jim: Du, ich hab' dich so lieb,
versteck' mich, ich hab' etwas verbrochen.
Damals kriegte ich vier Wochen.
Und im Gefängnis war es noch schlimmer als zu Haus.
Wir kriegten Labskaus jeden Tag, wer hält denn sowas aus!
Doch ich ertrug mein Schicksal mit fröhlichem Gemüt,
denn ich fand Trost in diesem kleinen Lied:
Auch auf der Reeperbahn steht dann und wann ein Weihnachtsmann.
Der blickt Dich lächelnd an und hilft dir weiter.
Und wenn man momentan im Leben nicht mehr weiter kann,
dann ist der Weihnachtsmann ein treu Begleiter.
Er steht ganz still im Gewimmel
und bimmelt die Reeperbahn hinauf.
Der dicke Schnee fällt vom Himmel,
doch nie geben Weihnachtsmänner auf.
Drum gibt's nur einen Mann, der dir fast immer helfen kann,
das ist der Weihnachtsmann auf der Reeperbahn.
Jim sah einmal in meine Telefonkartei
und haute mir eine in die Fresse,
damit ich ihn nicht vergesse.
Dann brach er mir noch ein Schlüsselbein entzwei
und brachte mich rasch in eine Klinik,
denn er liebt mich treu und innig.
Dort war ein junger Doktor, der sich an mir vergriff.
Da schoß ihm Jim ein Loch in'n Kopp und rannte auf sein Schiff.
Die Polizei verdrosch mich, denn Jim war schon zu weit.
Und trotzdem tat er mir am meisten leid.
Denn auf der Reeperbahn steht dann und wann ein Weihnachtsmann.
Der blickt mich lächelnd an in alter Frische.
Doch Jim am Ozean sieht niemals einen Weihnachtsmann,
nur Sturm und Steuermann und kleine Fische.
Ja, ja, die Weihnacht an Bord
die ist nie wie das Weihnachtsfest zu Haus.
Man blickt nach Süd und nach Nord
und nach Ost und nach West und - damit aus.
Dann wischt sich jedermann die Tränen fort so gut er kann,
ihm fehlt der Weihnachtsmann auf der Reeperbahn.
Bin ich mal alt und das silberweiße Haar
fließt mir über die Stirne herunter,
komm ich sicher nirgends unter.
Kein Mensch will wissen, wie schön ich einmal war.
Ich hab' sogar am Bauch 'ne Tätowierung,
eine Palme mit Verzierung.
Dann kriech ich halb verhungert entlang der Reeperbahn
und alle Männer dreh'n sich weg, als hätt' ich was getan.
Jedoch an einer Ecke - da bleib ich plötzlich stehn
und kann das Wunder, das ich seh, kaum sehn.
Denn auf der Reeperbahn steht sicher dann der Weihnachtsmann
und sagt mir ganz spontan, daß wir uns kennen.
Dann fängt er leise mit den, mit den Glöckelein zu bimmeln an,
daß ich nicht halten kann - und ich muß flennen.
Er lächelt breiter denn je
und er führt mich die Reeperbahn hinauf.
Und ringsumher schmilzt der Schnee
und die Straße, die, die hört überhaupt nicht auf.
Ich glaub' an Liebe nicht, an Treue nicht, doch glaub' ich an
den guten Weihnachtsmann auf der Reeperbahn.
Na Süßer, wie wär's denn mit uns beiden heute Abend? Hm?
Keine Zeit, och, na denn nicht. Junge, komm bald wieder.
Ausschließlich an sich selbst interessiert
Blumengießen
https://www.youtube.com/watch?v=Y-GdKHT6r-0
Wenn es dunkel wird in Alabama
Und die Neger zücken ihr Gewehr
Dann geh' ich Blumengießen, Blumengießen
Und von Neckermann
Schaff' ich Samen an!
Wenn's brenzlig wird in Yokohama
Und man fragt sich dort: "Wo kommt das her?"
Dann geh' ich Blumengießen, Blumengießen
Denn das Immergrün
Macht mein Zimmer grün
Und den Winterheckenkräutern
Ringelblumen, Thymian und Mohn
Kann man Politik ja nicht erläutern –
Wo ist mein Kerbelkraut?
Ach ja, da ist es schon!
Fern in Asien passiert ein Drama
In Belutschistan marschiert ein Heer –
Und ich geh' Blumengießen, Blumengießen!
Und mein Blätterkohl
Fühlt sich pudelwohl
Beim Blumengießen, Blumengießen –
Herz, was willst du noch mehr?
Ich gieß' Kokardenblumen und Ziegenbart
Ich gieß' Studentenröschen und Streu
Ich gieß' die Schlotterhose und den Katzenstart
Ich gieß' Totentrompete und Heu
Ich gieß' das Schlangenmaul und den Tränenschwamm
Ich gieß' die Hundsblumen und das Korn
Ich gieß' Schnuderbeeribaum und den Hexenkamm
Ich gieß' Mönchsrhabarber und Sporn
Pfefferblümchen und Zuckerrohr
Wanzenkirschen und Schweineohr
Heidenröslein und nackter Kavalier
Sauerampfer und Teufelsbraut
Guter Heinrich und Judenkraut –
Alle decken ihr'n Fressbedarf bei mir!
Ach, mein Nachbar soll zu den Soldaten
Und wer weiß, ob wir uns wiederseh'n
Denk' ich beim Blumen gießen, Blumen gießen –
Meine Träne floss
Auf den Spargelspross!
Die Schwester ging zum Advokaten
Ihre Kinder leiden unterm Föhn!
Sie sollten Blumen gießen, Blumen gießen –
In der Gurkenzeit
Braucht man Feuchtigkeit!
Alle wollen etwas ändern –
Keiner will die Zukunft, wie sie war!
Grünes gibt's in aller Herren Ländern
Das steht genauso da wie im vergang'nen Jahr!
Doch den Leuten ist da nicht zu raten
Keiner merkt, dass ich ihn übertön'
Mit meinem Blumengießen, Blumengießen!
Ich schneid Ritterwurz
Und die Stauden kurz
Bind' Tomaten fest –
Kampf der Raupenpest!
Und mein Garten blüht
Und mein Garten ist schön!
Der Hund
https://www.youtube.com/watch?v=rUZLTgmbpq0
In Wien, wo die Stadt am verschwiegensten ist
Sitzt oft der Herr Meyer beim Wein
Und um zehn, wenn der Wein am gediegensten ist
Kommt er langsam ins Reden hinein
Und dann sagt er: "I les in der Zeitung
Nur von Rüstung und Kriegsvorbereitung –
Man will jetzt die Welt ausradiern
Und die Weanerstadt atomisiern!
Also bittschön, ich wüll ja nix sogn
Aber ans liegt mir sehr schwer im Mogn:
Wenn jetzt ein Krieg kommt, sagn's, was gschiecht dann mit mein' Hund?
Mei Hund ist gwiss ka ordinärer Vagabund!
Und wenn die Kugeln plötzlich knolln
Und die Raketen obafolln
Was macht der Hund? Ja Kruzifix
Wenn er auch bellt, das nutzt ihm nix!
Es könnt ja sein, ein General wird leicht varruckt
So dass er ohne z'wolln auf's falsche Knopferl druckt
Dann geht vielleicht die ganze Wölt zugrund –
Das wäre fürchterlich, denn was macht dann mein Hund?
In China, wo jetzt die Chinesen regiern
Do wünschen's sich d'Weanastadt fuat –
Das heisst nicht, dass dort nur die Besen regiern
Aber die Guaten san a net sehr guat!
No, und die Russen, die schrein zwar: "Genossen!"
Aber ich will mich auf die net verlossen
Wenn Russland und China zusamm' marschiern
Muss Österreich kapituliern!
Also, ich hab Kommunisten nicht sehr gern
Aber ich würde mich trotzdem nicht ärgern
Nur eines frag ich mich: Was g'schiecht dann mit mein' Hund?
Mein Hund frisst täglich dreißig Deka feinsten Schlund!
Wenn dann ein Russe nebn mir sitzt
Der auf das Hundefutter spitzt
Und es ihm wegnimmt und es frisst
Dann wird mein Hund kein Kommunist!
Am besten is, die Russen bleibn wo's grad stehn –
Und die Chinesen bleibn in China, dort is's schen!
Denn so ein Kriag ist doch auf kaan Foll gsund –
Mir kann's ja wurscht sein, aber sagn's, was macht mein Hund?"
Bevor die Platte weitergeht, hätt ich noch eine Frag:
Zu was brauch ich an Hund?
Ich seh im Grund für einen Hund gar keinen Grund!
Er bellt mich an – welch Kompliment!
Er frisst, was ich noch fressen könnt
Und wedelt dann, wie jede Gans
Als Dankbezeugung mit sein' Schwanz!
Er macht ins Zimmer, und dann hupft er in mei Bett
Er gibt brav's Pfoterl, aber drucken tut er's net
Er macht schön "Bitte", doch ich frag: "No und?
Des kann i sölber, also z'was brauch i an Hund?"
Glauben und tun, was mensch gesagt wird
Dies ist eine Verhaltensweise, die sich keineswegs allein auf Beamte bezieht, sondern auf alle Menschen, denen es nicht um die Sache geht.
Der Beamte
https://www.youtube.com/watch?v=e3VRUKAIRh0
I bin Beamter – des is ka Schand
S gibt vül Beamte bei uns im Land
I bin ka Dokter, bin kein Genie
Und trotzdem mach ich a Karriere –
Ja und wissens a wie?
Ich bin im Amt noch kane fünfazwanzig Johre
Ka Protektionskind und von niedriger Geburt
I kann net Englich, net Französisch – Deutsch schon goanet
Aber wen am Oasch lecken, das kann i guat!
I orbeit niemals mit mein Hirn, a net mitn Heazn
I bin net fleißig, nicht gebildet, bin net gscheit
Krank bin ich, vestopft, verschnupft – beim Pudern hab i Schmeazn
Aber wem am Oasch lecken, des macht mir Freid!
In mein ersten Joahr warn's immer so zwei, drei Oasch pro Wochen
Jetzt acht am Tag, an Regentagen zehn
Meist is ja so, ich kumm nur außekrochen
Und seh den nächsten Oasch schon offen vor mir stehn!
Bei uns im Amt gibts so Leit, die müssen jahrelang studieren
Der eine versucht sich's jeden Tag scheißfreundlich, einer ist bös
Mir ist es Wurscht, ich halt auch nix vom Intrigieren –
I komm mitn Oaschlecken in medias res!
Die Jugend hat halt heute für sowas goar kan Sinn
Bevor's an Oasch nur anschaun, studiern's erst Medizin
Vü zu ehrgeizig sans olle, vü zu forsch
Wolln gleich den Kissinger oder sonst an hochen Oasch!
I hab ja angfangt im Büro bei den Kopisten
Und bin in drei Jahrn zum Sektionschef avanciert –
In jedem Amt gibt's heutzutage Spezialisten
I war auf's Oaschlecken spezialisiert!
Hab mich naturgemäß zuerst mit Innenpolitik beschäftigt
War dann im Außenamt ein sehr begehrter Mann –
Jetzt werd ich Außenminister, denn ich hab bekräftigt
Dass ich auf ausländisch oaschlecken kann!
Und so Gott will, wird ich auch einmal Präsident sein
Dann bin ich sozusagen die oberste Instanz
Dann kann ich stolz und voll Vertraun am anderen End sein
Mit meinem eignen Oasch zum Wohl des Vaterlands!
Doch bis dahin bleib ich im Osten wie im Westen
Bei hoch und niedrig, oam und reich von vorn und hint
In den Gewerkschaften, Betrieben in Palästen –
Die Hauptsach ist, dass man schon jung damit beginnt!
Doch bei Politikern, da leckt es sich am besten
Weil das die größten Oaschlöcher sind!
Jawohl!
Der Staatsbeamte
https://www.youtube.com/watch?v=as5aTAh7SSo
Staatsbeamte möchte jeder gerne sein
Staatsbeamte: Schon der Titel schüchtert ein.
Staatsbeamte bin auch ich als Resultat,
denn wozu brauch' ich sonst einen Staat?
Staatsbeamte müssen heut' nicht mehr studier'n,
Staatsbeamte müssen sich spezialisier'n,
und auch ich merkte schnell, dass es so besser geht,
und nahm mir eine Spezialität.
Aber welche, ja welche, da werden Sie staunen!
Ich versteh' nichts von Jus und Latein
Mathematik, die lass' ich lieber sein,
doch ich krieche sehr gut und auch gern, marsch, marsch, marsch
in den Arsch, in den Arsch, in den Arsch.
Ein Minister wird sehr leicht nervös,
aber bei mir bleibt keiner lange bös,
denn ich blick ihm in's Aug, und merk' gleich: Der ist barsch!
Und steck schon tief im Arsch, tief im Arsch.
am Anfang fiel mir noch das Kriechen etwas schwer
jetzt schaff ich sieben Arsch pro Tag, und Montags fünfzehn oder mehr!
Ja man braucht schon ein bischen Routin'
um so wie ich, von Arsch zu Arsch zu zieh'n
doch es war mir am Anfang meiner Laufbahn schon klar,
dass ich Innenpolitiker war.
Die heutige Jugend hat für meine Arbeit wenig Sinn:
Die blicken einen Arsch an, und studier'n gleich Medizin!
Beschäftigen sich mit Protokoll'n, mit Weissbuch, mit Démarche,
und streben gleich nach dem Kanzler, oder sonst einem hohen Arsch.
Doch es gibt ja nicht nur Ärsche hier im Ministerium,
auch in Betrieben und Gewerkschaften steh'n hunderte herum.
Ich lieb die Politiker, warum weiss jedes Kind:
Weil die auf jeden Fall die grössten Arschlöcher sind.
Und durch sie mach ich jetzt auch Karrier',
und auch im Ausland schätzt man mich schon sehr!
Denn ich krieche auch gern einem fremden Monarsch
in den Arsch, in den Arsch, in den Arsch
Nehmen auch Sie meinen wohlgemeinten Rat:
Wenn Sie Ihr Chef stört: schreiten Sie zur Tat!
Kriechen Sie ihm zum Klang von einem schmissigen deutschen Marsch
in den Arsch, in den Arsch in den Arsch.
Käuflich
Anders als die andern
https://www.youtube.com/watch?v=WuV1axMUmMs
Was hast Du eigentlich Dir vorgestellt?
Hast Du Dein Leben bis zum Schluss gedacht?
Wie hast Du Dir den letzten Kuss gedacht?
Und was ist das Ergebnis?
Und wer bezahlt's Begräbnis?
Der Mensch ist wie der Ochs vors Tor gestellt
Man braucht nur täglich in den Spiegel seh'n
Und kann am Tor den schweren Riegel seh'n
Die Fragen fragt der Lehrer, die Antworten sind schwerer
Erst wir ham's Leben völlig umgestellt
(Das war sehr leicht, wir haben uns nämlich dumm gestellt)
Die Fragen ignorier'n wir, die Antworten soufflier'n wir
Und wer was andres will, den exportier'n wir!
Wenn man immer was andres will als die andern
Als Chamäleon lebt, bei den Salamandern
Ist man nirgends zu Haus, und der Atem geht aus
Weil ein hinderlicher Held dieser dummen Welt
Erst nach seinem Tode gefällt
Wenn man immer was andres spricht als die Blöden
Ja, wie soll'n denn die Blöden dann mit Dir reden?
Und die Majorität ist auf jeden Fall blöd
Weil ein Blöder nichts riskiert, weil er nichts verliert
Und er wird von allen kopiert
Unser Dasein ist einfach ein Stammtisch:
Wer Ideen hat, der kommt nicht dran
Doch wer einmal dort war, der darf zweimal im Jahr
Obendrein patriotisch sein!
Nur wer immer was andres will als Patrioten
Dem wird jeglicher Ernst des Lebens verboten
Der wird seitwärts gedreht, kriegt kein Weihnachtspaket
Nur ein Ehrendoktorat einer kleinen Universität
Darf ich etwas fragen? - Nein, wer fragt, benützt sein Hirn
Darf ich etwas sagen? - Höchstens "Himmel, Arsch und Zwirn"!
Darf ich etwas denken? - Ja, Gedanken sind ja frei
Also denk' nur - aber halt' den Mund dabei
Darf ich was erneuern? - Nur die Dinge, die's schon gab
Darf ich was erhoffen? - Von der Wiege bis zum Grab
Darf ich mir was wünschen? - Es ist besser, Du kaufst ein:
Wer sich wünscht, was nicht zu kaufen ist, muss niederträchtig sein
Das ist nicht mein Gesetz, doch ich denke, ich hätt's
Ganz genauso erlassen wie die
Es ist nicht mein Gesetz, aber glaub' mir, ich schätz'
Unsre herrliche Demokratie
Nur wer immer was andres will als die andern
Muss natürlich sein Bündel schnüren und wandern
Doch wir sind nicht so roh, wir helfen ihm packen und so
Und wir tragen sein Gepäck, winken bis zum Eck
Lassen seine Frau mit ihm weg
Aber was sind die positiven Programme?
Dass wir allesamt Brüder sind, möglichst stramme
Immer mehr unter uns, immer mehr Hinz und Kunz
Das ist leichter für den Staat, für den Magistrat, und den Polizeiapparat
Aber irgendwer muss doch regieren?
Ja, das tut er - irgendwer
Der bleibt hinter der Tür, doch dafür dürfen wir
Ganz allein patriotisch sein
Und wer immer was andres will als die Sippe
Den behandeln wir erst einmal wie die Grippe
Und dann wird er sekkiert, bis auch er akzeptiert
Was der Staat zirkuliert und uns allen billig offeriert
Nimm zum Beispiel das Sexuelle
Ja gewiss, das nehm' ich gern
Bis zur letzten Bagatelle
Sind die Frau'n hier hochmodern
Die Busen sind die größten, die Beine die längsten
So gleichen unsere Frauen arabischen Hengsten
Die zartesten Hände, die winzigsten Näschen
Die trinkfestesten Nierchen, die sanftesten Ekstäschen
Die Hirne der Spatzen, die Leiber der Schlangen
Die Stimmen in ewiger Moll
Und liegt erst ein Mann in den Klauen, den langen
Vergisst er genau, was er soll
Ja, unsere Frau'n sind anschmiegsam, elastisch und bequem
Daher ein Qualitätsbeweis, -litätsbeweis für unser System
Jawohl, ein Qualitätsbeweis, -litätsbeweis, -litätsbeweis für unser System
Und nimm mal unsere Kühlschränke!
Ich war noch bei den Frau'n
Ja, aber wenn ich an die Kühlschränke denke
Oh, wie ich dann staun'
Die schnellsten Defroster, das kühlste Gefrierfach
Die leisesten Motoren, das riesigste Bierfach
Die eckigsten Würfel, die niedrigsten Raten
Die nacktesten Mädchen auf allen Plakaten
Die buntesten Knöpfe und alle zum Drücken
Er schaltet sich selbst ein und aus
Dabei spielt er 'Fair Lady' und tötet die Mücken
Und weckt das ganze Haus
Er ist voll garantiert und geölt und geschmiert
Und wenn nicht, ist es kein Problem
Sondern nur ein Qualitätsbeweis, -litätsbeweis für unser System
Jawohl, ein Qualitätsbeweis, -litätsbeweis, -litätsbeweis für unser System
Nun blick umher in diesem Land und sei einmal ein Mann!
Noch keiner hat ein Land genannt, das so was bieten kann:
Die Luxusyacht im Garten
Chirurgen, die immer nur grinsen
Die Autohupe in Quarten
Harmonspritzen mit Zinsen
Das illustrierte Börsenblatt
Die Sliwowitz-Diät
Die Minimaxi-Antitutti-Universität
Maschinen, die im Jenseits aufersteh'n
Und dabei sind sie noch die größten
Chemiker, die im Swimmingpool zergeh'n
Und wie sich der'n Witwen trösten
Superbombe und Supermarkt
Superfriedhof für Superinfarkt
Pissoirs mit Glockenspiel
Und Rosenkränze mit Sex-Appeal
Blumen, die man überall verbieten kann
Mut, den man stundenweise mieten kann
Todeskämpfe mit Schlussexamen
Weihnachtsfrauen und Hampeldamen
Ja, ich will von jetzt ab demokratisch sein
Egoistisch und dadurch sympathisch sein
Hörst Du jetzt endlich auf mich? - Ja!
Willst Du das meiste für Dich? - Ja!
Lässt Du die andern für zwanzig Pfennig im Stich? - Ja, ja!
Ich will niemals mehr anders sein als die Leute
Ich verlang' jetzt den größten Teil von der Beute
Gieß' mein eigenes Beet, das aus Kaviar besteht
Leg' mir Schmuck auf meinen Bauch
Pelze willst Du auch? - Aber immer mehr, als ich brauch'!
Wir woll'n leben, und leben heißt: Alles fressen
Wir woll'n leben, und leben heißt: Nichts vergessen
Bis ich alles besitz', aber mehr als Frau Schmitz
Ich will Leben wie ein Protz, Leben wie ein Klotz
Leben meinem Leben zum Trotz
Aber irgendwann muss ich doch sterben
Nein, da gibt's doch Medizin
Und wer unsere nimmt, den kuriert sie bestimmt
Und wenn nein: Patriotisch sein!
Denn wir ham ja noch Fernseh'n, Sex und Raketen
Haben Yachten, Reklame und Krieg und Moneten
Politik und Komfort, und ein Schloss vorm Tresor
Und die Negerkrawalle, ja, und das woll'n schließlich alle
Und wenn alle was wollen, warum soll man schmollen?
Wem die Welt nicht gefällt, der gehört nicht auf die Welt!
Lametta, Macht, Gewissen
Der Musikkritiker
https://www.youtube.com/watch?v=HXrCfWHA008
Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker.
Und so hab auch ich die Ehre und mach jetzt Karriere als Musikkritiker.
Ich hab zwar koa Ahnung, was Musik ist,
denn ich bin beruflich Pharmazeut –
aber ich weiß sehr gut, was Kritik ist:
Je schlechter, desto mehr freun sich die Leut‘!
Es gehört zu meinen Pflichte, Schönes zu vernichten als Musikkritiker.
Sollt‘ ich etwas Schönes finden, muß ich’s unterbinden als Musikkritiker!
Mich kann auch kein Künstler überlisten,
da ich ja nicht verstehe, was er tut.
Drum sag ich von jedem Komponisten:
Erst nachdem er tot ist, ist er gut!
Ja, endlich hab ich einen Posten, und die Zeitung läßt es sich was kosten!
Ich sitz auf dem ersten Platze, und die Sänger sehen meine Fratze!
Orff und Egk und Boris Blacher fürchten meine hohnerfüllten Lacher!
Hindemith, Strawinski und Warwese sind zwar gut, doch ich bin böse...
Ja, ich könnt zufrieden sein, das Schicksal hat mich reich beschert,
aber oh!: mich belastet nur eine Verrücktheit, ich merk es in jedem Konzert:
Ich seh, wie das Publikum weich wird wie Wachs, wenn Musik alle Sinne bewegt,
ich seh, wie beim Zuhörn man trutzigem Manne ein Tränchen die Brille beschlägt.
Nur für mich hat das Zuhörn keinen Sinn:
Weil ich unmusikalisch bin!
Ich seh, wie beim Zuhörn ein Mäderl die Hand ihres Jünglings ergreift und sie drückt,
wie ein Großmutterl zitternd die Halskette abmacht, weil sie sonst vor Rührung erstickt,
nur ich sitz da und hör nicht einmal hin:
Weil ich unmusikalisch bin!
Zu Weihnachten schenkt man mir immer Platten.
Ich brauch Krawatten und neue Schuh‘.
Wo ich zu Besuch bin, spielt man Platten –
ich sitz im Schatten und hör nicht zu.
Aber andre hörn zu, und der Zauber der holden Musik macht die ganze Welt platt,
die bösen wern gut und die Kranken gesunden, und besonders bei Mozart und Bach.
Nur ich sitz da und hör nicht einmal hin:
Weil ich unmusikalisch bin!
Als Kind hab ich zwar Klavier gelernt und übte brav zu Haus;
doch über gewisse Stücke kam ich nie hinaus!
Dann hab ich auch noch Geige gelernt und übte brav und viel,
und dann ist mein Geigenlehrer g’storben und hat mir sein Geld vermacht –
unter der Bedingung, daß ich nie mehr spiel‘...
Aber etwas mußte ich schließlich tun, also versuchte ich’s als Autor,
und ein Verleger, zu dem ich kam, flüsterte mir ins Ohr:
Schreiben Sie doch ein Buch über Schubert,
schreiben Sie doch ein Buch über Schubert,
Also ging ich froh nach Hause, setzte mich nieder, und ich schrieb:
Schubert war ein stierer großer Komponiere.
Er hat nie viel Geld gehabt, also ist er heute der Verlierer.
Er schrieb gar viele Töne,
sicher auch wunderschöne –
für mich sind sie leider alle bestialisch,
denn ich bin ganz unmusikalisch!
Ob es jetzt Schubert oder Tschaikowski,
Brahms oder Liszt oder Dnepropetrowsi,
Sinfonie oder Ouvertüre,
Rock’n Roll oder die Walküre,
Zauberflöte, Verkaufte Braut –
Für mich ist das alles nur – laut.
Das Buch war sofort ein Riesenerfolg, und es sagten mir viele Herrn:
Genial; Großartig; Sie müssen Kritiker wern!
Ich sagte Ja,
und es geschah...
Ich geh in Konzerte und Opern hinein und seh mir den Unsinn dort an,
den Leuten gefällts und ich komm zu dem Schluss: an Musik ist vielleicht etwas dran.
Nur was dran ist, will mir nicht in den Sinn,
Weil ich unmusikalisch bin.
Die Orgel erklingt und ein Knabenchor singt und der Kontrapunkt tut sich verzweigen,
die Pauke zersplittert, der Kapellmeister zittert, und angeblich schluchzen die Geigen.
Am Schluß ertönt noch donnernder Applaus;
Ich bin der einzige unmusikalische Mensch im Haus...
Aber:
Heute findet jede Zeitung größere Verbreitung durch Musikkritiker,
und so hab auch ich die Ehre und mach jetzt Karriere als Musikkritiker.
Ich hab diesen Posten schlau erbeutet,
und ich hasse nicht so wie Musik.
Und daß mir Musik so nichts bedeutet,
zahl ich jetzt den Musikern zurück, Ja:
Wartet nur, ihr sollt es büßen, nieder zu den Füßen des Musikkritikers!
Sollt ich etwas Schönes finden, muß ich’s unterbinden als Musikkritiker.
Ich bin konsequent und ich erkenne kein Talent,
und da ich weiß, daß ich nichts kann, laß ich auch niemand anders ran,
und eure Kollegen geb’n mir immer ihren Seg’n,
denn jedem Künstler ist es recht, spricht man von andern Künstlern schlecht,
und der Redakteur schätzt meine schlechte Meinung sehr:
Schreit auch das Publikum: Hurra!, das nützt euch nichts, denn ich bin da.
Nieder mit Musik!!!
Der General
https://www.youtube.com/watch?v=vdxuEbA6-rU
Der Vater ist Vertreter und a ehrenwerter Mann
Die Mutter eine Dame wie man selten finden kann
Der Sohn hätt' drum nach Wissen und Gewissen
Ein anständiges Jingel werden missen
Doch Gottes Wege sind einmal verworren und diskret
Obwohl der Sohn studierte auf der Universität
Hat er – wer hätte damals das gedacht? –
Den Eltern nichts wie Schimpf und Schande eingebracht
Sie schleichen durch die Stadt und schauen niemand ins Gesicht
Der missgeratne Sohn ist nämlich – wissen Sie's noch nicht?
Der arme Mensch ist General
Es ist wahrhaftig ein Skandal
Er hätte wirklich – und dafür wird er noch brennen –
Auf seine Mutter etwas Rücksicht nehmen kennen!
Er geht umher und tut sich groß
Mit einem Streifen auf der Hos'!
Die Mutter weint die Augen blind
Er spielt Soldat, als wär er noch a kleines Kind
Macht Leuten Angst und schlägt Krawall –
Damit man merken soll er is a General
Sie haben noch drei Techter und die machen ihnen Ehr'
Die erste ist verheiratet, ich glaub, mit an Chauffeur
Die zweite ist sogar mit einem Doktor –
Der wird sie einmal heiraten – so sogt er
Die dritte ist noch ledig und sie lässt sich etwas Zeit
Man sagt, sie wird es schwer haben, weil sie kennt zu viele Leut
Doch muss man dabei einräumen dem Kind
Dass es zumindest bei der Sache gut verdient
Und nur der eine Sohn hat sich so fürchterlich verirrt
Für ihn ist es nur wichtig, dass man schön im Takt marschiert –
Links-zwo-drei-vier-fünef, links-zwo-drei-vier-fünef . .
No ja, er ist ein General
Da ist der Schaden schon total
Er näht sich Borten an den Rock und kleine Sterne
Und wenn die andern salutiern, das hat er gerne
Er schläft des Nachts in einem Zelt
Und wenn er träumt, ist er an Held –
Dann wacht er auf und kriegt an Zorn
Statt einem Wecker kommt an Goj mit einem Horn!
Na sag'n Sie selbst, ist das normal?
Aus dem wird nie etwas, der bleibt a General!
Der Politiker
https://www.youtube.com/watch?v=wqYZYY8VNTY
Heute findet jede Zeitung
Größere Verbreitung
– Durch die Po-litiker!
Und so hab' auch ich die Ehre
Und mach jetzt Karriere
– Als ein Po-litiker!
Ich versteh' zwar wenig vom Regieren
Denn ich bin ja Möbelfabrikant –
Dafür kann ich sehr gut schwadronieren
Und bin mit einem Alt-Nazi verwandt!
Ich bin für die Alten, Kranken
Und natürlich für die Banken
– Po-litiker!
So wie auch in andern Ländern
Wird sich dran nichts ändern
– Für die Po-litiker!
Hier und da bringt jemand ein Gesetz ein –
Letzten Ende stimmen alle: "JA"
Wickeln Bürger enger in ihr Netz ein –
Dafür ist die Politik ja da!
Ja, endlich hab' ich einen Posten
Und die Wirtschaft lässt es sich was kosten –
Dienstauto, Büro mit Schreibern
Und natürlich jeder Menge Weibern!
Außerdem gibt's Auslandsreisen
Und auf and'rer Leute Spesen Speisen –
Ist das Restaurant sehr teuer
Helf' ich meinem Gönner bei der Steuer!
Ja, ich könnt' zufrieden sein
Ich habe Spaß – ich habe Macht!
Aber oh, mich belastet nur eine Verrücktheit
Die hab' ich vorher nicht bedacht!
Ich seh' Obdachlose, die niemand mehr nimmt
Wie sie unter den Brücken erfrier'n
Ich seh' Arbeitslose mit Kindern
Die sich vor den eigenen Kindern genier'n –
Ich seh' sie, doch für mich ist da nichts drin
Weil ich völlig gefühllos bin!
Ich seh' Asylanten mit Fetzen behangen
In ihren Gesichtern das Grau'n
Seh' Kriege mit Flüchtlingen, brennende Dörfer
Und frisch vergewaltigte Frau'n –
Ich seh's nicht nur ich schau noch extra hin
Weil ich völlig gefühllos bin!
Ich seh' beruflich nur gebrochene Herzen
Und ich denk' mir dabei:
"Wie helfe ich meiner Partei?"
Ich denk' auch an meine Freundin mit ihren Nerzen
Und an die Party heute Abend - die Gedanken sind frei!
Ich seh' wie der Vorstand von Volkswagen plötzlich
Ein paar hundert Leute entlässt
Wie bei Ford nächste Woche dasselbe passiert –
Dafür feiern sie heute ein Fest!
Ich bin dort Aktionär und brauch' Gewinn
Weil ich völlig gefühllos bin!
Ich war's vielleicht nicht immer –
Ich war's sicher nicht als Kind –
Aber mit der Zeit hab' ich bemerkt,
Dass es andere Leute sind.
Meine Eltern waren sehr wichtig für die deutsche Industrie
Doch mit Wärme hätten sie das nie geschafft – also wurde ich wie sie.
Ich gehe in viel' Konferenzen und halte dort Reden
Das ist ja nicht schwer –
Am Schluss sagt nur der Präsident was geschieht
Denn die Anderen denken wie er!
Ich weiß, dass ich genau wie er empfind'
Weil wir alle gefühllos sind!
Aber – Dafür steh' ich in der Zeitung
Und für der'n Verbreitung
– Sorgen Po-litiker!
Und so hab' auch ich die Ehre
Und mach jetzt Karriere
– Als ein Po-litiker!
Aber so was wird man nicht von selber
Doch ich dachte, ich bemühe mich –
Schließlich sind die Menschen wie die Kälber –
Jemand muss die schlachten – also ich!
Ja – Menschen muss man schleifen
Und so lang' sie's nicht begreifen
– Bleib' ich Po-litiker!
Hauptsache sie wählen
Was sie die Zeitungen erzählen
– Über Po-litiker!
Wenn ich schon gefühllos bin
Dann solln's die Leute spüren –
Ist deine Umwelt nicht gesund
Dann stopf dir D-Mark in den Mund!
Wenn ich schon gefühllos bin
Soll niemand lamentier'n –
Ist ein Reaktorunglück nah
Dann fahr nach Südamerika!
Wenn ich schon gefühllos bin
Sol'n alle brav parier'n –
Ich lass' dich jederzeit im Stich
Denn morgen du – doch heute ich!
– Hoch die Pooo-litik!
Terroristen gegen das Leben
Wir sind alle Terroristen
https://www.youtube.com/watch?v=zzhiYueUMDw
Wir sind doch alle, alle, alle Terroristen.
Es lebt in ganz Deutschland kein Demokrat.
Wir sind Terroristen gegen die Frauen,
gegen die Kinder, die uns vertrauen,
aber nicht einer gegen den Staat.
Die meisten schreien schon früh am Morgen: "Na, was ist denn?
Warum funktioniert nichts? Ist denn keiner auf Draht?"
Wir sind Terroristen gegen die Liebe,
gegen die Faulenzer, gegen die Diebe,
aber nicht einer gegen den Staat.
Dabei ist grad der Staat das größte Übel,
das alle Menschen seit Jahrhunderten versaut;
und jeder einzelne von uns ist nur ein Dübel,
in den der Staat den Nagel seiner Allmacht haut.
Und letztlich macht uns dieser Staat zu Terroristen,
denn wir sind seine Bürger und sein Fabrikat.
Wir werden Terroristen gegen die Stille,
gegen die Abtreibung, gegen die Pille,
gegen die Schwulen, denn um die ist's nicht schad –
aber nicht einer gegen den Staat.
Weißt du, was das heißt: Polizeipräsident?
Weißt du, was das heißt: Infanterieregiment?
Was heißt Kommissar, Kabinett oder Bundeskanzler? Macht heißt es!
Was heißt Parlament oder Bürgermeister? Immer nur gib acht, heißt es!
Andere bestimmen, ob du stirbst oder ob du lebst;
andere bestimmen, was du denkst und wonach du strebst –
und sie bestimmen dich zum staatlichen Terroristen.
Du kriegst einen Titel und ein Zertifikat.
Dann bist du ein Starker, und fort mit den Schwachen.
Und außerdem sagst du: "Was soll ich denn machen?
Ich kann doch nicht leben ohne den Staat!"
So lebst du mit dem Staat, das ist bequemer.
Du lernst die Hymne und den Badenweiler Marsch.
Du wirst Beamter, Arbeitgeber, Arbeitnehmer,
gehst in Pension und denkst: Ach, leckt mich doch am Arsch.
Ja, wir sind alle, alle, alle Terroristen.
Wir nennen's nur anders – das ist es ja grad.
Doch wir sind Terroristen gegen das Leben,
gegen das Träumen, Lavieren und Schweben,
gegen die Dichter und gegen die Narren,
gegen die Sänger und ihre Gitarren,
gegen den Sex, gegen alles und nichts,
aber etwas gibt's immer, weil sonst wird's ja fad,
nur gegen eins nicht: gegen den Staat.
Ausgrenzung von Andersartigen
Die Hexe
https://www.youtube.com/watch?v=VWKYIArmw0k
(Im Flüsterton zu singen)
Die Dame nebenan ist eine Hexe,
das hab ich längst heraus.
Sie malt am Abend kleine weiße Kleckse,
die wir nicht sehen, vors Haus.
Die Hexen, die die Kleckse dort gewahren,
die kommen dann des Nachts in großen Scharen
und sitzen eng beisamm' bis in der Frühe
und kochen eine fürchterliche Brühe
im Küchenofen drin
von unserer Nachbarin.
Drum hängt der Rauch so tief in unserem Schornstein
und steigt so schwer hinauf.
Und eine Krähe
bleibt in der Nähe.
Kinder, paßt auf!
Die Dame nebenan, hab ich erfahren,
die stammt auch nicht von hier.
Sie kam zwar her in ziemlich jungen Jahren,
doch die ist nicht wie wir.
Sie sieht zwar aus wie andere alte Frauen,
doch die ist schlau, drum darf man ihr nicht trauen.
Sie lebt ihr Leben grad so wie wir alle,
doch stellt sie uns damit nur eine Falle.
Denn stets denkt sie daran,
wie sie uns täuschen kann.
Bei Tag, da ist sie freundlich und verbindlich,
doch wer sieht sie bei Nacht?
Bleibt diesem Weibe
lieber vom Leibe!
Kinder, gebt acht!
Die Hexe nebenan darf hier nicht bleiben.
So kann's nicht weitergehen.
Es ist bestimmt nicht leicht, sie zu vertreiben,
und doch, es muß geschehen.
Von jetzt an kehren wir alle ihr den Rücken
und spucken aus, sobald wir sie erblicken,
und schicken ihr ein anonymes Schreiben
und schmeißen ein paar Steine durch die Scheiben,
so lang, bis sie versteht,
wir wollen, daß sie geht.
Doch wenn sie unsere Warnung in den Wind schlägt
wie finden wir dann Ruh?
Dann ohne Schonung
in ihre Wohnung!
Leute, schlagt zu!
Schlagt sie tot
https://www.youtube.com/watch?v=1H0RqzfRCd4
Wenn dich kleine Kinder stören -
schlag sie tot!
Auch wenn sie dir selbst gehören -
schlag sie tot!
Triffst du einen Judenbengel, spiele seinen Todesengel!
Schlag ihn einfach mausetot!
Siehst du eine Negerfratze -
schlag sie tot!
Stört dich deines Nachbarn Glatze -
schlag ihn tot!
Du musst dich für gar nichts schämen,
musst dir nichts zu Herzen nehmen,
schlag sie einfach mausetot!
Türken, Kurden, Libanesen und auch Weiße -
unbrauchbare Lebewesen sind halt scheiße!
Kommunisten, Anarchisten und so weiter -
mach dir nicht das Leben schwer!
Rechtsanwälte, Angestellte, Friedenstauben -
alle, die noch immer an das Gute glauben,
in den Müll, in den Dreck,
putz sie einfach weg!
Hat ein Bürger Beinprothesen -
schlag ihn tot!
Will ein Bürger Bücher lesen -
schlag ihn tot!
Arbeitsscheue oder Streuner und vergiss nicht die Zigeuner -
schlag sie einfach mausetot!
Komm mir nicht mit Demokraten -
köpf sie, kill sie!
Das sind Todeskandidaten, niemand will sie.
Vater, Mutter, Schwester, Brüder, alte Freunde -
brauchst du die für irgendwas?
Pfarrer, Lehrer, Besserwisser -
strangulier sie!
All die blöden Tintenpisser -
massakrier sie!
Merk dir eins, du bist stark -
aller Rest ist Quark!
Lass uns wieder Kriege führen -
schlag sie tot!
Ganze Völker dezimieren -
schlag sie tot!
Erst wenn sie ins Grab verschwinden
wirst du dran Gefallen finden -
also, schlag sie mausetot!
Mausetot, frisst kein Brot!
Pack sie und schlag sie tot!
Erinnern und Vergessen
Weg zur Arbeit
https://www.youtube.com/watch?v=AaRCComwKkA
Jeden Morgen gehe ich, zirka acht Minuten lang
Ausser wenn ich krank bin, von meiner Wohnung in meine Kanzlei
Das ist schon seit Jahren so, ich bin nicht der einzige –
Für die meisten Leute geht das Leben so vorbei!
Ich grüße freundlich die Verkäuf'rin meiner Zeitung
Sie hat es schwer heut' seit jenem grausigen Prozess –
Ihr Mann ist eingesperrt wegen so mancher Überschreitung!
Sie wurde freigesprochen, denn sie war nicht in der SS –
Obwohl sie wusste, was da vorging!
Und ich grüße ebenso den Friseurgehilfen Navratil
Der auch in der SS war – oder war es die SA?
Einmal hat er angedeutet, während er mir die Haare schnitt
Was damals in Dachau mit dem Rosenblatt geschah!
Er war erst zwanzig – zwölf Jahre jünger als der Rosenblatt!
Jetzt ist er fünfzig und ein sehr brauchbarer Friseur!
"Grüß Gott, Herr Hauptmann!" - Der heißt nur Hauptmann –
Er war Oberst und hat in Frankreich einige zu Tode expediert!
Er ist noch immer Spediteur – es hat sich nichts geändert!
Drüben macht der Hammerschlag seinen Bücherladen auf
Ich seh' ihn noch heut' vor mir, er ist damals so gerannt
Und hat direkt vor seinem Buchgeschäft einen Scheiterhaufen aufgestellt
Und hat darauf Thomas Mann und Lion Feuchtwanger verbrannt
Und Erich Kästner und den Kafka und den Heine
Und viele andere, die jetzt sein Schaufenster verzier'n!
Und er verkauft sie mit einem Lächeln an der Leine
Ja, er muss leben und seine Kinder wollen studier'n –
Er hat ja selbst den Doktor!
"Verehrung, Herr Professor - Wie geht's der Frau Gemahlin?
Danke! – Sie schau'n blendend aus – wie bleiben Sie so jung?"
Das war Professor Töpfer, seinerzeit "Völkischer Beobachter"
Anthropologie und Rassenkunde. Jetzt ist er beim Funk!
"Grüß Gott, Herr Neumann!" - Der ist nichts, der ist erst dreißig!
Was war sein Vater? Na, er war jedenfalls Soldat!
"Habe die Ehre, Herr Direktor!" - Der ist gute fünfundsechzig
Also muss er was gewesen sein. Heute ist er Demokrat -
Das sind wir schließlich alle!
Drüben ist der Eichelberger, Gummibänder, Hosenträger –
Das war früher Blau und Söhne, Herrentrikotage!
Nebenan war das Café Winkelmann. Der Winkelmann ist noch zurückgekommen
Dann ist er wieder weggefahren – jetzt ist dort eine Garage!
Da kommt die Schule, da bin ich selber hingegangen
Mein Deutschprofessor bezieht noch immer dort Gehalt
Der schrie: "Heil Hitler!" – nun, das wird er heute nicht mehr schrei'n!
Was nur die Kinder bei dem lernen? Vielleicht vergessen sie es bald –
Ich kann es nicht vergessen!
Aktuelle Politik
Treten Sie näher, Franz Josef
https://www.youtube.com/watch?v=XwcFJ5Ibtp0
Ich bin sehr oft bekannt als ein Makabrist, hu!
Leider weiß ich bis heute nicht, was das ist
Gestern jedoch, da fiel mir dazu was ein —
Ich war nämlich zu Hause um Mitternacht allein, hu!
Draußen war alles still, nur die Katzen schrien —
Drinnen war eine Sendung von Radio Wien, hu!
Da knarrte eine Türe —
O Gott, wer ist im Haus?
Vielleicht sind das Vampire
Vielleicht nur eine Maus
Doch war’n es keine Drachen
Skelette und so Sachen
Es war — Sie werden lachen —
Es war Franz Josef Strauß!
«Treten Sie näher, Franz Josef
Und nehmen Sie Platz bei mir!
Sie finden keinerlei Gammler
Und keinerlei Jazz bei mir!
Ich bin zwar Jude
Wie Hans Habe oder Löwenthal
Doch in meiner Bude
Ist alles exemplarisch
Arisch!
Plagt Sie’s Gewissen, dann finden Sie Ruhe und Trost bei mir —
Ich kann verstehen wie müde und abgespannt Sie sind!
Die vielen Lügen und immer wissen um die Wahrheit!
Ich hol' ein Mädel für Sie
Und Semmelknödel für Sie
Wir tanzen Tango — und Sie vergessen das Geschrei
Und eines Tages, Franz Josef, sind Sie und der Spuk vorbei!"
Heute bin ich erst nachmittags aufgewacht
Franz Josef Strauß war mit mir die ganze Nacht!
Manche von Ihnen werden mir sicher groll’n —
Jedoch ich frag' Sie ehrlich, was hätt' ich machen soll’n?
Dann nahm ich ein vergriffenes Buch zur Hand
Wo ich bestimmte Bilder zu lesen fand
Ein Bild von einem Henker
Ein Bild, wo jemand litt
Ein Bild von einem Denker
Doch keiner dachte mit!
Ein Bild von einem Brande
Ein Bild von einer Schande
Ein Bild von einem Lande
Das niemand mehr betritt!
«Treten Sie näher, Franz Josef und nehmen Sie Platz bei mir!
Rupfen Sie doch statt der Taube am Dache, den Spatz bei mir!
Ein Hauch von gestern
Steht hier für Sie bereit
Sie können lästern
Und niemand wird Sie röhren
Hören!
Brauchen Sie Beistand, dann hab' ich ein Nacktbild von Goebbels bei mir
Brauchen Sie Hoffnung, dann hab' ich den Stadtplan von Stettin —
Und die Leander
Singt einen Marsch aus Partenkirchen!
Ich kauf Prälaten für Sie
Und Zinnsoldaten für Sie
Wir tanzen Tango — und gründen noch eine Partei —
Und eines Tages, Franz Josef, sind Sie und der Spuk vorbei!
Sie sind im Grunde, Franz Josef, schon heute so gut wie vorbei!"
Spielen wir Unfall im Kernkraftreaktor (Frühlingslied)
https://www.youtube.com/watch?v=ybC7FY6K9hY
Schatz, das Wetter ist wunderschön,
da leid ich's net länger zuhaus.
Wolln wir nicht rüber ins Kraftwerk gehn?
(Da kenn ich mich ziemlich gut aus!)
Die Leute sind heut auf den Wiesen,
wir können ihnen alles vermiesen!
Heut ist Sonntag und Frühling und Bootfahrn am See,
Schatz, ich hab eine Idee:
Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau,
spieln wir Unfall im Kernkraftreaktor!
Heut ist jeder im Grünen mit Kindern und Frau,
das ist ein ganz wichtiger Faktor.
Du nimm dir mein Kind, ich dein Kind,
und ein jeder vergiftet a Kleinkind,
so ein Kernkraftreaktor kriegst net alle Tag,
und der Wachter macht eh, was ich sag.
Schatz, geh, bring das Plutonium her,
das tut sich am besten bewährn.
Ich benütz jetzt schon lang kein Arsen nimmermehr,
wenn's aus ist, kann sich niemand beschwern.
Erst schalt' mer ein die Sirenen,
dann fangen die Augen an zu tränen,
dann schalt' mer ein Katastrophenalarm -
und dann falln die Vogerln vom Baam.
Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier,
spieln wir Unfall im Kernkraftreaktor!
Um zwei sind die Babys tot, und um halb vier
falln die älteren Bauern vom Traktor.
Um fünf tun wir alles vereisen,
dann können's uns nix mehr beweisen,
Der Staat zahlt den Witwen das halbe Gehalt,
und ein' Unfall vergißt mer ja bald...
Das Kraftwerk läuft weiter - um die Leut' ist's net schad.
Spieln wir Unfall, weil sonst ist mir fad!
Schützen wir die Polizei
https://www.youtube.com/watch?v=0s06mOpQe0Q
Wir hab'n den Tierschutzverein
Wir hab'n den Kinderschutz
Wir hab'n den Rentnerschutzverein
Und der ist gar nichts nutz!
Wir haben ausserdem den Mutterfreudenschutzverband
Und einen Schutzverband für's teure Vaterland!
Wir hab'n den Denkmalschutz
Wir hab'n auch den Jugendschutz
Und einen Schutzverband
Der schützen soll vor Schund und Schmutz!
Doch es gibt jemand, den man überhaupt nicht schützt –
Wir wollen hoffen, dass man uns da unterstützt!
Schützen wir die Polizei
Vor Verdruss und Schererei!
Wenn ein Räuber überrascht wird
Und das Weglaufen vergisst –
Ja, wer schützt den Polizist?
Ja, wer schützt den Polizist?
Oder sag'n wir, ein Student
Geht spazier'n vorm Parlament –
Ja, was denkt sich der dabei?
Schützen wir die Polizei!
Denn für Studenten haben wir ja sowieso nie Platz –
Die soll'n doch erst was lernen, vorher sind sie Katz' !
Und wenn sie protestieren, wer beschützt die Polizei?
Ja was ist schon ein Revolver und eine Knüppel – oder zwei?
Statt der Funkstreifwagen Panzer!
Wer drin sitzt, kann zwar nichts seh'n
Doch es kann ihm nichts gescheh'n
Ausserdem an jeder Ecke zwei Kanonen für die Leut' –
Sie werd'n seh'n, wie sich Ihr Schutzmann drüber freut
Drauf und dran!
Geh'n wir's an!
Schützet jeden Mann!
Schützen wir die Polizei!
Sie wär längst schon an der Reih' !
Zwar man kann sie auch bestechen
Und ich weiß ja, das ist trist –
Doch wer schützt den Polizist?
Ja, wer schützt den Polizist?
Und wer schützt ihn vor dem Schmerz
Wenn er pfeift, und keiner hört's?
Oh, wir schützen jedes Tier
Schützen Steuerhinterzieh'r
Schützen Volksdemokratien
Schützen Schützenkompanien
Jeden Tag sind wir beim Schützen frisch dabei –
Schützet auch die Polizei!
Kapitalismus und seine Auswirkungen
Gelsenkirchen
https://www.youtube.com/watch?v=F3XGBJnUMIY
Was seh' in der Ferne ich blitzen?
Vom Kirchturm die Spitzen!
Die Heimat ist nah!
Was hör' ich hier in der Menge?
Vertraut sind die Klänge!
Mein Freund wir sind da!
Hände strecken sich
Und Hälse recken sich
Und freudig grüßt man jetzt die Seinen
Fahnen flattern
Und Kanonen knattern –
Ja, die ganze Stadt ist auf den Beinen
Nur ein altes Mütterlein spricht:
„Wir warteten so, du bliebst so lang fort –
Das schickt sich doch nicht!
Doch nun bist du wieder zurück
Nun bleibe daheim und ruhe dich aus
Genieße Dein Glück!“
Breite Straßen voller Sonnenschein
Und alle Häuser laden dich zum Gastmahl ein
Frohe Mienen zeigt hier jedermann
Weil man nur hier zufrieden sein kann!
Denn sehen Sie, das hat
Nur uns're Heimatstadt!
Das gibt es nur bei uns in!
Herrliche Stadt der großdeutschen Kohlenbergwerkindustrie
Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen!
In unserer einzigartigen Brennstoffdemokratie!
Lieblich schweben durch die Luft die schwarzen Dämpfe
Und mit heiterem Gesang
Nimmt man Kohlen in Empfang
Wer zu lang dort lebt, bekommt beim Atmen leichte Krämpfe –
Aber wer lebt dort schon lang?
Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen
Fahren auch Sie, statt an die Riviera, im Urlaub zu uns!
Ruhen Sie aus im Schatten der Meiler
Auf einem Strand von Anthrazit!
Statt der Seeluft atmen Sie Pressluft
Oder Kohlendioxyd!
Unsere Hochöfen sind im strengsten Winter warm –
Schließen Sie Freundschaft mit unserem Gelsenkirchener Charme!
Wo ist der Kinobesuch und der Alkoholismus erheblicher?
Wo ist die Bettwäsche grau und die Seifenreklame vergeblich?
Wo verspottet man Diogenes, weil er zufrieden war mit einer Tonne?
Wo wird der Vierjahresplan erfüllt – alle vier Jahre sehen wir die Sonne?
Wem klingt der Bohrhammerlärm täglich durchs rußige Ohr?
Wer hat den norddeutschen Ernst verbunden mit Schweizer Humor?
Ja sehen Sie, das hat
Nur uns're Heimatstadt!
Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen!
Nicht in Berlin und nicht in New York und nicht in Paris!
Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen!
In unserem urgemütlichen Grubengasparadies!
Täglich geht der junge Kumpel wohlgesittet
Immer runter in den Schacht
Und dann munter durch die Nacht
Ich war selbst als Kumpel einen ganzen Tag verschüttet
Aber ich hab' mir gedacht:
So ist es mal bei uns in Gelsenkirchen!
Sicherlich gräbt man mich, wenn man Kohle braucht, wieder aus
Wir sind schließlich nicht barbarisch
Wie in and'ren Metropolen
Wir haben Häuser, Autos, Banken –
Ja aus Kohlen macht man Kohlen
Und es schlägt bei uns, besonders unter'm Nerz
Unser berühmtes goldenes Gelsenkirchener . . .
Herren und Damen –
Alle von Rang und von Namen –
Kommen zu uns – und fahr'n gleich wieder weg
Damen und Herren hören von unser'n Karrieren
Und schau'n es sich an – und kriegen einen Schreck
In Bochum
Gibt es och Um-
Sätze
Doch drum setze
Ich mich nicht hinein
In London
Kann man schon
Dann und wann
Doch nur dann und wann
Glücklich sein
Auch führ ich
Gern nach Zürich
Doch ist das Leben dort zu provinziell und still
Ich könnt 'ne Villa
In Manila
Haben – doch ich weiß nicht recht ob ich das wirklich will!
In Lima gibt es Bohnen
In Schanghai gibt es Reis
In Carolina gibt's Melonen
In Wladiwostock gibt es Eis
In Wien gibt es Wein
In Bonn gibt's Partein
In Sydney gibt's ein Känguruh, das dauernd galoppiert
In Bankok gibt's Befehle
In Kairo gibt's Kamele
In Hollywood die Monroe – und nicht synchronisiert
In München gibt es Bock
In Hamburg gibt es Grog
Im Kongo gibt's Metall
In Moskau gibt's Krawall
In Köln einen Dom
In Prag einen Strom
In Genf einen See
In Kanada Schnee
In Baden ein Spiel
In Kiel einen Kiel –
Aber wo gibt es Kohle?
Steinkohle, Braunkohle, Torfkohle
Holzkohle, Knochenkohle, Tierkohle
Blumenkohle, schöne dreckige Kohle
Wo gibt es die? –
Erraten!
. . . Unser Theater spielt jeden Tag ein anderes Stück!
. . . Ja, in der Bildung steh'n wir vor Niemand and'rem zurück
Und die Bildung kann man gar nicht übertreiben
Doch das Fernsehn hilft uns sehr
Film und Funk sogar noch mehr
Gute Bücher haben wir – nur das Lesen und das Schreiben
Fällt uns noch manchmal recht schwer
Das gibt es nur bei uns in Gelsenkirchen!
Wer es nicht kennt, der seh' es sich an, solang bis er's glaubt
Sollten Sie es noch nicht kennen
Dann ist wirklich höchste Zeit
Nehmen Sie nur einen kleinen Koffer
Denn die Reise ist nicht weit!
Doch ich selber fahr' bestimmt nie wieder hin –
Weil ich bereits ein uralter Gelsenkirchener bin!
Ich kenn's schon zu gut –
Weil ich ein alter Gelsenkirchener bin!
Ich hust' noch heute –
Weil ich ein alter Gelsenkirchener bin!
Das kommt vom Klima –
Weil ich ein alter Gelsenkirchener bin!
Glück auf!
Ohne Geld
https://www.youtube.com/watch?v=-hkCkwAr-uo
Ich gehe durch die Stadt und suche schon seit Stunden
Nach Sehenswürdigkeiten - aber alle sind verschwunden!
Man sieht heut′ ganz was and'res ringsumher
In jedem kultivierten Häusermeer
Nämlich Banken!
Überall Banken
D-Mark und Franken
Dollar und Pfund
Börsen
Voll Kontroversen
Stoßen ins Elend und stoßen gesund!
Hier ist einer froh, der zwei Pfund Bohnen hat
Sonst nichts zu fressen hat und nichts zu wohnen hat!
Dort ist einem mies, der zwei Millionen hat
Denn früher, da hatte er zehn!
Pleiten
Auf allen Seiten
Aber sie streiten
Geben nichts her
Alle
Sind in der Falle
Machen Krawalle
Wollen noch mehr!
Tatteriche, die nach Brocken haschen
Und in feuchten Küchen ihre Socken waschen
Oder Frau′nbeschützer
Die Milliarden spenden
Dann als Hausbesitzer
Die Mansarden pfänden!
Und die Angestellten
Die Prognosen machen
Dann vor Rechtsanwälten
In die Hosen machen!
So windet sich jedes Jahrhundert vergebens
Und dreht sich stets wieder ums Gold
Wer hat diese Drehung am Anfang des Lebens
Von uns armen Menschen gewollt?
Unsre Technokratie ist famos
Nur die Kosten sind immer zu groß
Ach, wie wunderbar wär eine Welt
Ohne Geld, ohne jedes Geld!
Im Caféhaus bestellt man sich keck
Jeden Morgen sechs Eier mit Speck
Denn der Ober bringt, was man bestellt
Ohne Geld, ohne Geld!
Auch im Büro wäre alles viel leichter
Auch beim Zuspätkommen wär man geeichter
Wenn mich der Chef nur erblickt, dann erbleicht er
Stellt die Frage mir Still'
Ob ich irgendwas will
Oder immer noch alles gefällt!
Nach der Arbeit geh' ich nicht nach Haus′
Sondern ruh mich am Swimmingpool aus
Den der Chef dort für alle erstellt
Ohne Geld, ohne Geld!
Und wenn ich dort ein Fräuleinchen sehe
Und wir schließen eine Ehe
Doch die Ehe ist zähe
Sie krankt
Und sie schwankt
Und sie fällt
Dann sag′ ich: "Schätzchen
Mach keine Mätzchen
Ich lieb' nur dich auf dieser Welt!
Doch für′n Zerwürfnis
Fehlt mir's Bedürfnis
Worüber sollten wir denn streiten - ohne Geld?"
Haha, willst du Reichtum? Den kann ich dir bieten
Goldene Uhren, herrliche Kunst
Ein Scheichtum oder feste Renditen
Auch Professuren - alles umsunst!
Möchtest du das Mutterkreuz mit Federbusch
Einen Trompetentusch
Auf hohem C?
Oder eine Reise nach dem Hindukusch
Und oben ein Schweizer Chalet?
Hä? Möchtest du Klunker
Frühere Bunker
Preußische Junker
Pelze gewischt?
Oder nackte
Riesensmaragde
Wirtschaftskontakte
Alles für nischt?
Die Geschäftsbetriebe
Sind ein Trümmerhaufen
Und selbst wahre Liebe
Kann man nimmer kaufen
Es gibt Wasserpfützen
Unter Weihnachtsbäumen
Wo noch Prasser sitzen
Die noch weiter träumen!
In den tiefsten Gossen
Kriechen Staatsjuristen
Und studier′n verdrossen
Die Betrügerlisten!
Doch nicht nur die menschlich-persönliche Bindung
Ist anders und glücklich und blind!
Nein, auch Staatsmänner preisen die neue Erfindung
Obwohl sie jetzt arbeitslos sind!
Will der Nixon in Asien 'nen Markt
Gibt es niemand, der ihm das verargt!
Er kann handeln dort, was ihm gefällt –
Ohne Geld, ohne ein′ Pfennig Geld!
Woll'n die Russen mal in die Tschechei
Dann ist nicht das geringste dabei
Weil nur ein Trottel ein Land überfällt
Ohne Geld, ohne Geld!
Auch hat kein Mensch auf der Erde mehr Hunger
Ob Indianer, Albaner, ob Ungar
Ja, selbst in China ein Mao Tse-tung gar
Kriegt 'ne Schale mit Reis
Und Pistazieneis
Und was sonst Vitamine enthält!
Jede Bank wird ein Museum mit Bar
Insofern sie noch nicht eine war!
Das Finanzamt gesetzlich geprellt
Ohne Geld, ohne Geld!
Wie Mephisto schon sagte zu Faustus
"Wenn du′s nicht hast, na, dann klaust du′s!"
Und so klaut man noch mehr
Hin und her
Kreuz und quer
Durch die Welt!
Klaut einer'n Pfläumchen
Von einem Bäumchen
Schenkt man ihm gleich das ganze Feld!
Klaut einer Dollar
Na gut, dann soll er!
Es kann auch jeder Präsident sein
Kann Autobahnenkonsulent sein
Für die Bundeswehr sein
Parlamentär sein
Er kann der größte Millionär sein
Ohne Geld!
Das wär was!
Meine Freiheit, deine Freiheit
https://www.youtube.com/watch?v=6zgKob2vr2E
Freiheit hat mit Deutschland selbstverständlich was zu tun -
Sofern man wirtschaftlich dazu was beiträgt!
Manche müssen unfrei bleiben. Keiner ist immun
Wenn er den Zug versäumt, der ihn dann freiträgt
Wenn er den Zug nicht sieht und alles komplizieren muss -
Tja, dann wird es Regeln geben, die er respektieren muss!
Dann wird ihm sein Arbeitgeber vielleicht sagen:
Meine Freiheit muss noch lang nicht deine Freiheit sein!
Meine Freiheit: Ja! Deine Freiheit: Nein!
Meine Freiheit wird von der Verfassung garantiert
Deine hat bis jetzt nicht interessiert!
Meine Freiheit heißt, dass ich Geschäfte machen kann
Und deine Freiheit heißt, du kriegst bei mir einen Posten
Und da du meine Waren kaufen musst, stell' ich dich bei mir an
Dadurch verursacht deine Freiheit keine Kosten!
Und es bleibt dabei
Dass deine Freiheit immer wieder meine Freiheit ist!
Deine Freiheit bleibt
Meiner einverleibt
Und wenn ich meine Freiheit nicht hab'
Hast du deine Freiheit nicht
Und meine Freiheit wird dadurch zu deiner Pflicht!
Und darum sag' ich dir:
Verteidig meine Freiheit mit der Waffe in der Hand
Und mit der Waffe in den Händen deiner Kinder!
Damit von deinen Kindern keines bei der Arbeit je vergisst
Was Freiheit ist!
Meine Freiheit sei dir immer oberstes Gebot!
Meiner Freiheit bleib treu bis in den Tod!
Wenn dir das vielleicht nicht logisch vorkommt, denk an eines bloß:
Ohne meine Freiheit bist du arbeitslos!
Ja, Freiheit ist was anderes als Zügellosigkeit
Freiheit heißt auch Fleiß
Männlichkeit und Schweiß!
Ich werd' dir sagen, was ich heutzutag' als freiheitlich empfind:
Die Dinge so zu lassen wie sie sind!
Drum ist in jedem Falle meine Freiheit wichtiger als deine Freiheit je
Meine Freiheit: Yes! Deine Freiheit: Nee!
Meine Freiheit ist schon ein paar hundert Jahre alt -
Deine Freiheit kommt vielleicht schon bald!
Aber vorläufig ist nichts aus deiner Freiheitsambition
Du hast noch keine Macht und keine Organisation!
Ich wär' ja dumm, wenn ich auf meine Freiheit dir zulieb' verzicht
Darum behalt ich meine Freiheit. Du kriegst deine Freiheit nicht -
Noch nicht!
Kapitalistenlied
https://www.youtube.com/watch?v=CzxSVgzevzw
Ja, wer sagt denn, daß ich auch wirklich schießen muß,
Weil ich heutzutag' einen Revolver trag,
Ja, wo seht ihr denn da einen Zusammenhang,
Weil ich ,,Hände hoch!'' von euch verlang,
Nein, ich liebe euch, und ich schieß nicht gleich,
Warum habt denn ihr so schrecklich Angst vor mir?
Ich bin Mensch und Christ und ein Revolver ist
Kein Zeichen von Gewalt, wenn ich ihn halt.
Ja, wer sagt denn, daß ich auch jemand töten muß
Wenn ich überdies zufällig wirklich schieß,
Sagt mir, wer von euch das für eine Drohung hält,
Wenn die Kugel fliegt und jemand fällt.
Nein, ich liebe euch, und ich töt' nicht gleich,
Warum habt ihr denn so schrecklich Angst vor mir?
Ich bin Mensch und Christ und ohne Zweifel ist
Ein Mord für mich sehr mies, auch wenn ich schieß.
Ja, wer sagt denn, daß ich nicht eure Freiheit will,
Weil ich ohne Haß die Tür verrammeln laß,
Wieso seht ihr das Haus als ein Gefängnis an,
Weil nur ich nach draußen gehen kann.
Das ist kein Arrest, ich halt niemand fest,
Warum habt ihr denn so schrecklich Angst vor mir?
Ist die Tür versperrt, bleibt ihr unversehrt,
Ja, ihr alle seid in Sicherheit.
Ja, wer sagt denn, daß ich nicht euer Bestes will
Wenn ich Geld verpraß und euch was lernen laß,
Habt ihr einmal die Schule hinter euch gebracht,
Könnt ihr sehn, wie fröhlich Arbeit macht.
Nein, ich liebe euch, und ich mach euch reich,
Nicht charakterlich und nicht so reich wie mich,
Aber reich genug, seid nicht superklug
Un begnügt euch gleich, dann seid ihr reich.
So kommt Stein auf Stein, seht ihr endlich ein,
Daß ich dazu auch einen Revlver brauch?
Warum ich ohne Haß die Tür verrammeln laß,
Und, wenn nötig, dann auch schießen kann.
Und wenn ihr das erst einseht, seid ihr frei!
Dann wählt ihr auch die richtige Partei!
Dann laßt ihr meine Sache nicht im Stich!
Und dann kriegt ihr Revolver, so wie ich!
Warum bzw. warum nicht?
Warum
https://www.youtube.com/watch?v=4DUWHQcg9us
Warum sind die Leute so feige
Dafür gibts doch gar keinen Grund?
Ach, es sterben die blühenden Zweige
Und das Leben geht immer zur Neige
Doch sie halten verbissen den Mund!
Warum sind die Leute so träge
Und befrei′n sich nicht aus der Not?
Ach, sie schlucken den Schlamm und die Schläge
Und der Sargtischler kommt mit der Säge
Doch sie schweigen sich durch bis zum Tod!
Warum sind die Leute so fügsam
Und fürchten den leistesten Wind?
So wie Gerten geschmeidig und biegsam
Und im Leben und Tode genügsam
Sei nicht wie die Leute mein Kind!
Sei nicht wie die Leute mein Kind!
Wenn alle das täten
https://www.youtube.com/watch?v=xQbOwTOYXxY
Bleib'n Sie doch mal Ihrer Arbeit fern
Geh'n Sie stattdessen spazieren!
Wenigstens vormittags, das macht doch Spaß –
Schlafen Sie aus, oder lesen Sie was!
Alles wird weitergeh'n ohne Sie
Sie würden gar nichts riskieren!
Sie werden sagen: "Wenn alle das täten
Dann wär das ein schrecklicher Schlag!“
Ja – wenn alle das täten, dann hätten halt alle
Einen herrlichen Vormittag!
Wenn alle das täten, dann hätten halt alle
Einen herrlichen Vormittag!
Oder machen Sie grade Ihr Studium
Und macht das Studium Sorgen?
Na, jung und gesund sind Sie, das ist doch fein
Lassen Sie einfach das Studium sein!
Werd'n Sie verhungern? Bestimmt nicht gleich –
Heute verhungert man morgen!
Sie werden sagen: "Wenn alle das täten
Wie soll unsre Welt dann florier'n?“
Ja – wenn alle das täten, wenn alle das täten
Dann würde halt niemand studier'n!
Aber sonst würde gar nichts, nein, sonst würde gar nichts
Rein gar nichts den Leuten passier'n!
Deswegen geht die Welt doch nicht unter –
Sie geht eher unter, wenn's so bleibt wie jetzt!
Mut macht erfinderisch, glücklich und munter –
Nur Angst macht uns hungrig, verwirrt und verhetzt!
Sein Sie doch nicht immer so angepasst
Tun Sie, was andere ärgert!
Andere rechnen, dass Sie sich bemüh'n
Ihnen die Kohl'n aus dem Feuer zu zieh'n –
Finden Sie Kohlen denn wichtiger
Als Ihr eigenes Leben?
Sie werden sagen: "Wenn alle das täten
Dann würden sich viele doch grämen!“
Ja – wenn alle das täten, dann müssten halt alle
Mehr Rücksicht auf andere nehmen!
Wenn alle das täten, dann müssten halt alle
Mehr Rücksicht auf andere nehmen!
Wer sagt hier: "Es muss Ordnung sein!“?
Unordnung ist doch so heiter!
Nicht immer nützlich und schicklich sein
Einmal auch dumm, aber glücklich sein!
Fällt das elektrische Licht einmal aus
Singt man im Dunkeln halt weiter
Und wenn der neue Tag anbricht,
Dann ist bestimmt wieder Licht!
Lassen Sie Ihre Karriere doch sein –
Wem soll die je etwas nützen?
Ja, Sie verdienen sich später einmal krumm
Aber bis Sie das Geld haben, ist die gute Zeit um!
Außerdem müssen Sie Tag für Tag
Schuften und schäumen und schwitzen!
Sie werden sagen: "Wenn alle das täten
Dann läge die Menschheit ja brach!“
Ja – wenn alle das täten, dann dächte man über
Das Brachliegen etwas mehr nach!
Wenn alle das täten, dann dächte man über
Das Brachliegen etwas mehr nach!
Steigen Sie aus, und die Sorgen verschwinden
Wer stets zur Hand ist, den kann keiner finden
Ehrbaren Leuten ist schwer zu verzeih'n
Und der Verlässliche werkelt allein!
Werd'n Sie den morgigen Tag noch erleben?
Lieber am heutigen Tage einen heben!
Fortschritt ist tödlich und Geld keine Frau
Planung ist falsch und der Himmel ist blau –
Was nützt ein Eigenheim, wenn man nicht froh ist?
Weiß denn ein Meerschweinchen, was Rokoko ist –
Weiß denn ein Truthahn, warum er bestellt ist
Und weiß ein Mensch, warum er auf der Welt ist?
Glauben Sie mir: Das beste gegen Nixon, oder Breschnew, oder Strauß
Sie steigen aus, Sie steigen aus!
Leb'n Sie doch endlich im Sonnenschein –
Tot sind Sie erst als Gerippe!
Geh'n Sie nicht immer im gleichen Schritt
Machen Sie einfach den Tanz nicht mehr mit!
Sicher werd'n andere sauer sein –
Auch Sokrates hatte Xanthippe!
Sie werden sagen: "Wenn alle das täten
Dann würde ja nichts funktionier'n!“
Ja – wenn alle das täten, wenn alle das täten
Dann müssten wir improvisier'n!
Dann gäb's keinen Krieg, keinen Autogestank
Keine schmutzigen Flüsse, keine Nationalbank
Kein Dies nicht, kein Das nicht – dann gäb's eigentlich
Nur Menschen wie Sie und mich!
Vorletztes Lied
https://www.youtube.com/watch?v=dXpWdhEy0jI
Es hat keinen Sinn mehr, Lieder zu machen
Statt die Verantwortlich niederzumachen
Es hat keinen Sinn mehr, Worte zu wählen
Die Zeiten sind vorbei
Es hat keinen Sinn mehr, Lacher zu sammeln
Statt ein paar tatkräftige Macher zu sammeln
Es hat keinen Sinn mehr, Reime zu schmieden
Die Zeiten sind vorbei
Es hat keinen Sinn, den Zug zu versäumen
Oder von zukünftigen Taten zu träumen
Schlagt die Pointe entzwei!
Sie macht unsre Kinder nicht frei
Es hat keinen Sinn, ins Blaue zu schießen
Statt einem Reichen auf die Klaue zu schießen
Es hat keinen Sinn, auf Sprache zu bauen
Die Zeiten sind vorbei
Vergesst unser Hoffen, begrabt unser Trauern
Lasst euch die Zukunft nicht durch Sänger versauern
Wenn sich der Dichter verneigt
Besorgt eure Sache und schweigt
Erfüllt sie mit Furcht, die hassen und lachen
Lasst die Komödien zum Leben erwachen
Es hat keinen Sinn mehr, Lieder zu machen
Die Zeiten sind vorbei
Die Zeiten sind vorbei
Letztes Lied
Mensch möge sich überlegen, ob er ein „Tigerfest“ machen möchte und wen er dazu einladen würde.
Das Tigerfest
https://www.youtube.com/watch?v=TdtfUgJe8YE
Ich geb' ein Tigerfest zuhaus' in meinem Garten
Ich lad' euch alle dazu herzlichst ein!
Die Frau'n soll'n noch warten
Die Männer soll'n kommen –
Nicht gleich die Verliebten
Erst nehm ich die Frommen!
Da gibt es Zuckerbrot und Wein
Und ganz spezielle Leckerei'n –
Ihr werdet alle sehr zufrieden sein!
Und bei dem Tigerfest zuhaus' in meinem Garten
Da gibt's Musik und Tanz und Liebelei'n!
Es muss nicht entarten
Wir sind nicht in Eile
Ich kriege schon Schwung rein
Wenn ich euch verteile
Es kommt ein jeder an die Reih'
Mit Allerliebst und Allerlei –
Ihr fühlt euch sicher alle wohl dabei!
Dann kommen die Tiger aus ihrem Versteck
Da werdet ihr schreien, ein paar laufen weg
Doch ließ ich schon lange die Tore versperr'n
Denn die Tiger hab'n Hunger und sie fressen gern!
Sie werd'n euch verspeisen, zuerst alle Frauen
Danach alle Weisen und danach alle Schlauen
Als letztes die Dummen, da hilft keine List
Solang bis keiner von euch übrig ist!
Ein paar Stunden später, da sitz' ich allein
Auf meiner Terrasse und trinke den Wein
Und esse die Reste, und räkle mich müd'
Und sing' mir selber noch das kleine Lied:
Ich gab ein Tigerfest zuhaus' in meinem Garten –
Ein recht geselliges Beisammensein!
Erst ließ ich es starten
Dann kamen die Tiger –
Die Menschen war'n wehrlos
Die Tiger blieb'n Sieger!
Ach, solche Feste find ich fein
Und sie gelingen allgemein –
Ich lad euch alle, alle herzlichst ein!
Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm
Das Böse verlachen
- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -
Mutti Returns | Lass das mal die Mama machen | Strippenzieher
https://test.rtde.tech/programme/strippenzieher/143493-mutti-returns-lass-mal-mama/
WARM und KALT
https://www.youtube.com/watch?v=g6Zw1aUQohk
Was kann das nur sein?
https://www.youtube.com/watch?v=8CItv8pHhdE
„Die Partei der Eigenverantwortung“
https://www.youtube.com/watch?v=5YmKpMFdBvE
LAYLA VERBOT & die Wahrheit über weibliche Brüste
https://www.youtube.com/watch?v=njqLSRc4B3I
HABECK UND SEIN GEBROCHENES GELÖBNIS
https://www.bitchute.com/video/UEfHqbAxiWRR/
„WAS FÜR EIN BLÖDSINN!“ PUTIN SPOTTET ÜBER ENERGIESPARPLÄNE DER DEUTSCHEN
https://www.bitchute.com/video/0lXevgVsB3TY/
weil gesund #dankefueralles
https://www.youtube.com/watch?v=1M7wxdD-CWQ
HallMack Angst (Musikvideo)
https://www.frei3.de/post/b4fd8bef-cecc-47cb-b7fe-9fabf4a31cb7
HallMack BMW Skandal - Sitzheizungsabo
https://www.frei3.de/post/4e907534-2651-4b59-a431-8305a0236824
HallMack Nancy's Ängste
https://www.frei3.de/post/fe8e3f9b-fcb8-4817-bf7c-1f80bb1c9cac
HallMack Hitzewelle
https://www.frei3.de/post/b12d816a-6dce-4848-b4af-6f949ae62bc8