Rolf Hochhuth ist im Alter von 89 Jahren gestorben.
Claus Peymann schrieb zu seinem 84. Geburtstag: „Hochhuth ist der lebende Beweis, dass man im hohen Alter immer noch in der Pubertät sein kann. Keiner tobt so wie ein Kugelblitz durch das Berliner Kulturleben. Und dass er ein Aprilscherz ist, der vor keinem Fettnäpfchen zurückscheut, sondern alles tut, um hineinzuspringen, wenn er eins sieht – so soll es bleiben, bis er 100 Jahre alt ist. Und wenn wir alle schon vermodern, soll er noch als Gespenst um den Schiffbauerdamm herumtoben und nach seinem Stellvertreter suchen.“
Umtriebig war er bis zum letzten Tag. Und kaum ein anderer Mensch hat dermaßen für Anstöße zu gesellschaftlichen Debatten und für Furore gesorgt wie er. Unter anderem
- das Tun (bzw. Nicht-Tun) von Papst Pius XII. und der Katholischen Kirche zum Holocaust
- die Bombardierung deutscher Städte, nachdem der Krieg bereits entschieden war
- Winston Churchills Rolle beim Tod des Ministerpräsidenten der polnischen Exil-Regierung, Władysław Sikorski
- die Rolle „furchtbarer Juristen“ im Nationalsozialismus; der Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Hans Filbinger, musste wg. seines Starrsinns zurücktreten
- dem weitgehend vergessenen Hitler-Attentäter Georg Elser wurde durch seine Initiative in Berlin ein Denkmal aufgestellt
- auch sozial setzte er sich ein: unter anderem musste die Stadt Kiel menschen-unwürdige Obdachlosen-Baracken abreissen und „ordentliche“ Wohnungen bauen