Generation Anything Goes

Mensch stelle sich folgendes Szenario vor:

Karl-Theodor zu Guttenberg wäre nicht beim Schummeln erwischt worden und gilt nach wie vor in weiten Teilen der Bevölkerung als Heilsbringer. CDU und CSU dümpeln rum und kriegen nichts Ordentliches mehr zustande. Die einzige Hoffnung ist der Heilsbringer. Karl-Theodor zu Guttenberg übernimmt beide Parteien zu seinen Bedingungen. Auf dem Wahlzettel zur Bundestagswahl stehen weder CDU noch CSU, dafür „Liste Guttenberg – die neue Union“.

Ähnliches passiert gerade in Österreich, wo der 31jährige Sebastian Kurz die alte ÖVP übernommen hat und nach der Nationalratswahl am Sonntag wohl nächster Bundeskanzler werden wird.

Alte Institutionen werden hinweg gewischt oder putschartig übernommen, was beim Volk ungemein gut ankommt. Alles wird auf die Figur des meist jungen, eloquenten, gut aussehenden jungen Mannes zugeschnitten. Was in Frankreich Emmanuel Macron und in Deutschland Christian Lindner sind (und Karl-Theodor zu Guttenberg gewesen wäre), ist in Österreich Sebastian Kurz.

Hierbei handelt es sich um eine gesamt-gesellschaftliche Erscheinung, die weiter um sich greifen wird. Trotz allem anfänglichen Jubel wird sie den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter zersetzen.

Wie immer fragt sich der Wurm, wo das herkommt und wo das hinführt.

 

Kurz – eine Karriere

 

Sebastian Kurz im Jahr 2010 (mensch achte auf die nicht vorhandenen politischen Inhalte):

„Der Wahlkampf wird geil werden, weil jeder weiss in der Jungen ÖVP: Schwarz macht geile Politik, Schwarz macht geile Partys und Schwarz macht Wien geiler. Und daher starten wir die Jugend-Kampagne „Schwarz macht geil“. Und heute ist der Startschuss.“

 

 

Rolf Kleine: „DAS gibt es wohl nur in Österreich…!

Ein 30-Jähriger entmachtet eine Volkspartei – um ihr Vorsitzender zu werden. Und danach Bundeskanzler. Was wie eine Satire aus dem Nachtprogramm von 3Sat klingt, dürfte an diesem Sonntagabend Wirklichkeit werden.

Dann nämlich versammeln sich die Granden der konservativen ÖVP (Volksspott: „Schwarzes Loch“) in Wien, um einen neuen Chef zu küren.

Der alte, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (61) hatte diese Woche, entnervt vom Mobbing seiner Partei-„Freunde“ die Brocken hingeschmissen. So, wie vor drei Jahren sein Vorgänger Michael Spindelegger (57).

Aber diesmal ist alles anders als bei früheren Führungswechseln!

Denn Außenminister Sebastian Kurz (30), der von Teilen der Partei als Heilsbringer betrachtet wird, hat seiner ÖVP Bedingungen gestellt – ehe er sich bereit erklärt, die Führung zu übernehmen.

Sein 7-Punkte-Katalog ist – nicht nur für Österreich – ebenso ungewöhnlich wie einzigartig. Denn er läuft auf nichts anderes hinaus als auf eine Entmachtung seiner Partei und ihrer Funktionäre. Dass sich die mächtigen ÖVP-Landeshauptleute – das österreichische Gegenstück zu deutschen Ministerpräsidenten – Kurz’ Coup unterstützen, beweist, wie hoch ihnen politisch das Wasser steht: Bis zum Hals, sagen die Optimisten. Knapp einen halben Meter höher, glauben viele einflussreiche Funktionäre in der Zentrale der Volkspartei in der Wiener Lichtenfelsgasse.

Nur deshalb sind sie bereit den Putsch mitzumachen. Und nichts anderes ist es, was Kurz vorhat!

Er will (Bedingung 1) bei den wahrscheinlich anstehenden vorgezogenen Parlamentswahlen zwar antreten – aber nicht für die ÖVP, sondern auf einer „Liste Kurz“.

Seine Partei, deren Vorsitzender er dann sein wird, darf die Liste zwar unterstützen. Wer aber einen sicheren Platz darauf bekommt, entscheidet der Chef allein. Nur soviel: 50 Prozent Frauen – und auch parteilose Bewerber.

Was das soll? Kurz hat die Wahlkampagne des neuen französischen Präsidenten Marcon genau beobachtet, seine Schlüsse daraus gezogen. Und entschieden: Eine „Bewegung“ ist im Wahlkampf erfolgreicher als eine Partei mit ihren starren Regeln.

Auch die anderen Ziffern des Kurz-Ultimatums haben es in sich: Freie Hand für Koalitionsverhandlungen nach der Wahl (am liebsten wäre ihm ein Bündnis mit der rechtspopulistischen FPÖ) und völlige Freiheit bei der Auswahl des Personals.

Ach so, gewinnen muss er die anstehende Parlamentswahl allerdings trotzdem noch!

Und danach sieht es aktuellen Umfragen zufolge zumindest derzeit nicht aus. Die ÖVP liegt nur auf Platz drei – deutlich hinter der FPÖ und den Sozialdemokraten (SPÖ) und ihrem smarten Bundeskanzler Christian Kern (51). Bisher liefen die Wahlen in Österreich nach einem einfachen Schema: Man wählt – und hinterher schließen SPÖ und ÖVP eine Große Koalition.

Dieses verkalkte System dürfte ab sofort nicht mehr gelten. Weil Kerns SPÖ inzwischen nicht mehr ausschließt, ihrerseits mit den bisherigen Schumddelkindern von der FPÖ zu regieren. Und weil durchaus möglich ist, dass am Ende sogar die FPÖ mit ihrem schrillen Chef Heinz-Christian Strache (47) die Wahl gewinnt und Anspruch auf das Kanzleramt erhebt.

Kurz ist jedenfalls erstmal vorgesprescht. Mit vollem Einsatz. Wenn, so erklärte er am Sonntagmorgen in einem Interview, die Partei seinem Ultimatum nicht folge, „stehe ich meiner Partei nicht mehr zur Verfügung“.

Ob das bedeute Alles-oder-Nichts, wollte der Reporter wissen. Kurz’ Antwort: „Ja, das heißt es …!““

http://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/osterreich-revolution-kurz-will-bundeskanzler-werden-51737934.bild.html

 

Peter Klien in einem satirischen Beitrag zur Macht-Übernahme:

 

 

„… denn es sah nach einer Blitzaktion am Wochenende aus. Sebastian Kurz stellte seiner Partei Bedingungen. Entweder – oder. Und er bekam nach einem nur dreieinhalbstündigen Parteivorstand gestern abend, was er wollte: ein weitreichendes Durchgriffsrecht. Doch was nach einer außen hin ÖVP-Wochenend-Revolution aussah, das dürfte wohl von langer Hand vorbereitet gewesen sein. Denn Sebastian Kurz hat sich in den vergangenen Jahren ein weitreichendes Netzwerk aufgebaut, das nicht nur aus seiner Machtbasis, der Jungen ÖVP, besteht.“

 

 

In einem NDR-Beitrag sagt der frühere ÖVP-Chef und Vizekanzler Erhard Busek: „Es ist nicht genau erkennbar, wofür er steht“.

 

 

Josef Cap in einer humoristischen, aber sehr treffenden Rede im Nationalrat:

„… und Kurz wird sich gedacht haben „noch mehr Stimmen kriege ich, wenn ich sage ‚Liste Ich‘. Da brauche ich keinen Namen, da brauche ich keine Partei, sondern da kann sich ein jeder hinein projizieren und ein jeder sich drinnen wiederfinden.“ Die ‚Liste Ich‘ … und dann Ich, Ich, Ich. Na super, ob das im Wahlkampf reicht? Was ist Ihr Programm? „Ich“. Was sagen Sie zur Sozialen Sicherheit? „Ich“. Was sagen Sie zur wirtschaftlichen Entwicklung? „Ich“. Und da geht’s los. Ich, Ich, Ich … Gefährlich wird es nur dann, wenn er sagt „Ich oder Ich“. Das ist dann gefährlich, weil dann wissen wir nicht, welches Ich sich durchsetzt …“

 

 

Günther Oswald: „Es braucht keine geheimen Strategiepapiere, um zu schlussfolgern, dass Kurz sich gezielt auf die ÖVP-Obmannschaft vorbereitet hat.

In den vergangenen Wochen sind einige angebliche Strategiepapiere aus dem Umfeld von Sebastian Kurz aufgetaucht. Sie sollen belegen, dass der Chef der sogenannten "neuen Volkspartei" die Machtübernahme schon lange geplant hat. Zuerst legte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Interview mit oe24.TV ein Papier vor, das Strategien für die "Politik neu mit Sebastian Kurz" und das "Projekt Ballhausplatz" enthält.

Noch etwas ausführlicher zitierte zuletzt die "Krone" aus einer mit 21. Juli 2016 datierten Unterlage über die "strategische Grundlage und Positionierung" einer neuen ÖVP-Bewegung. Viele Dinge, die darin vorkommen, erinnern sehr stark an die Politik von Sebastian Kurz.

Einige Beispiele:

- Es ist die Rede von "Systemverdrossenheit", die thematisiert werden müsse. Inbegriff für "das System" sei die rot-schwarze Regierung – Kurz war nach dem Mitterlehner-Rücktritt tatsächlich bemüht, ja nicht den Eindruck zu erwecken, er habe mit dieser Regierung etwas zu tun.

- Es heißt, man müsse hervorstreichen, dass die Koalition "für die großen Fragen keine Lösungen" habe – genau das wurde vom 31-Jährigen seit der Neuwahlankündigung immer wieder kritisiert.

- Nachzulesen ist auch, ein Wahlkampf müsse klar auf die Person Kurz zugeschnitten sein – von den schwarzen Ministern hört man de facto nichts mehr.

- Und schließlich ist auch Teil des Papieres, Kurz brauche Quereinsteiger von außerhalb der Partei sowie junge Leute für seine Bewegung – genau die hat er über den ganzen Sommer angeworben und präsentiert.

Die ÖVP ließ danach ausrichten, die Papiere würden nicht aus dem Büro Kurz stammen. Wenn das stimmt, dann hatte jemand vor mehr als einem Jahr beinahe prophetische Fähigkeiten.

Im Grunde ist es aber auch egal, ob das Papier aus dem engsten Beraterkreis stammt, von Leuten aus seinem weiteren Umfeld oder von selbsternannten Helfern. Wer die Innenpolitik im letzten Jahr etwas intensiver verfolgt hat, konnte ohnehin beobachten, wie sich der Außenminister ganz gezielt in Stellung brachte.

Er baute intensive Kontakte zu Wirtschaftstreibenden auf und beackerte damit ein Feld, das eigentlich zum Kerngeschäft des damaligen ÖVP-Chefs und Wirtschaftsministers Reinhold Mitterlehner gehörte. In der Regierung erschwerte er durch beinharte Verhandlungsstrategie Kompromisse mit der SPÖ, die Mitterlehner so dringend benötigte.

Wie DER STANDARD in einem zuletzt erschienenen Porträt über Justizminister Wolfgang Brandstetter berichtete, war Kurz auch eine der treibenden Kräfte, die zu Jahresbeginn das von Kanzler Christian Kern und Mitterlehner überarbeitete Regierungsprogramm zu Fall bringen wollten – damals noch vergeblich.

Es ist also nicht überraschend, dass sich Kurz seit Langem auf die ÖVP-Obmannschaft vorbereitet hat. Alles andere wäre auch fahrlässig gewesen. Alle Granden in der ÖVP wussten: Mit dem Außenminister hat die ÖVP zehn mal mehr Chancen, die Wahl zu gewinnen als mit Mitterlehner.

Glaubt man den Umfragen, dann kann er dieses Ziel am 15. Oktober auch erreichen. Und dann wird dem ÖVP-Chef niemand mehr böse sein, dass er für die Vorgeschichte zum Machtwechsel nicht mit dem Loyalitätspreis 2017 ausgezeichnet wird. Außer vielleicht Reinhold Mitterlehner."

http://derstandard.at/2000064163735/Sebastian-Kurz-Masterplan-zur-Machtuebernahme

Martin Sellner von der Identitären Bewegung: „Was will Kurz - Analyse einer Karriere“. Er zeigt Ausschnitte über Sebastian Kurz von vor ein paar Jahren, wo er das genaue Gegenteil zu dem von heute sagt. Martin Sellner ist skeptisch, hält es aber auch für möglich, dass Sebastian Kurz „lernfähig“ ist:

 

 

Generation Anything Goes

 

Aufwachsen unter Erwachsenen

 

An heutigen Studierenden und Hochschul-Absolventen bis zum Alter von ca. 45 Jahren (und damit die jetzige und kommende Führungs-Schicht) lässt sich das „Anything Goes“ (alles ist möglich) gut studieren – die meisten sind so drauf.

Mittlerweile sind die meisten Studierenden Kinder von Akademikern und stammen aus der Mittel- oder Oberschicht. Werden also kaum unter materieller Not gelitten haben.

Oft sind sie als Einzelkinder aufgewachsen. Das heisst, dass sie sehr viel weniger Kontakt zu Gleichaltrigen hatten als die Kinder früherer Generationen. Und dass sie Ansichten und Gepflogenheiten wesentlich mehr durch das Nachahmen von Eltern und anderen Erwachsenen übernommen haben.

In einer Gruppe von Gleichaltrigen zählt vielleicht noch das bessere Argument – kind gelangt also zu einem eigenen Standpunkt – während mit Erwachsenen deren Meinung übernommen wird.

Immer mehr Zeit wird am Fernseher und mit Computer-Spielen zugebracht. Dort sehen sie sehr viel Gewalt und viele Helden. Und der Held erreicht alles – notfalls dadurch, dass er massiv Gewalt anwendet und über Leichen geht. So, wie es ihre Vorbilder tun, fühlen sich die kleinen und jugendlichen Helden berechtigt, selbst über Leichen zu gehen.

Ob Einzelkind oder nicht: die Eltern und Verwandten (nicht selten auch die allein erziehende Mutter) konzentrieren die ihnen zur Verfügung stehende Zeit und das zur Verfügung stehende Geld auf dieses eine Kind oder auf zwei Kinder.

Sie bekommen oft nur das Beste vom Besten und werden zum Kindergarten und zur Schule mit dem Auto gefahren und von dort wieder abgeholt. Auch zu ihrer Freizeit-Gestaltung, die gerne von den Eltern ausgesucht wird. Etwa musikalischer Unterricht.

Anders ausgedrückt: es handelt sich von Anfang an um kleine Prinzen und Prinzessinnen, die es gewohnt sind, dass sich alles um sie dreht. Und die den Eindruck haben, dass ihnen alles ermöglicht wird und alles machbar ist.

 

Ende der Ideologie

 

Seit 1990 gibt es keine zwei große politische Systeme mehr. Was mit dazu geführt hat, dass Politik und Staats-Medien sich jeweils angeglichen haben. Parteien oder Zeitschriften, die früher als „links“ galten, unterscheiden sich in ihren Meinungs-Teilen heute kaum von den „rechten“. – Im Grunde gibt es nur noch eine einzige Meinung.

Ein Mensch, der heute 40 Jahre alt ist, musste sich also kaum über gegenteilige Dinge den Kopf zerbrechen oder sich gar für oder gegen etwas entscheiden. Oft hat er deshalb überhaupt keine Meinung. Oder er legt sich jene zu, die von ihm gewünscht wird.

 

Das WIR entscheidet: Netzwerke

 

Sehr früh wird in Schulen und erst recht an Universitäten das Netzwerken gefördert. Auch hier geht es nicht darum, seine eigene Meinung zu vertreten, sondern eine für sich günstige Basis zu schaffen. Also das zu sagen und zu tun, was von einem gewünscht oder erwartet wird.

Dazu gehört auch, sich dem Netzwerk seines Vorgesetzten oder „Förderers“ anzuschließen und exakt das zu tun, was jener möchte. Auf diese Art und Weise lernt mensch viele Gleichgesinnte, die sich gegenseitig unterstützen.

Interessant ist eigentlich nur das, was nützlich ist, um seine eigenen Ziele zu erreichen. Mensch inszeniert sich als erfolgreich, um damit Erfolg zu haben; Schwächen werden nicht zugegeben.

Es geht also immer um Inszenierungen seiner selbst und kaum noch um die Sache.

Wenn ein Mensch auf die eine oder andere Art und Weise Probleme hat, ist er selbst daran schuld: nicht genügend genetzwerkt, sich mit nicht-erfolgreichen Leuten abgegeben, sich den falschen Ort ausgesucht. Jeder ist seines Glückes Schmied. Sie selbst haben es „geschafft“ und so können es andere auch.

 

Hinfort mit Lästigkeiten

 

Hindert dich etwas? – Dann schaff‘ es aus dem Weg.

Gesetzliche, administrative oder menschliche Regeln werden zum persönlichen Vorteil (bzw. dem der eigenen Gruppe) gerne ignoriert, umgangen oder „ausgetrickst“. Negative Erfahrungen hat diese Sorte mit diesem Vorgehen kaum gehabt. Entweder ist ihre Umgebung auf die eine oder andere Art und Weise selbst korrupt (indem sie hauptsächlich auf den eigenen Vorteil aus ist), klatscht Beifall oder drückt beide Augen zu.

Auf diese Art und Weise kommt immer mehr das Faustrecht zur Geltung: „Freiheit“ ist die Freiheit der Starken - die Starken nehmen sich, was sie brauchen und die Schwachen können sehen, wo sie bleiben. Dies ist nicht der Sinn von Gesetzen und Regularien.

 

Beifall von allen Seiten

 

In Bayern wird gerne augenzwinkernd gesagt „aber a Hund is a scho“ – was eher positiv gemeint ist.

Weitaus gravierender ist vor allem die Wirkung in der Politik. Und die heisst: Sehnsucht nach dem Führer.

Dieser Führer steht über allem und setzt sich über alles hinweg. Alles zum Wohl des Volkes.

Es gibt kein Parteien-Gezänk mehr, keine Gremien, keine Beschlüsse, keine Programme und erst recht keine Tradition. Die Person ist das Programm und ist die Partei. Alles ordnet sich dieser Person unter.

So wie bei Emmanuel Macron, (teilweise) Christian Lindner und Sebastian Kurz.

Da diese Personen kaum eine eigene Weltanschauung besitzen, haben sie eine hohe Bereitschaft, für ihren persönlichen vordergründigen Erfolg jede andere Weltanschauung zu vertreten. Ähnlich wie bei Managern, die Vorgaben „von oben“ umsetzen: ihnen persönlich soll applaudiert werden (nicht ihren Ideen).

Sehr wahrscheinlich wird Sebastian Kurz der nächste Kanzler Österreichs werden. Und wird dafür von Volk und Medien bejubelt werden.

Das, was dann noch fehlt, wäre ein Ermächtigungs-Gesetz, das ihn zum Diktator auf Lebenszeit ernennt.

 

Österreichischer Wahlkampf

 

Zurück nach Österreich. Der österreichische Wahlkampf zeigt zwei Besonderheiten, die genau in die beschriebene Richtung passen.

 

Liste Peter Pilz

 

Aus „Wikipedia“: „Pilz trat aus dem grünen Parlamentsklub aus, nachdem er beim Bundeskongress der Partei in einer Kampfabstimmung um den von ihm gewünschten vierten Listenplatz für die Nationalratswahl gescheitert war und er eine weitere Kandidatur für den sechsten Listenplatz abgelehnt hatte. Im Anschluss erfolgte die Gründung der Liste.

Ein eigenes Parteiprogramm sei nicht geplant, vielmehr repräsentieren die auf der Liste antretenden Kandidaten als „Personen die Programme“

Am 26. Juli 2017 wurden die Statuten der zugehörigen politischen Partei beim Bundesministerium für Inneres hinterlegt. Die politische Partei hat einschließlich Peter Pilz vier Mitglieder. Weitere Aufnahmen sind ebenso wie über formale Vorstandssitzungen hinausgehende Aktivitäten nicht geplant, laut Aussage von Peter Pilz wird es „in der Praxis keine Parteigründung geben“. Ein Beweggrund für die Gründung der politischen Partei war, dass eine reine Wahlpartei keine Parteiförderung beziehen kann, die man für die Einrichtung einer Plattform zur Bürgerbeteiligung benötige. Gleichzeitig forderte Pilz eine Reduktion der österreichischen Parteienförderung. Den Wahlkampf wollte Pilz mittels Crowdfunding finanzieren.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_Peter_Pilz

 

Silberstein-Affäre

 

Aus „Wikipedia“: „Die Silberstein-Affäre (auch Causa Silberstein) war konzertiertes politisches Dirty Campaigning während der Nationalratswahl in Österreich 2017 durch die den Bundeskanzler stellende Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ), gemeinsam mit von ihr beauftragten, für diese Wahlkampfmethode bekannte Politikberater. Benannt ist sie nach dem israelischen Spin-Doctor Tal Silberstein, der von der SPÖ seit 2001 für Wahlkämpfe engagiert wurde.

Die Kampagne richtete sich im Wesentlichen gegen den politischen Mitbewerber Sebastian Kurz, der am 14. Mai 2017 die Parteiführung der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) übernommen hatte und bereits als Außenminister national und international breite Aufmerksamkeit erlangte. Sie wurde vorwiegend unter falscher Urheberschaft über anonyme Facebook-Seiten geführt, die anfangs dem Nahbereich der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) zugeordnet wurden.

Mit Silbersteins Verhaftung am 14. August in Israel wegen des Verdachts der Bestechung, Urkundenfälschung und Geldwäsche und der darauffolgenden Lösung seines Vertrages mit der SPÖ, tauchten bald erste SPÖ-Wahlkampfunterlagen aus seinem Umfeld in den Medien auf. Die Affäre wurde in der Folge durch weitere umfangreiche, an die Tageszeitung Die Presse und das Nachrichtenmagazin profil geleakte Unterlagen aus der SPÖ-Parteizentrale intensiviert. Bis zur Wahl am 15. Oktober war die SPÖ zu zahlreichen Dementis gezwungen, die durch die beiden Medien jeweils kurz darauf widerlegt wurden und so den öffentlichen Diskurs am Laufen hielten. Die mediale Berichterstattung überschattete den Wahlkampf und drängte Sachthemen weitgehend in den Hintergrund.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Silberstein-Aff%C3%A4re

Martin Sellner kann die Affäre recht gut erklären:

 

 

Jegliche Illegalitäten und Unverschämtheiten sind erlaubt, solange mensch sich nicht erwischen lässt.

Die Silberstein-Affäre kommt aus einer anderen politischen Richtung wie die von Sebastian Kurz und Peter Pilz ist auch nicht mehr der Jüngste – die Verhaltensweisen der Generation Anything Goes und deren Auswirkung auf die Gesellschaft gab es schon immer.

Aber es wird immer mehr und immer intensiver.

Dem Wurm gefällt das nicht.

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

Dada

 

Unsere kleine Polizei-Station

 

Wir befinden uns im Jahre 2017 unserer Zeitrechnung. Ganz Deutschland ist von Verbrechern besetzt … Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Hütern des Gesetzes bewohnte Polizei-Station hört nicht auf, dem Verbrechen Widerstand zu leisten.

Und so ist halt noch vieles in Ordnung in der Region. Denn für Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit sorgt der Polizeiposten Rüppurr.

Kleine und große Spitzbuben, mehr oder weniger Leichtgläubige, Verrückte und Alkoholisierte, mehr oder weniger wilde Tiere treiben hier ihr Unwesen. Der Polizeioberkommissar und Chronist Karl Sauter hält diese Vorkommnisse fest im Buch „Tatort Rüppurr – Karl Sauters Notizen aus dem Polizei-Alltag“ aus dem Jahr 2005, jeweils monatlich im lokalen „Rieberger Bläddle“ und „Monatsspiegel“ und im Internet:

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=berichte

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=cms&id=1

Von Zeit zu Zeit möchte der Wurm eine dieser Geschichten zitieren. Diesmal geht es um folgenden Fall:

 

Der Schwalbenmann

 

Seit Monaten erhielt unser Polizeiposten Hinweise darauf, dass ein Mopedfahrer ohne Kennzeichen regelmäßig die Marie-Luise-Kaschnitz- und Battstraße befahren würde. Am 9. Juli besaß der Fahrer sogar die Dreistigkeit, sein Fahrzeug an einer Tankstelle zu betanken, was uns natürlich sofort gemeldet wurde. Dieser Boxenstopp sollte uns genügen, den Tatort anzufahren und den Täter zu stellen. Und siehe da, bei unserem Eintreffen überquerte just vor dem Streifenwagen eine gelbe Schwalbe, das Standartmoped der früheren DDR, die Herrenalber Straße. Der Fahrer hatte nun keine Chance mehr: Kontrolle.

Dieser wähnte sich im Recht, das sei übrigens in „Schwalbenkreisen" bekannt und verwies auf die Nummer 2 in seinen Versicherungsbedingungen, wo zu lesen stand:

„Kleinkrafträder und Fahrräder mit Hilfsmotor i.S.d. bisherigen Bestimmungen der DDR bis 50 ccm und einer Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 60 km/h brauchen keine amtlichen Kennzeichen zu führen, wenn sie bis zum 20.2.1992 erstmals in Verkehr gekommen sind."

Aber halt: Ganz so einfach ist die Sache nicht, denn es ist von einem amtlichen Kennzeichen (von der Zulassungsstelle) die Rede, nicht von einem Versicherungskennzeichen. Dieses braucht er nach der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) auf jeden Fall. Das sagen auch meine Kollegen von der Verkehrsüberwachung und die müssen es schließlich genau wissen. Da das Fahrzeug ordnungsgemäß versichert und der Fahrzeugbesitzer einem Gerücht aufgesessen war und ich ein guter Mensch bin, konnte von einem Verwarnungsgeld abgesehen werden.

So klärte sich auch dieser Fall, den ich mit einem nachträglichen Glückwunsch an den „Schwalbenmann" zu seinem 59sten Geburtstag abschließen möchte.

 

Das Leben geht weiter: Ob Freispruch oder Zuchthaus – und auf die Guillotin' hat unser Herr Polizeioberkommissar Karl Sauter eh niemanden geschickt.

Es ist eine liebe Zeit – trotz der Vorkommnisse, menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – beim Polizeiposten Rüppurr.

 

 

 

Im Kloster von Ganagoble haben sich im 12. Jahrhundert Dadaisten mit ihren Mosaiken ausgetobt. Hier ein dadaistischer Elefant.