Kanzlerduell

Es ist nicht immer schön, was sich der Wurm alles im Dienste für seine Leser ansehen muss. Dazu gehört das „Kanzlerduell“ vom letzten Sonntag.

 

 

Flasche leer: Die ganze Woche zuvor kamen Berichte, wie Martin Schulz sich vorbereitet, wie er Angela Merkel stellen will, wie er seine letzte Chance nutzen will. Und dann kam – nichts.

Was erlauben Strunz? Drei zutiefst langweilige Moderatoren und ein Krawallo namens Claus Strunz. Auch, wenn dessen Rolle diskussions-würdig war: wenigstens mal einer, der nachgehakt hat.

Das Proporz-Format der Sendung lässt schon von Anfang an auf Langeweile schließen: 4 Moderatoren der 4 größten Fernseh-Sender des Landes stellen Fragen; Angela Merkel und Martin Schulz sollten möglichst nach der Sekunde die gleiche Redezeit haben.

Und die 4 Journalisten kamen in ihrem Leben wohl noch nie mit größeren sozialen Problemen in Berührung. Sandra Maischberger ab der 59. Minute: „Deutschland boomt … und doch sagen Sie, es geht ein tiefer Riss durch unsere Gesellschaft. Leben Sie vielleicht in einem anderen Land mit anderen Nachbarn?“

Das Eklatanteste war aber das, worüber nicht geredet wurde. Nämlich genau das, was interessant ist.

 

Zum Format der Sendung

 

„Ursprünglich hatten sich die Sender ein neues, aufgelockertes Format gewünscht. Das ist allerdings am strikten Veto Angela Merkels gescheitert. Der ehemalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender hat die Weigerung der Kanzlerin scharf kritisiert. Tobias Bosse sprach mit Nikolaus Brender über das TV-Duell und die Rolle des Bundeskanzleramtes.

Herr Brender, das TV-Duell zwischen der Kanzlerin und ihrem Herausforderer ist die wichtigste Polit-Sendung im Wahlkampf. Warum lassen sich die Fernsehanstalten vom Bundeskanzleramt vorschreiben, welche Spielregeln für das TV-Duell zu gelten haben?

Nikolaus Brender: Angela Merkel lässt sich auf kein anderes Format als dieses ein. Es ist das einzige, in dem sie sich verpflichtet fühlt, mit ihrem Kontrahenten zu diskutieren. Wenn dies nun wegfallen würde, dann gäbe es überhaupt keine öffentliche Auseinandersetzung der Kandidaten. Die Demokratie lebt aber von der unmittelbaren Auseinandersetzung zwischen denen, die sich dem Bürger zur Wahl stellen. Das ist der Atem der Demokratie. Deshalb haben die Fernsehanstalten, mit geballter Faust in der Tasche, zugestimmt, obwohl sich das Kanzleramt auf keinerlei Diskussionen eingelassen hat. Damit der Wähler wenigstens einmal den unmittelbaren Vergleich hat.

Liefen diese Verhandlungen unter Ihrer Leitung damals genauso ab?

Brender: In der Offenheit des Duells war die CDU immer schon die Partei, die geblockt hat. Das erste TV-Duell fand erst 2002 statt. Denn der erste Kanzler, der einem TV-Duell zugestimmt hat, war Gerhard Schröder. Edmund Stoiber hat es gefordert und Schröder stimmte zu. Auch damals sprach Stoibers Berater Michael Spreng schon von einem "engen Korsett", indem sich das Duell bewegen sollte. Diese Grundstrategie der Union hat sich fortgesetzt bis heute. Helmut Schmidt und Co. haben TV-Duellen zuvor jedoch nie zugestimmt. Jetzt könnte man sagen, das muss Merkel auch nicht, denn sie hat ja gute Vorbilder, aber Schmidt, Brandt und Kohl haben sich in anderen großen Runden stundenlang mit allen Spitzenkandidaten der Diskussion gestellt. Einer solchen Debatte verweigert sich Frau Merkel ohnehin, seitdem sie Kanzlerin ist.

Also ist Angela Merkel die konfliktscheuste Kanzlerin, die Deutschland jemals hatte?

Brender: Ja, denn in der unmittelbaren Auseinandersetzung scheut sie jeden Vergleich. Das liegt aber auch an ihrem Charakter, weil sie im Grunde selbst keine politische Position bezieht, sondern erst handelt, wenn die Realität sie dazu drängt wie bei der Energiewende.

Würden Sie dieses Verhalten als Charakterschwäche bezeichnen?

Brender: Ja, das kann man so sagen.

Welchen Themen will Angela Merkel denn aus dem Weg gehen?

Brender: Die Frage nach der Flüchtlingspolitik – wie sie dazu kam, diese Entscheidungen zu treffen. Auch die Frage nach ihrem Verhalten in der Finanzkrise könnte für den Gegenkandidaten von Interesse sein. Ebenso wie die Frage, weshalb es erst eine Atomkatastrophe gebraucht hat, damit sie die Energiewende einleitet. Solche Fragen möchte sie sicherlich nicht diskutiert haben.

Kann Martin Schulz bei dieser Art von TV-Duell überhaupt noch Boden gut machen?

Brender: Die Bandagen sind nicht so eng geknüpft, dass er es nicht schaffen könnte, aus dieser Zwangsjacke herauszukommen. Er muss versuchen, mit der Kanzlerin in den Dialog zu kommen. Dann kann er sich vielleicht freischwimmen.

Halten Sie dieses Format für geeignet?

Brender: Nein, es ist völlig ungeeignet. Ich habe dieses Format als Missgeburt bezeichnet und wenn die Fernsehanstalten nicht unter Druck stünden, würde man das in dieser Art und Weise gar nicht aufzeichnen. Das Format ist sehr klein gehackt. Sie gibt beiden Kandidaten nur wenig Zeit und Möglichkeiten zur Vertiefung. Da es vier Interviewer sind, wechseln die Gesprächspartner sehr häufig. Das heißt, aufgrund des Gesamtformats, ist ein Dialog eigentlich kaum möglich. Selbst den Mini-Veränderungswunsch der TV-Sender – jeweils zwei Interviewer für je 45 Minuten – wurde vom Kanzleramt abgelehnt, weil dies eine Vertiefung zulassen würde.

Setzen solche Maßnahmen den demokratischen Sinn eines TV-Duells außer Kraft?

Brender: Na ja, es findet ja statt, aber die Vorzeichen sind nicht schön. Und für eine Demokratie nicht gut.“

https://www.morgenpost.de/politik/article211797197/Nikolaus-Brender-Angela-Merkel-verweigert-offene-Debatte.html

 

 

Ich bin eine Flasche

 

Hubertus Volmer: „Im Rückblick wird man vermutlich sagen: Das TV-Duell war der Moment, als Martin Schulz die Bundestagswahl endgültig verloren hat. Der SPD-Kanzlerkandidat hätte beim Aufeinandertreffen mit Angela Merkel deutlich besser sein müssen als die Bundeskanzlerin. Das war er nicht. Im Gegenteil.

Schlechter noch als Schulz, das muss man leider sagen, war die Sendung insgesamt. Wenn ein Format nicht funktioniert, gibt es meist mehrere Schuldige: die Produzenten, die Moderatoren, die Gäste. Alles richtig. In diesem speziellen Fall ist es vor allem die Person, die verhindert hat, dass ein anderes Format ausprobiert wurde: Merkel. Ihre Unterhändler bestanden darauf, dass es nur ein TV-Duell gibt, in dem vier Moderatoren gemeinsam einen Themenblock nach dem anderen abarbeiten. Spontanität war so nicht möglich …

Genau das war Schulz' Problem: das hohe Maß an Gemeinsamkeiten. Ihm gelang es nicht, die existierenden Unterschiede deutlich zu machen. Er verhedderte sich in Details, machte mitunter ungewöhnlich lange Redepausen, die möglicherweise nachdenklich wirken sollten, ihn aber eher verunsichert aussehen ließen.

Lange, viel zu lange, sprachen Merkel, Schulz und die vier Moderatoren über Flüchtlingspolitik, Integration, Terrorismus und den Schutz der Außengrenzen. Das sind ganz zweifellos wichtige Themen, doch die Gewichtung war unverhältnismäßig. Nur gut zehn Minuten ging es um soziale Gerechtigkeit. Dass dieses Thema, das Schulz in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes gestellt hat, so schnell abgehakt wurde, lag ausgerechnet am SPD-Chef selbst: Er sprach Merkels Garantie aus dem TV-Duell von 2013 an, es werde mit ihr als Kanzlerin keine Pkw-Maut geben. Fortan war die Maut das Thema, nicht die Gerechtigkeit.“

http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Der-Tag-an-dem-Schulz-endgueltig-verlor-article20015198.html

Gabor Steingart: „das war kein Duell, sondern ein Bewerbungsgespräch. Martin Schulz will offenbar im September nicht Kanzler, sondern Büroleiter von Angela Merkel werden. Er verlangte nicht ihre Abwahl, sondern sehnte sich nach ihrem Respekt …

Dabei bot Merkel durchaus Angriffsflächen. Beim Thema Flüchtlinge beispielsweise geriet sie ins Schwimmen. Und was machte er? Schwamm hinterher.

Beim Jahrhundertthema Digitalisierung hatte sie außer ein paar luftigen Worthülsen nicht viel zu bieten. Und er? Unterbot sie noch. Weiter so in Rot.

Über die Bildungspolitik in Deutschland hätte man vortrefflich streiten können. Die Tatsache, dass die Journalisten das Thema ihrerseits nicht oben auf der Agenda führten, hätte Schulz, den Angreifer, nicht daran hindern dürfen, es dorthin zu setzen. Wer es später mit Trump und Putin aufnehmen will, sollte sich vor Claus Strunz nicht fürchten …

Schulz hat gestern Abend sein Bestes gegeben. Von der SPD lässt sich das in diesem Wahlkampf leider nicht sagen. Sie hat den Deutschen einen Politiker vorbeigeschickt, der den SPD-Kanzlern Schröder, Schmidt und Brandt das Wasser nicht reichen kann …

Eine sehr ähnliche Frage sollte sich die SPD nach dem gestrigen Abend auch vorlegen: Es geht nicht darum, was mit Schulz nicht stimmt. Der hat die Sache im Rahmen seiner Möglichkeiten ordentlich über die Bühne gebracht. Es geht darum, was mit der SPD nicht stimmt. Warum hat sie einem Mann, der in der Innenpolitik noch nie eine Rolle spielte, der in Brüssel keine Vertragsverlängerung als Parlamentspräsident bekam, dessen Aussicht auf einen Posten in der EU-Kommission nahe Null lag und der somit vor den Trümmern seiner Karriere stand, alle verfügbaren Spitzenämter vor die Füße gelegt? Wollen die Funktionäre sich wohlfühlen oder wollen sie auch regieren? Worin besteht der Wert einer zweiten Volkspartei, wenn sie keine eigene Stimme bietet, sondern nur das Echo?"

http://morningbriefing.handelsblatt.com/duell-als-bewerbungsgespraech/

 

 

Keine Themen

 

Jochen Arntz: „Es ist schon erstaunlich, wie sehr der Sommer 2015, wie sehr die Flüchtlingsfrage und in der Folge auch das schwierige Verhältnis Deutschlands zur Türkei, das Verhältnis auch der Europäischen Union zu Erdogan ein Fernsehduell zur Bundestagswahl dominieren können. Es vergingen 30 Minuten, und kein anderes Thema war in Sicht. Es vergingen 45 Minuten, und kein anderes Thema war in Sicht.

Nach 60 Minuten tauchte am Horizont dann Donald Trump auf, aber Merkel und Schulz lenkten – gemeinsam übrigens – die Frage gleich wieder auf Erdogan …

Kann es wirklich sein, dass mehr als 60 Minuten dieses so hoch gehandelten Duells zur Wahl nur über ein bis eineinhalb Themen geredet wurde, über die eigentlich alles gesagt ist?

Kann es sein, dass danach noch ein bisschen über Diesel, die Rente mit 70 und die Maut geplänkelt wurde – dass ein Abend verschenkt wurde, weil er nicht ein Thema, das auch nur halbwegs in die Zukunft weist, aufgebracht hat? Ja, es kann sein, und so war es. Aber sollte man sich damit zufrieden geben? Nein, ganz bestimmt nicht.

Wenn in einem Fernsehduell der Spitzenkandidaten nicht einmal über Themen wie Bildung und Klimawandel geredet wird, wenn die Digitalisierung Deutschlands nur zweimal in Schlagworten fällt, dann hat der Abend sein Thema verfehlt. Und vermutlich auch die Themen vieler Wähler. Da kann man sich noch so sehr in Details vertiefen, wann Merkel und wann Schulz einen Punkt gemacht haben. Sie haben vor allem viele Punkte nicht gemacht, die in Zukunft wichtig wären.“

http://www.berliner-zeitung.de/politik/bundestagswahl/kommentar-zu-merkel-gegen-schulz-ein-duell-der-vergangenheit-28350550

Hubertus Volmer: „Die Liste der Themen, über die nicht geredet wurde, ist lang: die Frage, ob Deutschland das Zwei-Prozent-Ziel der Nato einhalten solle. Wirtschaftspolitik. Umweltpolitik. Gesundheitspolitik. Mieten. Die Frage, was die Gesellschaft zusammenhält. Die Zukunft der EU. Der Umgang mit Russland. Beim Thema Diesel erfuhren die mutmaßlich zunehmend entgeisterten Zuschauer, dass beide Musterfeststellungsklagen befürworten, die Kanzlerin den Gesetzentwurf der SPD dazu aber zu bürokratisch findet. Aha.“

http://www.n-tv.de/politik/politik_kommentare/Der-Tag-an-dem-Schulz-endgueltig-verlor-article20015198.html

Thomas Meyer: „Welche Fragen hätten denn gestellt werden müssen?

Wie kann die Spaltung, die diese Gesellschaft prägt und beherrscht, überwunden werden? Wie kann ein Maß an Gleichheit hergestellt werden, das diese Demokratie sichert und den Anspruch dieser Gesellschaft erfüllt? Dann das Thema Bildung. Wie kann das Klassensystem im Bildungswesen überwunden werden? Wir wissen: Wer aus armen Familien kommt, hat kaum Chancen aufzusteigen. Was kann getan werden, um die Chancengleichheit zu erhöhen? Aber auch über die marode Infrastruktur und die Gefährdung vieler öffentlicher Güter in der Bundesrepublik wurde nicht gesprochen. Genauso die Frage: Was wird denn nun mit dem Diesel-Skandal? Was genau sind die Lösungen für Umwelt und Bürger? Diese Fragen wurden einfach nicht gestellt – so wie viele weitere wichtige Fragen ebenfalls nicht."

http://www.nachdenkseiten.de/?p=39985

Die beste Analyse kam von Albrecht Müller:

„1. Das Spannende: Über wichtige Fragen wurde nicht geredet

- Die Folgen der Austeritätspolitik, das Verlottern der Infrastruktur und die Finanznot der Gemeinden – kein Thema.

- Die Folgen der von Deutschland bestimmten Austeritätspolitik für die Länder des Südens und damit für den Zusammenhalt Europas – kein Thema.

- Zu Europa nur Lippenbekenntnisse, aber es wurde kein Gedanke darauf verwendet, wie man die wirtschaftliche und finanzielle Auseinanderentwicklung einfangen könnte. Nichts, gar nichts.

- Privatisierung und ihre Folgen – kein Thema.

- Die großen Probleme mit den unseligen ÖPPs, den öffentlich privaten Partnerschaften und quasi Privatisierungen wie bei der A1 – kein Thema.

- Zur Rente und Altersarmut nur ein Geplänkel über das Renteneintrittsalter. Nichts zur notwendigen Konzentration auf die gesetzliche Rente, auch nichts zu den abwegigen Vorstellungen des Martin Schulz, der Andrea Nahles und der SPD zur weiteren staatlichen Förderung der betrieblichen Altersvorsorge, und schon gar nichts zu den fehlenden Vorstellungen der CDU und CSU.

- Selbst zum angeblichen Hauptthema des Herausforderers, zum Thema soziale Gerechtigkeit, gab es keine vertiefende Debatte. Schulz erwähnte zwar jene Menschen und Familien, denen es schlecht geht. Aber dieses Thema wurde nicht vertieft.

- Die skandalös ungerecht und unvernünftig gewordene Einkommens- und Vermögensverteilung in Deutschland war kein Thema dieses Duells. Dieses Verschweigen eines großen Problems und übrigens auch eines aktuell diskutierten Problems folgt vermutlich aus der Interessenlage der beteiligten Journalistinnen und Journalisten. Sie gehören zum oberen Segment.

- Nichts über die Ursachen des Terrorismus – und dabei vor allem über die Kriege des Westens.

- Nichts über die wirklichen Ursachen der Flüchtlingsbewegungen – vor allem die Kriege des Westens. Obwohl fast eine dreiviertel Stunde lang über dieses Thema gesprochen wurde, kein einziges Wort zu den Folgen der militärischen Interventionen im Irak, in Syrien, in Libyen, in Afghanistan für die Möglichkeit, weiter in der Heimat zu leben. – Bei Merkel musste man den Eindruck bekommen, die Schlepper seien die Fluchtursache.

- Kein Wort über unsere Abhängigkeit von den USA.

- Kein Wort zum neuen Konflikt zwischen dem Westen und Russland und den damit verbundenen Kriegsgefahren.

- Kein Wort zum Sinn und Unsinn der Sanktionen gegen Russland.

- Man muss davon ausgehen, dass sich die vier Journalisten/innen darauf verständigt haben, an der Oberfläche zu bleiben und die wichtigen, zuvor genannten Fragen und andere kritische Punkte nicht anzusprechen.

2. Seltsam unkritische Medienvertreter – zum Teil Stichwortgeber

Ein wirklich kritisches, in die Tiefe gehendes Befragen gab es nicht, eher wurden die zu erwartenden Aussagen der beiden Duellpartner vorweg verstärkt. So zum Beispiel Sandra Maischberger mit der Behauptung, wir hätten ein „Wirtschaftswachstum, das sich gewaschen hat“. Das sollte auf Merkels Hauptbotschaft abzielen, wonach es uns noch nie so gut gegangen ist wie heute. Richtig ist, dass das für dieses Jahr zu erwartende Wirtschaftswachstum mäßig ist und unterhalb des EU-Durchschnitts liegen könnte.

3. Schulz erklärte nicht, warum Merkel gehen soll

Zehn oder auch nur fünf Gründe, warum die Bundeskanzlerin Merkel gehen muss – dies von dem Gegenkandidaten zu hören, wäre spannend gewesen.

4. Eine seltsame thematische Gewichtung

Rund 45 Minuten zum Themenkomplex Flüchtlinge, Islam, Terrorismus. Das war also knapp die Hälfte der Zeit und das für die Themen der AfD. Was fehlte, siehe Ziffer 1.

5. Was interessant war

- Beide schwärmen von Einwanderung, und Merkel vom Fachkräfteeinwanderungsgesetz; Schulz und Merkel, beide kennen nur das von Egoismus geleitete Interesse an gut ausgebildeten Menschen aus anderen Ländern. Akademiker und ein bisschen abwärts. Mehr nicht. Sie repräsentieren eine politische Führungsschicht, die den nackten nationalen Egoismus vertritt, aber dann hurtig von Wertegemeinschaft des Westens schwärmt. Verlogen bis zum geht nicht mehr.

- Martin Schulz hat sich sehr hart über den amerikanischen Präsidenten Trump geäußert. Das mag er persönlich für berechtigt halten und objektiv spricht einiges dafür, dass die US-Amerikaner eine seltsame Wahl getroffen haben. Aber wenn man Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden will, eines Staates, der erkennbar von den USA abhängig ist, dann muss man bei den eigenen Äußerungen bedenken, dass man nach der Wahl mit diesem Präsidenten reden muss. Martin Schulz hat das nicht bedacht.

- Martin Schulz hat sich auch dezidiert für das Ende der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei ausgesprochen. Angela Merkel hat gezögert und darauf hingewiesen, dass wir im Gespräch bleiben müssten – auch wegen der inhaftierten deutschen Staatsangehörigen. Ich weiß nicht, was Martin Schulz in dieser Frage und auch in seinen Äußerungen zum amerikanischen Präsidenten geritten hat. Wahrscheinlich die Empfehlung, klare Kante zu zeigen – Schulz selbst würde das populistisch nennen. – Seine Vorvorgänger als sozialdemokratische Kanzler bzw. Kanzlerkandidaten haben immer versucht, die Möglichkeiten des Gesprächs auch mit Politikern offenzuhalten, die in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht beliebt waren und ohnehin keine Musterdemokraten. Bundeskanzler Helmut Schmidt redete mit Honecker und besuchte diesen sogar. Willy Brandt redete mit Breschnew und machte mit ihm sogar eine Bootstour auf dem Schwarzen Meer. Usw. Schulz zeigt klare Kante und erschwert seine Arbeit als potentieller Staatsmann.

- Beide, Schulz und Merkel, haben die Wertegemeinschaft des Westens beschworen. Aber sie kamen nicht auf die Idee, zu hinterfragen, wo die Wertegemeinschaft in Bezug auf die NATO-Mitgliedschaft der Türkei und der USA unter der Präsidentschaft von Trump eigentlich geblieben ist. Die Türkei ist in der NATO und damit auch in der behaupteten Wertegemeinschaft – das passt doch nicht zusammen. Die Medienvertreter rührten keinen Finger und bewegten keine Lippe, um nachzuhaken.

6. Fehler, jedenfalls Seltsames von Schulz

- Zunächst sei auf die Äußerungen zu Erdogan und Trump verwiesen, und auch zu Putin, den er, wie es heute unter oberflächlichen Agitatoren üblich ist, in die Reihe mit den beiden anderen setzt: „Trump Erdogan Putin“. Das war Wahlkampf ohne Rücksicht auf die Rolle, die man im angestrebten Amt als Bundeskanzler spielen muss.

- Eigenartig, wenn auch eine Kleinlichkeit: Schulz bedankte sich für die Fragen der Journalisten. Peinlich.

- Schulz redete zu schnell, manchmal schwer verständlich.

- Sein Abschlussstatement war nicht optimal. Am Anfang fragte er, wie viel Zeit er habe, 1 Minute. Da war klar erkennbar, dass er das wusste. Eine Bauernschläue, die unseriös wirkt.

- In Sachen Maut hat er gegenüber Angela Merkel verloren. Sie verwies auf die Ungerechtigkeit, dass wir Deutschen im Ausland zahlen, und die Österreicher zum Beispiel nicht bei uns.

- Gegen Ende kam es zu einer seltsamen Szene. Es ging um einen Gesetzentwurf des SPD-Justizministers Heiko Maas, der im Kanzleramt zur Prüfung liege, was Schulz stolz erwähnte. Merkel erklärte, dass dieser mangelhaft sei. Darauf verkündet Martin Schulz, er werde den Justizminister Maas anrufen. – Etwas zum Fremdschämen.

Fazit: Dass ein Duell der beiden Spitzenkandidaten so uninteressant verlaufen kann, ist nicht nur die Schuld dieser beiden Kandidaten/in. Wenn es keine wirklich kritischen Fragen gibt, die die Oberfläche verlassen, dann kann es auch kein in der Sache ertragreiches Duell werden.“

http://www.nachdenkseiten.de/?p=39914

An den Fragen, die nicht gestellt wurden, auf die es aber ankommt, zeigt sich, was der politisch-mediale Komplex will bzw. nicht will und dass so eine Sendung wie das „Kanzlerduell“ nichts anderes wie das Vorspielen von Demokratie ist.

 

Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm

 

Dada

 

Unsere kleine Polizei-Station

 

Wir befinden uns im Jahre 2017 unserer Zeitrechnung. Ganz Deutschland ist von Verbrechern besetzt … Ganz Deutschland? Nein! Eine von unbeugsamen Hütern des Gesetzes bewohnte Polizei-Station hört nicht auf, dem Verbrechen Widerstand zu leisten.

Und so ist halt noch vieles in Ordnung in der Region. Denn für Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit sorgt der Polizeiposten Rüppurr.

Kleine und große Spitzbuben, mehr oder weniger Leichtgläubige, Verrückte und Alkoholisierte, mehr oder weniger wilde Tiere treiben hier ihr Unwesen. Der Polizeioberkommissar und Chronist Karl Sauter hält diese Vorkommnisse fest im Buch „Tatort Rüppurr – Karl Sauters Notizen aus dem Polizei-Alltag“ aus dem Jahr 2005, jeweils monatlich im lokalen „Rieberger Bläddle“ und „Monatsspiegel“ und im Internet:

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=berichte

http://www.polizei.rueppurr.de/index.php?action=cms&id=1

Von Zeit zu Zeit möchte der Wurm eine dieser Geschichten zitieren. Diesmal geht es um folgenden Fall:

 

Ring gefunden

 

Warum ist Phil sauer?

Weil Kathy ihren Ring verloren hat. Vielleicht hat sie ihn ja auch weggeworfen, wer weiß. Jedenfalls wurde der Ring mit entsprechender Gravur als Fundsache bei uns abgegeben. Er kann vom Eigentümer beim Fundbüro wieder abgeholt werden.

 

Das Leben geht weiter: Ob Freispruch oder Zuchthaus – und auf die Guillotin' hat unser Herr Polizeioberkommissar Karl Sauter eh niemanden geschickt.

Es ist eine liebe Zeit – trotz der Vorkommnisse, menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – beim Polizeiposten Rüppurr.

 

 

 

Bei der Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden handelt es sich tatsächlich um alte Dadaisten.

 

 

 

In diesem Bild ist nicht nur das Antlitz der Schlange dadaistisch, sondern vor allem das Grünzeug bei der Eva. Mensch achte auf Anfang und Ende.