https://rumble.com/v5ej56x-259-uhr-nachts-einsturz-der-carolabrcke-auf-video-festgehalten.html
„Wie sicher sind eigentlich die deutschen Brücken? Das denken sich nach dem Einsturz eines Teils der Dresdner Carolabrücke wohl viele. Nur durch Zufall wurde dort niemand verletzt. Der Fall zeigt anschaulich, was mit anderen Bauwerken passieren kann, wenn deren Zustand nicht rechtzeitig überprüft wird. So müssen nach Angaben des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie in den nächsten Jahren rund 12.000 Brücken saniert werden.“
Einstürzende Altbauten
Ralf Wurzbacher: „In Deutschland wird seit Jahrzehnten nichts gemacht, wo längst hätte Hand angelegt werden müssen: an Straßen, Brücken, Kindergärten, Schulen, Hochschulen, Rathäusern, Bahnhöfen, Schienen. Überall bröckelt der Putz, stinken die Klos, gammelt es vor sich hin. Mithin ist so viel kaputt, dass gar nichts mehr geht, wie bei der Deutschen Bahn. Oder Nötiges wurde gleich ganz plattgemacht – Jugendclubs, Schwimmbäder, Sozialstationen, Krankenhäuser –, um Platz zu schaffen für Luxuswohnungen, Badeparadiese und Konsumtempel. Dabei gehen Verwahrlosung und Raubbau ganz ohne „dolce vita“ ab, ohne faule und korrupte Beamte. Einfach deshalb, weil man mittels Spardiktaten, Schwarzer Null und Schuldenbremse so viele Staatsbedienstete entsorgt hat, dass der Laden von allein vor die Wand fährt.
Fürs Wegsehen braucht es auch keine Geldgeschenke. Der Apparat ist bis zur Betriebsblindheit runtergerockt. Zum Beispiel reicht bei zehntausenden Brücken im Land eine Handvoll Prüfer nicht aus, um zu wissen, welche sich dem Zahn der Zeit wann werden beugen müssen. Immerhin hatte man im Fall der Carolabrücke im Blick, dass Gefahr im Verzug ist – aber handelte zu spät. Ab 2019 wurden in fünf Jahren zwei der drei Züge in Schuss gebracht und erst im vergangenen März für den Verkehr freigegeben. Die Ertüchtigung der dritten Fahrbahn sparte man sich auf, für die Zukunft. Wegen knapper Kassen wurde der Vollzug immer wieder verschoben, trotz bekannter „maßgebender Schäden“. Nun ist die gesamte Brücke einsturzgefährdet, kann mitunter nicht mehr instandgesetzt, muss vielleicht abgerissen und in Gänze neu errichtet werden. Das wird teuer. Erst recht, wenn man die Gesamtdimension dessen betrachtet, was seit einer halben Ewigkeit an Arbeit liegengelassen wurde in diesem Land.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=121192
Gesine Lötzsch: „Manch einer erinnert sich an den makabren Spruch »Ruinen schaffen ohne Waffen«. Städte verfielen, weil Investitionen fehlten. Die Ampel hat die Losung übernommen. Die zivile Infrastruktur zerfällt seit Jahren. Über den Einsturz der Carolabrücke in Dresden muss sich keiner der Verantwortlichen wundern. Es war nicht die Frage, ob eine Brücke, sondern wann eine Brücke zusammenbricht.
Schon 2015 stellte die »Gabriel-Kommission« fest, dass die öffentliche Infrastruktur erodiert. Die Experten forderten 90 Milliarden Euro Investitionen. Schäubles »Schwarze Null« verhinderte die Umsetzung der Vorschläge. Verdi kritisierte 2016: Insgesamt 3,8 Millionen Quadratmeter Brückenfläche sind sanierungsbedürftig. Durch das jahrelange Wegschauen sind viele der Brücken gar nicht mehr sanierungsfähig.
Nach einem »Brückengipfel« 2022 wollte der Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) richtig loslegen. Doch der Bundesrechnungshof hat Anfang dieses Jahres festgestellt, dass das Konzept von Herrn Wissing nicht aufgeht. Es fehlt an Geld und Personal. 2023 sollten 271.200 Quadratmeter Brückenfläche saniert werden. Geschafft wurden nur 160.776. Es ist schon jetzt klar, dass die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit in den nächsten Jahren weiter auseinandergeht. Hinzu kommt, dass die Autobahn GmbH Brücken saniert, die gar nicht die höchste Dringlichkeitsstufe haben. Im vergangenen Jahr waren das 62 Prozent der sanierten Brücken. Das ist billiger und geht schneller. Ich nenne es Selbstbetrug. Die Bundesregierung kann stolz sagen, dass sie der nächsten Generation weniger Schulden vererben wird. Die Schuldenbremse macht es möglich. Allerdings muss die nächste Generation über die Elbe schwimmen, da für neue Brücken kein Geld da sein wird.“
https://www.jungewelt.de/artikel/483658.vor-dem-badengehen.html
Höhere Steuern, mehr Macht dem Staat?
Ralf Wurzbacher: „Was die Sache noch perverser macht: Wenn die Regierenden in Bund und Ländern bei steigendem öffentlichen Druck demnächst tatsächlich zum großen „Wiederaufbau“ blasen, werden dieselben Akteure profitieren, die durch den Ausverkauf des Staates erst so reich geworden sind – Großindustrielle, Banker, Baulöwen, Immobilienhaie. Diverse Steuerreformen zugunsten von Reichen und Unternehmen, Privatisierungen und eine rabiate Politik gegen die Interessen der Bevölkerungsmehrheit haben in einstürzenden Altbauten ihre natürliche Entsprechung. Sie wieder herzurichten, verspricht Milliardenaufträge in gigantischem Stil und Zinsen, die den Staat noch für Jahrzehnte zum „Knausern“ nötigen werden. Dafür gibt es dann wenigstens schicke Autobahnen – gegen Nutzungsgebühr.
Aber so weit muss es nicht kommen. Die Bürgerinnen und Bürger dürfen nicht länger hinnehmen, dass ihr Gemeinwesen, ihre öffentliche Infrastruktur und ihre Systeme der Daseinsvorsorge geschliffen und geplündert werden. Der Staat muss im Gegenteil endlich wieder gestärkt werden und sich das Geld dafür von denen holen, die es im Überfluss haben. Die Einführung einer Vermögensteuer und drastisch höhere Abgaben für Konzerne sind schon sehr viel länger angezeigt. Mit dem Dresdner Brückensturz wird die Forderung dringlicher denn je. Schon beim nächsten Mal könnte es Tote geben.“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=121192
Gesine Lötzsch: „Auch wenn die »Schwarze Null« nicht mehr die oberste Priorität der Bundesregierung ist, fehlt das Geld für die zivile Infrastruktur. Das braucht die Bundesregierung für die Aufrüstung der Bundeswehr. Allein dafür sind im nächsten Jahr nach NATO-Kriterien 89,43 Milliarden Euro vorgesehen. Wenn das 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen der Bundeswehr 2027 auslaufen wird, sollen ab 2028 für das Militär 28,1 Milliarden Euro zusätzlich aus dem regulären Haushalt finanziert werden, um das Zwei-Prozent-Ziel der NATO zu erfüllen. Zum Vergleich: Im nächsten Jahr sind für die Investition in die Bundesfernstraßen und die Bundesschienenwege insgesamt 31,9 Milliarden Euro vorgesehen. Da würde für Brückensanierungen nicht viel übrigbleiben.
Die Diskussion um die Schuldenbremse verdeckt ein wichtigeres Problem: Ein großer Teil der Gesellschaft wird immer ärmer. Gleichzeitig wächst die Zahl der Superreichen in Deutschland deutlich. 3.300 Superreiche haben ein Finanzvermögen von über 100 Millionen Dollar. Eine Vermögenssteuer für Milliardäre und Millionäre ist überfällig, damit die nächste Generation nicht baden geht.“
https://www.jungewelt.de/artikel/483658.vor-dem-badengehen.html
Aus einem früheren Beitrag des Wurms: „Privatisierungen sind in vielen Fällen sinnvoll und positiv für alle Beteiligten. Und es gibt Fälle, wo es zumindest nicht notwendig ist, dass der Staat sich wirtschaftlich betätigt. Etwa im Automobilbau, wo das Land Niedersachsen einen hohen Anteil der VW-Aktien besitzt.
Wo es aber um die Versorgung der Allgemeinheit geht, ist Privatisierung schädlich. Beim Übergang vom Staat zu privaten Firmen merkt der Verbraucher sofort zwei Dinge: es wird für ihn teurer und der Service sinkt.
Grund dafür sind die gestiegenen Kosten: das Führungs-Personal ist deutlich teurer als es die Beamten waren, es muss mehr oder überhaupt geworben werden, und es muss ein ordentlicher Gewinn erzielt werden. Während es dem Staat noch um die Versorgung der Allgemeinheit ankam, interessiert das den privaten Betreiber nicht und für ihn unrentable Dinge werden gestrichen – die aber für Teile der Allgemeinheit wichtig gewesen wären.
Teilweise hat Privatisierung katastrophale Folgen. Aus einem früheren Beitrag: „Neben der lokalen Verwaltung, die die Warnungen wg. Feuergefahr ignoriert hatte, tragen vor allem die britischen Regierungen der letzten Jahrzehnte die Verantwortung mit ihrer Privatisierungs- und Deregulierungswut, die zu massivem Sicherheits-Abbau geführt hat …
„Abbau von Bürokratie“ und „schlanker Staat“ mögen teilweise gut und notwendig sein – oft ist das aber auch mit Nachteilen für den einzelnen Bürger versehen. Wie es sich in diesem Fall auf drastische Weise zeigte.
Beim Hochhaus-Brand von London handelt es sich um keine Tragödie – sondern um Mord.“
http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/283-schlanker-staat.html
Für die Bevölkerung ist viel Unheil durch Privatisierungen entstanden. Ob bei Bahn http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/30-kein-schoener-zug-der-bahn.html , http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/256-ablenkung.html , Post, Autobahnen, Flughäfen, Wasserwerken http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/309-wasser.html , ehemaligen Sozialwohnungen http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/263-der-geheimdienst-die-stadt-und-die-not.html , gesetzlicher Rente http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/273-verraten-und-verkauft.html , Kranken- oder Pflege-Versorgung.
In das Unheil getrieben durch eine neoliberale Ideologie, die dafür sorgt, dass Konzerne mit Milliarden-Gewinnen und Vermögende immer weniger Steuern an den Staat zahlen, welcher hauptsächlich diese Klientel bedient und seine eigene Infrastruktur vernachlässigt.
Teils aus mangelndem Geld für die entsprechenden Bereiche, teils aus Unwillen, ist stellenweise schon ein dramatisches Staatsversagen zu beobachten, siehe http://www.ansichten-eines-regenwurms.de/335-selbstjustiz.html
Wg. Werbeeinnahmen und ideologischer Nähe trommeln die großen Medien andauernd für Steuersenkungen und Privatisierungen, während sie die allgemeine Versorgung kaum interessiert.
Wenn ein dramatisches Unglück passiert, ist das für sie zwar tragisch, aber irgendwie trägt keiner die Verantwortung dafür.
Unabhängig vom dramatischen Unglück von Genua gilt: radikale Umkehr vom Neoliberalismus, starker Staat, starke Steuer-Einnahmen, starker Wille des Staats, sein eigenes Recht durchzusetzen, starker Wille des Staats, sich für die allgemeinen Interessen der Bevölkerung und deren Versorgung einzusetzen!“
https://www.ansichten-eines-regenwurms.de/index.php/593-der-brueckeneinsturz-zu-genua
Was der Wurm vor 6 Jahren geschrieben hat, stimmt immer noch – allerdings wurde in diesen Jahren auch deutlich, dass die Eliten-Verwahrlosung immer weiter vorangeschritten ist, ob in Politik, Verwaltung oder Wissenschaft.
Viel zusätzliches Geld würde eher für Unfug verplempert als für sinnvolle Infrastruktur ausgegeben werden.
Staat als Teil des Problems
Vera Lengsfeld: „Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler hatte bereits im September 2023 einen Antrag ins Stadtparlament eingebracht, den Zustand der Dresdner Brücken zu überprüfen. Bis zum Juni 2024 sollte der Oberbürgermeister einen Bericht über die Ergebnisse der Untersuchungen abgeben. Wenn dieser Antrag nicht verschleppt worden wäre, hätte man die Schäden an der Carola-Brücke erkennen und den Einsturz verhindern können. Die Freien Wähler verlangen nun, dass ihr Antrag unverzüglich wieder aufgenommen und die geforderten Untersuchungen durchgeführt werden. Gleichzeitig wiesen sie in ihrer Presseerklärung vom 12. September darauf hin, dass der Baubürgermeister Stefan Kühn (Grüne) Steuergeld für grüne Verkehrsexperimente verschleudert, sich um die Verkehrssicherheit aber nicht kümmert. Wie einst in der DDR wird in Dresden wieder von der Substanz gelebt. Nun hat die Stadt eine ihrer wichtigsten Verkehrsadern verloren. Wann die Carola-Brücke wieder aufgebaut und wie lange das dauern wird, steht in den Sternen. Es heißt, die Mittel wären knapp.
Das ist eine Lüge. Die Steuereinnahmen sind immer noch auf einem historischen Hoch. Die Verschwendung von Steuergeldern aber ebenso. Zeitgleich zum Einsturz der Carola-Brücke kam die Meldung, dass sich Deutschland mit 22 Milliarden an Klimaschutzprojekten in Südafrika beteiligen will. In China, so stellten Ermittler fest, sind 45 vom Umweltministerium unter Steffi Lemke (Grüne) geförderte „Klimaschutzprojekte“ in Wirklichkeit Geldbeschaffung für kriminelle Banden gewesen. Die Ministerin, die verantwortet, dass es keinerlei Kontrollen gab, die den Betrug hätten aufdecken können, tritt nicht zurück.
Das Familienministerium fördert die Kampagnen-Gruppe Campact, die in der Thüringer Landtagswahl eine Kampagne zugunsten der Grünen betrieben hat. Die grüne Ministerin gibt also Geld, um ihre Parteifreunde vor dem Rausschmiss aus dem Landtag zu bewahren. Das ist korrupte Veruntreuung von Steuergeldern. Wirtschaftsminister Habeck förderte Edeka mit Millionensummen für Heizungsumbau und Elektroautos. Die Konzernleitung bedankt sich, indem sie vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anzeigen gegen politische Mitbewerber der Grünen schaltet.
Deutschland, das einst als sicherer Rechtsstaat galt, versinkt im Korruptions-Sumpf.“
https://reitschuster.de/post/der-einsturz-der-carola-bruecke-ist-ein-menetekel/
„Der Politik wird in Deutschland inzwischen alles untergeordnet, das wird am Einsturz der Carolabrücke deutlich. Wie in einem Brennglas zeigen sich in Dresden die Fehlstellungen, die in Deutschland wirksam sind und das Land ins Abseits führen. Kompetenz hat sich der Politik unterzuordnen.
Nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden gerät der Dresdener Stadtrat in den Fokus. Dabei wird ein für Deutschland inzwischen typisches Phänomen sichtbar: Posten werden nicht nach Qualifikation, sondern nach politischen Kriterien vergeben.
Stephan Kühn (Bündnis 90/Die Grünen) ist Baudezernent in Dresden und damit auch für die Brücken der Stadt verantwortlich. Das kam so: Im Mai 2019 fanden in Dresden Wahlen zum Stadtrat statt. Die Grünen wurden mit 20,3 Prozent stärkste Kraft, gefolgt von CDU und AfD. Es begann das übliche Postengerangel. Das Baudezernat beanspruchten die Grünen für sich. Noch vor einer offiziellen Ausschreibung der Stelle legten sie den Diplomsoziologen Stephan Kühn als Kandidaten fest. Kühn ist Berufspolitiker und kann daher alles – zumindest nach seiner Selbsteinschätzung. Von 2009 bis 2020 war er Mitglied des Bundestages und bis 2011 baupolitischer Sprecher. Er kennt sich aber auch mit Verkehr und digitaler Infrastruktur aus und bekleidete entsprechende Posten.
Seine Wahl zum Beigeordneten für Stadtentwicklung, Bau, Verkehr und Liegenschaften war umstritten. Die AfD wollte damals in der Stellenausschreibung festlegen, dass nur ein Ingenieur, Architekt oder Jurist mit Ausrichtung auf Baurecht den Posten bekommen sollte. Die Freien Wähler forderten, es müsse eine Auslese unter den für dieses Amt Befähigten geben. Kühn besitzt keinerlei fachliche Qualifikation, wurde aber mit der Unterstützung der Stimmen von CDU, SPD und den Linken ins Amt gehoben.
Der Vorgang ist für Deutschland typisch. Posten werden aus politischen und nicht aus fachlichen Gründen vergeben. Parteienproporz, Gendergerechtigkeit und Zugehörigkeit zu einer sexuellen Minderheit sind bei der Postenbesetzung in Deutschland inzwischen maßgebend. Ob eine Person die fachlichen Voraussetzungen mitbringt, dagegen nicht.
Politiker wie Annalena Baerbock, Christian Lindner und Robert Habeck verdeutlichen das ebenso wie die politische Karriere von Ursula von der Leyen. Es fehlt ihnen die Qualifikation für das jeweilige Amt. Das Ergebnis ist entsprechend.
Die Wahl von Kühn wurde juristisch angefochten. Die Rechtmäßigkeit seiner Wahl wurde im Juli vom Verwaltungsgericht Dresden bestätigt. Das Urteil hebt hervor, dass die Parteizugehörigkeit maßgeblich ist, und nicht die fachliche Qualifikation.
Am 21. September 2023 stellte die Fraktion der Freien Wähler im Dresdener Stadtrat den Antrag, alle Brücken der Stadt überprüfen zu lassen. Der Antrag wurde schließlich am 17. Juni mit den Stimmen der Grünen, der Linken, der SPD, der Piraten und der PARTEI abgelehnt. In der Nacht vom 10. auf den 11. September stürzte die Carolabrücke ein. Vermutlich hätte sich das Unglück verhindern lassen, wäre der Antrag nicht aus politischen Gründen abgewiesen worden. Aber in Deutschland gilt, man stimmt dem politischen Gegner auch dann nicht zu, wenn er inhaltlich recht hat und Gefahr im Verzug ist.
Bereits im Jahr 2023 hat sich Kühn auf dem Kurznachrichtendienst X gegen Vorwürfe des Kommunalpolitikers Holger Zastrow gewehrt, er würde seinen Verpflichtungen nicht nachkommen. Kühn twitterte damals, dass die "Kritik von Zastrow, wir würden die Brücken vergammeln lassen, jeder sachlichen Grundlage entbehre“. Der Tweet, der auch die Carolabrücke nennt, wurde inzwischen gelöscht. Das Problem war benannt und in der Dresdner Stadtpolitik bekannt. Es wurde ignoriert.
Innerhalb der Strukturen institutionalisierter Korruption und Vetternwirtschaft, wie sie in Deutschland herrschen, ist es unwahrscheinlich, dass der Einsturz der Carolabrücke politische Konsequenzen nach sich ziehen wird. Aber der Vorgang illustriert anhand der Stadt Dresden die deutschen Zustände.
Der Einsturz der Carolabrücke reiht sich ein in den Skandal um den Flughafen BER, die Gleichgültigkeit der Politik hinsichtlich der Katastrophe im Ahrtal, den Niedergang des Standorts Deutschland und vielem mehr. Das Versagen der Politik lässt sich für jeden Fall im Detail aufzeigen – nur ändern wird sich deswegen trotzdem nichts, denn die politischen Vertreter haben sich komplett immunisiert.“
https://freedert.online/inland/219106-parteiproporz-vor-kompetenz-was-einsturz/
Mittendrin und nicht dabei
Dagmar Henn: „Im Moment sieht es so aus, als werde sich kein Schuldiger benennen lassen, der die Verantwortung für den Einsturz der Dresdner Carolabrücke trägt. Aber reiner Zufall war es dennoch nicht, denn es muss ein massiver Schaden vorgelegen haben, damit es zu einem derartigen Ereignis kommen kann.
Ein Teil davon ist womöglich reines Pech. Die Arbeiten für die Sanierung des dritten Strangs dieser Brücke waren bereits vergeben und sollten im Oktober beginnen. Ende 2025 sollte die Sanierung der gesamten Brücke, die 2019 begonnen wurde, endlich abgeschlossen sein.
Was aber natürlich die gewohnte Frage aufwirft: Warum dauert es so lange? Ein denkbarer Grund könnte in der Finanzierung der Arbeiten liegen. Die Brücke zählt als Teil einer Bundesstraße. Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern sind verpflichtet, die Instandhaltung auf ihrem Gebiet zu tragen. Zum Ausgleich erfolgen Zahlungen aus den Mautgebühren. Im Protokoll der Stadtratssitzung vom 27. Januar 2022, in der es um einen Teilbeschluss der Planungsvorgaben für die vorgesehene Sanierung ging, findet sich die Aussage der Stadträtin Krause, "dass aktuell nicht auf Landesmittel zurückgegriffen werden kann und man daher die Finanzierung aus Eigenmitteln der Stadt bestreiten müsse".
Die angesetzten 8,4 Millionen Euro für den letzten Abschnitt der Sanierung sind für die Haushaltsjahre 2024 und 2025 eingeplant. Im ersten Überblick aus dem Jahr 2021 wurden die Gesamtkosten noch mit 7,3 Millionen Euro angesetzt. Der Zeitplan hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre nicht verändert, diese sechs Jahre waren von Anfang an angesetzt. Es ist natürlich denkbar, dass die Gründe für diese lange Zeitspanne im Bereich des Verkehrsflusses lagen, den man möglichst wenig beeinträchtigen wollte, und nicht im Bereich der Finanzen, und es wird in den kommenden Tagen mit Sicherheit zum Thema werden, warum die Sanierung dieser einen Brücke zwei Jahre mehr in Anspruch nimmt, als es einmal dauerte, sie zu bauen. Aber 8,4 Millionen sind für einen städtischen Haushalt mit Investitionsausgaben von 384 Millionen für 2024 kein unüberwindlich hoher Betrag.
Allerdings: In der Präsentation des Tiefbauamts vom 23. Januar dieses Jahres finden sich folgende Angaben zur geplanten Sanierung, die als "Facelifting" beschrieben wird:
"Anlass: Bausubstanz erhalten und an gegenwärtige Nutzungsanforderungen anpassen
Maßnahmen: Instandsetzung der Brücke ‒ innen und außen, Erneuerung, Abdichtung, Fahrbahnbelag, Entwässerung, Elektrik, Beleuchtung, Geländer, Fahrbahnübergangskonstruktion, Neubau Kappen mit Verbreiterung"
Weiter steht da unter dem Stichwort "Bestandsaufnahme":
"Im Ergebnis der letzten Bauwerksprüfung wurde festgestellt:
- ca. 80 örtliche begrenzte Schadstellen, insbesondere an der Bauwerksunterseite und im Hohlkasten
- schadhafte Bauwerksabdichtung
- Schäden im Fahrbahnaufbau und an Ausstattung"
Das, was als wahrscheinlicher Grund angegeben wird und was vermutlich auch der Grund des Einsturzes war, die Korrosion der Stahlträger im Beton, verbirgt sich hinter der Formulierung "schadhafte Bauwerksabdichtung". Man kann es ganz simpel formulieren: Solange die Stahlträger durch den Beton darüber geschützt sind, fangen sie nicht an zu rosten. Aber eine Brücke wird nicht nur durch den Verkehr, der sie quert, belastet, sondern auch durch Hitze und Kälte, und man weiß längst, dass Stahlbetonbrücken, die man bei ihrem Auftauchen für unverwüstbar hielt, doch nicht ewig halten.
Der Leiter des Tiefbauamts formuliert die Gründe etwas sonderbar: "Wir haben hier zu DDR-Zeiten massiven Chlorid-Eintrag gehabt." Was die DDR damit zu tun hat, ist unklar. Die Brücke wurde von 1967 bis 1971 gebaut, und vor 35 Jahren hat man auch im Westen Deutschlands deutlich mehr Streusalz eingesetzt (das ist es, was mit "Chlorid-Eintrag" gemeint ist), das hat nichts mit der DDR zu tun. Übrigens auf Brückenbauwerken besonders lang, weil durch die feuchte Luft über Flüssen das Risiko überfrierender Nässe hoch ist. Und Streusalz ist Gift für Stahlträger, weil das Salzwasser selbst über mikroskopisch kleine Risse eindringt und dann eben die Stahlträger rosten.
Man habe, so das Tiefbauamt, bei der Brücke einen "Chloridentzug" durchgeführt. Das sind Verfahren, die beispielsweise durch Anlegung einer elektrischen Spannung bewirken sollen, dass das Chlor wieder aus den entstandenen Metallsalzen gelöst und nach außen abgegeben wird. Sie sind allerdings relativ neu und es liegen noch nicht wirklich langfristige Erfahrungswerte (also über den Lebenszyklus eines solchen Bauwerks hinweg) vor. Der entscheidende Punkt hierbei ist, dass es sich um eine Methode handelt, die einen eventuell nötigen Ersatz des Bauwerks verhindern soll. Und ihre Wirksamkeit hängt unter anderem davon ab, ob die im Anschluss nötige Neuabdichtung mit entsprechender Sorgfalt vorgenommen wurde.
Tatsächlich fand dieser Chloridentzug bereits vor dem Jahr 2019 statt, denn in einer Antwort auf eine Anfrage der Linken vom 02.07.2019 (AF3134/19) heißt es, der Überbau sei "trotz Chloridentzug weiterhin kontaminiert" und die "Reparaturstellen mit Betonersatzsystemen großflächig wieder schadhaft". Die Zustandsnote im Prüfbericht 2017 (auf den 2023 ein weiterer gefolgt sein muss) lag bei 3,0. Das gilt bereits als "nicht ausreichender Bauzustand".
Es gibt eine weitere, ältere Präsentation aus dem Jahr 2021, die einen deutlicheren Eindruck vom Ausmaß der Schäden gibt. Darin finden sich Aufnahmen vermutlich aus dem Hohlkasten der Brücke. Eine zeigt abgeplatzten Beton und freigelegte Stahlträger, eine andere typische "Rotznasen", die auf dem Beton verlaufen und auf eine Roststelle weiter oben verweisen.
Das Problem bei diesen Darstellungen: Es ist schwierig und aufwendig, in den Beton selbst hineinzublicken. Da stellt sich die Frage, wie gründlich tatsächlich die Überprüfung des Bauwerks war. Und hier gibt es eine schlichte statistische Zahl, die selbst dpa unter der etwas irreführenden Überschrift "Deutschlands Brücken sind sicher" eingestehen musste:
"Auf Basis einer Befragung der Kommunen geht das Deutsche Institut für Urbanistik in einem Bericht aus dem vergangenen Jahr davon aus, dass jede zweite Straßenbrücke in keinem guten Zustand ist. Damit wäre ihr Zustand sogar schlechter als bei den Bundesbauten. Eine zentrale Erfassung der Brückenzustände gibt es auf Landes- oder kommunaler Ebene allerdings nicht."
Keine wirklich neue Information. Ich erinnere mich an kommunalpolitische Debatten vor mittlerweile mehr als 15 Jahren, bei denen die Zahl, die kursierte, noch jede dritte Brücke umfasste. Aber schon damals war eine weitere Aussage untrennbar damit verbunden: Das können die Kommunen nicht leisten.
Dieser dritte Teil der Carolabrücke sollte, so die Planung, verbreitert werden ‒ auf der anderen Außenseite ist dies bereits realisiert. Und dann sollte da noch ein Verkehrsversuch rund um den Fahrradweg stattfinden, über dessen Ursprünge man nicht lange rätseln muss. Kann es sein, dass die ganz banale Frage der baulichen Sicherheit der Brücke schlicht von Schnick und Schnack in den Hintergrund gedrängt wurde? Also die Aufmerksamkeit auch des Dresdner Tiefbauamts mehr auf jenen Fragen lag, mit denen man sich schick und modern geben konnte, als auf so banalen Fragen wie dem Zustand des 50 Jahre alten Stahlbetons? Man könnte angesichts der beiden Präsentationen durchaus den Eindruck gewinnen. Wovon man jedoch grundsätzlich ausgehen kann, ist, dass diese Behörde mit Sicherheit unterbesetzt ist. So, wie es vermutlich die entsprechenden Bauprüfer auch sein dürften.
Was sogar eine naheliegende Erklärung geben kann, sollte die Prüfung etwas weniger gründlich erfolgt sein ‒ immerhin war die Sanierung bereits geplant. Nun, man wird sehen, wie weit Prüfberichte und Befund nach dem Einsturz voneinander abweichen. Wobei das dauern kann ‒ schließlich ist Dresden noch glimpflich davongekommen: Bei dem Einsturz wurden keine Menschen geschädigt, und der Einzige, der noch in irgendeiner Haftung sein könnte, wäre die Firma, die den Chloridentzug durchgeführt hat.
Niemand findet es noch auffällig, wenn diese Sanierung ganze 50 Prozent mehr Zeit benötigt als der Bau. Alle beteiligten Kommunalpolitiker sind es längst gewohnt, dass kommunale Kassen mindestens schlecht gefüllt, wenn nicht leer sind, und auch die heutigen Leiter von Baubehörden können sich persönlich gar nicht mehr an die Zeit erinnern, als die personelle Ausstattung für die ordnungsgemäße Erfüllung der Aufgaben genügte.
Im Grunde ist es auf allen Ebenen so wie derzeit bei der Deutschen Bahn, bei der der simple Anspruch, die Züge mögen ihr Ziel in der vorgegebenen Zeit erreichen, schon derart unvorstellbar ist, dass man vorschlägt, doch einfach Züge zu streichen. Oder wenn eine ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer immer noch als beliebt gilt, obwohl unter ihrer Verantwortung im Ahrtal mehr als hundert Menschen unnötig ihr Leben gelassen haben, weil das eine irgendwie mit dem anderen nichts mehr zu tun hat. Schlicht, weil eine Verleugnung von Verantwortung nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist, oft schon deshalb, weil man ein ordentliches Funktionieren gar nicht mehr kennt, und gerade weil sich das durch alle Bereiche zieht, das Ergebnis so wirkt, als handele es sich um ein Naturereignis oder einen Zufall.
Wie gesagt, es wird kein Schuldiger benannt werden können.“
https://freedert.online/meinung/218878-dresdener-brueckeneinsturz-viele-beteiligte-kein/
Ich bin Philanthrop, Demokrat und Atheist. Rupert Regenwurm
Das Böse verlachen
- Satire, Realsatire, ernst Gemeintes -
14. September - Wochenkommentar von Ferdinand Wegscheider
„Sommerloch!“ - Im ersten Kommentar nach der Sommerpause werfen wir heute einen analytischen Blick auf den durchaus ereignisreichen Sommer 2024, der weit mehr zu bieten hatte als das Sommerloch vergangener Jahre.
https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa202srv5cxccz8r7h1j/
Simone Solga: Wir sind im Endspiel | Folge 131
https://www.youtube.com/watch?v=kq8ir4fhVqk
Wir bauen Brücken / Steimles Aktuelle Kamera / Ausgabe 158
https://www.youtube.com/watch?v=PKUNSsJ6ATY
HallMack Aktuelle Kamera 76 - Handbook Germany
https://www.frei3.de/post/787820dc-15e0-4439-ad1f-5ccb0a5cf831
HallMack Aktuelle Kamera 77 - CDU rät zur Wahl der SPD
https://www.frei3.de/post/f83b3812-b573-403a-a0bc-449c0b2a176c